Wenn es darum geht Menschen miteinander zu vergleichen, kommt man immer sehr schnell auf ein Terrain, dass sehr stark von subjektiven Eindrück durchtränkt ist und daher oftmals eben nicht besonders aussagekräftig ist. Denn der menschliche Geist tendiert üblicherweise dazu sich selbst gnadenlos zu überschätzen.
Also ich meine ja nur ... denkt doch einfach mal daran, wieviele Leute sich für sportlich halten. Schaut man dann etwas genauer hin, hängen sie dann am Ende doch im Rudderverein und beschäftigen sich mehr damit, sich in Ruhe ein Bier zu gönnen. Schließlich ganz es sehr komplex sein ein Boot mit der gewünschten Anzahl an Leuten voll zu kriegen ;)
Oder man trifft auf jemanden der sagt, dass er wirklich eine krasse Sparquote hat. 50€ im Monat oder so und damit quasi auf den Weg in das Frugalisten-Paradise ist. Und dabei denke ich gar nicht einmal an jene Leute, die nun knapp am Existenzminimum vorbei schrammen. Eher an einen Gutverdiener, der damit eine sensationelle Sparquote von vielleicht mal 5% erreicht.
Geht es um die positiven Eigenschaft von Menschen kennt die Fantasy oft keine Grenzen und spielt das Umfeld dann auch noch mit, wird man auch niemanden finden der etwas anderes behaupten wird. Fertig ist die perfekte Filterbubble.
So sind einige Leute immer wieder verwundert darüber, dass ich so furchtbar ruhig bleiben kann, wenn mal wieder ein Titel um 50% abgestürzt ist. Oder das ich auch dann noch zur Besonnenheit rufe, wenn die Kryptos mal eben um 90% auf Tauchstation gegangen sind. Oftmals wird man dann etwas ratlos angesehen und man ist irritiert, dass man dabei nicht sofort in Panik verfällt.
Somit bin ich mir im Laufe der Jahre bewusst geworden, dass ich jemand bin, der recht leicht mit Schicksalsschlägen umgehen kann. Üblicherweise würde man sagen, dass dies keine besonders gute Eigenschaft ist. Zugegeben in gefühlten 99% der Berufe wird man nicht für das Arbeiten bezahlt, sondern dafür frustriert zu sein. Aber kaum ein Chef wird jemals mit einem Lächeln im Gesicht zu einem Mitarbeiter sagen: „Ich glaube ich werde ihnen im nächsten Jahr ein kleines Gehaltsplus geben! Sie haben wirklich exellent gelitten!“
Ähnlich verhält es sich üblicherweise auch im privaten Umfeld. Wer in Krisensituationen nicht gleich panisch wird, wirkt auf viele Menschen gleich immer auch etwas psychopathisch. Jemand ist nach langer Krankheit gestorben und man nimmt dies „neutral“ zur Kenntnis ohne das man gleich in Tränen ausbricht? Kann man in einer solchen Situation wirklich besonnen bleiben? Und überhaupt möchte man im Freundeskreis eigentlich nicht über die negativen Dinge sprechen.
Daher bleibt meist nur ein recht kleiner Kreis an Menschen im privaten Umfeld übrig, die eine solche Eigenschaft auch wirklich zu schätzen wissen. Meist eben jene, die selbst bereits an einem Schicksalsschlag verzweifelt sind und es zu schätzen wissen, dass man nicht jemanden hat, der gleich dadurch in sich zusammen bricht, sondern eben die Fassung hält.
Wer selbst schon einmal jemanden auf dem Weg in den Tod begleitet hat, weiß durchaus, dass sehr oft gerade der Betroffene selbst eine unglaubliche Kraft und Zuversicht haben kann. Ich weiß selbst noch, wie sehr es mich beschäftigte, dass man ausgerechnet von dieser Person getröstet wurde, obwohl es ja hätte anders herum sein sollen. Auf der anderen Seite ist es aber eben auch logisch. Wenn ihr nur noch wenige Monate zu leben hättet, würde ihr dann die ganze Zeit bedauert werden wollen? Oder würdet ihr die Zeit nicht lieber ganz normal oder zumindest sinnvoll verbringen?
