Postmortem – Goldige Aussichten

in postmortem •  5 years ago  (edited)

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Ich habe nun angefangen ein wenig meine P2P-Erfolge für 2019 auszuwerten. Allerdings werde ich dafür noch ein wenig Zeit brauchen um darüber einen vernünftigen Report abzugeben. Daher ein wenig den sonstigen Kleinkramm und andere möglicherweise interessante Kennzahlen vorneweg.

In diesem Jahr habe ich ja selbst mit einen meiner bisherigen Paradigmen gebrochen und bin Besitzer von physischen Gold geworden. Dabei habe ich zu diesem Edelmetall eine sehr ambivalente Beziehung. Ich mag es nicht. Es ist kompliziert, es ist teuer und es wirft keine Dividende ab. Was soll man mit einem solch glänzenden Stück Metall nur anfangen?

In Anbetracht der aktuellen Entwicklungen in der Welt bin ich dieses Jahr allerdings über meinen Schatten gesprungen und bereit ein wenig Geld von mir tot rumliegen zu lassen und bin eben in Gold gegangen. Dies stellt aus meiner Sicht eine Versicherung für einen absoluten Supergau da. Keine Krisenwährung, sondern vielmehr um einen Wert durch eine Krise zu bringen um danach wieder etwas flotter auf den Beinen zu stehen.

Dabei kaufe ich jeden Monat ein paar Gramm ein und lasse mir das ganze dann physisch an einen sicheren Ort ausliefern und einlagern. Sofort kommt immer die Frage, wieviel Gold ich den nun im Portfolio habe. 30, 40 oder 50%? Nun wie bereits gesagt, ich bin weit entfernt davon ein Goldbug zu sein und ich empfehle ja eigentlich immer eher 0% ;)

Am Ende sind es nun 1,1% des Gesamtwertes des Portfolios geworden. Für einige Leute sicherlich ein fast schon lachhafter Betrag, aber eben doch eine erhebliche Steigerung. Mein persönliches Ziel liegt bei maximal 5%, danach würde ich die Käufe wieder einstellen und etwas abwarten.

Zukäufe sind übrigens auch ein gutes Stichwort. Ein nicht ganz elementarer Bestandteil meiner Strategie ist eine sehr hohe Sparquote. Dabei werde ich immer wieder gefragt wieviel ich eigentlich jeden Monat zurücklege und ich halte mich dabei immer sehr bedeckt, da ich keine konkreten Zahlen rausgeben möchte.

Ich möchte diese allerdings hier mit Euch teilen und bin mir auch bewusst, dass einige dabei sicherlich vor Schreck vom Stuhl fallen werden. Die Sparquote bezieht sich auf den Nettolohn (also exklusive Steuer) und noch bevor Miete, Essen, Auto und Co abgehen. Sie beträgt 53% bei einem Gesamtlohn der in der Bundesrepublik eher mit Mittelfeld angesiedelt ist und daher rein rechnerisch auch von vielen anderen erreicht werden kann.

Zu dieser Sparquote kommen natürlich noch Nettoeinnahmen aus Kapitalerträgen, die das ganze auf eine reale Sparquote von 62,5% rausdrückt, womit ich im Bereich der Frugalisten befinde, obwohl ich keineswegs deren Lebensweise teile und durchaus auch mal etwas gönne. Aber scheinbar doch wesentlich weniger als die meisten anderen Bürger.

Mit Hilfe der Kapitalerträge kann ich inzwischen rund 22,7% meiner Ausgaben vollständig decken. Würde ich mich auf die faule Haut legen wollen, könnte ich Arbeitszeit im Wert von 35 zusätzlichen Urlaubstagen pro Jahr nehmen. Allerdings fühle ich mich fit genug als das ich das ganze lieber zu Gunsten einer höheren Sparquote einreichen kann.

Neben den Kapitalerträgen und der Lohnarbeit habe ich momentan keine weiteren Einkünfte wie z.B. Vermietung und Verpachtung. Das Betongold ist mir immer noch ein Buch mit sieben Siegeln und ich finde keinerlei gute Objekte bei denen ich es mal „riskieren“ würde. Aktuell erscheint mir der Markt auch viel zu überhitzt.

Mit einem Bekannten in dem Bereich bereite ich aktuell ein anderes Konstruktur vor und werde vielleicht stiller Teilhaber eines Mietobjektes. Wobei dies dann streng genommen ja auch Kapitalerträge sind.

