Postmortem – Deutsche Börse

in postmortem •  5 years ago 

In diesem Monat wird das mit dem Postmortems ein wenig hektisch, weil eben soviel gleichzeitig rein kommt und man überhaupt nicht mit dem Schreiben hinterher kommt. Daher gucken wir uns heute fix einmal die „Deutsche Börse“ an. Viele denken dabei erst einmal für eine Umschreibung des deutschen Aktienmarktes und sind sich überhaupt nicht bewusst darüber, dass dies eben primär eine Aktiengesellschaft ist.

Oftmals wird in diesem Land ja von der „Frankfurter Börse“ gesprochen und für die meisten Menschen ist dies ein Synonym fürm den deutschen Aktienmarkt selbst. Schließlich weiß eigentlich jeder Aktionär, dass es sich hierbei um die größte deutsche Börse handelt und eigentlich jeder hat in irgend einer Form auch den XETRA bereits beim Handeln genutzt. Vermutlich zumeist auf Grund der hohen Verfügbarkeit und auch der günstigen Preise.

Dahinter steckt eben das Unternehmen „Deutsche Börse“, zusammen mit einigen anderen Plattformen wie Eurex oder eben auch die Strombörse EEX. Dieses entstand 1992 aus der Frankfurter Wertpapierbörse, dessen Ursprünge bis ins 12. Jahrhundert zurückreichen und ihre offizielle Gründung mit 1585 angeben. Soviel dazu, dass der Handelsmärkte ein neues Phänomen seien ;)

Primär befindet sich hier hinter einer meiner Lieblinge im Portfolio. Ganz klassisch für mein Beuteschema ist es immer dann an die Infrastruktur zu gehen, wann immer es möglich ist. Ich will keine Überflieger haben, sondern solide Geschäfte, die langfristig vernünftig laufen. Und genau dies spiegelt eben auch dies Unternehmen wieder.

Seit Jahren redet man ständig von der Krise an den Märkten. Oft kommen diese aber nicht. Aber ganz egal, ob es nun eine Krise da ist oder man sich gerade in einem Bullenmarkt befindet... gehandelt wird immer. Und genau in dem Moment verdient eben auch dieses Unternehmen immer etwas.

Gerade an schlechten Perioden merkt man dies durchaus sehr oft, dass der gesamte DAX ins rot getaucht ist und lediglich ein Unternehmen ein wenig grün am oberen Ende zeigt. Geht es doch einmal abwärts, dann ist es meist nicht so fatal. Das ist keine subjektive Einschätzung, sondern ein Fakt. Immerhin gehört das Unternehmen 2018 auf Platz 4 der Gewinner im DAX, was bei immerhin 30 Unternehmen definitiv keine schlechte Leistung ist.

Insbesondere eben, wenn man sich die Ausgangssituation ansieht. Den die deutsche Börse ist primär ein Opfer des Brexit. Als eher kleine Börse im weltweiten Geschäft und damit verdammt auf einem der niederen Plätze im Vergleich zu New York, London, Shanghai und Tokio, versuchte man eben Stärke zu erreichen in dem man sich mit einem dieser verbindet. So stand eine Fusion mit dem London Stock Exchange (LSE) an und wir Aktionäre gaben dafür auch bereits ein grünes Licht und bereiteten eine Fusion vor.

Doch dann kam der Brexit in die Quere und damit viele unangenehme Fragen, wie ein solches Unternehmen aussehen soll, wenn einer der Teile plötzlich nicht mehr innerhalb der Union befindet. Als dann noch die Staatsanwaltschaft gegen den Geschäftsführer Ermittelungen wegen Insider-Handel aufnahm, war der Supergau perfekt. Die Fusion scheiterte und damit eben auch einer der großen Hoffnungen der letzten Jahre.

Doch inzwischen hat sich der ganze Staub gelegt und die Deutsche Börse ist mit einer neuen Führungsriege am Start, die ebenfalls überzeugen kann und sich wieder auf die eigentliche Arbeit konzentriert. Entsprechend positiv fällt eben auch das aktuelle Jahr aus.
Der Umsatz des Unternehmens stieg um gesunde 13% an und man schaffte es dabei zeitgleich den operativen Gewinn auf ganze 17% zu steigern. Das sind unter dem Strich immerhin ein Jahresüberschuss von mehr als einer Milliarde Euro. Vermutlich wird auch so mancher Aktionär erleichtert darauf reagiert haben, dass verkündet wurde, dass man die Kosten in den Griff bekommen hat.

So stiegen diese in den letzten Jahren bedrohlich stark an. Eine Sache, die man in diesem Geschäftsfeld nicht gerne sieht. Denn die Bereitstellung für einen Aktienhandel ist erst einmal teuer, doch nutzt man die Plattform danach dann entsprechend häufiger, sollte der Gewinn im Vergleich zu den Kosten recht schnell steigen. In einem solchen Umfeld steigende Kosten zu haben, bereitet dann entsprechend eben ein wenig Sorge. Doch dieses Jahr stiegen die Kosten um lediglich 5% an, was in Angesichts von Lohnkosten als primären Treiber sicherlich als realistisch anzusehen ist und kein Grund zur Sorge mehr.

