Im letzten Text habe ich provokant gefragt, ob Du die Seele eines Sklaven hast. Der langjährige Mitleser hier wird dies sicherlich mit einem klaren „Nein!“ beantwortet haben. Zunächst einmal an dieser Stelle: Glückwunsch! Du stellst Dich damit gegenüber einer schweigenden Masse an Menschen, die zwar die Frage stets ebenfalls verneinen würden, danach allerdings eben genauso handeln würden.
Daher möchte ich mich heute einem zweiten Aspekt widmen und Euch einen Weg aus der Sklaverei zeigen. Denn immer wieder in Diskussionen komme ich an dem Punkt an dem das Gegenüber sagt: Gamma, ich verstehe was Du meinst, aber das ist mir nicht möglich! Würde es sich dabei nur um greise Personen befassen, wäre dies vielleicht sogar noch verständlich, aber zumeist kommt es von sehr jungen Menschen.
Gerade in den jungen Jahren ist meist nicht soviel Geld übrig und es fehlt einem die Fantasy, dass man auch mit diesem wenigen Geld bereits eine ganze Menge machen kann. Wer jeden Monat von seinem 20. Lebensjahr 50€ monatlich spart und in den Markt investiert, erhält am Ende mit 70 bei einem inflationsbereinigten Gewinn (ca. 5%, nicht steuerbereinigt...) 131k. Wer mit 30 erst beginnt hat am Ende nur noch 76k€.
Das durchschnittliche Vermögen am Ende der Lebenszeit der meisten Bürger liegt bei 55k€. Eine schlecht ausgebildete Arbeitskraft erwirtschaftet in ihrem Leben bei normaler Arbeitslast ca. 1,6€ Millionen Euro. Dies sind Werte, die ich immer wieder gerne in den Raum schmeiße und das gegenüber einem irritiert anguckt und es nicht glauben kann. Auf die Frage, ob man sich vorstellen könnte jeden Monat 50€ auf die Seite zu legen, sagt jeder sofort „JA!“. Machen tun es allerdings die wenigstens.
Und zwar unabhängig vom Vermögen. Ich habe sowohl reiche als auch völlig überschuldete Haushalte bereits beraten und dieser Ansatz hat bisher überall funktioniert. Wenn Du ein Sklave bist, der ein Leben lang in Lohnarbeit gefangen ist, dann musst Du Geld auf die Seite legen um irgendwann deine Freiheit zu erkaufen. Nichts auf der Welt sollte diesem Ziele im Wege stehen, nicht einmal externe Gläubiger.
Sobald Du also Lohn erhälst von deinem Herren, bezahle immer zuerst Dich selbst! Diese Aussage führt regelmäßig zu Missverständnissen, da die Person sofort am Monatsende losgeht und erstmal so richtig shoppen geht! Auf die meisten Menschen wirkt dies so als würde man sich selbst bezahlen, da man ja sein Eigentum vermehrt. Dies ist zwar richtig, aber man sollte sich vor Augen führen, dass es sich dabei um ein Konsumgut handelt und nicht um einen Werterhalt. Sobald Du ein neues Hemd oder einen Computer gekauft hast, verliert dieser bereits drastisch an Wert. Legst Du es 10 Jahre in den Schrank, wird es noch wesentlich weniger Wert sein.
Am Ende bezahlt man hier zudem nicht sich. Sondern vielmehr jene Person, die das Gut gefertigt hat, es zu Dir gebracht hat und dem gesamten Zwischenhandel. Am Ende kommt sogar noch der Staat an und hält auch noch die Hand offen. Dies ist kein „Sich selbst bezahlen“, sondern schlichtweg die Bezahlung anderer.
Ich habe in einem Artikel bei Konsumgütern ja sogar von einer „Lebenslangen Schuld“ gesprochen. Kaufst Du heute mit 20 ein neues Smartphone für 500€, so wäre dies als würdest Du einen Kredit aufnehmen und ein leben lang bezahlen. Gehen wir von einem Lebensalter von 80 aus, kostet es Dich also 9339€. Kaum jemand wäre bereit diesen Wert dafür auszugeben und doch tun es alle jeden Tag...
Was vielmehr mit „Bezahle Dich selbst!“ gemeint ist, ist das Du gleich einen Teil deines Lohns als „private Steuer“ von deinem Einkommen abziehst und danach besparst. Es versteht sich von selbst, dass ich an dieser Stelle nicht von einem Sparkonto rede, sondern eher von einer Investition am Markt, da nur damit eine einfache Rendite jenseits der Inflation möglich ist.
Bereits im „Reichsten Mann von Babylon“ wird fast mantraartig die magische Schwelle von 10% runtergebetet und ist damit deckungsgleich mit dem was ich immer empfehle. 5% ist schlichtweg zu wenig um einen spürbaren Aspekt zu haben. 10% ist genau richtig, da es sich fast jeder leisten kann.
