Vorgeplänkel
Hallo Freunde der elektrischen Navigation.
Ich fahre seit ca. 18 Jahren Motorrad, seit ca. 10 Jahren auch fast immer mit montiertem Navi. Mitunter liegt das auch daran, dass ich meine jährlichen 10-15.000 km auf mehrtägigen bis hin zu mehrwöchigen Touren zusammenfahre. Für die sogenannte Hausrunde bräuchte ich sicher kein Navi und fahre auch nicht danach, da nutze ich dann eher den „Service“ wie „nächste, günstigste, Tankstelle“, „nächstes Restaurant“, „Blitzerwarner“, usw.
Früher saß ich oft Wochen und Monate vor einem Urlaub am Rechner und plante akribisch die Touren, die ich dann mit dem jeweiligen Tool (z.B. Basecamp für Garmin) auf das Navi übertrug um die Route abzufahren. Neuberechnung beim Verlassen der Route hatte ich eigentlich schon immer aus und es passierte nicht selten, dass ich die zuhause akribisch geplante Route aufgrund einer Entdeckung vor Ort verlassen hatte und ggf. erst gegen Abend wieder aufnahm, oder auch nicht.
Auf dem Markt der Navigationsgeräte hat sich in den letzten Jahren wenig getan was die Navigation angeht, es kamen sicherlich neue Funktionen hinzu, mehr Konnektivität aber dass sich die Navigation irgendwie evolutionsbedingt weiter entwickelt hat ist meiner Meinung nach weder bei TomTom noch bei Garmin der Fall.
„Kurvenreiches“ Routing am Gerät war da so die größte Neuerung in letzter Zeit… naja.
Ich hatte in den letzten Jahren ein Becker Crocodile, TomTom Rider, TomTom Rider v4, Garmin zumo 590 und BMW Navigator 5 (was im Großen und Ganzen auch einem Garmin 590 entspricht).
Sowohl bei TomTom, also auch bei Garmin hatte und habe ich immer wieder softwareseitige Probleme und schaut man im Internet ist man da oft nicht alleine. Support gibt es faktisch nicht, sofern man nicht einen anderen EndUser findet der die Lösung parat hat.
Das Crocodile nutzte ich damals noch mit dem MOTORRAD Tourenplaner und damit hatte ich meinem Empfinden nach die wenigsten Probleme beim Zusammenspiel von Planung, Übertragung und dann Nutzung am Gerät.
Wir schreiben mittlerweile das Jahr 2018, (fast) jeder von uns trägt ständig sein Smartphone mit sich und wenn man sich mal anschaut was diese Geräte mittlerweile in der Lage sind zu leisten ist das schon echt eine krasse Entwicklung, die an Navigationsgeräten fast gänzlich vorbei ging trotz ähnlicher Technik.
BMW bot ab 2017 sein Navigator 6 (http://amzn.to/2nsA3uF) an, der zu 795€ UVP über die Ladentheke ging und den Navigator 5 (695 € UVP damals) aus dem Jahre 2014 ablöste. Hardwaretechnisch hat man den internen Speicher verdoppelt, von 8GB auf 16GB, CPU + Ram blieben nahezu identisch auf Niveau eines Smartphones von vor 10 Jahren und das Display änderte sich von einem relativ dunklen, matten 800 x 480 5 Zoll Display zu einem hellen, aber spiegelndem Display mit gleicher Auflösung und Größe. Statt nur GPS unterstützt das neue Navi nun zusätzlich noch Glonass
- Zum Vergleich ein Galaxy S8 bietet min. 64GB Speicher, GPS, Glonass, BeiDou und Galileo, ein 1440 × 2960 5,6 Zoll Super-AMOLED Display, ein System-on-a-Chip der neusten Generation und IP68 Zertifizierung im Vergleich zu „nur“ IPX7 beim Navigator 6 und Zumo 595. Ein vielleicht nicht ganz gerechter Vergleich, okay.
Softwareseitig kamen neue Funktionen hinzu, aber mitunter wurden neue Features hervorgehoben die es so schon beim Garmin 590 3-4 Jahre zuvor gab.
Man kann also durchaus mal die Frage stellen, ob 800 € UVP nicht vielleicht leicht übertrieben sind für solch ein Gerät und nur weil ein Garmin 595 (http://amzn.to/2BEtgDj), welches ähnlich ist zum Nav 6, für „nur“ ~550 € über die Ladentheke geht darf man auch hier kritisch hinterfragen welcher Entwicklungsaufwand dafür bezahlt werden musste, da es im Großen und Ganzen nur Detailverbesserungenveränderungen gab.
