Postmortem – BB Biotech

in postmortem •  6 years ago 

Es geht weiter in der Dividendensaison und dieses Mal ist ein ganz besonderer Liebling von mir fällig. Daher gleich die Entschuldigung vorneweg: Es fällt mir dieses Mal schwer nicht in Lobhudelei über zu gehen ;)

Es handelt sich hierbei um das schweizer Unternehmen BB Biotech. Von diesem hat vermutlich niemand außerhalb des Börsengeschäftes etwas gehört. Der Grund dafür ist, dass es sich hierbei nicht um ein produzierendes Unternehmen handelt, sondern um eine sogenannte „Beteiligungsgesellschaft“. Also ein Unternehmen, dass sich in andere Unternehmen einkauft oder dort in Projekte investiert.

Der Name impliziert ja bereits, dass es sich hierbei um eine Biotech-Aktie handelt. Also einem Unternehmen, was mit einem Fuss in der Biologie steckt und zum anderen den Einsatz davon in technischen Prozessen nutzt. Dies findet vorwiegend Einsatz bei Medikamenten, der Schaffung neuer chemischer Verbindungen oder neue Diagnosemethoden. Grundsätzlich wird unterschieden in roter (Medikamente), grüner (Landwirtschaft) und weißer (Industrie) Biotechnologie. Wobei sich das Unternehmend vorwiegend auf der Roten fokkusiert.

Das große Problem bei Biotech-Aktien ist, dass sie neben Canabis-Aktien, die Kryptos unter den Wertpapieren sind. Oftmals recht junge Unternehmen mit unaussprechlichen Namen versuchen ein neues Mittel im Bereich Biotech zu entwickeln. Sobald es positive Indikatoren gibt können die Kurse sehr sprunghaft nach oben gehen und lukrative Renditen im Raum stehen. Erweist sich nach Jahren plötzlich ein Mittel allerdings als „unbrauchbar“ und man realsiert, dass man Jahre lang einer falschen Spur nachgelaufen ist, kann es sehr schnell auch in einem Totalverlust münden.

Das große Problem ist eben, dass ein Normalsterblicher wie ich kaum in der Lage ist zu beurteilen, wie gut eigentlich ein solches Biotech-Unternehmen ist. Die Gefahr dort auf das falsche Pferd zu setzen und somit einen empfindlichen Verlust zu realisieren ist nicht gering in dieser spekulativen Branche. Dies ist auch der Grund, wieso es durchaus Anleger gibt, die die Biotech-Branche insgesamt wie der Teufel das Weihwasser meiden.

Genau hier kommt BB Biotech ins Spiel. Das Unternehmen kauft Anteile von Biotech-Unternehmen ein und analyisiert, wo genau sich Beteiligungen rechnen könnten. Somit funktioniert das Unternehmen im Kern nicht wesentlich anders als ein Fond für die Biotech-Branche. So hält das Unternehmen Anteile an Ionis Pharmaceuticals (15,1%), Incyte (7,8%), Neurocrine Bioscience (7,7%), Vertex Pharmaceuticals (7,3%), Esperion Therapeutics (5,0%), Celgene (4,7%) und einigen mehr. Hier wird aber eben das Problem ersichtlich, da außer Celgene mir vom Namen her die meisten Unternehmen unbekannt sind.

Ich gebe somit die Verantwortung für eine gesunden Mix und die Expertise an die Leute von BB Biotech ab und bin in den letzten Jahren nicht entäuscht worden. Satte 3,21€ pro Aktie werden ausgeschüttet bei einem Kurs von aktuell über 60. Dies entspricht einer Rendite von ca. 5,5% und ist somit ein Dividendentitel mit echter Wucht.