Darüber hinaus existiert nur noch ein genossenschaftlicher Anteil einer lokalen Volksbank bei dem ich fast doppelt soviele Anteile besitze wie ich dürfte. Wildes fusionieren macht es möglich! :)

Glaube ich dem Rentenversprechen der Bundesrepublik würde ich noch eine Rentenlücke von 26,6% haben. Würde ich aktuell in Rente gehen, würde dieser 232,3% betragen. Würde ich keinen Bock mehr haben und instant in Rente gehen und dem Staat die beiden Finger ausgestreckt zeigen, würde ein Fehlbetrag von 940,95% in Bezug meines jetziges Lohnes vorliegen.

In Bezug auf meine elektrischen Geräte und Haushaltsgeräte schreibe ich momentan 26,7€ jeden Monat ab, die ich auf einem separaten Konto als Ausgleich beim defekt eines Gerätes sammel. Mein Vermögen hat sich in den letzten 5 Jahren mehr als verdreifacht.

Dies einmal als ein paar statistische Werte, die ich bei mir erfasse und ermittel. Die Reaktionen darauf fallen immer sehr unterschiedlich aus. Einige Leute lachen, weil sie sich in einer wesentlich besseren Position befinden. Andere laufen einfach nur kreidebleich an. Tatsächlich sind einige der Kennzahlen eher durchschnittlich.

Gerade bei der Sparquote halten mich einige für superreich, was aber keineswegs der Fall ist. Wer 50€ im Monat zurücklegt für die Rente, wird garantiert am Ende ein böses Erwachen erleben. Und ich wüste wirklich nicht, wo ich im Leben zulegen müßte um durch Konsum meine Lebensqualität zu steigern.

Achso und falls es Neider gibt. Ich habe noch nie etwas geerbt und bin bei 0€ angefangen. Da ich noch unter 40 Jahre alt bin, habe ich auch durchaus noch einige Jahre Zeit und eben auch entsprechend progressiv in einigen Bereichen unterwegs.

Allen anderen kann ich eben nur ans Herz legen sich finanziell weiter zu bilden und nicht die Augen zu verschließen. Ich weiß selbst wie leicht es ist die Augen zu verschließen, weil die Thematik belasten kann. Doch man muss sich dort wirklich einmal richtig einfuchsen und über seinen eigenen Schatten springen, weil man sich im Leben soviel an Freiheit dazu gewinnen kann, dass man nicht mehr den ganzen Konsum braucht um sich jeden Morgen aufzuraffen.

Ich wünsche mir oft, dass ich diese Erkenntnis bereits ein wenig früher gehabt hätte und animiere deswegen gerade die jungen Menschen unter Euch sich rechtzeitig damit zu befassen. Je älter man wird, umso schwieriger wird es das Ruder leicht herum zu reißen und umso heftiger muss die Sparquote für das gleiche Ergebnis sein.

Hoffentlich tröstet dieser kleine statistische Einblick ein wenig über die sich verzögernden P2P-Postmortem hinweg :)

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Danke für diesen tiefen Einblick in deine finanziellen Angelegenheiten.

Respekt vor dem, was du geleistet hast und weiter leistest.

Deine Abneigung zu Gold teile ich.

bezüglich Betongold: Hast du schon einmal darüber nachgedacht Aktien von Immobilienunternehmen zu kaufen? Das wäre doch eventuell eine Alternative

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bezüglich Betongold: Hast du schon einmal darüber nachgedacht Aktien von Immobilienunternehmen zu kaufen? Das wäre doch eventuell eine Alternative

Tatsächlich eine sehr gute Frage. Eigentlich wäre dies das Naheliegenste für mich. Im US-Bereich habe ich noch keinen ETF oder REIT gefunden mit dem ich wirklich warm geworden bin. Nicht wenige Zielen ja auch auf spezielle Gebäude ab. So setzen einige auf Malls, was ich irgendwie in der heutigen Zeit weniger lukrativ finde. Für Wohngebäude, Bürogebäude und Logistik fehlt einem dann doch ein wenig die Erfahrung vor Ort.

Hier für Deutschland habe ich einen Fond, der auf Bürogebäude abzielt, allerdings auch eher mäßig gut läuft. Technisch würde mich Wohngebäude eher interessieren, aber die Geschäftspraktiken von Vonovia verschrecken mich doch ein wenig und sind IMHO nicht nachhaltig.

