Im einen Moment ist noch alles in Ordnung und im nächsten Moment färben sich die Ticker ganz unerwartet rot und die Kurse zeigen allesamt nach Süden. Die Börse ist gecrasht und von der Panik erfasst. Immer mehr Leute schmeißen ihre Aktien auf den Markt um sich in vermeidlich andere sichere Häfen zu retten. Durch die zusätzlichen Verkäufe sinkt die Stimmung immer weiter und es geraten immer mehr Leute in Panik. Die Bären haben ein leichtes Spiel und alles verfällt in eine tiefe Depression.
Üblicherweise wird ein solcher Crash in den Mainstream-Medien dann auch erwähnt und mit Schlagzeilen betitel wie:
Heute wurden wieder zig Milliarden an der Börse verbrannt!
Quasi sein ganzes Leben lang hat der Privatanleger hart gearbeitet und sein Geld in Aktien gesteckt und nun über Nacht ist plötzlich alles weg und er muss sich aus dem Fenster stürzen! So zumindest die Sichtweise der meisten Menschen. Warum dies völliger Humbug ist und warum man auch als Privatanleger ein wenig wie ein Investor denken sollte, dass versuchen wir heute einmal ein wenig näher zu betrachten.
Grundsätzlich gilt immer wieder ganz klar und eindeutig, dass man an der Börse stets nur das Geld investieren sollte, dass man nicht unbedingt braucht. Dies ist nicht so zu verstehen wie bei P2P-Krediten, wo man damit rechnen muss, dass es immer gleich weg sein kann. Wer sich breit aufstellt und nicht die ganze Zeit im Risiko lebt, muss auch als Anleger nicht unbedingt fürchten, dass er alles verliert.
Ein solcher Crash und ein tiefrotes Portfolio bedeutet zunächst einmal nur, dass man eine geringere Liquidität erreichen kann. Logisch! Verkauft man nun seine Aktien an der Börse, bekommt man weniger Geld dafür als vor einem Crash. Sofern man den obigen Rat allerdings befolgt, zwingt einen niemand auch aktiv zu werden. Nur wer dringend Geld braucht, ist gezwungen zu verkaufen. Wer weiterhin sein Lohn und Brot bekommt und auf die Aktien nicht angewiesen ist, kann eine solche Situation einfach aussitzen. In einer solchen Situation Ruhe zu bewahren, kann schlimmeres verhindern.
Denn niemand kann bei einem Crash wirklich vorhersagen wie schlimm es wirklich wird. Vielleicht ist es ja kein großer Crash und die Kurse erholen sich kurzfristig wieder? Dumm, wenn man dann seine Aktien günstig verkauft hat und nun die Kurse nach oben steigen sieht. Was zunächst an den Tagen schmerzvoll aussieht und vom Erlebnis her ein mittelschweres Drama für manchen sein kann, ist üblicherweise nach spätestens 3 Jahren wieder vorbei. Ein doch eher überschaubarer Horizont, wenn man nicht gerade in der Zeit dann ein Haus kaufen wollte ;)
Was viele Menschen allerdings missverstehen ist, dass die Kurse einer Aktie nicht den Wert einer Aktie wiederspiegelt. Sondern eben nur den aktuellen Marktwert davon. Viele Menschen überrascht es, dass eine Rezession und ein Crash nicht unbedingt gleichzeitig stattfinden müssen, sondern oftmals sogar zeitlich versetzt voneinander. Was zunächst unverständlich wirken kann, ist im Kern aber sehr einfach.
Dazu muss man eben ein wenig wie ein Investor denken. Und als langfristiger Buy & Hold-Anleger tue ich genau dies. Dabei blickt man nicht auf den Kurs, sondern auf den Cashflow seiner Aktien. Der Wert interessiert mich nur beim Kauf und Verkauf. Wenn ich sie halte, will ich nur wissen, wieviel sie eigentlich für mich abwerfen.
Kostet vor dem Crash eine Aktie 100€ und ich bekomme dafür 2€ Dividende, wie würde ich dann wohl über diese denken, wenn nach dem Crash sie plötzlich nur noch 50€ kostet und mir trotzdem einen Cashflow von 2€ bietet? Klingt dies nach einem schlechten Deal?
Zynisch gedacht würde man an dieser Stelle dann einfach sagen, dass man eine Aktie, die man sowieso gekauft hätte nun zum Discount am Markt einkaufen kann. Gerade eben dann, wenn Panik an der Börse vorherrscht. Und natürlich kann die Aktie auch noch weiter fallen! Aber üblicherweise eben nach einige Zeit des Crashs und der darauf folgenden Depression wesentlich geringer. Und wenn üblicherweise eine Krise nach 3 Jahren vorbei ist, kann dies ein sehr gutes Geschäft sein.
Doch ist dies nicht eine Milchmädchenrechnung? Denn wenn die Kurse abschmieren, steht es vielleicht ja auch für das Unternehmen nicht gut? Wie bereits gesagt, fallen Regression und Crashs nicht mittelbar aufeinander. Ein Crash heißt erstmal nur, dass Panik an der Börse existiert. Eine Regression bedeutet einen Rückgang der Wirtschaft und damit einhergehend einen niedrigeren Cashflow. Crashs treten gerne in Zeiten der absoluten Euphorie auf und nicht in einer eher depressiven Marktlage.