Das kann man alles so sehen, muss es aber nicht. Ich will niemandem absprechen, dass ein herkömmliches Navi nicht die beste Option für jemanden ist. Jeder soll das benutzen mit dem er glücklich ist und gut zurecht kommt, ich will nur aufzeigen, dass es ggf. auch andere Möglichkeiten gibt.
Lange Vorrede, kurzer Sinn… gibt es denn überhaupt eine Alternative für einen Motorradreisenden oder sind wir den Navigationsgeräteherstellern ausgeliefert und müssen konstatieren „Shut up an take my money!“
Idee und Umsetzung
Das wollte ich herausfinden. Naheliegend ist natürlich dabei auf das Smartphone zu setzen! Ein Gerät, welches man eh immer bei sich hat… zumindest trifft das wohl bei den meisten Menschen zu... und oft eh mal (nach)geladen werden müsste wenn man länger unterwegs ist.
Von Anfang an stand für mich fest, wenn ich eine Alternative für ein Navigationsgerät suche, dann soll das kein weiteres Gerät sein welches ich dabei haben muss, also nichts mit Tablet oder ähnlichem. Zu Zeiten meiner ersten Überlegungen hatte ich noch das Samsung Galaxy S7 (http://amzn.to/2ns7YUp), mittlerweile das Galaxy S8 (http://amzn.to/2nsADIR), beide Versionen sind wasserdichte Geräte weshalb also auch eine extra Hülle wegfallen würde. Die Wasserdichtigkeit habe ich auch schon getestet weshalb ich mir da keine Sorgen bei einem Regen machen würde. Einzig der USB-Port, der sich bei Nässe abschaltet und durch die Vibrationen die sich auf den Stecker übertragen ausleiern könnte sah ich damals als Schwachpunkt. Aber auch dieses Problem hat man schnell umgangen wenn man auf Qi setzt.
Qi (https://de.wikipedia.org/wiki/Qi_(induktive_Energie%C3%BCbertragung)) ist ein Standard zur drahtlosen Energieübertragung der von immer mehr Smartphones unterstütz wird und im Falle des S7 und S8 bereits integriert ist. Viele ältere Geräte lassen sich durch eine entsprechende Hülle „aufrüsten“.
Wie bekommen wir nun das Smartphone an das Motorrad?
Aktuell besitze ich eine BMW R 1200 GS und die hat bereits einen Halter für das Navigationsgerät von BMW vormontiert. Den könnte man nun „einfach“ 1:1 gegen einen Smartphone Halter austauschen, mich interessiert aber auch der Unterschied im Betrieb, weshalb ich für eine gewisse Zeit (und wahrscheinlich bis zur Ablöse der GS) den Parallelbetrieb beider Systeme plane.
Die GS hat serienmäßig auch einen DIN-Stromanschluss über den man per USB Adapter das Qi-Modul befeuern kann.
Bei anderen Motorrädern müsste man eine Steckdose nachrüsten und wenn noch kein Navi vormontiert ist findet sich auch da immer ein Plätzchen. Im Zubehörhandel gibt es zudem etliche Hilfsmittel um die Gegebenheiten zu verbessern.
Da die R 1200 GS nicht für immer alleine in der Garage stehen soll und ich auch mal auf Leihmotorrädern unterwegs bin, soll das System idealerweise mit mehreren bzw. auf allen Motorrädern funktionieren. Eine gewisse Modularität wäre also für mich auch wünschenswert. Da fiel mir zuerst das RAM-Mount System ein und nach weiterer Recherche habe ich auch nicht wirklich eine bessere Alternative gefunden die so flexibel ist.
