Auch und gerade in der Deutschen Demokratischen Republik der 70er Jahre hatten die gelernten Bürgerinnen und Bürger nicht nur den uneingeschränkten Zugang zu Alkohol und Sex. Es waren vielen die beiden einzigen Tätigkeitsbereiche, die als Felder der individuellen Persönlichkeitsentfaltung blieben und um die gleichzeitig ein und eine jede*r selbst Sorge tragen musste. Der Geschlechtstrieb war offiziell von religiös verbrämter, bürgerlicher Gesellschaftsmoralisiererei befreit und Alkoholismus als Hobby für Männer und Frauen wurde zumindest geduldet, wenn nicht still gefördert.
Auch und gerade zusammen, konnten Sex und Suff als Ventil für gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Unmut dienen, den Ist-Zustand des real-existierenden Sozialismus mit seinen Beschränkungen und Gängeleien akzeptieren helfen und sorgten zudem für stetig hohe Geburtenziffern in dem immer noch von äußerer und innerer "Fahnenflucht" gebeutelten, ersten Arbeiter- und Bauernstaat auf deutschem Boden. In der peer group aus Freunden und Verwandten aber auch im weiteren sozialen Umfeld von Nachbarn, Betrieb, Verein, Partei etc. galt Alkoholismus als ein „Sport“ neben anderen; selten erwähnt und höchstens bezüglich seiner Auswirkungen auf die Familie des Trinkers oder der Trinkerin, von Staatsseiten vielleicht noch wegen seiner Einflüsse auf die Volkswirtschaft kritisiert. Abgesehen aber von solchen Nebensächlichkeiten - gesundheitliche Aspekte wurden zu der Zeit, wie auch ähnlich beim Rauchen, in der breiten Öffentlichkeit kaum diskutiert - wurde Trinken, Saufen und Besoffensein als Freizeitgestaltung nach (und mäßig während) der Arbeitszeit oder im Urlaub voll akzeptiert. „Manche Leute sammelten Briefmarken, andere bauten Modelleisenbahnen - und einige soffen halt.“ Außerdem konnten trinkfeste Genossen, nicht nur bei Zusammentreffen auf die Verbündeten und Waffenbrüder aus der Sowjetunion und der restlichen sozialistischen Welt, durchaus zum Ansehen der jeweiligen sozialen Gruppe beitragen. Hier jedoch endete wieder die Toleranz gegenüber dem „Liebesakt“. Einerlei, ob unter Einfluss von sächsischer Braukunst oder Destilliertem: „Völkerfreundschaft“ und „Solidarität“ sollten dann doch bitte symbolisch bleiben und sich nicht materiell manifestieren.