Sofern man also während eines Crashs liquide ist, kann man als langfristig orientierter Anleger mit wenig Geld seinen Cashflow zusätzlich steigern. Was zunächst nach einer absoluten Katastrophe aussieht, kann für einige Leute zum Geschäft ihres Lebens werden. Somit wundert es nicht, dass einige Leute regelrecht mit Freude auf dem nächsten Crash warten. ;)
Wie alles im Leben gibt es nicht nur ein schwarz oder ein weiß. Des einen Leid, ist des anderen Freud. Gerade als privater Anleger hat man nämlich den Vorteil, dass man seine Liquidität recht gut planen kann und nicht unter Erfolgsdruck steht. Vielleicht steht die Frau mit dem Nudelholz hinter einem, aber das ist nichts im Vergleich mit einer Herde frustrierter Anleger, die jedes Jahr ein wenig mehr Rendite sehen wollen.
Daher halte ich es für wichtig, dass man sich mental frühzeitig auf einen solchen Crash vorbereitet und ihn auch als eine Chance begreift. Ich bin seit fast einem Jahr nun bärisch eingestellt. Dies heißt nicht, dass ich vom Markt Abstand nehme und nur noch als Zuschauer darstehe. Zum Glück! Denn dieses Jahr habe ich bisher eine Gesamtredite von 17% eingefahren, die mir verwährt geblieben wäre, wenn ich meinem Bauchgefühl gefolgt wäre.
Trotzdem steigere ich dennoch in solchen Marktphasen meine Rücklagen in Cash ein wenig mehr als sonst und habe stets eine Watchliste zur Hand. Sollte es zu einem Crash kommen, werde ich nicht in Panik verfallen, sondern ganz genau hinschauen, wo sich einige interessante Optionen anbieten werden. Dies ist ein wesentlich sinnvollerer Umgang damit als mit den Armen zu weddeln und ständig nur noch: „OMG! OMG! OMG!“ zu schreien, nur um am Ende dann zum völlig falschen Moment zu verkaufen.
Mich interessiert nicht der Wert der Anlagen, sondern der daraus resultierende Cashflow. Solange dieser steigt, bin ich zufrieden. Es lohnt sich eben doch immer mal wie ein Investor zu denken!
Dieser Text stellt keine Anlageempfehlung dar. Niemand kann sagen wie der nächste Crash genau ablaufen wird und was für folgen er hat. Es kann natürlich alles anderes sein. Denkt und entscheidet über Euer Geld daher stets selbst. Der Text soll primär dazu dienen ein wenig darüber nachzudenken und sich bewusst zu machen, dass ein Crash kein Grund ist, irrational zu werden
Natürlich spielt hierbei auch immer das Alter eine Rolle. Wer bereits recht alt ist, sollte natürlich sicherstellen, dass sein Cashflow für seine Versorgung ausreicht oder er sich anderweitig versorgt bekommt. Das hier dargestellte Szenario ist daher eher an jene gerichtet, die noch einen Vermögensaufbau betreiben
@tipu curate
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Du findest uns im Discord unter https://discord.gg/Uee9wDB
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Du wurdest als Member von @investinthefutur gevotet!
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Sehr schöne Zusammenfassung vom Crashszenario: Das Geld ist ja nicht weg - es hat nur ein Anderer.
Man muss halt "nur" dafür sorgen, dass man selbst der Andere ist.
liebe Grüsse
gernfried2000
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Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Du den entscheidenden Punkt verpasst hast :) Der Crash alleine ist erst einmal für einen langfristig orientierten Anleger völlig uninteressant und man verliert dadurch absolut kein Geld. Erst dann, wenn man handelt (oder dazu gezwungen ist), beginnt das Geld bzw. Werte in die Hände von jemand anderen zu wandern. Die ständige Panik bei einem Crash, dass man nun schnell handeln muss um Werte zu erhalten ist eben total absurd, weil gerade dies erst zu einer Realisierung von Verlusten führt.
Kostolani beschrieb in seiner Autobiographie eine Szene an der Mailänder Börse und bedauerte, dass man dieses bei modernen Börsenhandel nicht mehr richtig mitbekommt. Er beschrieb die Szene in der bekannte wurde, dass ein Investor zahlungsunfähig wurde und die Nachricht verbreitete sich rasend schnell. Dieser Investor versuchte nun Aktien zu liquidieren und wollte 140 dafür haben. Alle anderen Händler standen vor ihm und schüttelt immer nur mit dem Kopf, da sie wussten, dass er handeln muss. So ging er immer weiter mit dem Preis runter bis er sie am Ende für 50 verkaufen konnte. Zu diesem Preis schlugen einige dann zu, weil sie Angst hatten, dass andere ihnen diesen guten Discount wegschnappen würden. Am Ende des Tages titelte dann die Headlines, dass die Kurse des Unternehmens massiv eingebrochen seien... halt von 140 auf 50. Dabei hatte dieses Ereignis absolut nichts mit dem Unternehmen zu tun, sondern eben mit den Händlern.
Genau diese Unterscheidung muss man sich stets vergegenwärtigen und zeigt eben das ein Crash für einen Investor nichts negatives sein muss... solange er nicht zum handeln auf Grund von Krediten verpflichtet ist. Im Kern ist ein Crash auch nichts anderes als das von Kostolani beschrieben Szenario nur eben in einem größeren Ausmaß.
Entsprechend blicke ich wesentlich mehr mit Sorge auf eine Regression als auf einen Crash. Eine solche würde eben auch den langfristigen Cashflow (zumindest temporär) senken und könnte eben einen negativen Einfluss auf das operative Geschäft haben.
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