Wer 450€ verdient, sollte eben knapp. 45€ auf die hohe Kante legen. Wer 4500€ verdient, eben 450€. Es skaliert. Wer glücklich ist und keine Schulden hat, kann den Rest seines Einkommens für seinen Lebensunterhalt einsetzen. Wer sich die 10% nicht leisten kann, hat ein echtes Problem und muss an dieser Stelle ansetzen, da er wenn er diesen Weg weiter folgt unweigerlich in der Armut enden wird.
Ja, es gibt eben auch diese Haushalte, die unterhalb der Armutsgrenze leben. Aber auch dort gibt es oft etwas, dass man tun kann. Und ja, es heißt im Zweifel auch mal bei Tabak und Alkohol einzusparen... und ja, gerade das Handy ist eine echte Schuldenfalle. Ein Prepaid tut es vielleicht auch mal.
Wer Pech hat und Schulden hat, sollte den privaten Konsum auf ca. 60% beschränken und 30% für die Tilgung einsetzen. Nichts ruiniert einen das Vermögen so sehr wie eine negative Rendite. Gleichzeitig sollte man aber auch nicht wesentlich höhere Tilgungen anstreben, da am Ende eben der Erhalt des Humankapitals im Fordergrund steht. Hungert man sich zu Tode oder gönnt sich gar nichts mehr, wird man irgendwann unweigerlich zusammenbrechen und ein viel größeres Problem haben.
Natürlich sind diese Werte immer nur als „Richtlinie“ zu verstehen und es gibt immer wieder Ausnahmen. Liegt ein Pflegefall in der Familie vor, kann es plötzlich ganz anders aussehen. Kommt noch eine Arbeitslosigkeit oben drauf, gibt es keinen Lohn auf dem man seine private Steuer erheben kann.
Oft werde ich auch gefragt, ob man aus seinem Geldbeutel nicht lieber auch die Schulden bezahlen solle? Auch hier kommt es immer wieder auf den Kredit an. Sind die Zinsen ausreichend niedrig kann man durchaus an der Börse höhere Rendiiten erzielen. Ist der Arbeitsplatz dann sicher, kann man sich durchaus darauf einlassen zu investieren ohne das Geld in die Tilgung einzusetzen.
In jedem Fall, sollte man es direkt abziehen und separat erfassen! Sondertilgungen sind zumeist nur einmal im Jahr möglich und das auch nur in einer bestimmten Höhe. Spart Euch das Geld zusammen und entscheidet dann am Ende des Jahres, ob ihr eine Sondertilgung in voller Höhe leisten könnt.
Viele nehmen sich diese vor und merken am Jahresende, dass sie es sich eigentlich nicht leisten können. Zieht man dies gleich ab und packt es auf ein separates Konto, dass unantastbar ist, wird man merken, dass am Ende etwas übrig ist, obwohl man doch irgendwie über die Runden gekommen ist. Dann wägt man ab, in welcher Form man sich dann selbst bezahlt.
Mit diesem einfachen Ansatz wird man ein beachtliches Vermögen in seiner Einkommensklasse anhäufen können. Je mehr man es schafft den Zinseszinseffekt für sich arbeiten zu lassen, umso leichter wird es zum Ende hin. Das Heimtückische daran ist, dass dieser für den menschlichen Geist nicht zu greifen ist und daher von den meisten Menschen hoffnungslos unterschätzt wird.
Dabei hat dieses „Bezahlen an sich selbst“ nicht nur eine wirtschaftliche Bedeutung, sondern auch eine Selbstdisziplinierung. Man lernt mit weniger Geld auszukommen. Nicht auf Basis von Verzicht, sondern weil man selbst weniger Bedürfnisse hat. Die Wünsche des Menschen sind unendlich! Ihr könnt noch so viel konsumieren wie ihr wollt, ihr werdet nie einen Punkt erreichen an dem ihr glücklich werdet! Mag für einen armen ein Porsche ein unerreichbarer Traum werden, wird es für den Milliardär mit einem gesamten Fuhrpark irgendwann keinen Nutzen mehr geben, ob da nun einer mehr oder weniger steht.
Konsum wird Euch nie glücklich machen! Und die meisten Menschen versuchen darüber auch nur die Leere in sich selbst zu stopfen. Ein Effekt davon ist, dass wenn ihr Lohn steigt, sie sofort ihr Lebensniveau daran anpassen. Hier noch ein Abo, dort einen größeren Vertrag beim Handy, ein wenig besseres Essen, das neuste Highend-Equipment.
Durch die private Steuer an sich selbst, entzieht ihr Euch einen Teil des Lohns und verkleinert das für Euch zur Verfügung stehende Einkommen. Steigt dann der Lohn einmal an, erhöhe ich sofort die Steuer entsprechend und verweile einfach auf meinem bisherigen Lebensniveau. Die Anpassung muss dabei nicht immer gleich linear sein. Natürlich darf man sich auch mal etwas gönnen! Aber vielleicht eben nur eine Quote von 30:70?
