Wochenende Tagebuch einer Frau. Auszüge aus dem Leben der vermeindlichen Kontaktaufnahme.

in blog •  7 years ago 

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Liebe Steemit Freunde/innen.

Über lange in meinem Single Leben habe ich mir oft die Gedanken gemacht, warum es oft sehr schwer ist sich anzunähern. Vor etwa 7 Jahren, habe ich einen wunderbaren Artikel gelesen. Wo kann ich euch nicht mehr sagen! Aber er muß toll gewesen sein, denn ich habe ihn mit der Hand abgeschrieben und vor kurzen wiedergefunden. Ich möchte euch diesen nicht vorenthalten. Mit Witz und Ironie wird sich die oder derjenige wohl selber wieder finden.
Viel Spaß und Kommentare sind erlaubt...

Wochenende Tagebuch einer Frau:

Freitag:
gegen 23 Uhr stehe ich flirtbereit im "Schumanns" Münchens Baggerschuppen mit Niveau. Heute Nacht bin ich Patricia Arquette in "Lost Highway", melancholisch und wunderschön - nur das meine Hände zittern. Es ist immer das Gleiche.
Traut euch, Männer, ich habe doch genauso viel Angst vor euch wie ihr vor mir. Der Unterschied ist nur, Frauen kompensieren das anders als Männer: mit gespielter Arroganz. Also hört meine Worte: Wir sind nicht arrogant, wir sind unsicher. Auch wenn mein Kostüm eine andere Botschaft sendet.
Ich trage ein schwarzes Minikleid mit Gold saum -extraweit ausgeschnitten-und goldenen Prinzessinen-Stilettos. Aber das reicht offenbar nicht, um den Braungelockten herzulocken, dem ich schon seit einer Viertelstunde mein geheimnisvollstes Lächeln schenke und der seit einer Viertelstunde unverschämt zurückgrinst. Sag was! Sag zum Beispiel: Ich wollte schon immer mal aus deinem goldenen Schuh Champagner trinken."Nichts.
Dabei ist der klassische Ablauf doch so einfach. Alles beginnt mit einem Lächeln. Unwichtig, wer damit anfängt. Sobald beide Seiten damit ein Grundinteresse signalisieren, ist der Rest ein Klacks: hingehen und ansprechen. Wie? Dazu später. In diesem Fall gebe ich auf.
Drei Hocker weiter sitzt einer, der mir regungslos in die Augen starrt. Nicht mehr und nicht weniger. Probiert der eine neue Hypnosetechnik an mir aus? Hey, gucken reicht nicht. Sprich mich an! ich werde freundlich sein, ich schwöre es dir.
Dann gibt es hier noch einen, der aussieht wie Herr Mustermann. Er ist mit seinem Kumpel da. Typ: nett, treu, Kind kein Hindernis .
Ein anderer Mann weckt schon eher mein Interesse. Er sitzt in der Ecke der Bar. Er gibt sich gelangweilt und lässt Frauen, die auf dem Weg zur Toilette unweigerlich an ihm vorbeimüssen, einfach kommen. Gute Masche. Ich will gerade rübergehen, da tippt mir Kind-kein-Hindernisss auf die Schulter. Bitte, nie von hinten antippen. Bitte Nie.
Er grinst verlegen. Dann fragt er:" Ist das Ihre Tasche, die da unten liegt? " Ja, sage ich in freudiger Erwartung eines kleinen Kompliments. Da wäre grad fast jemand drüber gestolpert. Sagenhaft charmant.
Aber er hat das Eis gebrochen. Es ist wohl vergleichbar mit dem Tierreich: Einer geht vor, das Rudel folgt. Auch Herr Mustermann komm nun an scharwenzelt, stellt sich an meine andere Seite, sagt Hallo ich sage auch Hallo. Wieso, verdammt noch mal, ist das so schwierig, gut angesprochen zu werden? Wenn ich mich noch aufreizender anziehe, bekomme ich Hausverbot wegen Prostitution.
Möglicherweise macht mein Outfit den Männern Angst. Obwohl sie doch immer wieder betonen, dass sie klare Ansagen brauchen. Nichts Zweideutiges, kein Metaphern. Todsicher würde hier wohl nur ein T-Shirt mit der Aufschrift "Mach!Mich!An! funktionieren.
Man mag es nicht glauben, aber an diesem Abend höre ich -völlig variationsfrei!- 19-mal folgenden Satz: Hey, kennen wir uns nicht von irgendwoher? Nein. Wir kennen uns nicht. Und so werden wir uns auch nicht kennen lernen. Wenn ich jedesmal nach diesem Satzeinen Euro bekäme, würde ich mich schon auf meiner eigenen einsamen Insel sonnen. Und diesen Satz nie wieder hören.

