Weitere Pleiten auf Mintos?

in mintos •  5 years ago 

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In den meisten meiner Beiträge hier habe ich vorwiegend darüber gesprochen, was für Gewinne ich auf den entsprechenden P2P-Plattformen bisher realisiert habe oder wie sehr ich den Geldfluss geplant habe. Dabei ist ja vereinzelnd kritisiert worden, dass ich das Risiko außen vor lassen würde. Zwar habe ich in fast jedem Vorstellungsthread immer wieder betont, dass es Hochrisikokapital (!) sei und man stets von einem Totalverlust ausgehen soll, dies aber nicht unbedingt bei jedem Update wiederholt. Daher an dieser Stelle einmal einen Artikel rein über das Risiko von P2P-Anlagen!

In den letzten Wochen gab es auf Mintos leider im November einige weitere schlechte Nachrichten. Die spanische Plattform „Rapido Finance“ (https://blog.mintos.com/mintos-releases-notice-for-the-event-of-default-to-rapido-finance/) stellte die Zahlungen vollständig ein. Bereits zuvor gab es mit Aforti eine ähnliche Situation, die sich im Nachhinein als „technischer Fehler“ herausstellte und weitesgegend bereits wieder gezahlt wurde.

Mintos reagierte schnell und stellte den Handeln von Aforti und nun auch Rapido auf der Plattform ein. Die Ratings wurden angepasst und es gibt Gespräche mit dem Anbahner um den Sachverhalt zu klären. Bei Aforti konnte dies geklärt werden und bisher sieht auch bei Rapido einiges danach aus, dass man die Nicht-Zahlung erklären könnte.

Nun folgte aber die nächste Nachricht und zwar, dass der russische Anbahner „Metrokredit“ (https://blog.mintos.com/metrokredit-no-longer-issues-new-loans/) ebenfalls die Zahlungen eingestellt hätte. Hier liegt leider aber eine ganz andere Qualität vor, da durchaus bekannt ist, dass dieser Anbahner auch jenseits von Mintos Zahlungsschwierigkeiten aufweist. Hier könnte seit Eurocent erstmals ein echter Konkurs vorliegen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit eines echten „Defaults“.

Ich stecke hier insgesamt momentan mit ca. 75 € drin fest, die nicht nur in einem Risiko stehen verloren zu gehen, sondern sogar hochgradig gefährdet sind. Ja, innerlich von mir bereits abeschrieben werden. In Anbetracht von bisher rund 720€ Gewinn wäre dies absolut noch verkraftbar.

Aber es sollte allen vor Augen führen, dass hier Kredite mit Rückkaufgarantie vorliegen, die ja von einigen Leuten deshalb als sehr sicher angesehen werden. Eine Rückkaufgarantie hat aber nichts mit Sicherheit zu tun, sondern nur wie lange man auf das Kapital beim Verzug eines Kredits geparkt hat. Normalerweise ist man bei Mintos nach 60 Tagen wieder raus. Dies ist bei Plattformen wie Bondora anders, wo man teilweise bis zu 3 Jahre auf sein Geld warten kann (wenn auch meist verzinst).

Doch wenn der Anbahner bereits Probleme macht, ist das Geld eben weg und es ist egal welche Garantien ausgesprochen werden. Entsprechend stimmt es schon, dass einige Leute überhaupt nichts auf den Rückkauf geben und lieber die Zinsen selbst voll einstreichen.

Oft gibt es dann Spott und Häme, wenn man Geld in einer Anlage verliert. Die ist hier aber völlig unangebracht, weil einem klar sein muss, dass man Zinsen bis zu 15% keineswegs ohne Risiko erhält. Hohe Zinsen sind ein Indikator dafür, dass es sehr hohe Ausfälle gibt und der Gläubiger einen Totalverlust einpreist. Es ist kein Indikator dafür, dass es einfach nur mehr Rendite „geschenkt“ gibt.

Jedem sollte klar sein, dass diese Rendite immer auch mit einem Risiko eines Totalverlustes einher geht. Seit 2015 habe ich bisher keinen Euro verloren und dafür unterm Strich eine nette Rendite eingefahren, weil ich bereit war Leuten Geld zu geben, die ansonsten durch das Raster fallen würden. Es wäre aber naiv zu denken, dass es nun immer so weiter gehen würde.

P2P-Kredite sind unterm Strich etwas besonderes, da sie bisher nie einer echten Krise ausgesetzt waren. Sie sind zumeist erst nach 2008 entstanden. Aber es gehört nicht viel Verstand dazu, dass man sich vor Augen führt, dass Konsumkredite sehr eng an die wirtschaftliche Entwicklung geknüpft sind. Geht die Wirtschaft in einer Rezession, dann werden Leute entlassen. Diese Leute verlieren den Lohn und können nicht mehr tilgen und damit fallen Kredite aus. Die Anbahner bekommen weniger Geld, gehen irgendwann dadurch pleite und ganz am Ende der Kette steht man als P2P-Investor und realisiert Ausfälle.

Gerade dadurch, dass in vielen Gebieten der Welt die Wirtschaft im letzten Jahr nicht so besonders gut lief, stößt die oben genannte Spirale eben an. Dies wäre eine durchaus plausibel Erklärung, warum wir nach all den Jahren die ersten solcher Zahlungsausfälle wieder registrieren.

