Gestaltung/äußere Form und Grundsätzliches - Teil II
So liebe Leser, wie versprochen, allerdings mit etwas Verspätung, erscheint heute der zweite Teil unserer Bewerbungstipps. Den ersten Teil finden Sie hier: https://steemit.com/bewerbung/@tinoschloegl/nicht-noch-ein-bewerbungsratgeber
In eine vollständige Bewerbung gehören ein Anschreiben, ein Lebenslauf und die Anlagen. Optional sind ein Deckblatt und ein Anlagenverzeichnis.
Das Anschreiben gehört eigentlich nicht in die Bewerbungsmappe, sondern liegt auf, weil es erstens die Bewerbungsmappe ankündigt (postalische Tradition) und zweitens in das Eigentum des Unternehmens übergeht, während alle anderen Dokumente Ihr Eigentum bleiben und auf Verlangen zurückgesandt werden müssen, wenn dies vorab nicht ausgeschlossen wurde. Das Anschreiben hat nur eine Seite, egal wie erfahren man ist. Auch der Top-Manager mit 30 Jahren Berufserfahrung bekommt nicht mehr Platz, um zu beweisen, dass er auf den Punkt kommen kann.
Der Lebenslauf darf meines Erachtens aller Faulheit der Lesenden zum Trotz so lang sein, wie er bei präziser Darstellung ALLER Argumente eben ausfällt. Die klare Struktur und Wahl deutlicher Begriffe ermöglichen die punktuelle Wahrnehmung. Es ist Aufgabe des Lesers sicherzustellen, dass die wichtigsten Argumente mit der höchsten Wahrscheinlichkeit wahrgenommen werden. Diese Strategie des holistischen Lebenslaufs empfehle ich vor allem Bewerbern, die nicht über die vollumfängliche Passung zum angestrebten Job verfügen. Ich persönlich habe es beruflich mit Hochschulabsolventen zu tun, die meist bei den praktischen Skills und der Berufserfahrung Defizite, aber auch große Potenziale aufweisen. Potenziale sind erklärungswürdiger. Vorhandene Qualifikationen kann man nennen und abhaken.
Sollten Sie über annähernd alle Qualifikationen (auf dem geforderten Niveau) verfügen, die Ihr angestrebter Job verlangt, ist die Verkürzung des Lebenslaufs, wie von den meisten Personalern gefordert und von den meisten Bewerbungsratgebern empfohlen, tatsächlich zielführend: Bringen Sie ihn auf eine Seite. Dass auch dies durchaus mit sehr viel Erfahrung klappt, können Sie an folgenden zwei Stellen sehr gut sehen: http://www.businessinsider.de/elons-musk-lebenslauf-auf-einer-seite-2016-9
https://novoresume.com/resume-examples
Das Deckblatt bildet die erste Seite, wenn man die Bewerbungsmappe aufschlägt, bzw. die zweite Seite hinter dem Anschreiben in einer PDF-Datei, die einer Bewerbungs-E-Mail anhängt. Muss man ein Deckblatt machen? Sie müssen gar nichts. Erich Kästner sagte mal, dass ein Buch ohne Vorwort wie ein Haus ohne Vorgarten sei. Ebenso ist das Deckblatt eine hübsche optische Begrüßung, wie sie in allen professionellen, geschäftlichen Präsentationen üblich ist. Es bietet sich also meist an, zumal es ebenso die Gelegenheit gibt, ihr Foto etwas größer abzubilden und Sie etwas präsenter und selbstbewusster wirken zu lassen. Ich würde kein Deckblatt anfertigen, wenn Sie sich selbst ein Image als Technokrat, unbeirrbarer Zahlencruncher, sachlicher Logiker, spartanischer Pragmatiker, zahlenaffiner Kontrolleur, berufserfahrener Bauingenieur (vergessen Sie auch nicht das karierte Flanellhemd auf dem Foto) o.Ä. geben wollen. Die nette Marketingreferentin macht in jedem Falle eines.