Samstag:
Das Brenner ist eigentlich nicht mein Fall: für meinen Geschmack zu viele billige Mädchen. Aber bin ich heute nicht selbst ein bisschen billig? Immerhin biete ich den Männern verschwenderisch das Wertvollste an, was ich habe: meine Zeit. Daheim habe ich mir schon einen gewaltigen Enthemmungs-Martini genehmigt
Beim Reinkommen lächel ich gleich mal freundlich in die Runde. Dieses Lächeln wirkt auf Männer wie Würfelzucker auf Ponys.
Ich drapiere mich lasziv wie möglich auf einer Lederbank, dicht neben einer Gruppe von fünf Spaniern. Die machen sofort alles richtig. Weil es für sie offensichtlich ganz natürlich ist, sich um eine Frau zu kümmern, die alleine unterwegs ist. Einer fragt, was ich trinken will, ein anderer sagt mit einem Blick in mein mehr als großzügiges Dekollte´, dass ich phantastisch aussehe. "Phantastisch"! Zu lange darf ich mich hier nicht aufhalten - ich bin schließlich unterwegs in einer Mission.
Nachdem ich mich mit "mein Freund wartet" verabschiedet habe, fragt einer der Jungs dennoch nach meiner Telefonnummer. Mir fällt der Buchtitel von Henry Maske ein: Wer aufgibt, hat verloren. Ich mag diese Einstellung: So ein Typ kriegt auch im härtesten Winter die Familie durch.
Wie eine Königin stakse ich in den nächsten Laden. Ich habe das Gefühl, eine Woge des Begehrens würde mich tragen. Jedes zweite offene Lächeln meinerseits wird mit einem Anmachspruch belohnt. Sind Männer wirklich so berechenbar? Ja, sie sind!
Ich lächle und lächle und lasse mich feiern wie eine Königin der Nacht. Schönes Kleid ! ist ein halbwegs neutraler Gesprächsanfang. Dafür gebe ich fünf Punkte. Sie haben wundervolles Haar! Austauschbar, zwei Punkte. Warum ist eine so schöne Frau alleine unterwegs? Weil es nur Idioten wie dich gibt. Null Punkte
Das Ding zwischen Männern und Frauen kann wirklich ein sehr amüsantes Spiel sein. Es ist aber dabei ziemlich egal, was Männer sagen, wenn sie erstens selbstsicher vor mir stehen, wird zweitens das Gefühl vermittelt , ein interessanter Gesprächspartner zu sein, und drittens ein Hauch Einzigartigkeit mit Ihrem Spruch rüberbringen. Humor ist dabei ein passender Schlüssel. Erotik kommt nach ungefähr zwei Minuten dazu - oder eben nicht.

Ich stelle mich neben einem sehr gepflegten Mann Anfang vierzig an die Bar, der mich interessiert mustert. Als ich in direkt ansehe, spricht er mich augenblicklich an: Wenn sie hier etwas zu trinken haben wollen, dürfen sie nicht so schüchtern sein. Was darf ich Ihnen bestellen? Während wir auf mein Manhattan warten, sind wir schon im Gespräch. Er unterhält mich nett, macht mir harmlose Komplimente. In etwa solche: Sie haben einen bezaubernden Gang. Haben sie gemodelt? Es klingt für Dritte vieleicht albern, aber mit einem schelmischen Lächeln ist es genau das was wir hören wollen.
Solche Komplimente sind wie Duschvorhang-durchsichtig, aber notwendig. Und dann reißt er ihn weg: Chanel No. 5 sagt er. Auf ihrer Haut raubt mir der Duft die Sinne. Emotional stehe ich nackt da. Er kennt meinen Duft. Ein Mann von Welt- ich bin entzückt.
Hinzu kommt: er schaut immer mich nur mich an. Selbst als eine Blondine in einem unglaublich kurzen Kleid die Bar betritt. Er gibt mir das Gefühl, das ich etwas besonderes bin. Ja, so einfach ist das. Ich will etwas Besonderes sein. Aber selbst wenn ich nicht in geheimer Mission wäre, würde ich jetzt gehen.
Wenn Frauen das tun ist es keine Abfuhr, sondern Selbstschutz. Und der Versuch , sich noch eine Spur interessanter zu machen. Wie heißt es doch: Willst du gelten, mach dich selten. Natürlich gehe ich nicht, ohne ihm zuvor meine Telefonnummer zu geben.

