"HashCash oder wie J. P. Yesterday lernte, DigiDinero
zu lieben"
Kapitel 1:
J. P. Yesterday
„Startschuss, ja – einen Lauf haben Sie aber nicht, Andy“, fegte J. P. Yesterday mit unwirscher Geste meinen Vorschlag kurzerhand beiseite und nickte Bri zu.
„Übernehmen Sie den Stab von unserem CryptoCrack, Bri.“
Sein abfälliger Ton floss wie heißer Lavastrom tief in meinen Bauch. Ich schielte zu Bri, dem Primus im Team.
„Was findet er an Bri, was ich nicht habe?“, fragte ich mich still, während die brennende Lava unter meine Gürtellinie floss, leicht abkühlte und schwer wie verklumptes Gestein liegen blieb. Ich durfte nicht zusammensacken, ganz gleich, wie schwer es innerlich rumoren mochte: bloß nichts nach außen stülpen!
Gegenüber Kunden absolute Contenance bewahren und auch intern im Kollegium, lautete eine der eisernen Regeln von J. P. Yesterday, der in Interviews stets betonte, alles andere als von gestern zu sein.
"Das Innovativste, was Finanzmärkte zu bieten haben, ist HashCash mit seinen zahllosen CryptoCoins und dem DigiDinero als unangefochtene Nr. 1. Bin zwar Old School-Banker, aber ich beschäftige mich mit dieser neuen Enigma-Economy, und glauben Sie mir: Ich mache es genauso gründlich und verantwortungsbewusst wie ich es für die Kunden meiner Bank mit klassischen Aktien oder Krediten bereits getan habe"-- mit solchen Sätzen wurde er von einer Armada an Journalisten zitiert.
"Nach meiner Analyse des HashCash-Hypes bin ich zu dem Ergebnis gelangt, dass es das risikoreichste und hirnrissigste Investment ist, das mir in meinen 70 Lenzen jemals über den Weg gelaufen ist", pflegte er sich gegenüber Medien in weiteren Gesprächsverläufen zu äußern.
Mit taktischen Fragen lockte er die Interviewpartner auf seine Seite:
„Worauf steuern wir zu, wenn Menschen einem simplen seelenlosen 256`er Algorithmus mehr glauben als unserer langjährigen Expertise, hm? Möchten Sie sich wirklich lieber an chaotischen Zahlen- und Buchstabenreihen orientieren, die der Computer zufällig generiert – so ganz ohne persönliche Beratung?“
Metaphern benutzte Yesterday, um seine Statements zu untermauern:
„Der unberechenbare Charakter des DigiDineros müsste allen das Fürchten lehren: Der kriegslüsterne Kublai Khan auf seinem mongolischen Wildpferd ist nichts gegen die sprunghaften Aufs und Abs des DigiDinero-Galopps. Niemand war bisher in der Lage, dieses unkontrollierbare Tier zu zähmen. Wenn ich es also darauf anlegen sollte, meinen Kunden oder auch mir als Privatier immense Verluste zu bescheren und damit auf das falsche Pferd zu setzen, dann würde ich ihnen und mir solche Digigeschäfte empfehlen. Sie verzeihen mir hoffentlich meine kleinen Bonmots mit 'darauf anlegen' und 'aufs falsche Pferd setzen'?"
Von wegen verzeihen! Yesterday war so eitel, dass er sich am liebsten auf der Stelle die Eier prahlerisch gekrault hätte, weil er seine doppeldeutigen Wortschöpfungen schlichtweg genial fand. Was ihm missfiel, waren diese Journaille-Typen und Tussen, die über seine geistreichen Witze weniger lachten als seine Team-Leute.
"'Es darauf anlegen' und 'anlegen', versteht ihr?", hatte er Tage nach dem Interview fordernd in unsere Team-Runde gefragt, während er mit der Gazette wild fuchtelte, aus der sein Konterfei samt rot gemusterter Krawatte auf weißer Brust den Leser ausdruckslos anstarrte.