Und über all dem schwebt halt immer wieder, dass irgendwie doch am Gesamtmarkt die Bewertung sehr optimistisch durch die Geldschwämme ist.

Somit sind Wertpapiere im Immobilienbereich für mich immer eine Dauerbaustelle. Ich schaue dort ein wenig herum, breche irgendwann frustriert ab, weil es ja doch irgendwie immer etwas besseres gibt und einen Monat später beginnt das Spiel wieder von vorne :)

Schau dir mal die deutsche Grundstücksauktionen AG an. Zwar ziemlich klein, aber ich finde das Konzept ganz gut. Aktuell gab es auch einen meiner Meinung nach übertriebenden Rücksetzer, wegen des Mietendeckels in Berlin.

Tatsächlich fällt das aber nur indirekt unter Betongold, da fremde Immobilien versteigert werden :/

Werde ich mir mal näher ansehen. Die Dividende sieht ja erstmal ganz nett aus, wobei ich bei solchen "Ein Produkt"-Unternehmen immer ein wenig vorsichtig bin... wobei es hier ja durchaus ein Spezialfall ist.

In jedem Fall danke für deinen Tipp. Man lernt so ja immer noch etwas Neues kennen :)

Ich glaube nicht dass du dich für deine Werte schämen musst. Die Werte sind besser als bei manch anderem... 😊👍🏻

Und eine Sparquote von ca. 50% ist top! 👍🏻

Wenn man von einem Rechenbeispiel ausgeht, das man netto ca 2000 Euro verdient, sind 10% gleich mal 200 Euro. Wenn man auf ein Leasing für ein Auto (inkl Versicherung und kumulative Berücksichtigung anfallender Kosten wie Reparatur, Tanken und Co) verzichtet, was ca 400 Euro sind und diese spart, statt konsumiert. Erhöht man seine Sparquote gleichmal auf 30%.

Nimmt man noch weiteren Konsum hinzu, wie jeden Tag eine Packung Zigaretten. Sind das wiederum ca 200 Euro (davon ausgehend das es Tage gibt an denen mehr geraucht wird). Somit bereits bei 40% einer möglichen Sparquote. Wenn man den Konsum weiter betrachtet kann manch einer sicher noch etwas bei dem Konsum von Alkohol oder in Anspruch nehmen eines Lieferservices auch wieder einen Haufen an Cash einsparen.

Daher glaube ich das jeder Mensch, unter den richtigen Vorraussetzungen eine Sparquote von 50% erreichen kann.

Btw toller Beitrag! 😊👍🏻

Ich glaube nicht dass du dich für deine Werte schämen musst. Die Werte sind besser als bei manch anderem...

Danke. Ich bin auch stolz darauf. Insbesondere weil ich eben nicht das Gefühl habe auf etwas verzichten zu müssen und eher dafür bekannt bin, dass ich auf der großen Spur lebe. Sich aber etwas Gedanken zum Konsum zu machen und was man wirklich im Leben schätzt, führt am Ende doch dazu, dass recht viel am Ende übrig bleiben kann.

Wenn man von einem Rechenbeispiel ausgeht, das man netto ca 2000 Euro verdient, sind 10% gleich mal 200 Euro
Und genau dies ist eben die magische Formel die ich bei jungen Leuten immer predige. Fängt jemand mit 200€ ab dem 20 Lebensjahr an und wird mindestens 70, wird er (statistisch projiziert) mit Leichtigkeit Millionär. Das ist leicht zu schaffen und so manche Großeltern werden einen dabei eine Weile sicherlich gerne unterstützten.

Und Du hast auch recht... schafft man es dann noch auf ein Auto zu verzichten (was ich nicht tue btw), schafft man es leicht auf noch höhere Werte. Alkohol trinke ich z.B. auch. Sogar edlen Single Malt, aber ich ernähre mich eben nicht davon und somit sind es recht einmalige Ausgaben, die nur für besondere Ereignise genutzt werden.

Zigaretten oder wahlweise der morgentliche "Coffee to Go" (+ Brötchen) sind sehr häufige Killer. Geringe einmalige Ausgaben, die zur Gewohnheit werden fressen manchmal erstaunliches weg.

Unterm Strich bleiben natürlich Miete und Essen die größten Ausgaben. Zunehmend steigert sich "Gesundheit". "Unterhaltung" bleibt auf einem ähnlichen Level.

