Das ist die Überschrift eines Artikels den ich so in der Süddeutschen Zeitung gelesen habe und ziemlich interessant fand.
Aber ich fasse euch den Inhalt kurz zusammen.
Der Kerngedanke ist der Unterschied in der Entlohnung von Arbeitern in der Autoindustrie und Arbeitern in der Pflege.
Wir wissen alle, dass Alten- oder Krankenhauspfleger kein Beruf mit hoher Bezahlung ist und von Medien und der Gesellschaft kommt sehr oft die Forderung die Politik solle mal etwas machen!
Doch hat der Artikel meine Aufmerksamkeit auf eine speziell deutsche Errungenschaft gerichtet: Gewerkschaften.
Wenn wir an Gewerkschaften denken, denken wir meistens an:
IG Metall | Ver.di | Cockpit |
---|---|---|
2,275,000 Mitglieder | 2,000,000 Mitglieder | 10,000 Mitglieder |
Und warum sind mir und vielleicht auch euch explizit nur diese drei Gewerkschaften so präsent? Weil sie regelmäßig für höhere Löhne streiken und medial sehr präsent sind.
Aber hat von euch schon jemand einen Streik von Alten- oder Krankenpflegern mitbekommen? Also ausgerechnet eine Berufsgruppe, deren Streik wirklich fatal wäre?
Warum schließen sich die Pfleger nicht zusammen?
Ich möchte hier jetzt keine ellenlange Debatte über die Organisationsmöglichkeiten von Pflegern in diversen Gewerkschaften verfassen, jedoch kurz einen Punkt anschneiden.
Woran liegt es, dass sich Pfleger nicht zusammenschließen, Arbeiter in der Automobil und Metallbranche aber schon?
Der Artikel liefert hier eine einfache...fast zu einfache...aber durchaus schlüssige Antwort. Die Zusammensetzung des Personals.
Das soll jetzt in keinster Weise Sexistisch rüberkommen, jedoch ist ein Problem der Frauenanteil in den Berufen.
In der IG-Metall ist der Frauenanteil zum Vergleich bei ca. 20%. Bei Pflegeberufen hingegen ganze 80%.
Was könnte sich daraus herleiten lassen?
Logisch, die Quote an Frauen in Teilzeitbeschäftigungen ist signifikant höher als bei Männern, was auch an der Gesellschaftlichen Rolle der Frau im Bezug auf Familie usw. liegt. Andererseits tendieren Frauen generell häufiger zu sozialen Berufen. Inwiefern dies jetzt auf Erziehung, Gesellschaft oder Biologie zurückführt, kann ich leider auch nicht sagen, aber es zeichnet sich ein Muster ab.
So deutet es auch der Artikel an. Bedeutet nicht der Beruf an sich, sondern schlicht der Rückstand in der Organisation in sozialen Berufen ist Hauptindikator für die schlechteren Verhältnisse.
Aber nehmen wir mal an es gäbe eine Pflegegewerkschaft, ähnlich Einflussreich wie die IG-Metall.
Die Ethische Frage
Ok es gibt eine Gewerkschaft für Pfleger, heisst es könnte durchaus zu Streiks, Warnstreiks oder sonstigem in Krankenhäusern und Altenheimen kommen um die Standards der Angestellten zu heben.
Aber jetzt eine Frage an euch? Wäre das ein Zustand den man sich wünschen würde?
Wäre es überhaupt ethisch vertretbar, dass Menschen sterben könnten oder zumindest leiden könnten, weil die Pfleger streiken oder zeigt uns das erst wie wichtig sie für die Gesellschaft sind?
Ich bin zwiegespalten. Einerseits können die Pfleger nichts für ihre Situation und Streiks sind nunmal die wirksamste Möglichkeit etwas zu ändern. Doch ist es ethisch vertretbar? Schwierige Frage. Diese Frage möchte ich aber auf euch auslagern. Also:
Was sagt ihr ? Sollten Pfleger ihre Bezahlung durch Streiks etc. selbst in die Hand nehmen oder MUSS die Politik hier einschreiten, da es ethisch nicht vertretbar ist?
