Wir? Wirklich, immer Wir? (11.Min)steemCreated with Sketch.

in deutsch •  5 years ago  (edited)

Hallo liebe Leser,

in den letzten Jahren bin ich sehr viel im Internet unterwegs und lasse mich auch auf Youtube mit meinen Interessengebieten beschallen. Dabei fällt vor allem auf, das viele Menschen in der "Wir"-Form erzählen, obwohl sie offensichtlich alleine sprechen.

Bei manch einem Bereich, ist das für mich sogar Irreführend. Wie zum Beispiel im Finanz-Sektor. Wenn dort von Wir gesprochen wird, macht es manchmal den Eindruck, derjenige würde eine Firma besitzen und einen Dienst gemeinschaftlich anbieten. Bei genauerem Hinsehen, ist das aber oft nicht der Fall. Weder Firma noch Partner, sind im produziertem Video nachzuvollziehen. Dennoch wird ständig das Wort "Wir" genutzt.

Wir sprechen über.....
Wir machen dies und jenes.....
Wir haben entschieden....

Solche und viele ähnliche Äußerungen, suggerieren mir im ersten Moment, selbst jetzt nach dem ich das schon lange Bewusst wahrnehme, immer noch, es würde sich um mehrere Personen handeln, welche am Thema beteiligt sind.
Ich finde das nicht gut. Gar nicht gut! Wie gesagt, vor allem in gewissen Bereichen nicht und auch Allgemeinen gehalten, ist es eine Entwicklung, die mir wie einige andere "Kleinigkeiten", etwas Bauchweh bereitet, beim darüber nachdenken. Denn es fällt den Menschen (glaube ich) gar nicht so sehr auf, was sie da machen. Ich unterstelle ausdrücklich Niemandem, das Bewusst oder Absichtlich zu tun!

Eher denke ich inzwischen, das es wie zum Beispiel die Seuche und ewige Fragerei nach Kommentaren, Follows und Likes, ein Phänomen ist, das kollektiv Unterbewusst weitergetragen wird. Irgend ein Depp hat mal damit angefangen zu sagen, das man die Glocke auf Youtube drücken soll... Ich denke das die großen Firmen Einblicke hinter diese Mechanismen haben.

Anfangs gar dachte ich, die Menschen auf Youtube würden dafür bezahlt werden, wenn sie das sagen. Das dachte ich wirklich einige Monate lang! Wie gesagt, um meine Sicht zu verstehen, sollte man wissen, das ich Dinge nutze und dann völlig ignoriere. So mit dem Internet/Handy´s/Fernseher und Co.

Youtube nutze ich erst seit der Kryptozeit sehr intensiv und auch vorher habe ich nicht unbedingt viel "fern" gesehen, im Internet oder Oldscool-Kasten. Ich bin der Typ, der sich einen Film ansieht und sonst meistens liest oder sich anderweitig beschäftigt.

Also warum sprechen all die Menschen im "Wir"-Format?
Ich denke das es mehrere Gründe hat. Zum Einem, sind Wir (lach) heute mehr den je abgeschottet von sozialen Kontakten. Die ältere Nicht-Internet Generation dürfte das noch anders kennen. Früher hat man vielleicht das Radio oder den Fernseher angemacht. Sozial Kontakte hat man aber dennoch automatisch gepflegt.

Von Mensch zu Mensch.

Brieffreundschaften und Telefonate, waren keine sozialen Kontakte. Sie waren Mittel zum Zweck, diese zu halten.
Die Email und die Nachricht auf dem PC/Smart?Phone, ist heute aber irgendwie sozialer Kontakt für uns geworden. Dabei ist es viel mehr, das dieses Wort für mich ausmacht. Deswegen habe ich vielleicht auch ein Problem mit (A)sozialen Netzwerken, oder zumindest mit dessen Bedeutung/ Wert.

Fakt ist zum Beispiel, das ich hier von "Uns" sprechen kann. Dann wissen die Steemians, das ich den Steem meine. Seine Nutzer und diejenigen in dem kleinem Kreis, mit welchen ich öfter, in meinen Augen Briefkontakt pflege. Nur, wenn ich jetzt hier schreibe: "Wir" haben dies und jenes vor, dann würden viele auch wissen, das meinerseits damit andere Personen gemeint sind, die meist auch irgendwo Namentlich auftauchen, wenn es zum Beispiel um ein Projekt ginge. Nehmen wir den Steem Marathon dafür. Das war ein "Wir" Projekt. Ganz klar war dabei, auch so darüber zu sprechen.
"Wir" haben ihn organisiert und "Wir" haben ihn zusammen durchgezogen. Alles gut also.