Kurzum aber, da Du ja einen ähnlichen Weg eingeschlagen hast... halte ihn einfach. Selbst wenn es am Ende eben doch nicht wunderbar läuft, macht man sich das Leben doch wesentlich einfacher als mancher anderer Zeitgeist, der in die Mittelstandsfallen läuft und danach ein Leben lang versucht sich irgendwie über Wasser zu halten.

Lieber @gammastern! Verfolge deine Beiträge schon seit Längerem und habe mich mit deinen letzten Berichten etwas instensiver auseinandergesetzt. Ich finde deine Beiträge inhaltlich äußerst interessant, darüber hinaus lassen sich deine Texte sehr angenehm lesen.
Der Beitrag „deine eigene Haut aufs Spiel setzen“ hat mich auch sehr imponiert, ich denke du hast sehr vernünftige und ehrliche Anschauungen, die man in der heutigen Zeit nichtmehr allzu oft findet. :)
Ich nehme mir deine Beiträge als Motivation, mir fürs neue Jahr gleich wieder einmal Gedanken über meine Ausgaben zu machen. Hatte mir zwar mal eine Tabelle meiner jährlichen Ausgaben angelegt, doch das hatte ich dann wieder bleiben lassen, da ich gedacht habe die Zahlen ohnehin im Kopf zu haben. Bei genauer Aufarbeitung bemerkt man erst, dass man dabei eigentlich schnell einiges übersieht.
Ich möchte mich im kommenden Jahr auch intensiv mit Wertpapieren und anderen Investitionsmöglichkeiten auseinandersetzt. Da man ein Spielfeld aber nicht unvorbereitet betreten soll, wollte ich dich fragen, ob du mir hilfreiche Bücher, Blogs oder Videos nahe legen kannst? :)
Danke für deine Antwort. Freue mich auf weitere interessante Beiträge von dir! 👍🏼
Lg

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Denke auch ein bisschen Gold ist wenn man das Geld übrig hat eine nette Sache.
Du könntest dir ja (wenn du Uhren magst) mal überlegen dir so eine mit hohem Materialwert zuzulegen, da hat man immerhin auch noch die Chance darauf, dass die Uhr aufgrund von Sammlern etc in den Jahren mehr an Wert gewinnt, als das Material aus dem sie gebaut ist.

Dabei kaufe ich jeden Monat ein paar Gramm ein und lasse mir das ganze dann physisch an einen sicheren Ort ausliefern und einlagern.

So einen sicheren Ort zu finden, finde ich sehr schwierig, ist ja mit den keys für seine kryptos etc eine ähnliche Sache... Am besten wäre ein fest in die Wand einbetonierter guter Safe, aber das müsste eben schon beim Bau des Hauses berücksichtigt worden sein....
Bei safes die man in schränke schraubt, könnte ein Einbrecher ja einfach den schrank kaputt schlagen und den Safe raustragen.

Der Vorteil einer Uhr ist darum vielleicht auch, dass man sie immer bei sich tragen kann, was ich eigentlich für sehr sicher halte.(ist ja auch ein schönes gefühl etc).

Krasse Sparquote.

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Nun Uhren und Münzen sind am Ende ja leider eben auch nur "Gold", was meine eigentliche Ablehnung nicht wirklich behebt ;) Zudem eben meist auch durch die Prägung immer noch handwerkliche Leistung die dort reingeht. Da bevorzuge ich tatsächlich eher Barren, die dichter am eigentlichen Materialwert sind.

Was die Lagerung angeht ist es bei mir tatsächlich recht einfach, da ich Zugriff auf einen fest verbauten schweren Panzerschrank habe. Wer den rausträgt, kann den Inhalt auch gerne behalten ;)

Die "Hotelsafes" kann man sich in der Tat schenken. Als Hacker ohne Fingerfertigkeit kriege ich die üblicherweise gleich auf zwei Art und Weisen auf ohne das sie dabei noch beschädigt werden. So etwas taugt höchstens noch als besserer Kinderschutz.

Kryptos sind da tatsächlich viel einfacher zu sichern. Schnappe Dir eine Linux-Distribution mit LUKS oder so etwas. Dann wird ein USB-Stick verschlüsselt und Du kannst die ganzen Passwörter und private Keys drauf kopieren. Öffnen kann man es nur mit entsprechenden Passwort für die Entschlüsselung. Trägt den Stick jemand raus, bleiben (bei sicheren Passwörter) ein paar Jahrzehnte Zeit entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Eignet sich auch um es bei Familie oder Freunde dann einzulagern, falls einem mal die Hütte abbrennt.

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