Was Smartphone Mounts angeht und wenn man mal danach auf Amazon sucht wird man schier von der Auswahl erschlagen. Vieles aus China, zu 100% aus Plastik und nicht so recht vertrauenserweckend. Ich hatte mir letztes Jahr den verlinkten Halter bestellt um einfach mal das Smartphone ans Motorrad zu bekommen... nach jetzt ca. 3-4000 km ist der Gelenkkopf ausgeleiert und hält nicht mehr zuverlässig. (http://amzn.to/2npU5pG)
Da ist mein Anspruch schon etwas längerfristiges ans Motorrad zu schrauben, zumal ein Urlaub auch durchaus mal 5000 km lang sein kann und ich nicht auf halbem Weg keinen funktionierenden Halter mehr vorfinden will. Offroadstrecken waren bei den genutzten rund 4000 km noch gar keine dabei. Ich machte mich also auf die Suche nach qualitativ hochwertigen Mounts die mit einem RAM-Mount System kombinierbar sind bzw. mindestens die Möglichkeit bieten eine RAM-Kugel oder eine alternative Klemme zu montieren und landete bei den folgenden 3 Optionen:
RAM X-Grip http://amzn.to/2FtUeQx
Eine sehr beliebte Option um sein Smartphone mit dem Bike zu verbinden. Mittlerweile gibt es auch unzählige Chinanachbauten. Einige davon sind wohl okay, andere versagen auch mal ganz gerne. Wenn dann bei 100 km/h das iPhone aus dem Halter fällt hat man wohl an der falschen Stelle gespart. Viele benutzen diesen Mount ohne diese zusätzliche Gummihalterung, das ist im Alltagsbetrieb wohl auch ausreichend wenn man den original Halter benutzt, aber Offroad sollte man es zwingend noch mit der Gummi-Befestigung fixieren. Letzteres war der Grund weshalb ich erstmal weitergesucht habe, denn ich würde die Zusatzfixierung wahrscheinlich nie dabei haben wenn ich sie bräuchte.
Hondo Garage Perfect Squeeze http://amzn.to/2Frt90f
Dieser Halter ist unter Enduristen in Amerika sehr beliebt. Die Firma Hondo Garage ist, zumindest mir, bekannt für seine qualitativ hochwertigen Tools rund um das Thema Spiegelreflexkameras aber im Prinzip haben die Produkte zu fast allen Dingen bei denen es beim Reisen auf Langlebigkeit ankommt. Der Hersteller liefert auch nach Deutschland, aktuell gibt es den Halter aber auch direkt über Amazon.de zu bestellen. > 100€ wirkt teuer, aber für die Qualität wohl durchaus okay.
RAM-HOL-PD3U http://amzn.to/2GwOczO
Meine Wahl fiel auf diesen Halter von RAM, er passt perfekt zum Galaxy S8 und dank der „Klauen“ besteht keine Möglichkeit, dass das Smartphone sich selbstständig machen könnte. Er wirkt etwas klobig, aber das war mir egal, Form follows function. ;)
An alle Smartphonehalter kann entweder die RAM-Kugel (nicht zu verwechseln mit Rum-Kugel und rumkugeln) mit 2 Löchern (http://amzn.to/2rR6kkD) oder aber mit 4 Löchern (http://amzn.to/2FwAhZ1) befestigt werden. Oder natürlich direkt per Klemmschelle an eine verfügbare Stelle.
Als Verbindungsstücke gibt es je nach benötigter Länge den „normalen“ Verbindungsarm von ca. 9cm (http://amzn.to/2npYOb5), den kurzen Verbindungsarm mit ca. 6cm (http://amzn.to/2DNkswE) und den langen von ca. 12cm (http://amzn.to/2DOkDbn).
Zur Montage am Motorrad gibt es fast unzählige Möglichkeiten die entweder fest montiert sind oder aber auch temporär mit Klemme und relativ schnell wieder demontiert sind. Das muss dann jeder für sich entscheiden was die beste Möglichkeit ist und wo er das Handy gerne haben möchte.
Ich wollte wie oben erwähnt das Navi zusammen mit dem Handy nutzen (Handy oberhalb des Navi montiert) und entschied mich fürs Erste für einen langen Verbindungsarm inkl. 4 löchriger RAM-Kugel die an die Rückseite meiner Navihalterung geschraubt wurde.
Optimal ist dieses Setup noch nicht, etwas zu hoch, daher bastel ich mir für meine GS einen flachen Halter aus Blech, der mit der Rückseite des Navihalters verschraubt wird.
Wie lädt man nun eigentlich das Smartphone auf?
Ohne Lademöglichkeit halten wohl die wenigsten Geräte länger als 4-6h (Display on) durch. Wer sein Handy dauerhaft als Navigationsgerät nutzen will, kommt um eine Lademöglichkeit nicht drumherum.
