Eines vorweg: Farid Bang's Großspurigkeit ist einfach nur ekelhaft. Und ja: dass solche Halunken es bis dahin schaffen, was vom Mainstream als "ganz oben" verortet wird, ist erschreckend und alarmierend und auch ein bisschen peinlich. Aber was nach den diesjährigen "Echo"-Rückgaben gerade wieder medial passiert, ist einmal mehr ein Faszinosum deutscher Mediengeschichte: Christian Höppner, der feige Einknicker, der sich nun aus dem Beirat des Musikpreises zurückzuziehen will, nannte die Auszeichnung der Rapper einen "vollkommen verantwortungslosen, unfassbaren Fehltritt der Echo-Jury und gleichzeitig auch Ausdruck für den derzeitigen Zustand unserer Gesellschaft". Anstatt aber den tatsächlichen Zustand unserer Gesellschaft wirklich einmal zu hinterfragen, nämlich beispielsweise die Frage zu stellen, warum unser Außenminister Heiko Mass in Israel als Speichellecker einer Kriegs-besessenen "Eretz Israel" Clique auftritt - die ihm ja (laut Tagesschau) ach so wichtige Rechtsstaatlickeit mal eben kurz vergessend (um Sie dann gegen Russland um so lauter anzubringen) und schweigend zu den zahllosen Verbrechen des Staates Israel, der gerade in letzter Zeit wieder gezeigt hat, wie menschenverachtend er agiert zur Durchsetzung seiner Großmachtsphantasien - stattdessen also wird nun einmal mehr durch alle Konzerngazetten durchexerziert, was wir alle längst kennen: Die Antisemitismuskeule soll nicht nur den beiden angeklagten Rappern Farid Bang & Kollegah in die Beine geworfen werden, nein: sie soll im Idealfall den gesamten Kulturbetrieb auf Linie bringen. Wer nicht spurt, wird zur Persona non grata, so lautet die Botschaft. Dass Marius Müller Westernhagen selbst dabei nicht einmal davon ausgeht, dass es sich bei den Rappern um Antisemiten handelt, wird geflissentlich verschwiegen. Dass er, mehr noch, eine Gesellschaftskritik äußerte, die absolut in die richtige Richtung geht: "Es geht im Kern um den Zerfall einer kultivierten Gesellschaft, der zunehmend der innere moralische Kompass abhanden kommt, und dem sehen wir schon viel zu lange zu, ohne genügend Widerstand zu bieten."(M.M Westernhagen in seiner Erklärung zur Rückgabe der Echo Awards) wird komplett umgedeutet. Heraus kommt die Keule und ein paar enger angezogene Daumenschrauben im Meinungswald, Denkverbot lässt grüßen. Mit dem Rapper Kollegah wird nun nach Xavier Naidoo ein weiterer unliebsamer und vermutlich etwas zu erfolgreicher Musiker angeschossen, der einer gewissen Meinungselite ein Dorn im Auge ist. Obwohl er bereits seit Jahren mit der Meinungspolizei zu kämpfen hat, schlägt er sich wacker: er setzt auf Authentizität und Dialog, agiert selbstbewusst - auch wenn er weiß, dass er mächtige Feinde gegen sich hat. Was viele nicht wissen: er engagiert sich seit Jahren für Palästina und setzt sich für den beiderseitigen Dialog mit Israel ein. Er legt sich mit denen an, deren Handwerk vor allem in Verleumdung, übler Nachrede und Stimmungsmache besteht. Mit der Bild Zeitung und allen anderen, die ihm immer wieder den "Antisemiten" andichten wollen. Der Mann zeigt Charakter und Videos wie dieses, in dem er sich direkt an die Bildzeitungs-Redaktion wendet, sehen in diesen Tagen hunderttausende junge deutsche Bürger. Ob die Hinrichtungen von Demonstranten auf öffentlicher Strasse oder die aggressive Einmischung in den Syrienkonflikt – der Staat Israel ist ein brandgefährlicher Akteur, der seit Jahrzehnten und auch in jüngster Vergangenheit mehr als bewiesen hat, wie opportunistisch brutal er agiert zur Durchsetzung eigener, nationalistischer Interessen. Kollegah, als löbliche Ausnahme unter den deutschen Celebrities, benennt diese Probleme und immer mehr Menschen in diesem Land trauen sich ihre Meinung laut auszusprechen. Man darf also gespannt sein, wie es weitergeht - denn dieser Meinungskampf ist noch lange nicht entschieden.
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