Was gibt es eben manchmal wertvolleres als einem Menschen auf seinen Weg noch ein kleines Geschenk in die Seele zu pflanzen und ihm Zuversicht und etwas Frieden mit zu geben? Und von niemanden ist ein solches Geschenk in Form von Zeit, die einem gewidmet wird, wertvoller als von jemanden der nicht mehr viel hat.
Entsprechend habe ich durchaus in meinem Verhalten einen nicht unerheblichen Teil des Buddhismus verinnerlicht. Nicht als Religion, sondern eben als Philosophie. Es spielt keine Rolle an Dingen zu verzweifeln, weil einem dies nur Kraft und Zeit kostet und am Ende sowieso nichts verändert.
Alles was in dieser Welt steht und lebt, ist am Ende eben doch wert, dass es zu Grunde geht. Die Pharaonen haben sich mit den Pyramiden sicherlich ein sehr impulsantes Denkmal gesetzt. Aber betrachten wir es mal realistisch. In 2 Millionen Jahren wird auch dort nur noch ein Häufchen Staub übrig sein an das sich vermutlich niemand mehr erinnern wird und all das ist dann wirklich nur ein kleiner Moment im Zeitalter der Erde.
Wieso sollte ich als Mensch mit einer Lebenserwartung von vielleicht 80 Jahren dann wirklich denken, dass man etwas langfristiges bewirken kann? Ja, hier spielt eben auch mein Pessimismus mit rein, den viele Leute als traurig empfinden. Ich empfinde ihn aber nicht als traurig, sondern als ungemein befreiend. Denn ohne den Druck und der ständigen Erwartung etwas großes Bewerkstelligen zu können, kann man negative Lebensereignise annehmen und auch wieder leichter gehen lassen.
Eine Diagnose, die das bisherige eigene Leben auf den Kopf stellt? Ist doch auch eine wunderbare Chance aus bestehenden Verhalten auszubrechen und mal etwas neues zu probieren. Leben bedeutet Veränderungen und nicht wenige Menschen bleiben auf ewig in ihrem Leben gegangen ohne sich je zu verändern. Da kann so etwas ja durchaus etwas sein, dass dem ganzen wieder etwas mehr Pepp macht. Gewiss es macht vielleicht keinen Spaß, aber wenn ich mir etwas nicht nachsagen lassen will, dann das ich Hedonist sei.
Ein ganz zentrales Missverständnis des Buddhismus ist das Konzept des Karmas. Die Leute sind ständig besorgt darum, dass sie schlechtes Karma ansammeln und durch gute Taten wieder ausgleichen müssen. Dabei ist Karma gar kein Konto auf dem man das eine mit dem anderen verrechnen könnte. Vielmehr wird sowohl gutes als auch schlechtes Karma als etwas negatives angesehen, da man eben dadurch an Dinge in der Welt haftet.
Und man kann durchaus im positiven Sinne an Dingen in dieser Welt haften. Z.B. einen Menschen den man sehr liebt. Doch sollte dieser dann irgendwann einmal sterben, wird eben auch aus dieser Anhaftung ein sehr negativer Schmerz an dem viele Menschen zerbrechen. Nicht an etwas zu haften, heißt eben auch, dass man Dinge so akzeptiert wie sie sind.
Was soll ich mir den Kopf zerbrechen, wenn der Markt mal wieder gegen einen arbeitet? Ich habe mit meinem Wissen und Handeln versucht ein gutes Ergebnis zu erreichen, aber nicht immer wieder dies ausreichen. Ich sehe es als Herausforderung Dinge besser zu machen und mehr dazu zu lernen um dann den Verlust langfristig wieder auszugleichen. Meist klappt dies dann ohnehin von ganz alleine.
