Mintos - weiterere Unsicherheiten bei Anbahnern

in mintos •  5 years ago 

Bereits vor einigen Wochen habe ich darauf hingewiesen, dass es neben Eurocent nun auch noch einige weitere Anbahner gibt, die Zahlungen eingestellt haben. Dies ist natürlich für einem als Anleger fatal, da damit eben auch Zweifel aufkommen, ob der versprochene Rückkauf von Krediten wirklich noch vom Anbahner geleistet werden kann, falls der Kreditnehmer ausfällt.

Bisher habe ich ja immer die Position vertreten, dass man sich nicht kirre machen sollte und ruhig breit in den Markt gehen kann. Dabei sollte man vielleicht momentan doch ein wenig Abstand von einer solch optimistischen Strategie nehmen. Mindestens beim Anbieter Rapido scheint ein echter Zahlungsausfall vorzuliegen und der Anbieter wird als "Defaulted" geführt. Auch Aforti hat seine Verpflichtungen zunächst auf Grund eines angeblichen IT-Problems nicht geleistet. Okay, kann passieren... wieso werden dann rund 2 Monate später einige Kredite immer noch nicht umgehend beglichen? So langsam zweifel ich die Erklärung doch offen an ...

Der Kracher kam allerdings nun zum Wochenende. Der Staat Kosovo entzieht mit sofortiger Wirkung Lute und Monego die Lizenz. Der Handel mit diesen Krediten wurde umgehend von Mintos ausgesetzt. Die Sachlage ist hier insgesamt noch stark unklar. Monego war ein C-Rating-Anbahner und damit sicherlich ein Kandidat bei dem man durchaus mit einem Ausfall hätte rechnen sollen.

Doch Lute hatte ein B+-Rating und ist damit eine ganz andere Kategorie. Insbesondere da es sich hier nicht um einen einzelnen Anbieter aus dem Kosovo handelt, sondern eine Gruppenhaftung über mehrere Länder vorliegt. Laut Presseerklärung ist Lute von dem Schritt der Bankenaufsicht ähnlich überrascht wie der Rest der Welt. Erst im November hat man noch über eine Ausweitung des Geschäftes mit ihnen verhandelt und nun gab es ohne Vorankündigung entsprechende Erklärung.

Dieses Beispiel zeigt allerdings, dass ein Kreditausfall keineswegs das einzige Risiko ist, dass es bei einem P2P-Kredit gibt. Oftmals wird dies ja nur liebevoll als "Anbahnerrisiko" zusammengefasst. Gerade da man aber eben auch bei einigen wirtschaftlich schwächeren Gebieten auf der Welt unterwegs ist, sind die Vielzahl an möglichen Risiken immer gegeben. Vielleicht eben ein Lizenzentzug oder es gibt politische Unruhen in dem Staat.

All dies sind die Schattenseiten im P2P-Geschäft über die nur ungerne gesprochen werden. Einige Leute reiben sich verwundert die Augen, wenn man sagt, dass man zwischen 12 und 18% Zinsen bekommen würde und rufen sofort, dass die Wucher sei. Keineswegs, denn es bildet sich darüber immer auch das Risiko ab. Es hat seinen Grund, dass Banken nicht bereit sind in solche Gebiete Geld zu stecken. Und wer z.B. 13% nach Kasachstan gibt, sollte unbedingt auch mal eine aktuelle Doku über das Land ansehen und wie die Menschen auch in Städten da noch leben. Nicht jeder wäre danach in der Lage sein Geld noch einem Menschen von dort in die Hand zu drücken.

Dennoch muss man sich genau dies auch immer von Augen halten und sich nicht von Ratings oder einem vermeidlich erfolgreichen Geschäft in der Vergangenheit blenden lassen. Keine Rendite ohne Risiko und dieses ist beides bei P2P-Krediten extrem hoch.

Gerade die Praxis von Mintos bei einer Unregelmäßigkeit sofort den Handel auszusetzen kommt bei vielen Anlegern nicht besonders gut an. Die Intension ist natürlich gut, dass man darüber Käufe über Autoinvest einschränkt und verhindert, dass jemand sich das Portfolio mit vielen Ramschanlagen per Computer vollmüllt. Allerdings nimmt dies eben auch ein wenig die Möglichkeit sich gegen Abschlag aus Krediten zu verabschieden oder vielleicht sogar darauf zu spekulieren und welche mit Discount einzukaufen.

