Beschäftigung schafft Ruhe

in blog •  6 years ago 

Hallo ihr Lieben,

Wie ich euch bereits erzählt habe, leidet meine Oma unter einer Demenz. Den ersten Beitrag hierzu findet ihr hier: https://steemit.com/deutsch/@kuestenmaedchen/abschied-auf-raten-meine-oma-und-die-demenz

Vor ca. 1,5 Jahren hat meine Tante (Schneiderin von Beruf) sich überlegt eine ,,Demenz-Decke" zu nähen. Meiner Oma haben wir natürlich nicht gesagt, dass diese Decke etwas Besonderes ist. Ob sie es bemerkt hat? Wer weiß das schon so genau.

Lange Zeit lag diese Decke ungenutzt in der Ecke. Oma wollte lieber ihre alte Decke benutzen. Doch mittlerweile ist sie gar nicht mehr wegzudenken.

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Die Decke hat an einigen Ecken und Kanten kleine Beschäftigungen eingebaut. Und ohne es bewusst zu merken, nestelt Oma immer wieder an den verschiedenen Kugeln und Reißverschlüssen herum.

Ohne, das sie es merkt, greift sie zu diesen Kugeln, wenn sie Angst bekommt oder unruhig wird. Manchmal hilft es (an besonders guten Tagen) und manchmal eben nicht. Doch ich habe das Gefühl, es tut ihr gut, sich daran zu schaffen zu machen.

Demenzpatienten neigen im Laufe ihrer Erkrankung zu einer Untriebigkeit und Unruhe. Sie entdecken wie die Neugeborenen ihren Tastsinn dafür wieder umso mehr, während andere Sinne in den Hintergrund rücken.

Egal, wo ich einem Demenzkranken begegnet bin, bot sich immer das selbe Bild. Der Patient schaut seine Hände genaustens an, nestelt herum und hat seine Hände immer in Bewegung.

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Hier seht ihr die verschiedenen Dinge, die meine Tante ihr an die Decke genäht hat.

Besonders an der Socke macht sie sich gerne zu schaffen. Meine Oma hat ihr lebenlang mit Hingabe die tollsten Socken gestrickt, bis sie vergessen hat, wie sie strickt und die Augen auch schlechter wurden.

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Immer wieder berührt sie das vertraute Strickmuster und bewundert diese schöne Socke.

Wenn Oma unruhig wird, lohnt sich manchmal ein kleiner Hinweis auf ihre Decke, die immer über ihren Beinen liegt.

,,Ach Oma, schau mal, was hast du bloß für eine tolle Decke! Was ist denn da drauf?"

Kurzum, eine tolle und simple Idee, die uns oftmals den Alltag in der Pflege erleichtert und Oma beschäftigt.

Habt ihr auch einen lieben Menschen in eurem Bekannten- oder Familienkreis der an einer Demenz leidet? Wie versucht ihr ihn zu beruhigen oder zu beschäftigen? Lasst es mich in den Kommentaren wissen :)

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  ·  6 years ago (edited)

Tolle Sache die Decke, wenn diese die Pflege erleichtert. Ja, 50% meiner mütterlichen Tanten erkrankten an Demenz. Diese sind aber alle bereits verstorben. - Bitte kein Mitleid, da ich dieses als Erlösung betrachte und selber die Sterbehilfe befürworte.

Hier ein Tipp wie man Verweise richtig setzt :
[hier.](/@kuestenmaedchen/abschied-auf-raten-meine-oma-und-die-demenz)

Beste Grüße.

PS: Das Wort "nesteln" kannte ich ja nicht mal. Also danke dafür.

Ja die erleichtert vieles. Die Demenzerkrankung lässt einen auch an das ,,Gute am Tod" glauben, ehrlich gesagt. Das Leben was gerade auch meine Oma führt, ist keins mehr. Sie sitzt rum, schaut TV, ist geplagt von Ängsten, kennt sich und alle anderen nicht mehr, isst weniger, läuft nicht mehr, schläft viel. Da ,,wünscht" man demjemigen eine Erlösung, auch wenn sich das vielleicht gemein anhört. Es ist sogar gut gemeint!

Liebe Grüße an dich

Super Idee und schön umgesetzt! :)

Danke :)