Depotänderung - Mit Mäusen fängt man den Speck!

So manch einer mag sich ja sicherlich wundern, dass ich hier immer nur über Zukäufe im Depot berichte, allerdings nie über Verkäufe. Wie soll das den gehen? Nun ich gehöre eben zu den überzeugten Langzeithaltern und entsprechend fliegt auch nur etwas aus dem Depot, wenn mich die Geschäftsführung massiv verprellt hat (Unfähigkeit, unmoralisches Handeln) oder eben wenn ich denke, dass die grundsätzliche Geschäftsidee nicht mehr Intakt wäre.

Würde beispielsweise ein Nintendo nun verkünden, dass sie wieder Hanafuda-Spielkarten herausgeben wollen und sich auf das traditionelle Kerngeschäft konzentrieren wollen, wäre ich vermutlich recht schnell raus. Ansonsten halte ich den Unternehmen eben die Stange (auch in schlechten Zeiten) und somit kaufe ich eben mehr als das ich verkaufe.

Am Juni gibt es nun einen Neuling bei mir im Depot, der wieder als Sparplan ausgeführt wird. Trotz eines wirklich sehr guten Jahresauftaktes, gehöre ich zu den Skeptikern, die nicht auf ein gutes Jahr setzen. Das heißt nicht, dass ich nur an der Seitenlinie stehe, sondern eben das Risiko eines falschen Einstiegs versuche durch einen Cost-Average-Effekt abzumildern. Daher gehe ich eben nicht jetzt mit einem großen Batzen rein, sondern eben vielen kleinen Teilen, die für mindestens 2 Jahre gekauft werden.

Beim Titel selbst, treibt es manche immer erst ein wenig das Lachen ins Gesicht. Ich kaufe Walt Disney und investiere in Mickey Mouse. Ja, ich weiß, dass das auf den ersten Blick lächerlich klingt, weil eben jeder an die Comic-Figuren denkt und sich natürlich zu recht ein wenig fragt, wie den darin ein rentables Geschäft liegen sollte.

Erst im zweiten Blick denken die meisten Leute dann an Disneyland und Euro-Disneyland und damit einigen der größeren Freizeitparks der Welt ohne zu wissen, dass es auch auf anderen Kontinenten noch einige weitere gibt. Gut, man hat eben Comics und ein paar Freizeitparks.

Spätestens überrascht werden die meisten, wenn sie hören, dass man 55,6 Milliarden Umsatz mit rund 9 Milliarden Gewinn macht und einmal ein Organigramm des Konzern auf den Tisch legt. Das lässt sich unmöglich mit sowas verdienen.

Tut man auch nicht! Immerhin hat sich der Konzern in den letzten Jahren zu einem riesigen Medienkonzern gemausert. Nein, ich denke damit nicht an Kinoproduktionen wie eben Pixar Studios oder Touchstone, sondern eben an amerikanische Netze wie ABC oder eben ESPN für Fernsehen und Radio. Oder eben auch bekannte Marken wie Star Wars, Marvel Studios und ja ... sogar das speicheltrievende Alien gehört inzwischen zu Disney, da man mal eben Twenty-First Century Fox geschluckt hat.

Alleine von den Namen her kann man schon einen Vorgeschmack darauf kommen mit welchem Einfluss das Unternehmen in der amerikanischen Unterhaltungsindustrie drin hängt. Und genau an diesen habe ich wesentlich mehr Interesse als an Mickey Mouse. Ja, und auch ein Star Wars mit seinem eher „märchenhaften“ Scifi ist etwas, mit dem man mich nur begrenzt ködern kann. Aber ich erkenne an, dass es sehr viele Leute gibt, die sehr begeistert davon sind.

Somit haben wir hier einen Medienkonzern vor uns, der gleichzeitig eben auch in anderen angrenzenden Bereichen unterwegs ist und damit ein wenig diverser aufgestellt ist als ein klassisches Hollywood-Studio. Der eigentliche Grund für mein Interesse ist allerdings der Start des neuen Disney+ Networks, der zum Ende des Jahres an den Start gehen soll.

Wir haben hier nämlich einen der vielversprechensten Herausforderer von Netflix vor uns, der im Streamingbereich einsteigen wird und bereits eine ganze Weile damit beginnt aus anderen Netzen sein Material abzuziehen. Mit dem eher unbekannten Hulu hat man jüngst auch eine Plattform einverleibt, die eine Basis für einen soliden Angriff auf Netflix legen kann. Im Gegensatz zu z.B. einem Apple TV, sehe ich hier den einzigen echten Herausforderer, der von sich aus eine ganze Menge an Material liefern kann, um eine solche Plattform zu betreiben. Sollte diese Wette nicht aufgehen, dann ... ja, ist noch genug anderes interessantes in diesem Unternehmen vorhanden. ;)

Versteht mich nicht falsch. Ich mag Netflix und viele seiner Sendungen wirklich sehr und wesentlich interessanter als Disney. Hey, ich freue mich schon auf die neue Staffel Black Mirror! Aber könnt ihr Euch vorstellen, wie Frau und Kinder zusammen mit einem das ansehen? Nein, eher nicht? Ich auch nicht ... Disney+ könnte es bieten... eine solide Unterhaltung für die Kinder und den Erwachsenen und das Einkommen der meisten Familien sollte nicht groß genug sein um mehrere Plattformen zu nutzen. Wo würdet ihr hin gehen... ?

Ein solcher Burggraben könnte einen mindestens auf den zweiten Platz katapultieren. Eine Gefahr, dass ein chinesischer Anbieter auf den Markt drängt, halte ich aktuell für gering, da dort vieles produziert wird, was nicht dem westlichen Geschmack entspricht. Da muss noch etwas Zeit ins Land gehen und man würde sich vermutlich eher auf einzelne Produktionen beschränken als eben ein Streaming Netz aufzubauen.

Mit rund 3 Milliarden Wachstum pro Jahr hat man eine Stärke, die für mich ausreichend ist. Die Aktie passt in meine Jahresstrategie ein wenig mehr aus meinem Cluster „Europa“ heraus zu kommen. Mit ca. 1,5% Dividendenrentabilität bewegt sich der Titel unterhalb meiner Zielmarke von 2%. Ist aber eben trotzdem ein Dividendenzahler, da drücke ich auch mal ein Auge zu.

Schauen wir mal, ob die Wette langfristig aufgeht und man auch weiterhin einen so starken Fuss im Medienbereich halten kann. Ich habe ja nur bescheidene Ziele und freue mich bereits darüber mein Bankkonto zu schlagen ;)

Dies ist keine Aktienempfehlung, sondern spiegelt lediglich mein eigenes Kaufverhalten wieder. Es soll als Ideengeber fungieren und ein wenig den Titel vorstellen. Natürlich ist eine solche Herausforderung eines Platzhirschen wie Netflix ein riskantes Unterfangen, dass auch scheitern kann. Ich mag solche Kämpfe allerdings, solange man sich strategisch sinnvoll darauf vorbereitet!