So hatte ich mir meine Karriere nicht vorgestellt: lost im gesichtslosen Bankenbüro mit der selbstbewussten Bri mir gegenüber und sechs weiteren Kollegen des InnerCircles, die sich das Ganze ungerührt anhörten und wahrscheinlich Gebete nach oben schossen, es möge sie nicht so treffen wie mich 'Loser'. Das war in unseren Kreisen nicht nur ein Schimpfwort, sondern kam dem Nageln eines Karriere-Sarges gleich.
Mich drängte es, Nicole anzurufen, um einen Teil der Last loszuwerden, den Yesterday und Bri mir aufgeladen hatten.
Dann aber dachte ich mir: „Idiot, halt die Füße schön still, sie wird noch weniger Respekt vor dir haben.“
Kapitel 2:
Kerls, Kerls, Kerls
"Einmal Kerls, immer Kerls“, rumorte es gallig aus Bri`s Tiefe: wartet mal ab, bis ICH mich so richtig warmgelaufen habe!“
"Hab ich Mitleid mit Andy?", fragte ich mich und meine Antwort war ein klares 'Nein'! Er konnte doch genauso gut sein wie ich? Hatte ich ihm etwa verboten, high-level-Leistungen zu bringen?
Fast immer war ich die einzige Frau unter Kerlen, musste zeigen, dass ich nicht so 'dääämlich' bin wie Jungs-Männer über Mädchen-Frauen dachten: im Fußballspiel, mit meinem Summa cume laude-Abschluss als Ingenieurin samt der nebenher laufenden Banklehre und jetzt bei dieser großen Bank: Konnte ich mich behaupten? Claro!
Auch hier: War der Andy mit der 'Idee' externer Versicherungen dahergekommen, die eventuelle Verluste aus risikoreichen Digigeschäften auffangen sollten, um für eine noch stärker wachsende Kunden-Nachfrage nach Digihandel gewappnet zu sein. Ich hatte Mühe, nicht laut lachend auszuprusten. Aber glücklicherweise hatte mir der Boss bereits diesen Part abgenommen, indem er Andy mit seinem ultrakurzen verächtlichen Blick scharf abstrafte.
Ich, und wirklich nur ich wusste, was unserem BigBoss Yesterday vorschwebte und ich war sowas von entschlossen, ihn darin zu verstärken! Nichts schmeichelte Yesterday mehr, als in dem bestätigt zu werden, wohin ihn sein Instinkt eh drängte.
Ich schob meine 75-Doppel-D-Cups zur Tischplatte, ein kurzes 'Tschid' lenkte meine überraschten Pupillen instinktiv nach unten: Tatsächlich, der zweite Knopf von oben war flugs entsprungen.
Peeeinlich, aber keine Paaanik! Contenance, Bri: Mit einer einzigen eleganten Handbewegung öffnete ich den obersten Knopf und verwandelte meinen schiefen halsrunden Hemdskragen in einen reizvollen V-Ausschnitt.
Noch bevor ich ein Wort gesprochen hatte, wusste ich mit dieser geschickten Geste die Runde in meinen Bann zu ziehen. Die Stammhirne der Boys durften so stark beschäftigt sein, dass ich mich ungestört meinem Ziel nähern konnte. Mit gespielter Nonchalance pfiff ich zum lautstarken Angriff:
"Sooo, es sollen 21 Millionen von diesen DigiDineros geben weltweit - und wie ich unseren Boss verstanden habe, fokussieren wir unsere Pläne auf diesen Platzhirsch, die anderen HashCash-Ableger lassen wir zunächst beiseite ..."
Natürlich wählte ich bewusst den 'Platzhirsch', um die Jungs wiederholt unterschwellig auf die Hirschgeweih-Köpfe meiner hautengen Bluse zu lenken und bei der Stange zu halten. Probate Psycho-Strategie aus der untersten Ebene, um Oberhand zu gewinnen.
Yesterday ließ uns ohne Kopfschutz boxen im Ringen um die besten Konzepte. Manche Jungs setzten Mittel ein, die sie nicht beherrschten. Da wäre es schön blöd von mir, meine herausragenden sekundären Skills zu verstecken.