Ich freue mich auf eure Antworten.
lg Flo aka Alternatiflos
Interessanter Post. Da ich selbst im sozialen Bereich arbeite, mache ich mir darüber natürlich auch einige Gedanken. Sicherlich trägt der hohe Frauenanteil in der Berufsgruppe einen Teil dazu bei, wobei ich denke, dass der Ursprung vermutlich eher in der Geschichte der helfenden Berufe liegt. Helfende Berufe haben sich aus einem Ehrenamtlichen Engagement heraus entwickelt und waren von je her nicht wirklich gleichwertig mit zb. handwerklichen Berufsgruppen angesehen. Vermutlich wäre es an der Zeit die Wichtigkeit sozialer Berufe deutlich mehr in den Vordergrund zu stellen....ganz bestimmt sogar.
Bei meiner Berufswahl war für mich von Anfang an klar, dass ich etwas machen möchte, was mir entspricht und mich glücklich macht. Das die finanzielle Entlohnung nicht üppig ausfallen würde, wusste ich von Anfang an. Nun nach fast 10 Jahren Arbeitsleben sehe ich meine Motivation nicht mehr ganz so idealistisch. Es ist nicht einfach so viel Verantwortung für Menschen und deren Schicksale zu tragen und am Ende des Tages heim zu gehen und sich zu sagen: Immerhin habe ich etwas sinnvolles und gutes getan. Manchmal wäre eine adäquate Bezahlung auch ein wohltuender Beweis dafür, dass die eigene Arbeitskraft einen Wert hat. Tja und nun die Frage...warum setzten wir uns dafür nicht mehr ein? Vermutlich weil es dazu viel Mut und Gemeinschaft braucht...und der scheint in unserer Branche (noch) nicht so da zu sein.
Ich werde den Gedanken aber mal mitnehmen ;) Danke für den Beitrag Flo :)
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Dir erstmal Danke für deinen Kommentar :D
Ja ich sehe da auch genau das Problem. Viele gehen eben genau mit deiner Motivation in diese Berufe. Viele wollen wirklich etwas gutes tun und sehen die moralische Entlohnung erst einmal als ausreichend an.
Leider zeigt sich, dass es auf lange Sicht doch nicht reicht :(
Mehr Mut und neue Anreize von politischer Seite aus müssen da einfach kommen. Soziale Berufe müssen in einem Sozialstaat einfach an mehr Ansehen und auch finanzieller Entlohnung gewinnen.
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Ich sag mal so.
Es wird viele Faktoren haben warum die Pflegekräfte sich nicht zusammen schließen. ( Meine Schwester arbeitet in der Pflege, und sie meint das es durch die Schichten alleine schon schwieriger ist).
Mit dem Streiken ist halt die Frage, klar auf der einen Seite lässt man seine Patienten im stich aber auf der anderen Seite wird nichts tun die Lage nur noch verschlechtern.
Es ist durchaus möglich das wenn die Pflegekräfte streiken das diese den Zorn der Bevölkerung zu spüren bekommen. Aber auch mögliuch ist das die Bevölkerung sich anschließt oder auch gegen diese Pflege-Politik auf die Straße geht. Das wird darauf ankommen wie das den Leuten vermittelt wird. Oder diese es empfinden.
Ich habe oft mit Politikern zu tun ( bin Kommunal Politiker ), von Landtags, Bundestagsabgeordneten. Und ich merke immer mehr, dass die Politiker die in einem Plenum sind die Probleme nicht mehr ganz so realistisch einschätzen können. Man bekommt oft zu hören dass die Bevölkerung gerne mal dinge Dramatischer empfindet als sie eigentlich sind. Auch wird vieles gerne schön geredet/gerechnet von der Politik.
Woran kann das liegen?! ich denke es könnte etwas mit den lebensläufen zu tun haben. Die meisten Berufs-Politiker die ich kenne haben in kurzform folgenden Lebenslauf; ( und das ist leider kein Witz) Kreissaal -> Hörsaal -> Plenarsaal. Klar zwischendrin noch in irgendeinem Abgeordneten Büro gearbeitet oder so.
Man muss sich nur mal anschauen wieviele im Bundestag einen Durchschnittlichen Job hatten.