Ein kleiner Wermutstropfen bleibt allerdings. Die Dividende wurde dieses Jahr nämlich auf Grund eines mäßigen Geschäftes gesenkt. Somit gab es für 2017 noch 3,30€ pro Aktie. Wieso ich trotzdem nicht im geringsten traurig darüber bin? Zum einen eben, weil ich mir bewusst bin, dass es hier um eine sehr spekulative Anlage geht und eben auch immer mal ein schlechtes Jahr dazwischen sein wird. 9¢ sind jedoch Peanuts bei der höhe der Dividende und gleichzeitig (auch im Vergleich mit den Vorjahren) auf einem sehr hohen Niveau.

Die von mir angestrebten 2% bedient das Unternehmen mit absoluter Leichtigkeit und hat genügend Buffer, falls es doch mal schlechter laufen sollte. Trotzdem gibt es auch hier einen weiteren Grund, wieso ich keine Träne weine.

bbio.png

Sehr schön sieht man hier einen sehr gesunden Chart. Immerhin fast 40% stieg der Kurs des Unternehmens in den letzten 3 Jahren an mit einem leichten Trend nach oben. Man beachte vor allem auch den Crash vor einigen Monaten. Leider hatte ich kein Geld mehr in der Kaufkasse, so dass ich leider nicht nachlegen konnte. Der Abfall war allerdings so stark, dass ich im privaten Umfeld eine Kaufempfehlung ausgesprochen habe und einige dieser auch gefolgt sind und sich nun 3 Monate später gleich doppelt freuen können.

Aber bei einem so volatilen Titel gibt es auch immer wieder noch weitere gute Einstiegspunkte. Da bin ich mir absolut sicher und werde auch in den nächsten Jahren noch nachlegen. Die aktuellen Kurse jenseits der 60€-Marke scheinen sich zu stabilisieren und wecken natürlich die Fantasy auf mehr.

Eine Krux mit diesem Titel ist leider, dass es sich um ein Schweizer Titel handelt. Dies ist erst beim zweiten Blick eine eher schlechte Sache. Zum einen haben die Schweizer eine höhere Steuer auf die Quellsteuer als die Deutschen. Mit 35% ist dies also durchaus spürbar höher als bei. Das treibt einen schon die Tränen in die Augen, wenn man sieht, was von der Dividende übrig bleibt. Die gute Nachricht ist eben, dass es ein Doppelbesteuerungsabkommen mit der Schweiz seit 1971 gibt und wir damit effektiv nur 25% Steuern zahlen müssen.

Die schlechte Nachricht ist, dass man die Ausschüttung der restlichen 10% bei den Schweizern beantragen muss. Dies lohnt sich zumeist nur alle 3 Jahre, so dass man solange auf sein Geld verzichten muss. Wie der Antrag abläuft werde ich in der nächsten Zeit in einem separaten Artikel noch einmal beschreiben und auch die Erfahrungen damit. Fakt ist aber, dass es die Ausschüttung dann in CHF gibt und sich deutsche Banken den Wechsel üblicherweise fürstlich bezahlen lassen. Rund 25€ sind dabei locker weg. Dazu kommt noch das Porto für ein wenig Post und oben drauf bei einigen Banken Gebühren für den Tax Voucher.

Dies ist auch der Grund, wieso es eben nur alle paar Jahre wirklich Sinn macht und man mit kleineren Chargen vermutlich nicht glücklich wird. Wer in BB Biotech investiert, sollte gleich eine größere Menge kaufen oder zumindest in seinem Depot andere schweizer Dividendentitel wie z.B. Nestle oder Roche mit dabei haben, so dass es sich in Summe wieder lohnt. Wer nur mal eben 500€ anlegen will, wird vermutlich eher nicht gut damit fahren.

Mir selbst macht dieser Titel stets sehr viel Freude und gehört immer wieder zu den Top-Titeln in meinem Depot. Gerade das verlässlich geliefert wird, erfreut mich dabei, da es eben klar ein eher spekulativerere Aktie ist. Wer aber ein ansonsten eher langweiliges Portfolio sein eigen nennt und ein wenig Nervenkitzel haben will ohne gleich eine Achterbahnfahrt der Gefühle zu machen, sollte BB Biotech durchaus auf der Watchlist setzen und ein wenig im Auge behalten. Gerade bei einem Dip können sich gute Kaufgelegenheiten bieten.

