Die Symbolsprache in Adele's Musikvideo Rolling in the Deep
Ein von mir sehr geschätzter Dozent der Philosophie, ich habe bei ihm einige Kurse über Hegel besucht, sagte in einer Sitzung mal, dass sich durch uns, wie wir da real saßen, der Weltgeist verwirklicht. Die Frage, die ich mir heute stelle, lautet, wie ich als Frau das tun soll. Ich denke, nicht nur ich stehe vor dieser Frage. Ich halte sie für sehr wichtig.
Ich hatte die Eingebung, eines der ersten großen Musikvideos von Adele zu analysieren, nachdem ich mir einen Vortrag von Thomas Kasunic (https://www.youtube.com/watch?v=e2xUiawGGoQ
) angesehen hatte, und bin dabei auf Erstaunliches gestoßen. Ich habe es, nachdem ich es 2010 zum ersten Mal sah, nicht mehr gesehen und nun, zugegebener Maßen, unter einem bestimmten Aspekt untersucht und mich bei meiner Analyse an Thomas Kasunic‘s Herangehensweise orientiert.
Es ist eine Kurzanalyse, wohl möglich nicht wissenschaftlich und auch noch nicht abgeschlossen. Aber eure Meinungen interessieren mich.
English summary:
Symbolic language in Adele's music video Rolling in the Deep
A lecturer of philosophy I appreciated a lot, I attended some of his classes about Hegel, in one session said, that through us, as we were sitting there in real, right in front of him, are fullfilling the absolute spirit. The question I have right now, is, how I as a women am supposed to do so. I guess I am not the only one facing this question. In my view it is a very important one.
I was inspired to analyse one of Adeles first big music videos, after watching a talk by Thomas Kasunic (https://www.youtube.com/watch?v=e2xUiawGGoQ
) and stumbled upon some astonishing things. I didn't watch it after having seen it in 2010 for the first time. Now I analyzed it, admittedly according to a certain aspect, in fact I worked along Kasunics approach.
It's a short analysis, not actually scientific I suppose and also not finished yet. But I am curious of your opinions.
Die größte Auffälligkeit an dem Video sind die zwei Welten. Zunächst die in Schwarz-Weiß gehaltene mit dem Tänzer(in), der verhüllt ist und sein Gesicht nicht zeigt. Er erscheint durchweg in einem kalten Licht und trägt ein Kurzschwert. Adele hingegen erscheint in einem warmen Licht, sitzt am Anfang des Videos und zwischendurch auch immer mal wieder ruhig und regungslos, abwartend.
Beide befinden sich in getrennten Räumen, die Wände beider Räume sind mit Kunststoffvorhängen verhüllt.
Eine wichtige Beobachtung ist, dass das, was der Tänzer(in) macht, Einfluss auf Adele hat. Aber der gesungene Text passt nicht exakt zum Gezeigten.
Adele steht für das Feuer, repräsentiert das Herz ("There's a fire starting in my heart."), ist allerdings in Trauerfarben gekleidet.
Der Tänzer(in) steht für etwas Dämonisches. Das merkt man spätestens, wenn er anfängt, einen Kreis zu zeichnen (Ritual) und wie besessen zu tanzen (00:46). Er hat auch etwas Assassinenhaftes.
Adele ist einerseits von dem Schlagzeuger unter ihr (unter der Treppe) umgeben, der das Wasser (es steht für das Hören) zum Schwingen bringt (00:23). In der nächsten Sequenz wird sie gezeigt und dann wieder der Tänzer. Daher liegt es nahe, dass Adele sich zwischen beiden befindet, sie ist von ihnen eingeengt.
Ich hatte ja schon gesagt, dass ich nicht finde, dass der Liedtext exakt zu den Bildern passt. Es ist eher so, dass Adele die Gedanken des Tänzers(in) ausspricht. Denn in dem Moment (00:23), in dem das erste Mal die sechs Bassschläge ertönen, und wir gezwungener Maßen beginnen, intensiver zuzuhören. singt sie:
See how I leave with every piece of you
Don't underestimate the things that I will do
Hier wird eine Drohung ausgesprochen, die durch den Schlagzeuger verstärkt wird. Ab dieser Minute sollen wir gut zuhören. Adele selbst bleibt aber relativ ruhig sitzen und wartet quasi nur darauf, dass sie aus dem Bild entfernt wird. Sie spricht die Drohung aus, bzw. sie besingt sie, da sie selbst dabei aber sitzen bleibt und sie nicht umsetzt, könnte es sein, dass sie in Wahrheit von jemand anderem kommt.