Das Analgenverzeichnis bietet sich bei vielen vorhandene Anlagen an. Man hängt schließlich idealerweise für jede Station im Lebenslauf ein Zeugnis oder einen Beleg an, wenn es um eine offizielle Bewerbung auf eine Stellenanzeige einer professionellen, großen Organisation geht. Bei Initiativbewerbungen geht es in der Regel eher um die Herstellung einer Gespächsgrundlage mittels einer Idee. Ich bin zwar kein Fan davon, Initiativbewerbungen schriftlich anzubahnen, aber wenn es denn so ist, sorgt ein dicker Bewerbungswälzer selten für Leselust. Auch Kleinstunternehmen, in denen dem Personalentscheider von niemandem vorgeschrieben wird, wie er zu arbeiten hat, sind in der Regel am Erhalt des Abiturzeugnisses eines promovierten Bewerbers nur mäßig interessiert. Der Öffentliche Dienst hätte da schon gern etwas zum Abheften. Sicher ist sicher. Ein Anlagenverzeichnis in einem PDF-Dokument, das per E-Mail versandt wird, darf ruhig auch Links enthalten, über welche ich bequem auf die Seite des gewünschten Zeugnisses gelange. Fehlen noch Dokumente, weil diese sich noch in Ausstellung befinden, kann ich diese hier (und nirgendwo anders) mit dem Hinweis „Wird nachgereicht“ ebenfalls schon einfügen.
Fertigen Sie (nur dann) eine Dritte Seite an, wenn es unbedingt noch etwas zu sagen gibt, das nicht ins Anschreiben oder in den Lebenslauf gehört.
In vielen Bewerbungsratgebern liest man auch etwas von einer Dritten Seite. Sie heißt so, weil der Lebenslauf dort üblicherweise zwei Seiten nicht überschreiten sollte. In diesen Ratgebern wird man dann aufgefordert doch noch etwas zur eigenen Person zu sagen, dass bisher keinen Platz gefunden hat oder noch ein besonders anschauliches Argument zu liefern. Beides ist falsch. Wenn man sich ein sehr gutes Argument bis zu diesem Punkt aufspart, wird es vorher vielleicht nicht wahrgenommen. Der Leser kann jederzeit zur nächsten Bewerbungsmappe greifen! Wenn die Dritte Seite aber nichts substantielles mehr enthält enden Sie in der Beliebigkeit des Geschwätzes. Wollen Sie so wahrgenommen werden? Daher rate ich i.d.R. von der Dritten Seite ab. Wir haben nicht alle den Mount Everest bestiegen und es ist ok, wenn nach einem Anschreiben und einem Lebenslauf eben nichts substantielles mehr zu sagen ist.
Ich habe aber durchaus schon Bewerbern zur Dritten Seite geraten, nämlich dann, wenn etwas unbedingt gesagt werden muss, es aber für die anderen Dokumente zu unförmlich erscheint. So erinnere ich mich noch an eine frischgebackene 33-jährige Absolventin, die ihren letzten Studiengang mit sehr gut abgeschlossen hatte und sich nun auf Stellen mit hohem fachlichen Bezug zu diesem Studiengang bewarb. Im Anschreiben mussten also Argumente ausgeführt werden, die diesen Bezug herstellten. Nichtsdestotrotz würde beim Leser ein dickes Fragezeichen im Hinterkopf verbleiben, warum die vorhergehenden 5!!! Studiengänge nicht abgeschlossen wurden. „Was stimmt denn mit der nicht?“ Diese Frage im Anschreiben zu klären, hätte der Argumentation für die Passung auf die konkrete Stelle den Platz genommen. Hier bot sich eine dritte Seite an. Wir haben dann diese Seite genutzt, um ohne Erklärung eines Abbruchs oder gar eine Rechtfertigung (die sind nie angebracht) Kompetenzen zu erläutern, die in den anderen Studiengängen erworben wurden und der Ausübung der angestrebten Tätigkeit dienlich sein könnten. Das Ganze ‚erklärte‘ zwar rein gar nichts, ergab aber dennoch ganze dreimal das Feedback von Personalabteilungen, dass man über die zusätzliche Erklärung des Lebenslaufs doch ganz froh war. Angesichts des seltenen Phänomens des Feedbacks einer Personalabteilung halte ich dieses Vorgehen für zielführend.
Mehr zur Gestaltung erfolgreicher Bewerbungen erfahren Sie im nächsten Teil ... [Eigenwerbung: Also folgen Sie mir! ;-)]
Zum ersten Teil gelangen Sie hier: https://steemit.com/bewerbung/@tinoschloegl/nicht-noch-ein-bewerbungsratgeber
Besser mit Vitamin B.
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Dazu kommen wir noch. Ganz sicher. Ich habe mich nur dafür entschieden, mit den schriftlichen Bewerbungsunterlagen zu beginnen.
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