Für immer und ewig gehört dir mein Herz ❤️

in deutsch •  7 years ago  (edited)

In letzter Zeit denke ich viel über Beziehungen und Familie nach. Ich lerne so viele neue Menschen kennen, baue neue feste Beziehungen auf. Ich sorge dafür, dass langjährige Freundschaften wieder aufblühen und erhalte, was in den letzten 8 Jahren zwischen mir und meinen Nanny-Kids an Liebe entstanden ist.

Je mehr ich erlebe und je mehr ich ins Fühlen hinein komme, umso größer wird in mir die Frage, was bedeutet Familie?

Manche Menschen haben Glück und werden in eine gesunde, starke Beziehung hineingeboren in einem Land in dem ihnen alle nur erdenklichen Wege offen stehen. Andere haben eine andere Form von Glück und werden in einer Nacht voller Party und Koks gezeugt. Ein ungünstiger Zufall, weil das Kondom riss, falls denn eines verwendet wurde.

Das Leben ist nicht fair und jeder von uns wird mit seinen ganz eigenen Umständen konfrontiert nach der Geburt. Durch meinen Beruf als Nanny lernte ich sehr viel über Familienkonstrukte und wie oft die hübsche Außenfassade von ihnen faul und morsch ist.

Was bedeutet es für mein späteres Leben, wenn mein Urvertrauen durch die Menschen, die für mich Sorge tragen sollten, zerstört wird und was bedeutet es, wenn diese Menschen mir gut tun und gesund für mich sind? Der Start ins Leben verläuft ja dadurch komplett unterschiedlich. Während der eine gestärkt von der Bindung und dem Rückhalt seiner Familie, mit offenen Armen die Welt erobern kann, kämpft der andere mit Selbstzweifel, Misstrauen und Rückzug, weil die Welt ein bedrohlicher Ort ist.

Ich gehöre zu den Menschen, die kranke Beziehungen verlassen. Ich habe keine Beziehung zu meinem Erzeuger, doch was macht das mit mir. Bindet Familie für immer und ewig, Blut ist dicker als Wasser? Was bedeutet es für meine eigene Identität, wenn ich meine Wurzeln nicht kenne? Was bedeutet es für meinen leiblichen Vater, sein eigenes Kind nicht zu lieben?

Können wir glücklich und frei werden, wenn wir die Traumata unserer Kindheit nicht lösen? Kann eine emotionale Familie, bestehend aus Menschen die uns aus freien Stücken lieben, den Verlust der biologischen Familie ausgleichen?

Können einst fremde Menschen dich so sehr lieben, wie Familie lieben kann? Ich mein, ich weiß nicht genau, wie intensiv liebe in der Familie sein könnte, da ich ohne dieses Gefühl aufgewachsen bin. Aber durch Bücher, Filme, Serien und andere Familien, habe ich eine Idee davon, wie stark und innig dieses Band in einer Familie sein kann, bedingungslos für immer und ewig. Eines meiner Nanny-Kids durfte ich von seiner Geburt an begleiten.

Ich erinnere mich an einen Morgen, es war kalt und nass draußen und die Kleine hatte Auabauch. Ich habe sie also umher getragen, ihr Bäuchlein massiert und leise gesungen, bis sie einschlief. Völlig erschöpft sank ich aufs Sofa und betrachtete dieses Baby, welches mich eben noch zur Verzweiflung gebrachte. Ich sah sie an, dieses kleine, hilflose Menschenkind, so zart und zerbrechlich und auf einmal fing sie im Schlaf an zu lächeln. In dem Moment fühlte ich etwas ganz tief in mir, ich zog die Kleine an mich und flüsterte ihr leise ins Ohr: »Ich werde immer für dich da sein mi vida, solange ich lebe wirst du in mir einen Partner fürs Leben haben und du wirst niemals alleine sein und immer geliebt werden, bedingungslos. Von heute an für immer, das verspreche ich dir.«

Noch heute liebe ich dieses Kind und ohne sie, kann ich mir mein Leben nicht vorstellen. Sie hat mich im Endeffekt zurück nach Europa gezogen und sie ist einer der größten Faktoren, weswegen ich nicht auswandern könnte. Ich möchte da sein, für sie und bei ihr sein. Ich halte mein Versprechen, welches ich ihr vor über 6 Jahren gab. Ist das Liebe,ja mit Sicherheit. Aber ist es dass, was Eltern für ihre Kinder fühlen, ist es diese Liebe, die Kinder für ihre Eltern empfinden sollten?