Die Situation spitzt sich zu. Gegen 3:02 sehen wir einen leeren Raum, leere Natur (das Wandbild), die Frau ist entfernt, der Raum ist aber noch immer in einem Umbruchsprozess, für den die Frau, Adele, blind ist: In Minute 3:05 sind ihre Augen geschlossen.
Das beabsichtigte Ende der Transformation ist erst sichtbar ab 3:07. Der Tänzer(in) setzt zum Stich in die Erde unter ihm an und in Minute 3:08 sieht man, wie sich über weiße Häuser ein Feuerwerk ergießt und die Häuser zu brennen beginnen.
Der bis dahin noch ferne Tänzer(in) ist jetzt näher an der Kamera und wir sehen eine Bildabfolge aus ihm, den explodierenden Häusern, der singenden Adele und ein paar anderen Bildern (Geschirr, das zerschlagen wird und die Trommel, auf die geschlagen wird.)
So wie Adele in ihrem Gesang für eine verlorene Liebe "brennt", brennt auch die Stadt. Ausgelöst wird das aber durch den Tänzer(in).
Der Subtext aus patriarchatskritischer Sicht lautet, dass die Frau, weil sie das Herz und das Feuer der Welt in sich trägt, in einem Ritual, vernichtet werden muss.
Ein weiterer Hinweis für den Ritualcharakter: Die fünf Elemente kommen darin vor:
- Feuer: Adele bzw. die brennenden Häuser (Adele ist meiner Meinung nach ein Symbol für das Herz der Welt, Teil der Welt und damit Teil der brennenden Häuser, sie sind gewissermaßen identisch)
- Wasser: die mit Wasser gefüllten Gläser
- Erde: der Boden, auf dem der Tänzer(in) steht, das zerbrochene Keramikgeschirr
- Metall: das Schwert des Tänzers(/Tänzerin), eventuell auch das Schlagzeug
- Holz: die Möbel, eventuell auch die grüne Wand und das Naturbild, da das Element Holz im Zusammenhang mit der Natur und dem Frühling steht
Gegen Ende des Videos (ca. ab 3:25) verschwimmen diese, in wechselnden Bildern aus der singenden Adele, den Wassergläsern, dem Tänzer(in), den brennenden Häusern und dem Schlagzeuger.
Die patriarchatskritische Sicht deckt sich auch damit, dass zwei sehr populäre Filme: Matrix und Star Wars: Episode IV – Eine neue Hoffnung ähnlich beginnen:
Prinzessin Leia wird von Darth Vader gefangen genommen. Trinity wird von Polizeibeamten angegriffen und muss sich verteidigen.
Ich habe diese Szenen immer damit interpretiert, dass das weibliche Prinzip auf dieser Welt einer ständigen Bedrohung ausgesetzt ist. Aber nach dem, was ich in Thomas Kasunic‘s Vorträgen gehört habe und was ich selbst analysiert habe, gehen die Botschaften noch viel tiefer. Vielleicht sollte man eher sagen, dass sie inzwischen erweitert wurden.
Ich halte sie aus patriarchatskritischer Sicht für sehr problematisch. Sie stehen für den Traum bzw. die Dystopie einer linearen Unendlichkeit, eine Welt, die keine Frauen mehr braucht.
Glaubst Du wirklich, der Weltgeist interessiert sich dafür, ob Du ne Frau bist oder ein Mann?
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Nein, das behaupte ich auch nicht. Ich betrachte solche Videos eben gerne aus Sicht der Patriarchatskritik und das ist eben (auch) eine weibliche, besorgte Sichtweise auf die Welt. Ich sehe diese Sichtweise gewissermaßen als meine "Aufgabe" bzw. als etwas Sinnvolles an.
Es tut mir leid, wenn meine Einleitung ein wenig pathetisch klang.
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Um Himmels Willen, lass mal gut sein. War keine Kritik! Ohne dummen Kommentar kann ich nicht einschlafen, weißt Du ja mittlerweile ...
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