Wenn ich das alleine gemacht hätte, würde ich sagen: "Ich" habe den Steem Marathon organisiert und durchgezogen.
Heute finde ich aber das Wort "Wir" in ähnlichen Vergleichen, wie gesagt so oft und häufig, das ich lange Zeit darüber nachdenken musste. Diese Entwicklung zeigt für mich, das wir das "Wir" wollen, oder besser gesagt, (wieder) mehr "Wir" wollen. Wir vermissen vielleicht mehr Zusammenhalt und das Gefühl Zusammen zu gehören?!

Wäre man Böse, täte man das von der anderen Seite ausnutzen können. Sehr einfach sogar. Ich mache dann nämlich einfach ein Video, in dem ich davon spreche, wie toll doch mein Produkt ist und das Wort "Mein" einfach durch "Wir" oder andere Gruppenbezeichnungen ersetzen. Schon hat der Kunde das Gefühl, es würde sich um mehrere Menschen handeln...

Und wenn schon andere bei einem Produkt oder Projekt dabei sind, kann es schließlich nur seriös sein....
Man merkt hoffentlich, worauf ich hinaus möchte. Ich bin ich und wenn ich etwas mache, kann ich nur von mir sprechen! Ein "Wir" fällt aus, wenn keines hier ist. Das dürfte oft der Fall sein, vor allem Digital. Wir sind der Steem. Aber Du und Ich, schreiben unsere Artikelchen, produzieren unsere Videos und machen unsere Kunst alleine. Meistens zumindest.

Das zu beherzigen, könnte sogar positive Effekte, vor allem auf ältere Menschen haben. Ich kann gut verstehen, wenn meine Texte zum Beispiel so "bescheiden" formuliert und geschrieben sind, das man als Älterer entscheidet, mich "auszusortieren", weil ich nicht mal anständig schreiben kann. So denke ich nämlich auch oft selbst, wenn ich mich vor allem im Internet nach interessanten Projekten und Menschen umsehe.

Ein Kryptowährung zum Beispiel, die in den Top 100 steht und nach mehrmaligem auffordern, einfache Schreibfehler von der Hauptseite zu entfernen, nicht reagiert, lasse ich mit Lieben in Ruhe ihr Ding machen.
Nur ohne mich und meine Zeit/Geld!

Das mag alles recht konservativ klingen und vielleicht ist es das auch. Nur denke ich, hat vieles von "Früher" schon seine Richtigkeit und nur weil man nicht zufrieden ist, muss man nicht alles unbeachtet lassen, was mal war. Deswegen habe ich lange dagegen gekämpft, die wenigen Werte die ich gelernt und umgesetzt habe, einigermaßen beizubehalten.

Das schaffe ich nicht! Wenn es von außen herum immer Schwerer wird und es inzwischen oft sogar als "abnormal" scheint, so zu denken!

Aber ich kann es aufschreiben und damit um Hilfe bitten. ;-)
Ich möchte nur zeigen, wozu ich auch verdammt bin und wenn das aneckt, war es vielleicht gar nicht so verkehrt. Also lasst UNS^^ so gut wie möglich bewusst handeln und ein "Ich" von einem "Wir" unterscheiden.

Liebe Grüße an Euch da draußen.
Dankeschön, für diese enorme Treue,
die so viele Menschen hier zeigen.
Alucian

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Das mit den "Wir" bei YouTube ist mir auch schon aufgefallen. Hat ein wenig was von "Krankenhaus-Romantik" .

Morgens kommt die Krankenschwester rein, macht das Licht an und brüllt "Guten Morgeeeen!" " Herr Müller, haben WIR wieder heimlich geraucht? und Herr Biernot, WIR müssen nach dem Geschäft die Ente anständig verschließen! - So werden WIR beide aber keine Freunde."

Gegen "Uns", lässt es sich eben schwerer Wiedersprechen. ;-)

Hallo Alucian,
jetzt wo Du es sagst gesteh, das hab ich auch schon öfters gemacht, zB unter meinen letzten zwei Artikeln, aber ich bin mir nicht sicher wie das ankommt.
Bei Dir zumindest offensichtlich nicht.. :-((

Eher denke ich inzwischen, das es wie zum Beispiel die Seuche und ewige Fragerei nach Kommentaren, Follows und Likes, ein Phänomen ist, das kollektiv Unterbewusst weitergetragen wird. Irgend ein Depp hat mal damit angefangen zu sagen, das man die Glocke auf Youtube drücken soll... Ich denke das die großen Firmen Einblicke hinter diese Mechanismen haben.

Das mit dem "wir" geht mir aber auch unheimlich auf den Senkel..


Ich finde Deine Sprache im Gegenteil gut verständlich und strukturiert.

Das zu beherzigen, könnte sogar positive Effekte, vor allem auf ältere Menschen haben. Ich kann gut verstehen, wenn meine Texte zum Beispiel so "bescheiden" formuliert und geschrieben sind, das man als Älterer entscheidet, mich "auszusortieren", weil ich nicht mal anständig schreiben kann. So denke ich nämlich auch oft selbst, wenn ich mich vor allem im Internet nach interessanten Projekten und Menschen umsehe.

