Raus aus dem Klassenzimmer - rein ins Leben

in schule •  7 years ago 

Ich war fünf Jahre alt, als ich wusste, eines Tages würde ich Lehrerin sein. Und das, obwohl ich gar keine Vorbilder hatte. In meiner unmittelbaren Familie gab es keine Lehrer und bis heute ist mir unklar, woher ich diese Idee nahm. Jedenfalls erfüllte sich der Traum, als ich 21 war. Natürlich räumte ich im ersten Jahr mit allen möglichen Illusionen, den Beruf betreffend auf. Der Einstieg ins Lehrer-Dasein war eine richtige Feuertaufe. So nannte es meine liebe Freundin Annemarie, die damals den Hort der Privatschule leitete. Als Klassenvorstand in eine vierte Volksschulklasse gestupst zu werden, war in der Tat keine Kleinigkeit.

Im darauf folgenden Jahr wurde alles leichter. Die Kinder liebten mich und ich begann meinen Beruf zu lieben. Neun Jahre lang gab ich alles, meist 200%. Und natürlich konnte das auf Dauer nicht gut gehen. 2004 - es war das Jahr, als ich meine Schützlinge in die weiterführenden Schulen entließ - machte mir die Arbeit keinen rechten Spaß mehr. Ich fühlte mich unzufrieden und spürte, dass es Zeit für eine Veränderung war.
In einem Gespräch mit einer Bekannten erfuhr ich von einem Sprachassistenzprogramm in Europa. In mir machte sich Neugierde breit. Die Ferne rief mich. Seit meinen Studienjahren träumte ich davon, einmal im Ausland zu leben oder auch zu studieren.

Also packte ich die Gelegenheit am Schopf und ließ mich für ein Jahr karenzieren. Ich zählte die Tage bis Schulschluss und konnte es kaum erwarten, mich auf ein richtiges Abenteuer einzulassen. Zu meiner Aufregung und Vorfreude gesellte sich der Wunsch, weniger zu arbeiten und mehr Zeit für mich SELBST zu haben. Es waren einige Hürden bis zum Erhalt des Vertrages in Südfrankreich zu nehmen, doch schlussendlich erfüllten sich alle meine Herzenswünsche. Es war das aufregendste und intensivste Jahr der Auseinandersetzung mit mir selbst und offenbarte mir unglaublich viele Facetten meiner Persönlichkeit, die mir bis dahin verschlossen geblieben waren. Ich atmete eine bis dahin unbekannte Freiheit und begann eine kindliche Freude am Reisen zu entwickeln.

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Das Jahr trug kräftig dazu bei, meinen Beruf und meine Berufung in Frage zu stellen. Wenn ich zurück nach Wien gehen sollte, dann nur noch um zu studieren. Ich verlängerte die Karenzzeit, bewarb mich für eine Fachhochschule und just an dem Tag, als mir diese mitteilte, dass meine Aufnahme erfolgreich war, ereilte mich ein Anruf, es würde eine Sprachassistentin in der Académie Poitiers in Westfrankreich fehlen.

Dieser Moment - ich erinnere mich, als ob es gestern wäre - wird mir deshalb unvergesslich bleiben, weil ich selten in meinem Leben ein so eindeutiges und unzweifelhaftes JA in meinem Inneren vernahm. Ich wusste sofort, was zu tun war. Noch einmal die Koffer packen. Es war nicht so sehr die Sprachassistenz, die mich begeisterte. Vielmehr war es das Erleben in der Fremde, das Erkunden noch unentdeckter innerer und äußerer Territorien, der Wunsch eine Sprache zu perfektionieren und neue Menschen kennen zu lernen.

Dieser wichtigen Entscheidung folgten fünf weitere Jahre in Westfrankreich. Ich arbeitete als Sprachassistentin in Volksschulen, Hauptschulen und an der Universität. Kurz zuvor, es war im Jahr 2008 hatte ich die endgültige Sicherheit, nicht mehr an meine Schule in Wien zurückgehen zu wollen. Und also kündigte ich als Lehrerin. Für mich gab es kein Zurück, nur noch den Blick nach vorne. Und es war in der Tat nicht immer leicht, den Fokus zu halten, nicht wissend, was das Leben an Alternativen bieten würde.

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Wer jedoch mit offenen Augen und Ohren durchs Leben geht, erkennt die Zeichen. Ich hatte in all den Jahren in der Fremde viel über mich und meine Intuition gelernt. Als eines Tages meine Freundin Kinjal verkündete, sie würde zurück an die Universität gehen, war auch mir plötzlich sonnenklar: Ich würde dasselbe tun. Wieder fühlte ich dieses unumstößliche JA.
Mein Wunsch, im Ausland zu studieren, sollte sich endlich erfüllen. Wie hatte ich all die Erasmusstudenten in meinen damals jungen 20 Jahren beneidet. Allein, mir fehlte der Mut, meine Eltern um Erlaubnis zu bitten. Diese Erfahrung zeigte mir aber, dass Herzenswünsche, wenn sie in einem brennen, im Leben immer eine zweite Chance bekommen.

Ich war glücklich. Und gefordert und am Ende sehr stolz. Ich spürte allerdings, dass mit diesem abgelegten Studium noch etwas anderes seinen Abschluss fand. Die Zeit in Frankreich. Dem Land verdankte ich vieles. Neben all der Schönheit in Kultur und Sprache, den Erkenntnissen und Freundschaften war meine persönliche Ganzwerdung eingeleitet worden. Es waren Jahre des Heilwerdens. Ich hatte die Zeit in der Fremde nicht nur für die Abenteuer im Außen genützt, sondern sehr intensiv auch für die Reise in meine inneren Welten.

Es waren sehr schwierige Momente, die ich meistern sollte. Sie haben mir genommen, was nicht (mehr) zu mir gehörte und mir stattdessen gegeben, was viel besser passte. Es war ein Gesundungsprozess und eine Einweihung für ein Leben, das mir viel eher entsprach. Nach dieser Entscheidung, Frankreich zu verlassen, wurde es erst richtig abenteuerlich. Aber das erzähle ich dir im nächsten Blog-Artikel.

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Bis zum nächsten Mal wünsche ich dir alles Liebe
Deine Erika

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thank you. will have to figure out what all of this means ...

Hallo Erika,
die Überschrift Deines Artikels ist schon sehr originell.
Es war bestimmt ein sehr großer Schritt, die berufliche
Sicherheit der Schule aufzugeben.
Wenn man dafür aber etwas weitaus wertvolleres für
sich persönlich erfährt, lohnt sich der Neuanfang.
Gelegentlich erlebt man den Kairos, den besonderen
Ruf in einem ganz bestimmten, alles entscheidenden
Zeitpunkt.
Danke für den ermutigenden Bericht.
Viele Grüße