Von anderen Politkern ( Meistens etwas ältere ) bekomme ich zu hören das die Jungen Politiker keine Lebenserfahrung aufbauen konnten, und die alten mit der Zeit nicht mehr schritt halten können.
Ich bekomme oft mit das die aus dem Landtag z.B in Ihrer Parteiblase hocken und dadurch auch etwas fern vom wirklichen Leben sind.
Und das hat über die Jahre dazu geführt das Bürger und Politiker soweit auseinander liegen. Auf beiden Seiten hält sich das Vertrauen in Grenzen.
Für mich ist dadurch das was wir heute in der Pflege haben, nur das Logische resultat.
Kurz um, ich denke die Pfleger sollten Streiken sich ihr Recht erkämpfen, um die Situation für Später zu verbessern.
Sorry für den langen Text.
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Nein bitte nicht entschuldigen. Ich bin dir sehr dankbar für deinen langen Text.
Und du hast ja auch total Recht mit allem was du sagst.
Ich habe ähnliche Erfahrungen mit Berufspolitikern gemacht. Vor allem junge Politiker die seit der Jugend in einer Partei aktiv sind, sehen oftmals nicht über den Parteihorizont hinaus bzw. sind einfach schon so geprägt worden.
Ich glaube auch nicht das ein Streik den Zorn der Bevölkerung auslösen wird. Vielleicht passiert wie du sagst genau das Gegenteil und die Bevölkerung Solidarisiert sich mit den Streikenden. (wäre wünschenswert)
Eine politische Lösung ist zwar auch nötig, wird aber nicht den gleichen Effekt erzielen, wie Eigeninitiative.
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Eine politische Lösung wäre wünschenswert, allerding glaube ich nicht das etwas richtig gutes ohne Druck aus der Bevölkerung dabei rum kommt.
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Kurz gesagt:
Streiken Automobilbauer --> werden Autos später fertig
Streiken Krankenpfleger --> sterben Menschen früher
Damit ist eigentlich das Wichtigste gesagt.
Ein Streik in der Industrie trifft den Geldbeutel der Unternehmer.
Ein Streik im Sozialen trifft nicht die Unternehmer, sondern die Hilfsbedürftigen.
Vor diesem Hintergrund dürfte der Frauenanteil kaum eine ernsthafte Rolle spielen..
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Jap, das meinte ich mit dem ethischen Standpunkt.
Der Frauenanteil hat mMn. insofern damit zu tun, dass die Prioritäten oftmals anders gesetzt sind.
Familie ist immer noch mehr Frauensache und die Karriere hat eine viel geringere Priorität. Das ändert sich jetzt so langsam, hat aber definitiv was damit zu tun.
Das Problem hier ist nun was tun, wenn keine Zufriedne stellende pol. Lösung erfolgt?
Ist es das verschulden der Pfleger, wenn Menschen darunter leiden oder ein Versäumnis von Wirtschaft und Politik? Ich habe da leider auch keine endgültige Antwort :(
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Wie gesagt stellt sich die Frage meiner Meinung nach gar nicht, weil sie im Vergleich zum ethischen Dilemma unbedeutend ist.
Wenn man sich aber Gedanken in die Richtung machen will, sollte man sich auch überlegen welcher Menschentyp sich (jetzt mal vom Geschlecht unabhängig) einen Job im sozialen Bereich sucht.
In der Regel sind das eher sehr soziale Menschen (sensibel, mitfühlend).
Für die kommt es überhaupt nicht in Frage die Leute, um die sie sich kümmern in Geiselhaft zu nehmen.
Wenn die effektiv streiken wollen dann brauchen sie andere kreativere Ideen.
Z.b. die Kostenübernahme für die Klienten zu sabotieren, der Dokumentationspflicht nicht mehr nachkommen ect.
Wie in der Industrie muss der Streik den Geldbeutel des Arbeitgebers, oder eigentlich den Geldbeutel des Kostenträgers (den Staat) treffen.
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Word! Ich denke du hast es mit deinem Kommentar auf den Punkt getroffen.
