Lebensweisheit? Schicksale?

In dem malerisch, an der Schleimündung in die Ostsee gelegenen Fischerdorf Maasholm fiel mir diese Tafel an einem Nebengebäude auf.

Warum wurde die Tafel aufgehängt? Ist sie als Ratschlag gedacht? Soll es eine Lebensweisheit sein? Oder stecken Schicksale und Verbitterung dahinter?

Mich jedenfalls hat diese Tafel ein bisschen traurig gemacht.

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Ich kann, seit ich selber Vater geworden bin, meinen eigenen Vater besser verstehen. Auch wenn ich einiges nicht gutheiße - so bin ich ihm jedoch dankbar, wie sehr er immer für mich da war. Heute sehe ich, welch unglaubliche Kraft er immer schon gehabt hat, gerade in den schweren Zeiten. Auch wenn im Hier und Jetzt nicht alles gut ist, bin ich froh, einen solchen Papa gehabt zu haben und zu haben - möge er noch einige Jahre bei uns sein !

Zu diesem Thema gibt es eine schöne Anekdote von Mark Twain:
Er war u. a. Redakteur einer einer Zeitung und nahm auch die Funktion eines Ratgebers wahr.

Ein 17jähriger schrieb ihm und beschwerte sich darüber, dass sein Vater keine Ahnung hatte und allen modernen Ideen gegenüber nicht aufgeschlossen war.

Mark Twain antwortete:
Das verstehe ich gut. Bei meinem Vater war es ganz genau so als ich 17 war. Mit 27 ging es dann schon etwas besser. Aber jetzt, wo ich 37 bin, jetzt kann ich sogar mit ihm reden, wenn ich einmal nicht mehr weiter weiß. Es ist wirklich erstaunlich, wie viel der alte Herr noch dazugelernt hat.

Tja, das Geschehen "hinter" dem Tafel-Text war wohl irgendwie anders.

Ich bin normalerweise der Optimist, aber wenn ich den Text so lese und sehe, wie offensichtlich diese Tafel angebracht ist, denke ich, dass eine ganz schlechte Erfahrung, verbunden mit Verbitterung dahinter steckt.

Im Dörfle bei meinen Schwiegereltern in der Schweiz hängt ein Schild über einer Haustüre das das sagt:

"Lass die Neider neiden und die Hasser hassen,
was Gott mir gab, muss man mir lassen."

Hier weiss ich aus sicherer Quelle, dass eine Menge Gram und Familienstreit dahintersteckt. Vielleicht auch deshalb meine ich, dass man ein solches Schild nicht ohne Grund aufhängt. Es wäre ja des Weiteren auch eine Boshaftigkeit gegenüber den Kindern, wenn es solche gibt und diese sich nichts dergleichen zu Schulden kommen lassen haben.

Ich neige auch dazu in deine Richtung zu denken.

Vor allem, wenn ich bedenke: Dieses Nebengebäude ist vor wenigen Jahren abgebrannt. Schon damals war die Tafel angebracht. Und nun, nachdem es wieder aufgebaut ist, war es offensichtlich wieder wichtig diese Tafel erneut anzubringen.

Vielleicht hat der Vater das Schild selbst anbringen lassen, nachdem er sich an die Weisheit "Mit warmen Händen sollst du geben" gehalten hat und zum Dank in dieses kleine Nebengebäude übersiedelt wurde.
Traurig, wenn so ein Gram die Familienbande vergiftet.
Ich habe leider viel zu früh ein paar Güter meines Vaters erhalten, als er im Alter von 49 Jahren plötzlich verstarb.
LG, Chriddi

Traurig, wenn so ein Gram die Familienbande vergiftet.

Traurig ist es allemal. Ganz unabhängig davon, auf welcher Grundlage diese Tafel entstanden ist.

"Familienbande"?
Dieser Begriff ist sehr zweideutig.

Ja. Aber durchaus gebräuchlich und an dieser Stelle meiner Meinung nach nicht diskussionsbedürftig.

Wer besitzt, den wird man ehren – Kinderdank ist Seltenheit

Das klingt schon sehr pessimistisch und hebt nicht gerade die Stimmung, spiegelt aber nur eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite steht: "Eltern! Seid gut zu Euren Kindern. Die suchen später für Euch das Altersheim aus."

Du sagst es.
Es gibt immer mindestens zwei Seiten. Hier werden "undankbare Kinder" an den Pranger gestellt. Da stellt sich aber auch sofort die Frage: "Welche Eltern machen so etwas?"

Der ganze Duktus dieses Gedichts erinnert mich an die schwurbelige "Poesie" der NS-Zeit.

Welche Eltern machen sowas? Vielleicht solche hier: )
Quelle: https://steemit.com/deutsch/@lex030/gute-nacht-die-gesellschaft

Viele Eltern waren der Ansicht, sie täten ihren Kindern einen Gefallen, wenn sie diese zurechtstutzten wie Bonsais oder Zwergpudel. (Das ist teilweise heute noch so: Den Kindern wird die Kindheit geraubt, damit aus ihnen brave, marktkonforme "Demokraten" werden, die jeden Mist kaufen und zum Erreichen materieller Ziele über Leichen gehen.)

Damit sich dann die Buben und Mädels zu ehrbaren Kaufleuten, Beamten, Handwerkern oder Ehefrauen entwickeln, (und um Gottes willen bloß nicht zu irgendwelchen brotlosen Künstlern!), wurde gerne schon mal mit körperlicher Gewalt, psychischem Druck oder freiheitsentziehenden Maßnahmen gearbeitet. In vielen Justizvollzugsanstalten geht es heute humaner zu als früher in so manchem Internat.

Das Schlimmste, was solchen "Eltern" passieren kann, tritt ein, wenn die Kinder selbst erwachsen werden und die ganzen unsinnigen und wertlosen bis wahnsinnigen Paradigmen durchschauen, alles infrage stellen und negieren.

So etwas führt dann zu unüberbrückbaren Zerwürfnissen und kann in blanken Hass ausarten.

Freunde kann man sich aussuchen, die Familie wird einem vom Schicksal zugeteilt.

Jo. Ausdruck des sog. Nießbrauchrechts, bei dem sich die klügeren Vertreter unserer Gattung vor dem Erbfall vertraglich so absichern, dass sie auch nach der Schenkung ein lebenslanges Nutzungsrecht haben :-)