Nicaragua hat sechs Millionen Einwohner, keine Erdölvorkommen und ist deshalb für niemanden von Interesse. Es macht den Anschein, als ob keiner jenen Menschen helfen wolle, welche sich für ihre Werte einsetzen. Wer Kommentare oder Nachrichten gegen die hiesige Regierung veröffentlicht, muss mit seiner Entführung rechnen.
Es wird auf Menschen geschossen, welche friedlich auf der Straße gehen, Familien werden mitsamt den Kindern bei lebendigem Leib verbrannt, Kirchen geschändet, Menschen ohne richterlichen Befehl verhaftet, Beamte betreten Häuser mit Listen in der Hand, welche zeigen, dass man Sympathisant der Opposition ist und nehmen die Regierungsgegner auch gleich mit.
Es geht schlicht und ergreifend um Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Die Menschen in Nicaragua brauchen Hilfe – jetzt und sofort – ohne zögern oder zaudern. Es genügt diplomatischen Druck auszuüben: Die Verurteilung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Medien berichten beispielsweise davon, dass regierungsnahe, paramilitärische Banden und offizielle Sicherheitskräfte das indigene Stadtviertel namens Monimbo in der Oppositionshochburg Masaya angegriffen haben. Es sind dabei mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. Kardinal Leopoldo Brenes hat die Bevölkerung von Masayas bereits davor dazu aufgerufen, sichere Rückzugsräume aufzusuchen, weil er mit einer bevor-stehenden Attacke gerechnet hatte.
Präsident Daniel Ortega und seine Regierung kriminalisieren übrigens auch jene Menschen, welche Kirchen als Schutzräume für Oppositionelle zur Verfügung stellen. Es ist festzuhalten, dass die Bischöfe Nicaraguas keine Terroristen, sondern Friedensaktivisten sind.
Was ist beispielsweise rund um den 39. Jahrestag der sandinistischen Revolution geschehen?
Es gab heftige Proteste von Regierungsgegnern in deren Verlauf mindestens 300 Menschen ums Leben gekommen sind.
Die heftigen Proteste in Nicaragua hatten vor drei Monaten begonnen. Als Auslöser der Unruhen gilt der Unmut über eine Reform des Sozialversicherungssystems. Trotz der Tatsache, dass die Reform zurückgenommen wurde weiteten sich die Proteste schnell aus.
Die Regierung Nicaraguas ist felsenfest davon überzeugt, dass die USA hinter den Protesten steckt und macht sie für eine sogenannte Regime-Change-Politik verantwortlich.
Das UNO-Hochkommissariat für Menschenrechte hat die neu geschaffene Anti-Terror Gesetzgebung der nicaraguanischen Regierung scharf kritisiert. Diese Regelung wäre einzig und alleine deshalb geschaffen worden, um friedliche Demonstranten als Terroristen bezeichnen zu dürfen und auch dementsprechend zu behandeln. Die regierende Linkspartei FSLN entgegnete daraufhin, dass sich die UNO mit dieser Äußerung zu "Komplizen von Terroristen" mache.
Die Meinungen zu den Vorfällen in Nicaragua klaffen weit auseinander und es fällt wirklich schwer sich ein klares Bild zu verschaffen.
Während die internationale Presse vor allem die Polizeigewalt hervorhebt und die Gegner von Präsident Daniel Ortega zu Wort kommen lässt, schreiben sowohl die regierungsnahen Medien Nicaraguas, als auch die lateinamerikanischen Redaktionen, hauptsächlich über die Gewalt der Demonstranten. Immer wieder attackieren militante, vermummte und bewaffnete Regierungs-gegner Polizeistationen. Dabei sind bereits neunzehn Sicherheitskräfte ums Leben gekommen...