Der ehemalige Staatspräsident Tschechiens hat eine bemerkenswerte Rede zu den Feierlichkeiten um die Einweihung des Marx Denkmal in Trier geschrieben. Diese wurde im Rahmen einer AfD Veranstaltung in Trier vorgetragen. Hier die Rede im Ganzen, mit einigen Anmerkungen meinerseits:
Sollte Karl Marx zweihundert Jahre nach seinem Geburtstag ein neues kolossales Denkmal in Trier bekommen?
Ich bedanke mich für die Einladung zu der heutigen Veranstaltung, welche, so hoffe ich, nur eine Erinnerung an Marx und keine Feier an ihn ist. Auch das Wort Erinnerung ist nicht passend. Unser heutiges Treffen sollte eine Warnung sein, eine Warnung vor der Bagatellisierung des zerstörerischen Einflusses, der Karl Marx über die letzten 150 Jahre hatte und, wie es sich zeigt, immer noch hat. Für einige von uns ist es nicht begreiflich. Die traurige Erfahrung des 20. Jahrhunderts sollte für alle genügend, überzeugend und entscheidend sein. Leider ist es nicht so.
Ich habe nicht die Absicht, das Werk von Karl Marx oder seine Hauptthesen hier und heute zu analysieren, dazu gibt es andere Veranstaltungen. Als ein ehemaliger Akademiker bin ich nicht für vereinfachte und oberflächliche Urteile. Karl Marx war ohne Zweifel ein bedeutungsvoller und sehr einflussreicher Denker und Ideologe. Wir dürfen uns unseren heutigen Streit mit Karl Marx nicht einfach machen.
Marx war auf jeden Fall ein wichtiger Repräsentant der Sozialwissenschaften – auch wenn er in meinem Fachgebiet, d.h. in der Volkswirtschaftslehre, nur eine zweitrangige Bedeutung hat. In der Wirtschaftslehre wird er seit langem nicht mehr zitiert und unterrichtet.
Ich erinnere mich – schon ein halbes Jahrhundert – an die Aussage eines der berühmtesten Volkswirte der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts, der amerikanische Nobelpreisträger Paul Samuelson, der im Jahr 1968 sagte: Marx war ein wichtiger Sozialwissenschaftler, aber in der Volkswirtschaftslehre war er ein „Postricardianer von kleineren Bedeutung“. Diese damals scharfe Erklärung hat er anlässlich Karl Marx‘s hundertfünfzigsten Geburtstags abgegeben. Damals war Karl Marx im meinem Land, in der kommunistischen Tschechoslowakei, noch ein wichtiger Teil der offiziellen Ideologie. Heute ist es ganz anders. Der Stern von Marx glänzt nicht mehr so klar. Trotzdem hat er hier, in Trier, heute ein neues Denkmal bekommen. Es ist aber ein Denkmal des längst verblassten Ruhmes.
Den heutigen Jahrestag sollten wir zur Warnung nutzen, wozu scheinbar harmlose, akademisch ausgesprochene Ideen eines ambitiösen, unglaublich fleißigen und zielstrebigen Intellektuellen in der Realität führen können. Ich sage es als jemand, der mehr als vier Jahrzehnte in einem politischen, ökonomischen und sozialen System, welches Marx propagierte, verbracht hat. Schon damals habe ich Karl Marx gut verstanden. Dank meiner persönlichen – allzu langen – Erfahrung ist für mich die Debatte über Karl Marx kein bloßes Theoretisieren. Die Tragik des kommunistischen Systems fühlte ich, und fühle ich noch heute sehr stark.
Oft sind wir mit seinen heutigen Anhängern konfrontiert, die behaupten, dass Marx der Welt tolle Ideen schenkte, die leider nicht richtig verstanden, interpretiert und realisiert wurden. Seine Lehre wurde nach ihnen missbraucht, vereinfacht und trivialisiert. Diese Aussage kann ich nicht akzeptieren. Jemand sagte einst, dass die Stärke einer Lehre in ihrer Trivialisierung am besten zu erkennen ist. Genau das ist auch beim Marx geschehen. Deshalb ist er, als ein Volkstribun, zu einer Ikone vom Sozialismus und Kommunismus geworden.
Was macht Marx so attraktiv nicht nur für die Massen als auch, wie wir sehen können, für die Eliten dieser Welt? Nicht nur das Versprechen ein Paradies auf Erden zu erschaffen. Wichtiger für die Eliten ist es, dass Marx für die Herrschaft des Menschen über den Menschen steht. Selbstverständlich stellt er den damit verbundenen Anspruch sich und seine Glaubensbrüder als intellektuelle Elite an die Spitze zu stellen, da sie aufgrund ihrer Weisheit und Intelligenz dazu qualifiziert sind über andere Menschen zu herrschen. Er war ein Vorgänger der heutigen politischen Korrektheit. Die politische Korrektheit ist für mich nichts anderes als ein Kampf gegen eigenständiges und unabhängiges Denken.