Was macht man nun aber als Investor? Eine Maßnahme wäre es natürlich nun einfach alles zu verkaufen und zu entsparen und sich mit den 720€ zufrieden zu geben und das Geld in (vernmeidlich) sichere Anlagen zu schaffen. Einfach mit der Rendite zufrieden zu sein und raus zu gehen.

Doch meist sind solche Entscheidungen nicht binär und man ist selten gut damit beraten eine Überreaktion zu machen. Fallen Schuldner aus, steigen die Zinsen und davon kann man durchaus ja auch noch profitieren. Man muss die Verluste eben auch einpreisen und dazu gehört es eben auch nicht jedem russischen Anbieter für 10% Geld zu verleihen.

Die fetten Jahre scheinen auch bei P2P vorbei zu sein und es wird ein wenig rauer werden. Nun müssen wir Investoren wohl auch anfangen mehr zu arbeiten und die wirtschaftliche Entwicklung in den Ländern im Auge zu behalten und auch mal Geschäftsberichte der einzelnen Anbahner zu lesen und so manchen Kredit auch mal dankend abzulehnen. Ja, ich spreche hier von Arbeit! Und eben nicht einem Autoinvest, dass einfach nur so vor sich hin läuft und man mental abhacken kann.

Des Weiteren erscheint es mir auf Grund der aktuellen Entwicklung nicht sinnvoll noch mehr Geld reinzugeben und erst einmal zu beobachten. Ich werde daher vermutlich zumindest bei Mintos das Kapital um die 5000€ halten und nicht mehr weiter erhöhen. Mintos weist eine extrem gute Diversifikation über mehrere Anbahner auf, aber ein Totalverlust ist immer eine realistische Option.

Dazu werde ich einige der Zinsgewinne vermutlich abziehen und nicht erneut ansparen. Die Strategie heißt also die Zinseinkünfte stabil zu halten. Betreibt man dies lang genug, hat man nur noch Geld aus Zinsen angelegt und schläft nachts wesentlich ruhiger als wenn man Geld im Einsatz hat, dass man selbst mit Zeit erarbeiten musste.

Dies ist tatsächlich ein Strategiewechsel, da ich im letzten Jahr das angelegte Geld sehr stark erhöht habe und nun eben auf einem Level angekommen bin, dass ich für „okay“ erachte in Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Lage. Dadurch das ich nun jeden Monat weniger in P2P investiere und sogar Zinsen abziehe, werde ich dann verstärkt Aktien kaufen bzw. eine größere Cashreserve anstreben für einen solchen Kauf halten.

P2P ist Hochrisikokapital und je nach eigenen Investorcharakter halte ich eine Anlage von 5-10% für sinnvoll. Diese Grenze habe ich für mich in diesem Jahr erreicht. Liest man im Netz, dass einige Leute mit bis zu 80% in P2P und mehreren 100k unterwegs sind, dann macht mich das traurig. Denn vermutlich achten einige hier nur auf die Rendite und nicht auf das Risiko. Die Strategie mag einige Jahre sehr gut funktioniert haben, wird aber (sofern sich die Rezession fortsetzt) irgendwann ein böses Erwachen zur Folge haben.

Ich habe hier auf Steem bewusst keine Referral-Links in den Artikeln, da ich hier niemanden P2P empfehlen möchte oder indirekt durch Registrationen davon profitieren will. Ich berichte hier ausschließlich über meine eigenen Erfahrungen und Pläne im Umgang mit P2P-Plattformen. Diese Kredit haben ein extrem hohes Risikoprofil und sind nicht für jedes Portfolio geeignet, sondern höchstens als Risikobeimischung

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Wenn ich lese, dass Einige mehrere hunderttausend XRP haben, macht mich dies traurig.. :( :D

Aber jedem das Seine. Zum Kredite vergeben hab ich selbst zu wenig Kohle, vielleicht mal einem nehmen in ca. nem Jahrzehnt. Bin gespannt wie sich P2P weiter entwickelt. :)

Wenn ich lese, dass Einige mehrere hunderttausend XRP haben, macht mich dies traurig.. :( :D Aber jedem das Seine.

In der Tat. ;) Grundsätzlich ist auch nichts dagegen einzuwenden. Jeder hat das Recht seine eigenen Fehler zu machen und gerade gegen das Mainstream zu wetten kann sehr lukrativ sein. Aber unterm Strich macht es meist doch Sinn nicht nur auf ein Pferd zu setzen, sondern ein wenig das Risiko zu streuen.

Zum Kredite vergeben hab ich selbst zu wenig Kohle, vielleicht mal einem nehmen in ca. nem Jahrzehnt. Bin gespannt wie sich P2P weiter entwickelt. :)

Naja ab ein paar Euro kann man dabei sein. Wobei ich mit wenig Geld nicht unbedingt bei P2P anfangen würde, auch wenn es dann leicht ist eine 100% Quote zu erreichen ;) Wenn Du einen Kredit aufnimmst, dann bitte keinen Konsumkredit, sondern für etwas solides. Bitte unbedingt auch einmal in Richtung "Mittelstandsfallen" lesen bevor man sich auf sowas insgesamt einlässt.

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