3. Die Regulation des Selbstwertgefühls
Gemäß dem Gesetz der Selbsterhaltung ist der Schutz des Selbst das Wichtigste, weshalb es im Falle von Kränkungen versucht, mit diesen umzugehen; d.h. es wird instinktiv versucht die oben erwähnte narzisstische Homöostase aufrecht zu erhalten, sprich das Selbstwertgefühl auf einem optimalen Niveau zu halten. Dabei hat der Mensch eine Reihe von Möglichkeiten zur Verfügung, worunter die Regression in den primären Zustand zu zählen ist. In diesem Fall zieht sich der Mensch in ein inneres Reich zurück und verliert sich in sogenannten Verschmelz-ungsphantasien, »die keine konkreten Objekte, sondern diffuse, unbegrenzte und unzerstörbare Substanzen betreffen.« (Stavros Mentzos. Neurotische Konfliktverarbeitung. S. 56) Dies meint, dass sich der Betroffene z.B. auf eine große Wiese phantasiert, wo es sich zeitlich unbegrenzt hingibt, um Teil eines Großen zu werden, das ihm gleichzeitig einen Wert- und Machtzuwachs verleiht.
Eine andere Möglichkeit wäre die Verleugnung der schmerzlichen Realität mit Hilfe von Größenphantasien, die Kohut zufolge beim Kleinkind eine Norm-alität sei und das bereits erwähnte Größen-Selbst betreffe. Bei Erwachsenen Menschen finden wir diesen Vorgang ebenso und er reicht von harmlosen Tag-träumereien mit Größenphantasien bis hin zu psychotischem Größenwahn.
Weiters gäbe es die Kompensierung durch Idealisierung. Sie sei eine Relativierung des inneren Bildes von sich selbst, wo eine Identifizierung mit omni-potenten und allwissenden Objekten stattfinde, um das Selbstwertgefühl zu retten. Beim Kind handle es sich um Selbstobjekte der Eltern, die mit der Zeit reali-tätsgerecht korrigiert und relativiert werden. Mit der Zeit entstehe ein Ideal-Bild von sich selbst, das innere Sicherheit, Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen ermögliche.
So wie alle Funktionen des Selbstsystems störanfällig sind, ist es auch die Regulation, weshalb nach Kohut der Aspekt der Empathie eminent bedeutsam ist. Gleichgültigkeit und Verachtung; also die bereits erwähnten unangemessenen Selbstobjekterfahrungen würden verheerende Auswirkungen für das Selbst nach sich ziehen. Die daraus resultierende Pathologie des Selbst ist ihm zufolge Teil sämtlicher Störungen und zusammen mit seinem Kollegen Ernest Wolf spricht er von verschiedenen Typen, die im Folgenden kurz erläutert werden.
4. Typen der Selbstpathologie
Den ersten Typ bezeichnet das unterstimulierte Selbst. ― Hierbei findet in der Entwicklung des Menschen eine Verwehrung adäquater Selbstobjekterfahrungen statt, wodurch sich passive Grundzüge manifestieren; d.h. der Mensch empfindet sich selbst als eine langweilige Person, wird von Gefühlen innerer Leere über-wältigt und ist teilnahmslos. Zudem sucht der Betroffene seinen Ausgleich in pathologischer Selbststimulierung, worunter das Suchtverhalten, Perversionen oder der Geschlechtsverkehr mit verschiedenen und häufig wechselnden Partnern zu zählen sind. Dieser Typus wird zum Beispiel trefflich in Peter Trachtenbergs Buch »Der Casanova Komplex« beschrieben, wenn es einerseits um den psych-ischen Zustand, der sich hinter der Sex- und Eroberungssucht verbirgt und ander-erseits um die Absenz der Vaterfigur, also die Abwesenheit und Verwehrung der Erfahrungen mit ihm, geht.
Ein anderer Typus wäre das überstimulierte Selbst, wo ein ungewöhnlicher Empathiemangel und »das Fehlen phasenangemessener Selbstobjektreaktionen«2 zugrunde liegen. Durch archaische Größenphantasien sei hier die Produktivität gelähmt und der Betroffene könne sich nicht an den eigenen Erfolgen erfreuen.
Weiters gäbe es das überlastete Selbst, das verängstigt erscheint und mit einer als feindselig wahrgenommenen Umwelt konfrontiert ist. Hierbei konnten die Selbstobjekte keine Verschmelzung zulassen, weshalb die wichtige Funktion der Selbstberuhigung nicht ausgebildet wurde.
ENDE TEIL #2
Literaturverzeichnis
Heinz Kohut. Narzißmus. Eine Theorie der psychoanalytischen Behandlung narzißtischer Persönlichkeitsstörungen. Titel der Originalausgabe: The Analysis of the Self. A Systematic Approach to the Psychoanalytic Treatment of Narcissistic Personality Disorders. Suhrkamp Verlag. Frankfurt am Main. 7. Auflage 1990
Heinz Kohut. Die Heilung des Selbst. Titel der Originalausgabe: The Restoration oft he Self. Suhrkamp Verlag. Frankfurt am Main. 1. Auflage 1979
Mentzos, Stavros. Neurotische Konfliktverarbeitung. Einführung in die psycho-analytische Neurosenlehre unter Berücksichtigung neuer Perspektiven. Fischer Taschenbuch Verlag. Frankfurt. 17. Auflage. 2000
Peter Fonagy & Mary Target. Psychoanalyse und die Psychopathologie der Entwicklung. Klett-Cotta Verlag. 2. Auflage 2007
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