Im Prinzip brauchen wir ein möglichst flaches Qi Charging Pad, welches idealerweise auch noch wasserdicht ist, einen USB Anschluss hat und die Krönung wäre wenn es sogar Quick Charging könnte… et voila (http://amzn.to/2FtDKYp)
Glücklicherweise gibt es 2 Erfahrungsberichte in US Motorrad-Adventure Foren die bestätigen, dass dieses 3,5 mm flache Pad genau das tut was es soll!
Das Pad fixiert man nun nach Belieben an der richtigen Stelle auf dem Smartphone-Halter und damit der USB Stecker auch seinen Anschluss bekommt nutze ich den TecMate OptiMATE USB O-105 (http://amzn.to/2nvF8mf) der ohne Adapter in die Ladedose der BMW passt.
DIESER ANSCHLUSS IST NICHT KOMPATIBEL MIT DER ALLGEMEIN BEKANNTEN BOARDSTECKDOSE, WELCHE GRÖßER IST!
Auch interessant, zumindest für Motorräder mit freiem SAE Stecker, ist der TecMate OptiMATE USB OM 0100 (http://amzn.to/2FuXMSD). Es gibt aber auch Lösungen für günstiger und Standardsteckdosen.
Update (05.02.2018): User Sunny aus dem Motorradonline24.de Forum merkt an, dass es einen Nachfolger mit SAE Stecker gibt, TecMate OptiMATE O108 (http://amzn.to/2E5Lobr)
Wer ebenfalls schon zu diesem Thema recherchiert hat und weitere Infos, Denkanstöße oder ähnliches beisteuern kann, bitte gerne über die Kommentare. Nehme diese Infos dann gerne mit auf.
Im zweiten Teil werde ich erklären, welche Möglichkeiten man softwareseitig auf einem Android Gerät nutzen kann um die Navigationssoftware des Garmin/TomTom adäquat zu ersetzen.
Ich habe aktuell ja noch das Zumo 390 (?) im Einsatz. Zum Planen von Routen ist das aber kaum zu gebrauchen. Damit kann man m. E. höchstens von A nach B fahren.
Wie wenig sich in den letzten Jahren im Bereich Motorrad-Navigation getan hat, kann man an der Versionshistorie des
wunderbarenTools "Garmin Basecamp" erahnen, das vermutlich schon Kaiser Otto genutzt hat mit seinem Pferd. Ich finde es kostet sehr viel Zeit und Nerven damit eine Route zu planen. Je nachdem, wieviele Details man ausarbeiten möchte. Verbindung zw. PC und Gerät war auch immer eher suboptimal und mit langen Wartezeiten verbunden.Als ich mein neues Motorrad bekommen habe, habe ich auch erstmal einfach den RAM-Mount übernommen. Das hat eigentlich ganz gut geklappt. Die Dinger sind echt zu fast allem kompatibel und überall zu bekommen.
Was man dem Zumo zugute halten muss, ist dass ich es zumindest auch im Auto verwenden kann, da ich noch die entsprechende Halterung habe und das Ding auf Akku recht gut läuft. Aber hier ist eigentlich die Lösung mit Smartphone plus Google Maps/Here/etc. noch einfacher.
Weniger gut war am Motorrad die Stromversorgung zu lösen. Ich finde es etwas schade, dass Navis mittlerweile glaube ich alle auf 6V laufen. D.h. man braucht eigentlich immer ein Netzteil, wenn man nicht gerade auf's hauseigene vom Motorradhersteller zurückgreifen kann.
Für USB dann nochmal was mit 5V Spannung. Wobei ich da zusätzlich noch bemerken musste, dass meine Ducati ab Werk keinen SAE-Anschluss hat, sondern DDA (also wieder was eigenes). Gibt da dann nur inoffizielle Adapter aus Fernost und selbst die kosten noch ~25€. Habe davon dann erstmal Abstand genommen.
Ich muss sagen, ich habe das Netzteil fürs Navi jetzt unter der Lichtmaske und hoffe darauf, dass das nie abbrennt. Es war ziemliche Frickelei da an Strom zu kommen, der direkt mit der Zündung schaltet.
Unterm Strich muss man sich da echt etwas mit dem Steckern etc. auseinandersetzen oder sich ggf. beim freundlichen Händler beraten lassen. Forenwühlen hilft auch oft, man ist ja nicht der/die einzige mit dem Problem.
Allein deswegen kann es sich schon lohnen einfach ein Handy zu nutzen. Evtl. kann man auch einfach auf eine Powerbank zurückgreifen, die dann im Tankrucksack verschwindet. Dann muss man keine extra Kabel ziehen.
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