9. Schlussbemerkung
Entgegen der kritischen Stimmen Kohut weise z.B. mangelnde Spezifität auf oder habe der Strukturtheorie in seiner Arbeit zu wenig Geltung beigemessen, muss die Selbstpsychologie in Anbetracht der Tatsache, dass viele theoretische Ansätze koexistieren und uns verschiedene Zugänge bieten, wertgeschätzt werden.
Speziell in Bezug auf die Suchtproblematik bietet sie uns ein besseres Ver-ständnis und ist besonders interessant, wenn man sich die veränderten familiären Strukturen der letzten vierzig Jahre und die damit verbundene Verarmung der Selbstobjekterfahrungen verdeutlicht, die strukturelle Defizite des Selbst bei den Kindern begünstigen. Fakt ist nämlich, dass der zeitgemäße Gesellschaftscharakt-er ein Mehr an Mobilität verlangt, immer mehr alleinerziehende Haushalte bestehen und Väter durch Absenz glänzen sowie unsere Gesellschaft generell den Eindruck macht, als würde sie sich nach und nach auf Singlehaushalte ausrichten. Die daraus entstehenden pathologischen Tendenzen des Selbst sprechen für unsere Zeit und ihre Konsequenzen sind mit Ernest Wolf gesprochen, vielleicht wirklich nur verzweifelte Maßnahmen, um die Selbstorganisation zusammenzuhalten und nicht am Zustand der Fragmentierung zu verzweifeln. Dies zeigt sich besonders an der zunehmenden Rate von Drogenabhängigen, die mittels Substanzen ver-suchen ihre innere Leere zu füllen, sich zu betäuben und im Teufelskreis des Rausches eine Geborgenheit zu finden, die ihnen als Kind verwehrt blieb.
Doch auch im Bereich der Sexualität und Partnerschaft erscheinen die Ansätze der Selbstpsychologie eminent bedeutsam und aufschlussreich; gerade wenn es um Themen wie krankhafte Eifersucht oder Promiskuität geht. Hierbei kann sie z.B. Antwort geben, warum ein Mensch sich nicht wirklich auf andere einlassen kann und weniger am Menschen selbst, als an dem Gefühl der Verliebtheit interessiert ist, das nach einer bestimmten Zeit abflaut, wodurch der Betroffene gezwungen ist, eine neue Eroberung zu suchen.
Letztendlich zeigt sich bereits bei einer oberflächlichen Betrachtung, dass im Grunde genommen für alle Menschen das Wichtigste die Liebe ist, ob sie es nun wissen oder nicht, und es scheint als wäre der scheinbar nebensächliche Satz Freuds in einem Brief von 1919 an C.G. Jung der bedeutendste von allen: »Erst durch die Liebe heilen wir.« ―
ENDE
Literaturverzeichnis
Heinz Kohut. Narzißmus. Eine Theorie der psychoanalytischen Behandlung narzißtischer Persönlichkeitsstörungen. Titel der Originalausgabe: The Analysis of the Self. A Systematic Approach to the Psychoanalytic Treatment of Narcissistic Personality Disorders. Suhrkamp Verlag. Frankfurt am Main. 7. Auflage 1990
Heinz Kohut. Die Heilung des Selbst. Titel der Originalausgabe: The Restoration oft he Self. Suhrkamp Verlag. Frankfurt am Main. 1. Auflage 1979
Mentzos, Stavros. Neurotische Konfliktverarbeitung. Einführung in die psycho-analytische Neurosenlehre unter Berücksichtigung neuer Perspektiven. Fischer Taschenbuch Verlag. Frankfurt. 17. Auflage. 2000
Peter Fonagy & Mary Target. Psychoanalyse und die Psychopathologie der Entwicklung. Klett-Cotta Verlag. 2. Auflage 2007
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