Am Eingang vom P1 herrscht das übliche Gedränge. Ich streife meine Jacke ab, in der Gewissheit, mein knappes Kleid wird mir Einlass verschaffen. Jemand der ziemlich gut riecht und mir heiß in den Nacken atmet, hilft mir von hinten aus dem Ärmel. Ich lehne mich ganz vorsichtig zurück- mal schauen, was jetzt passiert. Mit rauer Stimme sagt er: Hier ist es viel zu voll, lass uns woanders hingehen. Ich dreh mich um: eine Mischung aus Robert Redford und meinem Gynäkologen.
Zwar glaube ich, ein Profi wie der bringt auch den Rest der Nacht gekonnt über die Bühne. Aber ich frag mich doch: Was denkt der Typ, wer ich bin? Pretty Woman? Mit einer Anmache wie aus dem Hollywood- Streifen degradiert er mich zur Statistin - eine Rolle, die mir nicht gefällt. Selbstbewusstsein ist gut, aber für einen perfekten Flirt reicht es nicht. Mit einer ausrede ziehe ich mich aus der Affäre. Während ich auf ein Taxi warte, darf ich mir noch zweimal die Hey kennen wir uns nicht von irgendwo her Nummer anhören. Und wieder rückt die einsame Insel ein Stück näher.
Eine Viertelstunde später tanze ich im Prinzip Club unanständig für einen blonden Jüngling, der mit gierigen Blicken meine Kurven entlangfährt. Zu jung, zu betrunken. Ich möchte einen eloquenten Mann und keinen Kasper. Zuviel Alkohol ist ein schlechter Souffleur.
Dann lächele ich einen Mann um die 30 an, der mich kurz taxiert und sich dann andient, mit mir zu tanzen. Die Musik gefällt mir. Noch mehr aber, dass er dabei zufällig meinen Arm berührt.
Bevor er geht, gibt er mir seine Karte. Rufst du mich an? Das war perfekt. Nicht rumstehen und warten, bis ich all seine Unsicherheiten gescannt habe. Blickkontakt herstellen, sofort rüberkommen und dezenter Körperkontakt. Wenn das Anfassen wohl dosiert ist, wirk es elektrisierend.
Meine Freundin Steffi sieht das anders, Sie sagt immer: Von Typen, die grabbeln, sollte man die Finger lassen. Aber so verschieden Frauen sind, so verschieden sollten auch die Mittel zu ihrer Eroberung sein. Für jede eine andere Strategie. Ein Kochbuch "wie backe ich mir den todsicheren Flirt" gibt es nicht.

Sonntag:
In Jeans und T-Shirt hocke ich in meiner Stammkneipe, der Königsquelle. Vor mir eine Strichlist: Ich bin 62-mal angesprochen worden - davon 59-mal auf dämliche Art und Weise.
Verlangen wir Frauen etwa zu viel? Ich glaube nicht. Männer, gebt uns nicht das Gefühl, dass ihr nur einen lästigen Job abhakt. Für eure Lieblingsfußballmanschaft würdet ihr ja auch nicht elf Stürmer aufstellen. Da sucht ihr nach der gekonnten Mischung, die auf jeden Gegner neu abgestimmt wird.
Der Barmann bringt mir meinen Negroni. Ein Typ kommt rein, wahrscheinlich von einer Betriebsfeier, stellt sich neben mich, bestellt Kirschlikör und Cappuccino, wanzt sich noch ein bisschen dichter ran und fragt mit seiner Hand auf meinem Oberschenkel nach meinem Sternzeichen. "Fische". Dann will er noch meine drei wichtigsten Eigenschaften wissen. Ich denke, da hat aber einer das Handbuch Zum perfekten Verführer in zehn Minuten ganz genau gelesen. Eigenbrötlerisch, lesbisch, hochbegabt, sagte ich freundlich. Er muss dann mal los.
Ihr wollt trotzdem wenigstens einen Tipp für euern Weg in die nächste Flirtnacht bekommen? Hier ist er: Nehmt uns so ernst wie eine gegnerische Fußballmannschaft. Vieleicht haben wir dann ja beide etwas gewonnen.

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Sollte es sich dabei um eine wahre Begebenheit handeln, zeigt diese nur das sich manche Frauen total überschätzen.

@hojaba Danke für deinen Kommentar. Ich meine mich schwer daran zu erinnern, daß es sich wirklich um ein offizielles Tagebuch gehandelt hat. Ich hatte es damals mit der Hand abgeschrieben.

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