[DE] Konstruktivismus, 7/7, Zusammenfassung und Ausblick

in de-stem •  7 years ago  (edited)

Geist und Materie

Das ist Teil 7 meiner 7-teiligen Serie über das Thema Konstruktivismus.

Zusammenfassung meiner Beiträge

Teil 1

Der Konstruktivismus ist eine philosophische Strömung bzw. „Denkungsart“ der Moderne, der die „moderne Krise der Wahrnehmung“ zugrunde liegt. Ihr umwälzender Charakter ist so gravierend wie die ihr vorausgehenden drei Krisen der westlichen Zivilisation.

Teil 2

Der Konstruktivismus knüpft an den antiken Skeptizismus an.

Teil 3

Der Konstruktivismus ist die Fortführung des kritischen Rationalismus (bei Kant).

Teil 4

Ich habe drei konstruktivistische Positionen anhand ihres Standpunktes zu einer möglichen Ontologie in drei grundlegende Varianten eingeteilt: die autopoetische Variante, den radikalen Konstruktivismus und den moderaten Konstruktivismus.

Teil 5

Es ging um Poppers und Campbells Einwand und die Frage, ob der Konstruktivismus eigentlich noch eine Erkenntnistheorie ist, wenn er keine Aussagen über die Realität macht. Außerdem ging es um die Beliebigkeitsthese, einen Vorwurf, wonach der Konstruktivismus zu unrecht, quasi nahezu unmoralisch, beliebige Auffassungen vertritt und rechtfertigt.

Teil 6

Im sechsten Teil habe ich anhand des sozialen Konstruktivismus die Frage untersucht, wie durch soziales Handeln (konstruierte) Wirklichkeit entsteht. Außerdem habe ich anhand des kommunikativen Konstruktivismus gezeigt, dass wir beim Kommunizieren nicht auf eine Weltsicht referieren, sondern auf eine Handlungsweise, der eine Weltsicht lediglich als unkommunizierbar zugrundeliegt. Anhand des empirischen Konstruktivismus habe ich gezeigt, dass Naturwissenschaften Realität gewissermaßen "erfinden", insofern jede ihrer Theorien von einer Theorie mit höherer Konsistenz abgelöst werden kann.

Ausblick

Mit meiner Untersuchung wollte ich auf die Frage eingehen, ob wir alle nur in unserem eigenen Traum leben.

Ich selbst bin fest davon überzeugt, möchte aber dennoch möglichst objektiv mit diesem Problem umgehen. Jedoch passiert es mir dabei nur als zu leicht, dass ich mich im Systematisieren und Definieren verliere.

Ich selbst habe mich innerlich schon vor einigen Jahren von der Erkenntnistheorie (wie eben dem Konstruktivismus) und der spekulativen Philosophie (Hegel, Fichte, Schelling) verabschiedet. Die Beschäftigung mit ihnen halte ich aber dennoch für wichtig und gewinnbringend.

Ich habe mich von diesen Philosophien verabschiedet, weil ich das mit ihnen verbundene dualistische Denken im Zuge meiner Beschäftigung mit der Patriarchatskritik immer kritischer sah und bis heute sehe.

Schon in der Antike bildete sich eine Trennung zwischen geistigem und materiellem Denken heraus. Möglicherweise ist es mit dafür verantwortlich, dass wir in so turbolenten Zeiten und eher in einer entfremdeten Gesellschaft als in einer authentischen Gemeinschaft leben. Das dualistische Denken in der Philosophie fand seinen Höhepunkt in Hegels großem Abschlusswerk, der Wissenschaft der Logik, in der er den Geist der Materie überordnete.

Solches seiner Bestimmung nach Andere ist die physische Natur; sie ist das Andere des Geistes… Aber indem der Geist das wahrhafte Etwas und die Natur daher an ihr selbst nur das ist, was sie gegen den Geist ist, so ist, insofern sie für sich genommen wird, ihre Qualität eben dies, das Andere an ihr selbst, das Außer-sich Seiende … zu sein.“

Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Werke in 20 Bänden mit Registerband, herausgegeben von Eva Moldenhauer und Karl Markus Michel, Band 5: 127

Diesen Weg möchte ich nicht mitgehen, da ich beide, ähnlich der östlichen Philosophie, als untrennbar und ineinander übergehend betrachte. Seitdem bin ich auf der Suche nach einem besseren Weg. Heute hoffe ich, ihn in der Patriarchatskritik gefunden zu haben, möchte mich da aber nicht festlegen.

Ich habe meine Position in diesem Artikel (S. 180 - 186) veröffentlicht.

Patriarchatskritik

Philosophie eröffnete mir in der Vergangenheit so viele Horizonte, hat mein Herz so unzählige Male geweitet. Insofern ist auch die Patriarchatskritik nichts komplett Neues für mich. Sie macht mit mir dasselbe wie die Philosophien, mit denen ich mich zuvor beschäftigt habe, nur eben auf eine völlig neue Weise.

Ich danke euch, dass ihr diesen Weg mit mir geht und meine Beiträge lest!

Morgen veröffentliche ich einen längeren Beitrag zum Thema "Konstruktivismus im Film", in dem ich au die konstruktivistische Medientheorie und ihre konkrete Anwendung in der Filmanalyse eingehe.


Literatur


Bildquellen:


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10.04.2018 UTC + 1

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Wow, du schreibst sehr anspruchsvoll und man erkennt sofort, dass du einiges auf dem Kasten hast.

Leben wir alle nur unseren eigenen Traum?

Ein Gedanke den ich oft habe, die suche nach der Wirklichkeit, was ist wahrhaftig echt und ist mein narzisstisches Selbst der einzige Anhaltspunkt um den ich mich drehen kann?

Ich fürchte die Antwort lautet (bei uns allen) ja. Aber ich denke, wir können uns in diesem "narzistischen Rahmen" auch ein Stück weit aufeinander zubewegen.

Danke für das Lob :)