Ich schlürfte genüsslich aus meinem schmalen Wasserglas.
"Aus allseits bekannten Gründen rechnen wir auf Basis von rund 17 Millionen. Ziel sollte sein, 10 Millionen davon in unseren Besitz zu bringen."
Ich ignorierte die erstaunten Gesichter, die zu fragen schienen: 'Das soll die geniale Idee der ach so klugen Bri sein?'
Ein Blick auf den Boss verriet unmissverständlich: ja, das war sie!
"Mit 'wir' meine ich nicht nur unsere Bank", fuhr ich unbeirrt fort. "Sondern ein eingeweihtes Konsortium an global agierenden Banken, das sich diskret beteiligt. Unserem Boss fällt die Aufgabe zu, in Medien und Öffentlichkeit weiterhin vor den Risiken und Nebenwirkungen von DigiDineros zu warnen. Gewicht genug hat er in der Banken- und Finanzbranche. Wir brauchen einen deutlich niedrigeren Einstieg in den Markt, claro!?“
Nach diesem Feldzug war ich drauf und dran, mein schönstes Siegeslächeln aufzusetzen.
Dann aber dachte ich mir: "Knallkopf, halt doch einmal die Füße still - schweige lieber und genieße."
Kapitel 3:
Yesterday`s Kampf
“Danke, Bri, Sie haben mich überzeugt!“ Yesterdays gieriger Blick blieb auf meinen Bällen, während er mit lautem Händeklatschen einen Schnitt einleitete.
„Wär ja gelacht, wenn es uns nicht gelingen sollte, den Kampf gegen Gestalten und Gespenster zu gewinnen, die Namen tragen wie: Quark-Algorithmus, Casper-Protokoll, Schwamm-Prinzip, Schnorr-Signaturen, MimbleWimble, Fluffypony, WinkleBrüder, Big Anonymous, Samurai-Wallet... Ich könnte diese Liste an bizarren Persönlichkeiten und Produkten der HashCash-Szene munter fortsetzen, aber ich belasse es mal dabei.“ Yesterday gluckste gönnerlich, forderte uns auf, mit einzustimmen in seine gute Laune.
Mit sprunghaft ernster Miene fuhr er fort: „Spaßgesellschaft eben. Die Kämpfe, die grüne Bullen gegen rote Bären im Crypto-Lager ausfechten, sind viel blutiger und roher als unsere. DigiDinero-Hodler, die innerhalb kürzester Zeit schwindelerregende Auf- und Abstiege um 500 Prozent und mehr verkraften müssen, neigen zu bipolaren Störungen: Sie switchen von Moonhochjauchzend rasch zum Bären-Blues. Ich fürchte, Psychologen gewinnen hierdurch eine neue Klientel."
Yesterday machte ein sorgenvolles Gesicht und mahnte im betont väterlichen Ton:
„Keiner von denen, die den anonymen DigiDinero-Schöpfer ahnungslos als ihren Messias anbeten, hat eine stichhaltige Antwort darauf, warum die Identität des Big Anonymous bis heute verborgen bleibt. Und der Höhepunkt ist: Einer mit unsauberer krimineller Vergangenheit hat versprochen, seinen eigenen Dick aufzufressen, wenn Digis nicht so steigen, wie er es prophezeit hat. Ganz zu schweigen vom lebhaften und gleichermaßen lächerlichen Austausch cryptischer Eitelkeiten zwischen verfeindeten Lagern. Yesterday hielt kurz inne.
