Ein Kapitel aus einem nie veröffentlichten Buch - Legalismus versus Konfuzianismus

Ein weiterer Text aus demselben nie veröffentlichten Buch

 Die Legalisten hatten den Grundsatz, dass jegliche Fragen der Moral komplett egal seien, und das lange Überleben des Staates das einzige Ziel der Politik sein sollte. Egal mit welchen Mitteln.[1]  Für die Legalisten galt der Grundsatz, dass die einzige Loyalität des Menschen vornehmlich dem Staat gelten sollte und nicht der Familie oder dem Clan oder einer anderen nicht staatlichen Struktur. Gleichzeitig seien nur die Kategorien Soldat und Arbeiter wichtig, und der Staat hätte nur zu fördern, dass es möglichst viele Soldaten und Arbeiter geben würde. Kultur sei absolut nicht von Bedeutung. Und das Ziel des Staates müsse sein, den „dummen, egoistischen Bürger“ durch politische Insitutionen mit Gewalt zu seinem Glück zu zwingen. Ein gutes System könne ein schlechtes Individuum nämlich spielend „korrigieren“. Dabei sollten vor Allem Belohnungen und Bestrafungen eine entscheidende Rolle spielen, den Menschen zu formen. [2] Das Ergebnis davon war, dass die Legalisten eine extreme Vorliebe für brutale Foltermethoden, selbst für kleinste Verbrechen hatten. Und diese wurden meistens auch öffentlich durchgeführt.[3] Die Konfuzianer waren gegen die Anwendung von Belohnungen und schweren Strafen als Mittel zur Disziplinierung des Volkes. Stattdessen wollten die Konfuzianer das Verhalten durch ein system wechselseitiger moralischer Verpflichtungen steuern, was auf sozialen Rollen basierte. Das Ideal der Konfuzianer war damit ein System der Gesellschaft als größerer Familie, wo der Kaiser die Rolle des „Vaters des Volkes“ annehmen sollte. Dadurch sollte auch sichergestellt sein, dass das Wohl der Bürger wichtiger ist, als das Wohl des Staates. Persönliche Beziehungen zwischen konkreten individuellen Menschen seien auch für die Politik und Moral weitaus wichtiger als abstrakte politische Institutionen. Auch, weil der Mensch selbst in der Lage sei, zu entscheiden, was moralisch richtig sei.[4] Das, was Konfuzius da beschrieb, ist keine erst neu zu schaffende Gesellschaftsutopie, sondern nichts anderes, als die normale traditionelle Gesellschaftsstruktur. Laut Evola basiert ein traditioneller organischer Staat/ eine organische Gesellschaft auf dem zusammenspiel kleinerer Systeme (wie Familien, Gilden, Klöster), die sehr stark für sich selbst agieren können und sollten. Die einzige Aufgabe des Staates sei es, diese freien Einheiten zu koordinieren und ein problemloseres Zusammenspiel zu ermöglichen. Demgegenüber sei zentralstaatliche Planung der Gesellschaft laut Evola antitraditionell und würde auch keine wirkliche Ordnung schaffen, sondern nur das Chaos verdecken. Ein guter traditoneller Herrscher sei deshalb jemand, der alle Macht hat, eben, weil er nicht in alles eingreift, sondern die Bürger selbst denken lässt.[5] Die Legalisten waren der traditionellen Gesellschaftsstruktur sowieso kritisch gegenüber eingestellt und wollten alles Traditionelle beseitigen, was die Autorität des Kaisers in Frage stellen könnte. Dies führte unter Anderem zu Zensur, Verfolgung von Intellektuellen, Infragestellung der Familie und Verbrennung antiker Schriften.[6] Die Qin Dynastie, die maßgeblich von den Legalisten mit aufgebaut wurde, war berüchtigt auf Grund ihrer Grausamkeit. Diese Grausamkeit war auch ein Grund für ihren Untergang. Dort gab es nämlich die Regel, dass Leute fürs zu Spät kommen zur Arbeit hingerichtet werden können. Unter den Opfern dieser Regel sollten auch die Soldaten Chen Shen und Wu Guang sein. Diese waren mit ihrer Hinrichtung aber nicht einverstanden und probten den Aufstand. Die Nachricht von deren Meuterei löste einen Flächenbrand aus, in Folge dessen sich im ganzen Land Leute gegen die Regierung erhoben. In folge Dessen ging die Qin Dynastie unter und wurde von der Han Dynastie abgelöst. Diese versuchte einen Kompromiss zwischen den Legalisten und den Konfuzianern zu schließen, da man meinte, dass die totalitäre Gesetzesliebe der Legalisten für den Untergang der Qin verantwortlich war. Fast jedem Herrscher der Han war es auch peinlich, irgendwelche legalistischen Einflüsse zu zu geben, da der Legalismus einen sehr schlechten Ruf hatte. Stattdessen gab man sich betont konfuzianisch.[7] Später wurde der Legalismus als Doktrin durch Mao Tse Tung gefördert, weil er dies als die gesellschaftlich fortschrittlichste antike chinesiche Philosophie ansah. [8]
   [1] Stanford Encyclopedia of Philosophy: Legalism https://plato.stanford.edu/entries/chinese-legalism/#RulSup   [2] Zhou, Haiwen 2017 Confucianism and the Legalism: A model of the national strategy of governance in ancient china. https://mpra.ub.uni-muenchen.de/81944/1/MPRA_paper_81944.pdf Seite 7ff   [3] Crime and Punishment in Ancient China http://www.duhaime.org/LawMuseum/LawArticle-367/Crime-and-Punishment-in-Ancient-China.aspx   [4] Zhou, Haiwen 2017 Confucianism and the Legalism: A model of the national strategy of governance in ancient china. https://mpra.ub.uni-muenchen.de/81944/1/MPRA_paper_81944.pdf Seite 5f   [5] Evola, Julius, 1974 Fascism viewed from the Right, Arktos Media Ltd. S.42   [6] Stanford Encyclopedia of Philosophy: Legalism https://plato.stanford.edu/entries/chinese-legalism/#RulSup   [7] Zhou, Haiwen 2017 Confucianism and the Legalism: A model of the national strategy of governance in ancient china. https://mpra.ub.uni-muenchen.de/81944/1/MPRA_paper_81944.pdf Seite 10f   [8] Stanford Encyclopedia of Philosophy: Legalism https://plato.stanford.edu/entries/chinese-legalism/#RulSup