Anupam Verma präsentiert ein Zertifikat welches bestätigt, dass er bereits 360 Flugstunden in einem Verkehrsflugzeug absolviert hat. Das entspricht aber nicht ganz der Wahrheit... Er ist insgesamt, man achte und staune, 35 Minuten als Copilot mitgeflogen. Nach der erfolgreichen Landung :-) wurde ihm das Zertifikat überreicht.
In seiner gesamten Ausbildung absolvierte er lediglich drei Stunden in einem Flugzeug Cockpit. Es handelte sich dabei ausschließlich um kleine Flugzeuge. Er gab frustriert auf und verlangt von der Flugschule sein Geld zurück. Dabei handelte es sich um eine staatliche Subvention in der Höhe von umgerechnet 41.000 Euro und die Ersparnisse seines Vaters... Das Geld hätte ausreichen sollen, um den Berufspiloten-Schein zu erhalten. Naja der Schein wäre sich wohl eh ausgegangen, aber gelernt hätte er halt nix...
Der einst als Verkehrspilot und nun als Berater für die Flugsicherheit zuständige Mohan Ranganathan bestätigt, dass die Flugzeug-Logbücher immer häufiger gefälscht werden. Seit dem Emporkommen von Billigfliegern ist die Zahl der gefälschten Flugstunden drastisch gestiegen. Die Billigfluglinien haben Flüge zu 1 Rupie (das entspricht 1,5 Cent) angeboten. Die indischen Fluglinien haben dank solcher „Preisstrategien“, in den letzten sieben Jahren Verluste in der Höhe von zehn Milliarden Dollar eingefahren. Gleichzeitig ist der Bedarf nach Piloten förmlich explodiert. Da kann es dann durchaus vorkommen, dass einige davon nicht so ganz für den Job qualifiziert sind... zu wenige Flugstunden oder so... Selbstverständlich fällt das bereits kurz nach dem Jobantritt auf. Das Problem ist halt, dass man diese Pseudo Piloten nicht sofort kündigen kann... Schließlich verfügen Sie ja über eine gültige Lizenz der staatlichen Generaldirektion für Zivilluftfahrt... Kein Problem, dann bilden die Fluglinien sie halt selbst auf eigene Rechnung aus...
Die Nachrichtenagentur Bloomberg hat bei den größten sieben Fluglinien Indiens nachgefragt wie sie mit der Problematik der schlecht ausgebildeten Piloten umgehen. Beruhigend ist, dass „sogar“ zwei Fluglinien die Piloten vor der Anstellung testen und ihnen im Falle des Falles auch zusätzliche Trainings ermöglichen oder verordnen. Von den restlichen fünf Fluglinien haben vier gar nicht geantwortet. Die letzte verbliebene Fluglinie hat die Auskunft verweigert...
In Indien reichen übrigens 200 Flugstunden, um die Mindest-Aufnahmeerfordernis zu erreichen. Dies ist allerdings eindeutig zu wenig. Australien verlangt mindestens 1.000 Flugstunden! Laut Aussage eines Sprechers der südkoreanischen Asiana Airlines ist es beinahe unmöglich nicht-militärisches Personal zu finden, welches mehr als 300 Flugstunden absolviert hat. In Australien ist dies deshalb kein Problem, weil dort durch die großen Entfernungen, sich Menschen bewerben welche seit langer Zeit Flugeinsätze bei der Post, dem Gesundheitsdienst, oder für Minenunternehmen geflogen haben. Diese Piloten gibt es in Indien allerdings nicht. Die Flugschulen, welche nach Lust und Laune Zertifikate ausstellen, sollen allerdings bald der Geschichte angehören.
Anupam Verma bildet sich mittlerweile in einer staatlichen Flugschule aus.
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