Bin selbst ein "Älterer Mensch" und kann Dir da nur zustimmen. Ich finde den sprachlichen Verlust grauenvoll (und du so?)

Das mag alles recht konservativ klingen und vielleicht ist es das auch. Nur denke ich, hat vieles von "Früher" schon seine Richtigkeit und nur weil man nicht zufrieden ist, muss man nicht alles unbeachtet lassen, was mal war. Deswegen habe ich lange dagegen gekämpft, die wenigen Werte die ich gelernt und umgesetzt habe, einigermaßen beizubehalten.

linksgrünkonservative Grüße
DrHoofman

  ·  5 years ago (edited)

Hey drhoofman,
danke dir erst einmal für deine ausführlich Antwort.

jetzt wo Du es sagst gesteh, das hab ich auch schon öfters gemacht, zB unter meinen letzten zwei Artikeln, aber ich bin mir nicht sicher wie das ankommt.
Bei Dir zumindest offensichtlich nicht.. :-((

Das ist natürlich nicht so tragisch. Ich meine, zuerst denke ich mal, das ich meinen Artikel hier geschrieben habe, damit die Thematik überhaupt vielleicht etwas mehr auffällt. Wenn ich jetzt etwas mit dem "Wir" Wort lese, sehe oder höre, ist das für mich alltäglich "hinzunehmen". Würde ich jeden wegen diesen Massenphänomenen entfollowen, hätte ich so gut wie keinen, dem ich zuhören täte, nicht einmal mir.^^
Also halb so wild.

Wie ich verständlich und strukturiert lesbar sein soll, verstehe ich ehrlich nicht wirklich. Mir sind ähnliche Worte schon das ein oder andere mal geschrieben worden. Meine dauersprunghafte Perspektive, lässt vielleicht nichts anderes zu, von mir selbst zu denken. Gut so, denn damit bleibe ich wachsam.

Bin selbst ein "Älterer Mensch" und kann Dir da nur zustimmen. Ich finde den sprachlichen Verlust grauenvoll (und du so?)

Ich ordne das (Sprach) Problem für mich intern gerne mit in den allgemeinen Werteverlust ein, um es einfacher beim lösen zu haben. Vom Werteverlust habe ich bereits einige Male geschrieben. Er dürfte schon seinen kritischen Punkt erreicht haben. Ist für mich also "vorbei", seit ein paar Jahren.
Ich sehe viele kleine Tendenzen, das sich die Menschheit wieder erholt davon. Vor allem die 20iger werden spannend. Was das Thema Werte angeht, mache ich mir also keine Sorgen mehr. Eher um die Konsequenzen die noch auf uns Warten. Wir werden uns an Vergangene Werte erinnern (müssen) und Neue erschaffen. Ich freue mich ein Teil davon zu sein. :-)

Früher habe ich geschwiegen und nur im kleinem Kreis gesprochen. Wenn überhaupt. Auch, weil ich Angst vor der Verantwortung hatte. Hier mit dem Bloggen schlage ich mehrere Fliegen auf einmal und das macht schon gute Laune dabei zu sein, statt immer nur in sich selbst hinein zu schimpfen.

Wir werden die Sprache also etwas umschreiben und verformen. Wie deine Generation auch. ;-) Schließlich könnte ich jetzt eine ganze Bandbreite an Worten und Sprachgewohnheiten aufzählen, die von Euch geschaffen worden sind. :-) Niemals vergessen: Wenn es alle tun, DANN ist es Normal. :-)

Ich hoffe dir damit ein wenig Sorge aus deiner Frage genommen zu haben.

Ich bin übrigens nicht gut für eine politische Richtung zu haben. :-) Für Diskussionen über allerlei Bereiche und Richtungen natürlich jederzeit offen. Einordnen werde ich mich nicht selbst und nicht von anderen lassen. Das würde nicht zu mir passen. :-)
Liebe Grüße
Alucian

Schön geschrieben Alu!

Danke Dir. Ich hoffe einigermaßen beim Thema geblieben zu sein. :-)

Alles super haste gut hinbekommen :)

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Wir oder ich ? Du hast wieder interessante Sichtweisen, danke. Für mich ist das oft gebrauchte wir auch eine Form des Sich Versteckens. Als ich muss ich (lach) allein für das Gesagte gerade stehen, als wir rage ich nicht aus der Masse heraus. ;-)

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Ganz genau dort liegen die Probleme. Ein Wir zu nutzen, wenn es um Aufgaben oder Probleme geht, fällt leichter. Dreht es sich um den Lohn oder Gewinn, ist man ganz schnell wieder bei sich. :-)
Dieser Tage kommt eine kleine Predigt von mir über Steemit, Zeit wird es. ;-)
Liebe Grüße und eine gute Nacht.
Sascha

Na dann freue ich mich schon mal... ;-) Dir auch eine gute Nacht. Kadna