Dies ist keine Anlageempfehlung, sondern meine persönliche Meinung. Ich halte die Aktien aus Überzeugung und gebe eigenen Freunden sie durchaus als Tipp. Am Ende muss aber jeder selbst seine Analyse machen und sollte nicht blind nach Empfehlungen kaufen!

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Bei Divi-Papieren tu ich mir naturgemäß etwas schwer, eben wegen der erähnten Doppelbesteuerung, bzw. der Quellensteuer überhaupt, weil bei einem Titel, der den Gewinn reinvestiert, fällt das weg, und was mach ich mit dem Baren? Vom Rentier-Dasein bin ich noch weit entfernt, d.h. dann reinvestieren bei dem dann wieder gebühren anfallen. Hab trotzdem was, in schlechten Zeiten ist eine Divi ein Trost für miserable Kurse.

Nun ich bin ein großer Freund von Dividenden ;) Will aber eben auch niemanden überzeugen, da es für beide Arten von Strategiefamilien seine für und wider gibt.

So stimme ich absolut zu, dass Geld aus dem Unternehmen auch immer bedeutet, dass weniger Geld für Investitionen zur Verfügung steht und dann nicht selten auch über Fremdkapital man sich eindeckt. Dies würde ich dann als fatal ansehen, wenn Unternehmen diese stets sinnvoll einsetzen würden. Das tun sie aber nicht. Ähnlich wie bei anderen Gießkannensystemen neigt man im Überfluss dazu auch in Blödsinn zu gehen. Als Eigentümer will ich den Vorstand aber eben daran erinnert haben, dass man ein langfristiges funktionierendes Geschäftskonzept aufbaut und mit dem Geld von jemand anderen arbeitet, dass der eben auch wieder sehen will.

Dividenden haben für mich daher den Charakter eines stetigen Teilverkaufs bei dem man immer einen Teil des Gewinns aus der Aktie wieder heraus holt. Nach spätestens 20 Jahren habe ich somit alles Geld wieder in der Tasche ohne irgendwelche Gebühren. Bei einem Teilverkauf würden Gebühren anfallen und man trennt sich im schlimmsten Fall von etwas, dass man ja eigentlich behalten will. Ein langsamer Drain aus dem Gewinntopf halte ich da für sinnvoller.

Das entzogene Geld wandert bei mir in die Kriegskasse (also nicht dem eigenen Konsum). Somit kann ich schneller wieder etwas nachkaufen. Dies kostet natürlich in dem Moment Gebühren, aber ich kann zum jeweiligen Zeitpunkt dann gucken, was am Markt gerade die beste Lösung scheint. Auf diese Weise kann man sein Portfolio langsam adjustieren ohne das man ständig Kaufen und Verkaufen muss.

Und Du hast mit deinem letzten Punkt auch absolut recht. Auch den psychologischen Faktor finde ich ungemein wichtig. Es ist sowohl motivierend als auch beruhigend, wenn man regelmäßig auch mal Post ins Haus kriegt in der nicht drin steht, dass man wieder etwas bezahlen soll. Man hat irgendwann richtig Titel auf dessen Ausschüttung man sich freut und darauf hin blickt. Gerade dann, wenn man sowieso schon 20% wieder raus hat, tut einem eine Achterbahn an der Börse weniger weh als jene die sich rein über den Kurs finanzieren und meist dann recht schnell schwache Hände kriegen.

Aber auf der anderen Seite sind Dividenden auch nicht ein Allheilmittel. Es gibt marode Unternehmen, die versuchen über eine Ausschüttung ihre Investoren bei der Stange halten und es gibt auch Unternehmen bei denen eine Ausschüttung über Fremdkapital erfolgt, was genauso sinnlos ist und das Unternehmen langfristig zersetzt.