Sein Angriff auf Kapitalismus und Marktwirtschaft prägte das ganze zwanzigste Jahrhundert mit allen seinen destruktiven Ideologien und menschlichen Tragödien. Marx wollte den Kapitalismus und die Marktwirtschaft abschaffen und wusste gut genug (und sagte es ausdrücklich), dass die Verwirklichung des kommunistischen Ideals die* Diktatur des Proletariats erfordert.** Wie wir wissen, wurden diese Diktaturen – wenn auch nicht des Proletariats und nicht durch das Proletariat – zuerst in Russland nach dem Jahr 1917 und dann in weiteren Ländern der Welt mit Millionen von Opfern verwirklicht.*
Marx wiederholte, dass die Denker die Welt nicht nur interpretieren, sondern sie verändern sollen. Das ist ihm tatsächlich gelungen. Seine Ideen wurden realisiert. Die kommunistischen Diktaturen des zwanzigsten Jahrhunderts kann man nicht von Marx ablösen, auch wenn es sich seine heutigen Anhänger wünschen.
Die Aufstellung seines Denkmals, hier in Trier, welches vom kommunistischen China finanziert wurde, kritisieren viele in Deutschland sowie bei uns in Tschechien. Sie verstehen es als ist eine Verspottung der Geschichte, als eine Verspottung der Opfer der Regime, die an der Basis der marxistischen Lehre entstanden sind, aber auch als Verspottung der heutigen Ära.
Dieses Denkmal ist ein Produkt der heutigen Zeit, die die freie Gesellschaft und freie Marktwirtschaft wieder einmal in den Hintergrund rückt. Es stellt eine Fortsetzung der marxistischen Doktrin dar, heute in der Form des Kulturmarxismus, welcher in der Frankfurter Schule von Adorno, Horkheimer und Habermas – nicht weit von hier – entstanden ist. Marxismus kommt zurück – in neuen Gestalten, unter neuen Fahnen, diesmal weniger roten, mehr grünen und regenbogen – als der revolutionäre Utopismus, der den heutigen Kapitalismus so stark und resolut ablehnt, wie es Marx vor einhundertfünfzig Jahren machte.
Was hat Marx und tausende seine Anhänger zur Welt gebracht? Es ist vor allem keine Demut vor dem Menschen und vor der Menschheitsgeschichte. Im Angesicht der Ungerechtigkeiten und Unvollkommenheiten, welche jede Gesellschaft in sich birgt, haben Marx und seine Anhänger proklamiert und ganz entschieden versichert, dass es möglich und nötig ist, von Null anzufangen. Das heißt, anders, neu, ohne Respekt vor bereits Erschaffenem, ohne sich zu bemühen an die Vergangenheit anzubinden und sich mit partiellen Veränderungen zufriedenzugeben. Marxismus ist entstanden als Produkt des Missverständnisses und des Nichtrespektierens der gesellschaftlichen Gesetze und der menschlichen Natur.
Auch die heutigen Generationen müssen sich bemühen, die wirkliche Substanz des Marxismus zu verstehen. Es werden immer wieder neue, freiheitsbedrohende Ideologien entstehen, welche – auf den ersten Blick – mit Marxismus nichts gemeinsam haben, die aber in Wirklichkeit seine authentische Fortsetzung darstellen.
Der heutige Jahrestag sollte als Warnung vor Marx und als Appel zur Augenöffnung angenommen werden. Er sollte genutzt werden, zum Durchschauen der neuen Ideologien, welche – obwohl sie es sich nicht gerne eingestehen – direkt oder indirekt, bewusst oder unbewusst dem Marxismus entsprechen.
Es ist fast unglaublich, dass an der Enthüllung Marx Denkmals hier in Trier der höchste Vertreter der EU anwesend ist. Für viele Menschen ist es eine traurige Enttäuschung. Ich bin nicht überrascht. Für mich ist es eine klare Bestätigung des Einflusses von Karl Marx auf heute und auf das progressivistische und im Kern marxianische Projekt europäischer Integration in seiner heutigen Form der EU.
Dazu wäre alles zum Thema Marx und Freiheit gesagt.
Die dunkle Seite des Karl Marx? Welche ist denn die helle?
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Das ist ungefähr so, als würde Israel ein Denkmal zu Ehren von Adolf Hitler aufstellen.
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