„Erinnert mich einer von Ihnen daran, dass ich die Presse auf die Fährte von Gringos lenke, die den Crypto-Markt ins Rollen gebracht haben und selbst unrühmliche Rollen einnehmen, die über mysteriöse Hack-Skandale hinaus auf kriminelle Drogen- und Waffengeschichten, Dokumentenfälschung und Steuertricksereien hinweisen?!“, forderte er uns auf und setzte zum Schlussspurt an:
“Ran an die Hausaufgaben, los los: Jeder von Ihnen erstellt mir ein kurzes Exzerpt darüber, welche Möglichkeiten und Ziele sich uns und unseren Partnern eröffnen mit einem milliardenschweren DigiDinero-Portfolio und als Big Global Player, die wir waren, sind und zukünftig bleiben wollen. Wir kämpfen wie immer ohne Kopfschutz: nutzt die Schwächen des Gegners, bedient euch gleichzeitig ungeniert ihrer brauchbaren Techniken und Tools.“
Das war noch nicht ganz das letzte Yesterday`sche Wort.
„Die Idee selbst ist übrigens von mir. Bri war so nett, das Ganze für die Runde aufzubereiten.“ So, jetzt war alles abgerundet und abgegrast. Die Teamtreffs mündeten stets im Yesterday'schen Nebel, den er aus seiner Spraydose sorglos und großzügig über die Wahrheit sprühte.
Zwei der Team-Kerls kamen spontan auf die Idee, zusammen ein Exzerpt auszuarbeiten.
Dann aber dachte jeder für sich: „Schwachkopf, halt die Füße still und schrei nicht gleich nach Hilfe, schließlich willst du die Lorbeeren nicht teilen.“
Kapitel 4:
Lambo-Land
„Woouuuhhh! Was' n geiles Gestell! Endlich sehe ich den futuristischen Flügeltürer!“, rief ich innerlich aus, nachdem ich geparkt und lustlos aus meinem unförmigen Benziner ausgestiegen war, um rechtzeitig meinen Schreibtisch im Bürokomplex zu erreichen. Als Einkäuferin eines Möbelgiganten standen für mich heute Termine mit Großkunden an.
Ein wehmütiger Blick auf die elektrisierend breiten Heckbacken des E-Vehicles reichte, um meine mühsam kontrollierte Fassade zu sprengen. E-Motion pur, mit frecher Front und 403 Pferdestärken unterm Arsch: das war seit Jahren mein Traumauto: hamham! Allerdings blieb es beim Will-hamham: Sobald ich an mein überzogenes Konto dachte, wusste ich, warum ich es mit meinen 34 Jahren immer noch nicht geschafft hatte, einen Flitzer mit Butterfly-Doors zu kaufen.
Mann -- und was für ne langweilige Schnepfe ins Vehicle einstieg - hallo: würde mir much much better stehen. Ich hatte zwar einen einschläfernden Job, aber ich kam viel dynamischer daher als diese öde Prada-Kostüm-Trägerin.
Ich stellte mir vor, wie ich hemmungslos auf die Pedale drückte und mir die knackigen Grooves im 2/4-Takt lauthals unter meinen Hintern pfeifen ließ: ...I can make it right, I can make it now - I can make it right now! Duddeldaddelbrumbrum... Sommerwetter, Dach ausfahren, Wind durch die Haare wehen lassen: das Leben konnte so schön sein, wenn`s mal die richtigen träfe, nämlich: mich!
Als Sven mir erzählte, er wolle den Mond anpeilen und sich einen turboschnellen neongelben Lambo kaufen, hab ich ihn herzlich ausgelacht.
"Träum weiter, Mann, wo soll die Kohle herkommen?", entgegnete ich ihm.
"Nee Alte, nix da Traum, das ist echt, hab schön DigiDineros gehodlt und davon gestern 40.000 ausgecasht, wenn ich bei 100.000 angelangt bin, dann hab ihn endlich: meinen Neon-Lambo."
"Neongelb, Mann, ist das dein Ernst?"
"Glaubst du, ich kauf mir sowas und reihe mich dann zu denen, die nen metallicgrauen Lambo fahren? Nee, kennst mich doch: Ich bin ein crazy bunter Hund, muss schon stilecht bleiben."
Auch wenn ich Zweifel hatte: Sven hatte mich angesteckt mit seinem Lambo-Fieber. Meine Gedanken riefen mir das heiße Fisker-Gestell der langweiligen Schnepfe vor Augen: hamhamhammm! Eigentlich ein Must-Have für so ne geile Schnepfe wie mich. Stilecht, wie Sven schon sagte.