Gerade die Bereiche Eurex (Finanzderivate), EEX (Strombörse) und 360T (Devisenmarkt) wuchsen eben um die 20% an und trugen somit zum gesamten Wachstum des Unternehmens bei. Der CEO ist natürlich über ein solches Ergebnis sehr stolz, betont allerdings eben auch, dass man nicht davon ausgeht, dass es nun in diesem Modus weitergeht. Die Strecke, die vor einem liegt wird kurvenreicher. Das wäre auch meine Erwartung und beruhigt schon, dass man hier nicht blauäugig und naiv wie z.B. bei Bayer an die Geschäfte geht und sich mantraartig mit einem „Alles wird Gut“ versucht zu hypnotisieren.

Dies zahlt sich unterm Strich als für die Aktionäre aus. Immerhin 2,70€ gibt es dieses Jahr als Dividende ausgeschüttet. Dies ist im Vergleich zu den 2,45€ des Vorjahres immerhin ein satter Anstieg von 10% und liegt mit einer Dividendenrentabilität von ca. 2,5% ganz klar in meinem typischen Beuteschema.

deutsche börse.png

Doch dies ist nicht der einzige Grund zur Freude. Denn auch der Aktienkurs entwickelte sich sehr gut. Von ursprünglichen 93€, stieg man auf 113 € an, was immerhin fast 20% entspricht. Stellenweise kratze man auch bereits an die 120€ an. Damit schlägt die Aktie nicht nur meine eigene Zielmarke von 2%, sondern auch einen Großteil des DAX. Wer seit 5 Jahren dabei ist, kann immerhin auf einem Anstieg von 108% blicken und damit einem recht guten Anstieg.

Selbst in diesem Jahr ging es um immerhin 12,5% bereits beim Kurs nach oben. Soviel also dazu, dass man am Aktienmarkt auf Dauer ja nur verlieren kann. Gerade für konservative Anleger ist die Aktie eben auch interessant, weil es eine Aktie mit eher geringer Volatilität ist, die nicht bei jeder News am Markt gleich nach oben oder unten schlägt, sondern eher gemächlich bleibt. Eben aber mit einem stetig wachsenden Trend nach oben.

Das größte Risiko für das Unternehmen ist wohl, dass man im Orkus zwischen den großen Börsen dieser Welt irgendwann zerrieben wird. Man ist sich aber eben genau dieses Problems bewusst und baut sich daher strategisch auch an neuen Märkten aus. Gerade eben auch bei deutschen Themen zu Blockchain ist das Unternehmen auffällig aktiv.

Trotz eines vermutlich eher schwierigen Jahres 2019, ist man im Unternehmen positiv und strebt ein Gewinnwachstum von 10% an, was angesichts der Zahlen für dieses Jahr nicht aus der Luft gegriffen zu sein scheint und eher defensiv ist. Einer meiner Meinung nach nicht unbedingt schlechten Einstellung.

Ob ich die Deutsche Börse jemanden uneingeschränkt empfehlen kann? Im Grunde eigentlich schon, da ich nur wenig Profile vorstellen kann für die ein solches Unternehmen gänzlich unattraktiv ist. Es hat sich in den letzten Jahren als solides Unternehmen gezeigt, dass auch im Krisenmodus eben noch gut funktioniert.

Der aktuelle Kurs um die 120€ erscheint auf den ersten Blick ein wenig zu hoch und man sollte vielleicht auf einige Dips warten um einzusteigen. Allerdings sind diese eben in den letzten Jahren doch eher rar gewesen. Wer also langfristig genug denkt, wird vermutlich stets einen guten Einstiegszeitpunkt haben.

Enttäuscht worden bin ich seiten des Unternehmens und seiner Arbeitsweise in all den Jahren nicht. Ohne größere Tumulte lieferte man stets ein vernünftiges Erlebnis ab. Da ich selbst der Finanzbranche extrem skeptisch gegenüber stehe und eigentlich wie der Teufel das Weihwasser meide, bin ich mit der Deutschen Börse an dessen Peripherie investiert ohne das ich mich an die Dramen einer Deutschen Bank aufreiben müsste.

Ich blicke auch für das nächste Jahr optimistisch hier in die Zukunft und freue mich bereits jetzt auf die nächste Hauptversammlung. Eine Sache, die ich nicht bei jeder Aktie sagen würde ;)

Dies ist keine Aktienempfehlung, sondern nur meine persönliche Meinung. Bitte prüft stets selbst in welche Unternehmen ihr investiert. Dieser Artikel soll das Unternehmen und sein letztes Jahr darstellen um als Ideengeber zu fungieren und nicht als Beratung

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