Und wenn ich jemanden mag, dann versuche ich Zeit mit dieser Person zu verbringen. Ganz unabhängig davon, ob diese nun eine tödliche Diagnose hat oder nicht. Das wir alle dem Tode geweiht sind, ist ein Aspekt den ich eben akzeptiert habe. Man mag nun daran zerbrechen und sich zu Tode grübeln, aber unterm Strich macht es eben die Zeit, die man miteinander verbringt erst so richtig wertvoll.
Vielleicht ist eine solche Eigenschaft nicht etwas, was einem finanziell wirklich voran bringt. Aber es ist eine, die einem vielleicht doch unterm Strich ein angenehmeres Leben ermöglicht und dadurch ja durchaus eine Sache nach der eigentlich jeder strebt. Und ich weiß eben auch aus diversen Erfahrungen, dass es auch einige wenige Menschen gibt, die froh darüber sind jemanden zu haben, der in einer Krise einen Anker der Stabilität bieten kann.
Nicht unbedingt dadurch, dass man ständig am trösten ist und sagt: „Alles wird gut!“ Nein, den es gibt Situationen in denen man ganz genau weiß, dass es nicht gut wird. Vielleicht auf Dauer weniger schmerzhaft, aber gewiss nicht gut. Aber je mehr sich der Geist von einer Sache gefangen nehmen lässt, umso länger kann man dadurch auch Schaden erleiden.
Mit Schicksalsschlägen ist es ein wenig wie mit einer heißen Herdplatte. Niemand wird auf Dauer schaffen sich nicht irgendwann die Finger irgendwo daran zu verbrennen. Sei es aus Unvorsichtigkeit oder einfach nur einem unglücklichen Ereignis. Aber wer käme dann auf die Idee danach die Herdplatte solange zu umarmen bis der Schmerz aufhört?
Im Kern halte ich mich nicht für einen Psychopathen oder jemand der nun auf Grund eines besonderen Lebensweges einen ruhigen Umgang mit negativen Ereignissen erlangt hat. Das ist eigentlich eine gute Nachricht, da es heißt, dass eigentlich jeder einen solchen Umgang erlangen kann. Am Besten eben wie bei jeder Fähigkeit nicht erst dann, wenn man sie braucht, sondern bereits vorher üben.
Das kann schon im kleinen Anfangen. Wie wäre es mit dem Straßenverkehr. Wenn mal wieder ein Idiot sich an einem vorbeidrängelt und wie ein Bekloppter fährt. Man kann sich nun hinter dem Steuer aufregen über solche Menschen und was für eine Gefahr sie für sich und andere sind. Hören wird diese Person es aber vermutlich nicht und das einzige was ihr damit erreichen werdet ist, dass ihr euren Bluthochdruck steigert und in dem Moment selbst unachtsam werdet und sich ein anderer über Euch aufregen muss ;)
Dies mal als kleiner Tipp zum Sonntag. Denn das tollste daran ist, dass man gerade sinnlose Todzeiten im Leben mit der Beschäftigung solcher Fragen nutzen kann und es unterm Strich nicht einmal Geld kostet. Trotzdem aber für das eigene Leben eine wichtige Investition sein kann.
Dies ist wie immer keine Lebensberatung und die Nutzung erfolgt auf eigene Gefahr! Ihr seid für Euer eigenes Leben selbst verantwortlich und solltet dieses nicht in die Hand einer anderen Person legen! Am Ende muss man eben hier und da eben auch mal Mut zu einem eigentlich ernsten Thema ein kleinen Augenzwinkern bereit zu haben ;)
stimme meinen Kommentatoren vor mir zu
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interessanter Gedankengang!
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Interessanter Artikel
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Du bist kein Psychopath. :-) Gut beschrieben.
Eine gesunde Ansicht des Lebens.
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Danke ;) Es fällt halt vielen Menschen schwer damit klar zu kommen, wenn jemand andere Ansichten verfolgt. Und umso schwerer fällt es ihnen, wenn sie merken, dass diese auch entgegen jeder Erwartung für jemand anderen funktionieren können :-/
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