Mit diesem simplen Ansatz habe ich es mittlerweile geschafft meine private Steuer auf 60% anzuheben. Die meisten Leute sind davon völlig entsetzt. Dabei gehöre ich keineswegs zu den Leuten, die dem Hungertod nahe stehen oder nicht dafür bekannt sind auch einmal die schönen Seiten des Lebens zu genießen. Aber ich mache eine bewusste Entscheidung daraus und zahle brav meine Steuer an mich selbst.
Ein wenig Biss gehört dazu dies auch über eine längere Zeit durchzuhalten. Je routinierter man sich allerdings dran setzt, umso einfacher wird es. Wer statt dessen immer nur auf das Konto schaut, ob am Monatsende etwas übrig bleibt um es zu investieren, wird häufig eben dort dann enttäuscht werden und sich am Ende ärmer fühlen als er es vermutlich ist.
Wer der Sklaverei entkommen will, muss sich Geld auf die hohe Kante legen, damit er irgendwann seine Freiheit einfordern kann. Wer stets immer nur den Konsum frönt und dabei denkt, dass er sich selbst etwas gutes tut, wird auf Ewig ein Sklave des Konsums sein. Interessanterweise prangern gerade diese Leute häufig die „Konsumgesellschaft“ so stark an ohne zu merken, dass sie selbst einer seiner besten Vertreter sind.
Sarkastisch fasse ich es oft immer so zusammen: Der Trend geht zur Selbstversklavung. Natürlich sucht man sich mit dieser Maßnahme nur einen neuen Herren: Sich selbst. Wem dieser Gedanke Angst bereitet, wird vermutlich nie wirklich frei werden können
Darf ich fragen ob du Gehaltsempfänger oder Selbstständiger bist?
Du hast vollkommen recht. Investieren ist besser als sparen.
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Ich bin Gehaltsempfänger ;)
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Du schreibst aber nicht wie ein gehaltsempfänger! Mach dich selbständig und lass uns daran teilhaben wie du es machst!
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Danke ;) Das liegt vielleicht eben daran, dass ich nicht nur etwas sinnvolles, sondern auch etwas mit Wirtschaft studiert habe. Entsprechend ist man schon etwas vorbelaster als der 0815-Arbeiter. Dazu kommt, dass ich durchaus auch schon eine Weile Selbstständig war und auch diese Seite kenne.
In mittelfristiger Zeit wohl eher nicht, auch wenn dies immer ein wenig im Hintergrund mitschwinkt. Es wurmt mich schlichtweg, dass man als Lohnarbeiter so wenig abschreiben kann... ;)
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Das stimmt ich schreibe alles vom Gewinn ab was geht. Z.b. Auto rep. Ab und an fällt auch Bau Material für mich ab das ich nicht privat zahlen muss.
Aber am wichtigsten ist doch das ich einen wesentlich höheren Stundenlohn habe und ich mir meine Zeit einteilen kann wie ich will.
Das hatte ich als gehaltsempfänger nicht 😇
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Eigentlich ist es eine Schande, das man überhaupt so denken muss.
Die von Dir aufgezeigten Beispiele, sind der Beweis dafür wie Menschenfeindlich das ganze System aufgebaut ist.
Die Gierlappen die daran schuld sind gehören vom Planeten gefegt.
Liebe Grüße
Peter
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Ich bin mir nicht ganz sicher, welchen Aspekt davon Du meinst. Das man sich selbst etwas einschränken sollte? Ich finde das eigentlich gar nicht so menschenfeindlich. Im Gegenteil, ich habe vor einem vollkommen entfesselten Menschen wesentlich mehr Angst. Wie erwähnt sind die Bedürfnisse des Menschen unendlich und würde entsprechend für Umwelt und andere Menschen fatal auswirken. Da kann ein Korsett durchaus etwas positives sein.
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Sind sie das wirklich?
Ist es nicht eher so, dass wenn der Mensch alles bekommen könnte was er sich wünscht, gar nicht mehr die Bedürfnisse nach einem "MEHR" entwickelt.
Ist es nicht eher so, dass Durch die Beschränkungen, also das Korsett welches Du erwähnst, Bedürfnisse geschürt werden die man sonst gar nicht hätte.
Verbote führen immer dazu genau das haben zu wollen was eben verboten ist. Und der Mensch wird niemals Ruhe geben bis er es endlich hat.
Gib ihm aber die Dinge, damit er sie kennen lernt und er wird feststellen, ob er überhaupt damit etwas anfangen kann, was vielfach gar nicht der Fall sein wird, er aber hat es gelernt, dass es nichts für ihn ist.
Einschränkungen sind niemals förderlich.
Versuche bitte mal diese Seite zu betrachten.
Liebe Grüße
Peter
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