Ich hatte es Sven gegenüber nicht direkt ausgesprochen, weil ich ihm seine Vorfreude lassen wollte: aber mal ehrlich: Wer bitte will ein Auto von gestern fahren? Lambo! Und dann noch Neongelb. Wer wie ich was auf sich hielt und ganzheitlich leben wollte, der holte sich einen Elektroflitzer: leise wie ein Luchs, in wenigen Sekunden von 0 auf 100!
Nachdem ich mein letztes Geld zusammengekratzt hatte, konnte ich gerade mal 0,1 DigiDinero dafür kaufen. Damit kam ich nicht sonderlich weit. E-Motion rückte wieder in unerreichbare Ferne.
Ich überlegte, ob ich meine Eltern anpumpen sollte.
Dann aber dachte ich mir: „Loserin, halt die Füße still, oder willst du deinen Eltern schon wieder beweisen, dass du`s im Leben immer noch nicht geschafft hast?“
Kapitel 5:
Hash me if you can: Goldene Glücksklee-Finger
"Wer leiht mir heute seinen goldenen Finger?" Ich war gerührt: 10 Arme wedelten beflügelt in der Luft.
“Gut, ich wähle einen von euch zufällig aus“, kündigte ich als unausgesprochener Leader der Hack-Meck-Gruppe an.
Zucco war der heutige Glücksbringer.
“Jo, Zucco, mach dich ran an den fetten Fisch, den wir gestern gefangen haben“, forderte ich ihn fröhlich auf und fügte hinzu: “Es möge wie immer die richtigen treffen.“
Zehn gestandene Jungs bildeten an einer freien Stelle ihrer Werkstatt einen Reigen inmitten von scheinbar chaotisch platzierter Hard- und Software.
“Back and forth“, stimmten wir unisono an. “Gib uns den lautesten Bass und komm zu uns, Ned“, forderte ich unseren musischen HackMeck Ned auf.
Wir stampften rhythmisch mit den Füßen, zwei Schitte nach vorne und einen zurück: “Back and forth, back and forth ...
Für uns war dieses archaische Ritual ein reizvoller Kontrast zu all den nagelneuen Tech-Tools, mit denen wir täglich mehrere Stunden beschäftigt waren. Privat wussten wir nur wenig voneinander, das war auch gut so. Was wir taten, war nicht koscher, machte uns aber diebische Freude. Der rhythmische Reigen schweißte uns zusammen und bestärkte uns in unserer gemeinsamen Mission, der wir untergründig in cognito nachgingen.
“Alle, die dafür sind, die 100.000 DigiDineros von Yesterdays Privatwallet heute zu verteilen, heben jetzt die Hand.“ Eindeutiges Ergebnis, ohne Gegenstimme.
“Habt ihr seine Taler gründlich in mehreren Gängen gewaschen, gefiltert und dann einen leckeren erfrischenden Cocktail gemixt nach unseren strengen privacy principles – ihr wisst ja, wie wichtig mir Sauberkeit ist?! Fabio und Klas nickten eifrig. Klas hatte als Middle-Man erfolgreich seinen Job getan an Yesterdays privater T-Wallet – einer unserer besten HackMecker.
Gut, sind wir uns alle einig. Dann schmeißt die Los-Trommel an und zieht einige Adressen raus mit weniger als 1 Digi-Besitz. Wir ziehen ja nur das Komma ein paar Stellen nach rechts: aus 0,1 werden 10 oder 100.“
Als Kopf der HackMeck-Truppe liebte ich es, wenn alles so geschmiert lief wie an diesem Morgen mit Yesterdays Digis.
Ich hatte große Lust, Pia von meinen RobinHood4.0-Aktionen und vor allem von unserem letzten fetten Beutezug zu erzählen, weil sie mich nur als braven IT-Dozenten kannte und nach meinem Geschmack etwas mehr vergöttern könnte.
