Die erste Nacht in Nordspaniens Kletter-Mekka verbringen wir in der so genannten Van-City. Ein Parkplatz, der voll ist mit ausgebauten Vans. Fühlt sich irgendwie komische an, nach so vielen Tagen auf einsamen Parkplätzen auf einmal Nachbarn zu haben. Wir sind gespannt auf den Austausch mit anderen Kletteren. In Kontakt kommt man aber irgendiwe trotzdem nicht. Sobald es dunkel ist ziehen sich alle in ihre Busse zurück.
Am nächsten Tag sehen wir noch viel mehr Vans auf verschiedenen Parkplätzen stehen und ich frage mich, was wohl die paar Einwohner von der Belagerung halten. Ohne die ganzen Klettere wäre es hier sehr ruhig und beschaulich. Siurana hat nur rund 50 Einwohner und die anderen Örtchen bestehen auch nur aus zwei Straßen. Jedoch merken wir schnell, dass einem die Leute sehr freundlich gegenüber treten. Überall wird gegrüßt und gelächelt, was uns sehr freut.
Den ersten Tag verbringen wir sehr entspannt. Vormittags schlendern wir etwas durch Siurana und erkunden die kleinen Pfade rund rum. Der Ort liegt wunderbar gelegen auf einem Hügel, sodass man von jeder Seite eine super Sicht ins Tal und auf die umliegenden Berge hat. Durch diese gute Lage war der Ort eine der letzten Festungen, die von den Mauren erobert wurde, was man sich nur zu gut vorstellen kann.
Dann gehts auf zum klettern. An einem kleinen Parkplatz finden wir noch eine Lücke. Zwei Amis, Heather und Greg, biegen für uns noch einen Ast zur Seite, damit das Solarpanel beim einparken nicht beschädigt wird. Schnell noch mal in deren Kletterführer geschaut (wir sind natürlich super vorbereitet und haben keine Topos) und dann gehts auch schon los. Da es mein zweites mal Klettern am Fels ist machen wir nur einfache Routen, die mich mental schon total fordern. Es macht super Spaß und damit wir nicht im Dunkeln zurück laufen müssen, machen wir uns nach 4 Routen auf den Weg. Irgendwo biegen wir dabei falsch ab und verlaufen uns etwas. Zwei Schweizern geht es wohl ähnlich. Es beruhigt mich irgendwie, nicht alleine den Weg zu suchen, es stellt sich aber noch raus, dass wir da an zwei richtiger Bergziegen geraten sind. Zusammen suchen wir also zwischen den ganzen Trampelpfaden den richtigen Weg. Immer mal wieder stehen wir vor einer Wand oder einem Abgrund und kommen nicht weiter. Einer der Schweizer hat irgendwann keine Lust mehr umzudrehen und klettert ein paar Felsen hoch. Auf die Frage, ob es dort oben weiter geht, bekommen wir nur die Antwort :"Ist ein höchst inoffizeller Weg". Wir wissen nicht, was das genau bedeuten soll, aber Weg hört sich gut an. Also folgen wir. Immer weiter durchs Gestrüpp, über Steine und Maschendraht-Zaun in Richtung einer Schafsfarm. Als wir Hundegebell hören, hoffen wir nur, auf der richtigen Seite des Zaunes zu stehen, fangen aber trozdem an zu rennen. Nach bestimmt einer Stunde nervenaufreibender Wanderung, bei der man an einigen Stellen nicht hätte Fallen dürfen, sind wir endlich am Auto und total geschwitzt. Jetzt wollen wir einfach nur noch was essen und entspannen. Also schnell ins Auto und los. Leider ist der Parkplatz etwas abschüssig und unsere schwerer Bus kommt ohne Schwung nicht rückwärts aus der Lücke. Nach ein paar Versuchen riechen wir schon die Kupplung. Eine neu Methode muss her. Ich lasse den Bus also ganz langsam etwas nach vorne rollen und kann somit etwas besser Schwung holen. Constantin schiebt noch so gut er kann und wir schaffen es gerade so aus der Parklücke. Was für ein Tag.
Die nächsten Tage haben wir leider etwas Pech mit dem Wetter, sodass wir nicht klettern können. Weil wie die letzten Tage fast nur im Auto saßen, hatte wir noch nicht so viel Zeit, ein paar Sachen zu reparieren und zu ordnen. Also wechseln wir die Scheinwerfer, kümmern uns um ein paar Roststellen und kleben die Dachfensterverkleidung.
Danach schreibe ich ein paar Texte am PC und Constantin schnappt sich sein Longboard um die Bergstraße nach Siurana nach geeigneten Stellen zum Sliden auszukundschaften. Eine Stunde später steht er mit einem breiten Grinsen wieder vor mir. Die Suche schien wohl erfolgreich gewesen zu sein!
Abends fahren wir mit den Boards nach Siurana. Die Straße ist für mich zwar teilweise zu steil, sodass ich ein paar Meter laufen muss, aber für Constantin ist sie genau richtig. In Siurana treffen wir wieder auf Heather und Greg und trinken einige Bierchen zusammen. Die Unterhaltung wird mit jedem Bier etwas ausgelassener und wir haben viel Spaß mit den Beiden. Auf dem Rückweg müssen wir noch unsere Boards suchen die wir vor dem Ort an einem Baum am Hang angeschlossen haben. Gar nicht so einfach im Dunkeln...