Eine psychedelische Geschichte der Menschheit

in nexusmagazin •  3 years ago  (edited)

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(c) Eva Gamayun, EvaGamayun.com

Eine psychedelische Geschichte der Menschheit

In den Veden war es das Soma, in Eleusis der Kykeon, bei den südamerikanischen Schamanen sind es Peyote und Ayahuasca – Substanzen und Gemische, die uns aus unserem Alltagsbewusstsein in die Sphären der Götter katapultieren, begleiten die Menschheit seit Urzeiten.

Bis heute rätselt die Ratio über deren einschneidende Wirkung auf die menschliche Psyche. Mit der Entdeckung von LSD und den Hippies erlebten die Psychedelika einen Hype, der das Establishment derart verschreckt hat, dass sie verteufelt und aus der öffentlichen Wahrnehmung getilgt wurden … nun kehren sie als Therapeutika zurück.

Die Geschichte einer verleugneten Symbiose.

Seit Anbeginn der Zeiten versucht die Menschheit, ihr Bewusstsein zu erforschen und die eigene Wahrnehmung zu erweitern. Schon Höhlenmalereien aus der Jungsteinzeit, rund 35.000 Jahre alt, zeigen Forschern zufolge Darstellungen, die auf einen durch psychedelische Drogen veränderten Bewusstseinszustand hindeuten. Zu den bekanntesten dieser Drogen zählt LSD (Lysergsäurediethylamid), Grundpfeiler der Gegenkultur der 1960er-Jahre in den USA.

Im Laufe der Geschichte waren toxische, stimulierende, beruhigende oder psychedelische Substanzen ein Kernelement vieler Kulturen. Von Visionen auslösenden Kakteen in Mittel- und Südamerika über berauschende Pilze in der nördlichen Tundra und die halluzinogene Iboga-Wurzel in Afrika bis hin zu den alkohol- und zuckertrunkenen westlichen Industrienationen – egal ob Stamm, Nation oder Reich, stets findet sich auch eine bewusstseinsverändernde Droge in der Kultur verankert, die meist genossen wird, um mit den jeweiligen Gottheiten in Verbindung zu treten.

Unsere Sinnesorgane und das Gehirn verarbeiten tagtäglich enorme Mengen an Informationen. Der Großteil wird jedoch ausgefiltert, da er für unser biologisches Überleben irrelevant ist – ein psychologischer, meist unterbewusster Vorgang, den man alsselektive Wahrnehmungbezeichnet.

Der Thalamus (vom griechischen Wort für Kammer) gilt als die Schaltzentrale des Gehirns. Hier treffen die Nervenbahnen der Sinnesorgane zusammen und leiten Signale an den zerebralen Cortex (Großhirnrinde) weiter, der die dichteste neuronale Vernetzung des gesamten Zentralnervensystems aufweist. Dieser neurologische Prozess wurde von europäischen Wissenschaftlern bereits Ende des 19. Jahrhunderts entschlüsselt und erforscht.

Der britische Philosoph und Erkenntnistheoretiker C. D. Broad kommentierte die von Henry Bergson 1896 aufgestellte Theorie derreinen Wahrnehmungmit folgenden Worten:

„Die Idee dahinter lautet, dass die Funktion von Gehirn, Nervensystem und Sinnesorganen eher eine löschende denn eine produktive ist […]. Die Aufgabe von Gehirn und Nervensystem ist demnach, uns davor zu bewahren, von der Masse an unnützer und belangloser Information überflutet und verwirrt zu werden, indem der Großteil dessen, was wir sonst in einem Moment wahrnehmen oder woran wir uns erinnern würden, abgeblockt wird. Übrig bleibt nur eine sehr kleine und spezifische Auswahl an Wissen, das höchstwahrscheinlich von praktischem Nutzen ist.“

Aldous Huxley, Autor des dystopischen Romans „Schöne neue Welt“, schrieb in seinem aufklärerischen Essay „Die Pforten der Wahrnehmung“, dass

„einer solchen Theorie zufolge jeder von uns über das größtmögliche Bewusstsein verfügt, aber da wir trotz allem Tiere sind, ist es unsere Aufgabe, um jeden Preis zu überleben. Um biologisches Überleben zu ermöglichen, muss das größtmögliche Bewusstsein durch das reduzierende Filterventil von Gehirn und Nervensystem gefiltert werden. Das Ergebnis am Ende dieses Trichters ist ein armseliges Tröpfeln von Bewusstsein, das uns hilft, auf der Oberfläche dieses speziellen Planeten am Leben zu bleiben.“

Unsere normale Sinneswahrnehmung ist beschränkt und nur ein paar außergewöhnlich begabte Seher sind in der Lage, den Schleier der Rationalität ohne Hilfe zu durchbrechen, den filternden Trichter zu entfernen und die Realität in ihrer Gesamtheit zu erkennen. Die bewegenden Symphonien von Beethoven, die visionären Meisterwerke von Da Vinci, die revolutionären Theorien von Einstein und die Sprache in den Dramen von Shakespeare zeigen die den Menschen innewohnende Fähigkeit, diesen Vorhang nicht nur zu lüften, sondern auch etwas davon in unser Alltagsbewusstsein im Wachzustand zu übertragen.

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