Dann aber dachte ich: „Sei kein Tor, halt schön die Füße still, sonst war' s das womöglich mit deiner geheimen Maske des Digi-RobinHood. So süß meine Pia auch war, ihr fehlte es gänzlich an Humor und Verständnis, wenn es darum ging, ein illegales Ding zu drehen. Und wir waren sowas von illegal unterwegs!!
Kapitel 6:
Lambo und Fisker-Land
Ich rieb meine Augen, klopfte mehrmals heftig gegen meinen Schädel und hoffte so sehr, die Zahl möge stimmen: statt meiner 0,1 Digi stand bei meinem Guthaben die Zahl “100“.
Die Börse hatte sich wohl vertan, anders konnte ich mir diese geisterhafte Vermehrung meiner Dineros nicht erklären.
Ich griff zum Taschenrechner, den ich in letzter Zeit oft malträtiert hatte, um auszurechnen, wie viele Digis dazukommen müssten, damit ich dem 403PS-Gestell näher kam. Ich gab ein: 100 x 6.000 und das Ergebnis entsprach dem, was ich in meinem Kopf schon grob ausgerechnet hatte: fette 600.000 Euro Fiat-Kohle!!!
Mein erster Instinkt flüsterte mir: Du bist ein ehrliches Mädel mit redlichem, wenn auch viel zu geringem Einkommen, kontaktiere den Support.
Dann aber sagte ich mir: “Schwachmatin, halt doch die Füße still und warte erst einmal ab, was passiert!“
Kapitel 7:
Yesterdays Loss
100.000 DigiDineros weniger? Was für ein Verlust!?
Wenn Yesterday etwas nicht ausstehen konnte, war es das Verschwinden von Geldern, ohne eine Erklärung dafür zu haben. Passierte sowas in seiner Bank – und seien es nur Centbeträge – verdonnerte er seine Mitarbeiter, der Sache hinterherzurennen bis zum bitteren Ende.
Wenn bewusst Bilanzen gefälscht wurden, war das was ganz anderes: war ja schließlich alles in sich korrekt gerechnet. Aber Lücken, die aus dem Nichts auftauchten und in die sich bohrende Fragen einnisteten, machten ihn fuchswild.
Seine Privatschatulle war über Nacht um 100.000 DigiDineros erleichtert worden.
Sein erster Instinkt: Den Support der T-Wallet-Firma anrufen, bei der er sich heimlich als Privatier mit dem Mädchennamen seiner Frau angemeldet hatte. Eines der vielen Geheimnisse, die er nach außen streng vor allen hütete. Das Telefon ruhte in seiner Hand, Yesterday war immer noch mächtig aufgebracht und es drängte ihn, die Supportnummer zu wählen.
Dann aber dachte er sich: “Kretin, halte die Füße schön still und riskiere nicht, dich in aller Öffentlichkeit lächerlich zu machen: Offiziell besitzt du keine Digis.“
Kapitel 8:
Lambo- und Fisker-Land II
Leuchtend heller Sonnentag. Kleine Wettfahrt mit Sven: ich in glänzender E-Motion pur, er im neongelben Lambo. Ich hatte durchaus Chancen zu gewinnen.
Sven war ein miserabler Lenker und ein noch schlechterer Starter, meine Meinung. Mein Leben war jüngst durch Zahlen stark beeinflusst worden: rasanter Anstieg von 0,1 auf 100 Digis und davon hatte ich meinem besten Kumpel ein Dutzend rübergeschoben, damit wir an diesem sonnigen Nachmittag gegeneinander antreten konnten.
Mit 110 Dezibel - “clear my mind“- Beats im Trommelfell schmiss ich den Luchs-Motor meines Gestells an und peitschte ihn in 2,7 Sekunden von 0 auf 100.
Autorin: Tizia Koese
Korrektur und anregende Tipps: #cryptofit-Moderator Ulrich Ross
Fotos: Shutterstock
Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig. Story ist aber durchaus eine Antwort auf all jene, die öffentlich Wasser predigen, aber heimlich Wein trinken
Erschienen am 6. September 2018 auf Steemit