Am Ende muss man eben sehen, welche Aktie zu der eigenen Strategie passt und ich selbst denke auch, dass man sich nie in seinem Denken völlig versteifen sollte. So erwarte ich ja auch von meinen Dividendentiteln ein Wachstum (wenn auch geringes). Am Ende soll eben nicht die Kasse geplündert werden, sondern eine solide Geschäftsidee dahinter stehen.

Danke für diese ausführliche Antwort, sind gute Punkte die du hier anbringst, das mit dem ständigen Erweis bringen und Teilverkauf finde ich einen guten Ansatz.
Mein Hauptproblem mit Divis sind jedenfalls die Doppelbesteuerung, und der damit verbunden Bürokratie, Offenlegung und dann nochmla der zusätzlichen Kosten.

Hm, dass würde ich gar nicht so als problem sehen. Eine Doppelbesteuerung findet effektiv nahezu nirgendwo statt. Die meisten Länder der Welt haben eine niedrige Quellsteuer als wir hier in Deutschland. Somit zahlen wir steuerlich meist eben eher die Differenz an den Deutschen Fiskus nach.

Lediglich in einigen Ländern die eine höhere Quellsteuer als die 25% haben, schlägt dann eine höhere Besteuerung durch. Gerade Deutschland ist aber mit fast jedem relevanten Land so vernetzt, dass es ein Doppelbesteuerungsabkommen gibt und man sich geeinigt hat, dass man einen Ausgleich durchführt. Somit kann man von vielen Ländern, die Differenz nachfordern. Der Arbeitsaufwand bei der Schweiz würde ich mit 10 Minuten jährlich ansetzen. Viele Depotbanken reichen das Formular für z.B. die USA sogar automatisch ein, so dass man dies gar nicht mehr selbst machen muss.

Somit schränkt es am Ende primär eher die Länder ein in die man gehen könnte. Italien ist so ein Fall den ich nicht mit der Kneifzange anfassen würde. Bis zu 6 Jahre nach Antrag warten in einem Land, dass jedes Jahr bankrott sein kann? Nein danke! Oder Macron-Frankreich, die einen komplizierten Weg wählten, anstatt einen einfachen?

Dann geht das Geld im Zweifel eben in die Schweiz, Norwegen oder USA bei denen es fast keinen Aufwand kostet.

Ja ich meinte ja gerade den Ausgleich, der sehr mühselig ist, einer offenlegung entspricht, und gerade Kleinanleger massiv benachteiligt.

Hm, ich bin mir nicht ganz sicher, was Du mit Offenlegung meinst. Wertpapiere sind insgesamt ein eben sehr stark regulierter Bereich in dem alles festgehalten ist. Mit allen Vor- und Nachteilen. Ob nun aber Kursgewinne oder Dividende, da ist beides für den Staat und andere Akteure gleichermaßen transparent.

Bin davon ausgegangen dass dank der QUEST eben kein extra Datenaustausch mehr erfolgt. Mir ist schon klar, dass Vater Staat potentiell natürlich alles einsehen kann, ich stelle mir aber vor, dass man mit so einem Antrag auch immer ein wenig Aufmerksamkeit auf sich lenkt:

Naja, im Kern besteht damit ja eher ein Interessenkonflikt zwischen zwei Staaten und man ist selbst der Profiteur. Das Unternehmen weiß nicht wer sich hinter dem Aktionär befindet und führt brav automatisch die Steuer ab.

Nun kontaktiere ich das deutsche Finanzamt, dass mir Beihilfe dazu leistet das der Eidgenossen zu plündern. Da dürfen beide Seiten gerne sehen, dass ich meine Interessen umsetze, weil sie ja bereits mehr genommen haben als ihnen zusteht und somit nicht weiter davon profitieren.

Das ich Aktionär bin, wissen die ohnehin bereits. Vermutlich sind da P2P-Kredite, die man aus eigenen Stücken angeben muss, da unregelierte ausländische Erträge ihnen ein viel größeres Dorn im Auge. Aber auch da hat es bisher nie Nachfragen gegeben. Man ist wohl froh, dass man es überhaupt deklariert hat.