Die Kunst des Zuhörens

in rhetorik •  6 years ago 

Seit einigen Tagen trainiere ich richtiges Zuhören, was mir wirklich schwer fällt, denn auch ich falle in alt bekannte Muster zurück. Einsicht ist eben der erste Schritt zur Besserung. Ich will damit nicht sagen, dass ich zuvor nie wirklich zugehört habe, sondern das die Art des Zuhörens entscheidend ist.

Es kommt nicht darauf an, möglichst schnell auf das Gesagte zu reagieren oder egoistisch die eigenen Impulse abzuarbeiten, sondern um eine wirkliche Teilnahme am Gespräch. Die Logik alleine bringt nichts, wenn man nicht die Gefühle des Gegenübers versteht. Einfühlsames Zuhören ist wichtig! Denn nur so gelangt man zur wirklichen Intention. Dabei sollte man aber auch auf die Körpersprache achten. Nicht immer ist das Gesagte das Gemeinte. Im Internet ist dies besonders wichtig, denn dort wird Ironie oft nicht verstanden. Auch nicht zielführend sind irgendwelche Trigger-Wörter, die vom Thema ablenken und unnötige Emotionen provozieren.

Aufmerksamkeit ist das A und O. Es geht im Grunde darum, sich für jemanden die Zeit zu nehmen. Ärzte, die beispielsweise wirklich zuhören, werden weniger kritisiert und für kompetenter gehalten. Was bringt mir mein Fachwissen, wenn mir der Patient nicht vertraut? Und manchmal sollte man auch Dinge, die man in einem Gespräch nicht sagen konnte, auf sich beruhen lassen. Später gibt es bestimmt noch einen Zeitpunkt. Und wer weiß, vielleicht ist der spätere Moment auch einfach besser.

Früher war mir peinliches Schweigen ziemlich unangenehm. Doch jetzt genieße ich diese Pausen. Diese geben mir Zeit zum Denken. Ein kleiner Tipp am Rande: Versuche möglichst erfüllt den Augenblick zu erleben.

Ich erzähle damit nichts Neues! Jeder kann diesen Text nachvollziehen. Dieser Beitrag ist eher ein Appell, sich dessen bewusst zu machen.

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Schon erstaunlich, dass man das trainieren kann, oder ;-)? Genauso 'sich hineinversetzen' und Empathie.
Habe gesamtgesellschaftlich eher den Eindruck, dass das nicht so eingeordnet wird. Feste Größen. Man ist empathisch oder nicht. Statt Abstufungen oder Kontinuum (gar nicht, bisschen, sehr empathisch/sehr guter Zuhörer).

Naja, ein Psychopath besitzt bekanntlich überhaupt keine Empathie. Trotzdem kann er emotionale Zustände anderer erkennen.

Hm, darauf wollte ich nicht hinaus. Klar, Psychopathen erlernen Emotionen von außen.
Nicht-Psychopathen können aber ihr Mitgefühl, die Verbindung zu den eigenen und den Gefühlen des anderen üben; zum inneren also.
Genauso wie du das reine Zuhören üben kannst, wie du es beschrieben hast.

Und was ich meinte, ist, dass den meisten Menschen nicht bewusst ist, dass man das üben kann, sondern sie eher glauben, dass ein bestimmter Mensch eher (unveränderlich) empathisch ist oder nicht.

Das man das üben kann, wusst ich nicht. Danke für die Antwort.

Noch nie etwas von gfK (gewaltfreie Kommunikation) gehört?

Ich habe damals dieses Buch dazu gelesen: https://www.zvab.com/servlet/SearchResults?tn=%22Konflikte+l%F6sen+durch+gewaltfreie%22&an=Rosenberg,+Marshall&cm_sp=exo-title-srp

Gibt's auf amazon momentan nur als Hörbuch. Bei meiner Sucheingabe habe ich dann gesehen, dass ein verwandtes Bucht den Titel
"Mit dem Herzen zuhören: Ein Leitfaden für das Einfühlsame Zuhören" trägt.
Definitiv kein Zufall.

Ausgerechnet heute wurde ein gutes Video auf Youtube zur Achtsamkeit hochgeladen.