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Krankenpflege/Altenpflege hat bei uns eine an die Familie gebundene Tradition und etablierte sich sogesehen als Berufsbild erst im 20 Jdh. - für Frauen, denn sie waren ja schon in der Familie für diese Aufgabe zuständig. Ich hatte meine sehr alte Mutter, aufgrund starker Demenz zuletzt 3 Jahre im Altenpflegeheim. Ich weiß vor allem auch wieviel an "Nervenkraft " die Pfleger brauchen. Die Kosten so eines Pflegeplatzes sind enorm, doch die Pflegekräfte kommen dabei nicht auf ihre Kosten, vielleicht verdienen sie weniger als der Hausmeister ... ich lass das mal dahin gestellt. Es gibt aber ganz aktuell einen Erfolg in Berlin, da hat sich das Land und die Pflegekassen mit den Pflegediensten auf mehr Geld für das Pflegepersonal geeinigt - die Frage bleibt - wird das Geld auch tatsächlich beim Pflegepersonal ankommen?
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Ja...Pflege kostet eine Menge, kann ich auch aus persönlicher Erfahrung bestätigen. Die Pfleger die ich bisher kennen lernen durfte geben auch wirklich ihr bestes, haben aber wirklich eine absurd hohe Taktung.
Hoffen wir mal, dass es in Berlin zu einem kleinen Erfolg führt.
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Sorry wenn ich es so sage aber in meinen Augen ist das moderne Sklaverei!
Ich meine was die Pflegedienste eigentlich Tag täglich für uns und unsere Liebsten tun, ist NICHT selbstverständlich!
Leider kümmert sich darum beinahe niemand, bis man selbst auf Hilfe angewiesen ist...
Ich stimme dir vollkommen zu, dass dies nicht länger einfach nur so hingenommen werden darf und die Politik hier ganz dringend etwas unternehmen muss!
Toller Beitrag 👍
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Die verdienen doch genug daran, warum sollten sie also
sich selbst ins eigene Fleisch schneiden und etwas ändern?
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Interessante Fragestellung. Rein ethisch betrachtet ist es sicherlich absolut grenzwertig, wenn Pflegepersonal streikt, da das im schlimmsten Fall bedeutet, dass Menschen sterben, was das höchste Unrecht ist. So lange dem Pflegepersonal durch die Lohnzahlung ein menschenwürdiges Leben ermöglicht wird und ihre Freiheit gewährleistet ist, gibt es kaum Gründe die so ein Verhalten gutheißen könnten.
Der eigene Wohlstand sollte nie über das menschliche Leben gestellt werden.
Auch utilitaristisch betrachtet, wäre der Streik ein absoluter Reinfall. Prinzipiell widerstrebt es mir allerdings, Menschen vorschreiben zu wollen, was sie machen dürfen und was nicht. ABER man muss hier den gesamten nachfolgenden Schaden betrachten. Damit wir in unserer Gesellschaft nie in diese knifflige Situation kommen, das beurteilen zu müssen, hat der Gesetzgeber übrigens eine strafrechtliche Schranke installiert und die lautet unterlassene Hilfeleistung.
Das Personal darf natürlich streiten, macht sich aber im Streitfall der unterlassenen Hilfeleistung strafbar. Womöglich sogar der Unterlassung mit Todesfolge, was die Streikoptionen des Pflegepersonals nicht ganz unerheblich einschränken dürfte.
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Problem ist auf der einen Seite die Politik die sich kaufen ließ
und auf der anderen Seite die Versicherungen die Milliarden
auf kosten von uns allen verdienen.
Also selbst wenn alle Pfleger(innen) der Welt streiken würden,
würde das die eigentlichen Verursacher kaum interessieren.
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jap leider. Es trifft in diesem Bereich blöderweise die falschen....urgh
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Da stimme ich dir sowas von zu alternatiflos,
da ich die ganze Sache hier selbst aus sozialen gründen
betreibe und die "gewinne" zur hälfte spende.
Den jeder sollte seinen Teil dazu beitragen die Welt
ein Stückchen besser zu verlassen als wie man sie
aufgefunden hat.
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find ich top und einen tollen Ansatz deinerseits!
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