Die erste gesicherte Erwähnung des Ortes Pogegen stammt aus dem Jahr 1307. Es war die Zeit, als der Deutsche Orden im Zuge der Christianisierung
der Prußen seinen nordöstlichsten Vorstoß abgeschlossen hatte. Da deutsche Bauern wenig Interesse an der Besiedlung der Wildnis nördlich der Memel hatten, zogen vorwiegend litauische Flüchtlinge dort hin, die in ihrer noch heidnischen Heimat ihren Glauben nicht ausüben konnten. Wegen der größtenteils unzugänglichen Landschaft war die Grenze zwischen dem Ordensstaat und Litauen lange Zeit unbestimmt, sie wurde erst 1398 vertraglich festgelegt. Danach wurde das Dorf Pagėgiai oder Pogegen durch die Ordens-Komturei Ragnit verwaltet.Unter dem Einfluss der Ragniter Schalauerburg strahlte das Deutschtum weiter nach Norden aus, so daß sich die ehemals litauischen Einwanderer mehr und mehr assimilierten und vielfach die deutsche Sprache als Zweitsprache annahmen.Die Einwohner Pogegens lebten hauptsächlich von der Landwirtschaft und der Fischerei auf der Memel. Sie teilten bis ins 18. Jahrhundert hinein das Schicksal des Memellandes, das immer wieder durch Einfälle von Litauern, Russen und Schweden sowie unter Pest und Cholera litt. Erst Mitte des 19. Jahrhundert besserten sich die Verhältnisse.Nach dem Ersten Weltkrieg erlebte Pogegen den größten Wandel. Für die plötzlichen Veränderungen dieses Wohnortes waren politische Gründe verantwortlich, denn nach dem Versailler Vertrag wurde von Deutschland, dem Verlierer des Ersten Weltkriegs, u. a. das Memelgebiet abgetrennt und Anfang 1920 der Verwaltung der Entente unterstellt. Die Erweiterung Pogegens setzte sich auch nach dem Anschluß dieses Gebietes 1923 an die Republik Litauen fort. Dort wurden eine evangelisch-lutherische und eine katholische Kirche, verschiedene Verwaltungsgebäude und Wohngebäude für die in diesen Ämtern tätigen Beamten und Angestellten erbaut. Auf einem großen Territorium wurden auf großzügig geschnittenen Bauplätzen 2-4 Etagen hohe größere und auch große massive Gebäude und ganze Quartiere mit Landhäusern für Angestellte errichtet. Mit der „Litauischen Bank", dem „Donalitius-Gymnasium", der Realschule u. a. wurden hier besonders stattliche Gebäude errichtet. Die Mehrheit der neuen Gebäude sind nach den damals üblichen stilistischen Richtungen (Rationalismus, Konstruktivismus, nationale Architektur und ähnlichem) erbaut worden. Bis 1939 hatte Pogegen mit 2.761 Einwohnern die vorher grösseren Gemeinden Wischwill und Schmalleningken an Größe übertroffen. Als eigenartig ist das Schicksal Pogegens zu bezeichnen. 1939 hob das Naziregime den hier erst 1920 neu gebildeten Kreis auf, indem es dessen Areal wieder dem Kreis Tilsit-Ragnit zuordnete. Pogegen, von wo sich im März 1939 alle Verwaltungsbedienstete aus den von der Republik Litauen hier geschaffenen Ämtern nach Großlitauen fliehen mußten, wurde wieder zu einer einfachen Kommune. Die eigentliche Zerstörung aller historischen Wohnorte in diesem Gebiet begann erst in der Sowjetära. Die während der Kriegshandlungen beschädigten bedeutenden Gebäude wurden nicht mehr renoviert, sondern einfach abgetragen. Völlig vernichtet wurden die traditionellen und wirtschaftlichen Grundlagen dieses Gebiets wie auch seine sozialen Strukturen. Der nach 1945 verbliebene kleine Rest der hier bodenständigen Bevölkerung konnte diese Vorgänge nicht aufhalten. Viele Memelländer, denen 1944 die Flucht zunächst bis zur Mitte Ostpreußens gelungen war, wurden durch ihre von Gauleiter Koch aus angeblich strategischen Gründen verzögerte Weiterflucht im Winter 1945 hier oder sogar noch weit hinter der Weichsel von der anstürmenden sowjetischen Armee überrannt.
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