Nächste Station in China ist Xi'an. Von hier stammt die Pasta, die Marco Polo nach Italien brachte (Biang Nudeln), es gibt viel Kalligraphie, eine sehr alte Pagode und in der Nähe der Stadt befindet sich das Mausoleum Qin Shihuangdis und dessen Terracotta Armee. Wir fahren von Peking aus mit dem Zug. Die Reise ist 1.100 km lang und dauert etwa 6 Stunden. Zum ersten Mal fahre ich in China mit dem Zug und ich bin mal wieder "beeindruckt". Wir hatten die Zugtickets online gebucht und bezahlt und sollten sie uns nun an einem Bahnhof ausdrucken lassen.
Am Schalter mussten wir unsere Ausweise und die E-Mail Bestätigungen zeigen und 2 Minuten später hatten wir 12 Zugtickets, jeweils in Kreditkartengrösse mit allen InfoS in Chinesisch und English.
Auch hier wieder etwas Kontext.
Als ich die verbotene Stadt beschrieb, habe ich ja schon mal die Volksrechte erwähnt. Ein Recht ist die Befriedigung der vier grossen Lebensbedürfnisse Ernährung, Bekleidung, Wohnung und Verkehr. Zum letzten Punkt gehört das China Railway High-Speed Programm. Es ist das weltweit grösste Netz aus Hochgeschwindigkeitsstrecken für den Personenverkehr und umfasst heute knapp 30 000 km. Bis 2030 sollen 45.000 km in Betrieb sein. Zum Vergleich: Das gesamte ICE Netz in Deutschland umfasst wohl etwa 5.000 km.
Die Bahnhöfe sind vergleichbar mit Flughäfen. Man wird am Eingang kontrolliert ob man einen gültigen Fahrschein hat. Dann wird das Gepäck geröntgt und man darf in eine grosse Wartehalle mit den Gates. In Peking habe ich bei 30 Gates aufgehört zu zählen. Die Züge kommen so in 20 Minuten Abständen und dann stehen, sagen wir mal, zweihundert Fahrgäste am automatischen Gate. Innerhalb von 10-15 Minuten gehen diese Leute auf definierten Wegen zum Zug, der auf die Minute pünktlich kommt. Die Wege zum reservierten Platz sind kurz.
Xi'an Bei Bahnhof - Wartehalle Gleise unterhalb der Wartehalle
Die Züge sind geräumig.
Links sind drei Plätze, rechts zwei.
Auf allen Strecken gab eine funktionierende 4G Verbindung und teilweise WiFi (habe ich allerdings nicht genutzt).
In Xi'an wohnen wohl um die 4 Mio Menschen und in der Metropolregion dann 8.6 Mio. Die Zahlen stammen aus der Wikipedia von 2010 und 2015. Verglichen mit Peking (>20 Mio) ist es eine bemerkbar kleinere Stadt. Xi'an war übrigens der Ausgangspunkt der Seidenstrasse ( ... eine 6.400 km lange Route folgte der Chinesischen Mauer in Richtung Nordwesten, passierte die Taklamakan-Wüste, überwand das Pamirgebirge und führte über Afghanistan in die Levante; von dort wurden die Handelsgüter dann über das Mittelmeer verschifft. ). Ausserdem war Xi’an unter der Qin-Dynastie (das waren die, die die Zeit der streitenden Reiche gewonnen hatten, siehe China - Teil 3 - Die Mauer) die erste Hauptstadt des Kaiserreichs China. 13 Kaiserdynastien haben von 221 v. Chr. bis 907 n. Chr. China von hier aus regiert, also echt wichtig, da spielte Peking noch keine Rolle!
Xi'an besitzt eine fast vollständig erhaltene Stadtmauer, die größte Stadtmauer in China. Sie ist exakt nach Norden ausgerichtet, von einem Wassergraben umgeben und an den Toren wurden Zugbrücken heruntergelassen. Etwa in der Mitte steht der Glockenturm, von dem morgens das Signal zum Öffnen der Tore kam und der Trommelturm, der abends das Signal zum Schliessen der Tore gab.
Stadtmauer in Xi'an
Innerhalb dieser Mauer tobt heute das Leben. Es gibt ein grosses muslimisches Viertel mit einer Moschee, natürlich eine der grössten Moscheen in China. Ausserdem unzählige Restaurants, Geschäfte, Museen, Universitäten, Hotels und Shopping Malls.
Terracotta-Armee
Etwas ausserhalb von Xi'an (40km) liegt das Mausoleum Qin Shihuangdis. Es ist einer der weltweit größten Grabbauten und wurde 220 v. Chr. in nur 10 Jahren gebaut. Das Mausoleum selbst ist bis heute nicht freigelegt. Besichtigt werden kann ein kleiner Teil mit der Terrakotta-Armee, die das Gelände beschützt.
Auch die Terracotta-Armee ist bis heute nicht komplett freigelegt. Die erste Grube in der tausende von Soldatenfiguren mit ihren Pferden stehen wurde überdacht und hat nun die Ausmasse einer Flugzeughalle. Die Figuren waren damals bunt bemalt und trugen echte Waffen.
Blick in die überdachte erste GrubeDie Tonkrieger wurden mit Holzbalken überdeckt und dann wurden ein paar Meter Erde darüber geschippt. Alle Arbeiter wurden ebenfalls eingeschlossen und mussten dort sterben (Nett war dieser Qin Kaiser nicht ...). Bei den ungeöffneten Gruben kann man die Holzbalken über den eingeschlossenen Figuren noch sehen.
Die Halle mit den Soldaten ist auf der nächsten Grafik im rechten Bereich eingezeichnet und macht die Grössenverhältnisse deutlicher :).
Plan der Grabanlage
Das Gebiet der Grabanlage ist heute teilweise bewohnt und auch daher gestalten sich die Ausgrabungsarbeiten nicht einfach. Auf dem Schaubild sieht man wieder die Lage der Grabpyramide und die Siedlungen.
Die Figuren wurden übrigens aus vorgefertigten Einzelteilen zusammengesetzt (ähnlich den Playmobil Figuren). Es gab x Sorten Köpfe, Beine, Körper und Arme, die dann entsprechend kombiniert wurden.
Besonders gelungene und aussergewöhnliche Figuren sind in einer Sonderschau zu sehen.
Dieser sehr detaillierte Bronzewagen im Massstab 1 zu 2 wurde ebenfalls gefunden! Hier lag ein Rad.
Ausgestellt ist eine Nachbildung.
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