Ich selbst bin bisher glimpflich dabei weg gekommen, da ich zumeist bei den Anbahnern nur sehr geringe Beträge gehabt habe. Es hat eben doch seine Vorzüge, dass man sehr breit in den Markt gegangen ist. Die Affäre mit dem Kosovo wäre für mich ein wenig schmerzhafter, allerdings hoffe ich auch da noch, dass sich die Lage klären wird oder die Gruppenhaftung greifen wird. Selbst im Falle eines Totalverlustes bin ich immer noch mit dem Gesamtergebnis zufrieden.

Allerdings fliegen bei mir vorwiegend alle C-Anbahner vorerst aus dem Depot und ich entferne auch Krisenregionen wie z.B. die Ukraine. Dies tut mir für die Menschen dort sehr leid, aber in schlechteren Zeiten muss man auch mal das eigene Risiko begrenzen.

Da momentan wieder ein wenig das Zinstief um sich greift, sollte jeder noch einmal in sich gehen, ob er wirklich bereit ist für 10% Kredite in einige Regionen der Welt zu vergeben. Einfach nur blindlings das Autoinvest weiter runter zu ziehen ist eine Strategie, die sich langfristig rächen könnte. Jeder sollte dabei für sich selbst ein persönliches Schmerzlimit definieren bei dem man sich eben ggf. aus dem Markt zurückzieht.

Für mich ist dieser Punkt bei 10% definitiv erreicht. Ziehe ich davon noch die Steuer ab, erreiche ich ähnliche Werte am Aktienmarkt, dort allerdings in einem wesentlich sicheren Umfeld. Das mag sich für manchen wie Hohn anhören, da er ja bereits Aktien als hochspekulativ einstuft, ist allerdings die Wahrheit.

Und es sollte auch für all jene eine Warnung sein, die ihr gesamtes Vermögen in P2P stecken. Es gibt ja immer wieder Leute im Netz, die locker einmal 100k dort reinbuttern. Das mag von der Rendite her zunächst super laufen, wäre aber nichts mehr bei dem ich Nachts noch ruhig schlafen könnte.

Ähnliches passiert übrigens auch gerade bei Iuvo, dass bisher solide 14,88% Prozent lieferte. Doch der Anteil an Ausfällen nimmt zu und die 10%, die es dort gerade gibt sind mir für Bulgarien und Rumänien schlichtweg zu niedrig. Das Geld geht also dann doch lieber ins Baltikum. Dort ist die Wachstumsstory wenigstens noch intakt... außer halt das Anbahnerrisiko, wenn der Russe irgendwann mal reingeht... ;)

Wie immer gilt, dass P2P-Kredite hochspekulativ sind und ich sie nicht jedem blind ans Herz legen würde. Die Artikel hier zu dem Thema stellen einen Erfahrungsbericht und meine Gedanken dazu da und sind in keinsterweise als eine Anlageempfehlung zu verstehen.

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Risikobegrenzung ist einfach alles, wenn das einmal sitzt, kann das Vermögen nur steigen.
Hoffen wir mal das da kein Flächenbrand entsteht und Zinsen von 100% geboten werden.
Ich schätze mal ein amerikanischer Schuldner mit 5 ausgelasteten Kreditkarten, wird wohl eine höheres Rating aufweisen als ein Ukrainer mit kleinen Schulden.

Hoffen wir mal das da kein Flächenbrand entsteht und Zinsen von 100% geboten werden.

Tatsächlich habe ich schon welche von 280% am Markt gesehen ;) Wobei man fairerweise sagen sollte, dass dies nur bei Payloans mit einem Monat Laufzeit vorkommen.

Und in anderen Ländern sind eben andere Sitten. Von den Indern im Unternehmen weiß ich, dass in der Familie Zinssätze jenseits der 20% normal sind. Demnach wäre ich mit so manchem Kasachen schon verbrüdert ;)

Ich schätze mal ein amerikanischer Schuldner mit 5 ausgelasteten Kreditkarten, wird wohl eine höheres Rating aufweisen als ein Ukrainer mit kleinen Schulden.

Im Kern ja. Das Problem ist eben, dass wir oft von unserem Bankenstandard ausgehen. Gehen wir zur Bank, kriegen wir üblicherweise immer Geld. Natürlich nicht jeder zu Traumkonditionen, aber der Markt hat Geld. Es gibt aber durchaus Länder in denen schlichtweg niemand bereit ist Geld hinzugegeben. Nicht einmal im Bereich von Mikrokrediten. Das dann natürlich übel, wenn man ein wenig Saatgut oder eine Reparatur fürs Geschäft braucht. Tatsächlich finde ich die Ausfallraten mit teilweise nur 25% gar nicht so schlimm, wie man zunächst befürchtet hätte.

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