Wenn man nicht das Glück hat, in so eine Welt geboren worden zu sein, hat man dann dieses Geburtsgeschenk für immer verloren oder kann man eine freiwillige Familie aufbauen, die genauso intensiv liebt, geht das?

Ich suche noch nach einer Antwort, vermutlich ist es eine dieser Antworten, die nur dein Herz dir geben kann, nicht dein Verstand.

Wie seht ihr das, könnt ihr Fremde so sehr in euer Herz und euer Leben hinein lassen, dass ihr sie genauso bedingungslos liebt wie eure Eltern oder eure Kinder?

Oder denkt ihr, diese innige Bindung ist nur in einer Familie möglich und Menschen, die ohne sie geboren wurden, werden das höchstens eines Tages mit ihren eigenen leiblichen Kinder erleben dürfen?

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(Bildquelle Pixabay CC0 Lizenz)

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Boah Rachel, dass sind schwierige Fragen.
Ich glaube ich kann die gar nicht wirklich beantworten.
Und gibt es wirklich die Familie mit bedingungsloser Liebe?
Ich liebe meine Kinder sehr. Es fühlt sich auch an wie bedingungslos, aber das kann ich nur aus meiner subjektiven Sicht sagen. Ich weiß nur, dass ich sie immer schützen werde.

Ich hatte keine heile liebevolle Kindheit. Trotzdem glaube ich, dass auch meine Eltern mich im Innersten bedingungslos geliebt haben. Nur ist das nicht bei mir angekommen.
Ich denke man kann auch Nicht-Familienmitglieder sehr lieben. Meine Kinder würde ich aber immer vorne an stellen. Nicht in jeder Hinsicht, aber wenns ums Ganze geht auf jeden Fall!!

Ein unerschöpfliches Thema!

Ehrlich gesagt, habe ich gar nicht erwartet, dass da jemand ne Lösung für weiss oder hat. Die gibt es so vermutlich gar nicht. Es ging mir mehr um die Anregung zum nachdenken :)

Ich kenne zumindest Familien, die extrem nahe daran sind, wo ich wirklich sagen würde, so soll es sein. Aber es sind die wenigsten. Bedinungslose Liebe bedeutet ja nicht, dass ich mich opfern muss, man darf auch in der Liebe Grenzen ziehen oder sollte das sogar definitiv tun gerade dort tun.

ich glaube diese bedingungslose Liebe kann man nicht herbeibeschwören, aber man kann in einer gewissen Form lernen, sie zuzulassen beziehungsweise erlernen sie zu fühlen.

wenn man das ganze als Kind allerdings nicht erlebt hat, wird man als Erwachsener nicht drum rum kommen, erst einmal zurück zum inneren Kind zu gehen und alles dort aufzuarbeiten, wo es entstanden ist. Oder eben nicht entstanden ist. Damit muss man seinen Frieden schließen und in einem weiteren Schritt kann man dann lernen oder zulassen, bedingungslos zu lieben..

Wieder einmal: vielen Dank für deine Worte und den Denkanstoß 😍

Ja so ähnlich erlebe ich das auch, man kommt vermutlich um die Arbeit mit der Kindheit nicht drumherum wenn man lernen möchte, diese Liebe in sich und im Aussen zu finden. Aber es ist ja auch eine tolle Chance, finde ich :)

definitiv.. anstrengend, erschreckend und emotional aber am Ende einfach gut...

Ich denke jeder muss das für sich selbst definieren.
Ich habe das glück gehabt in eine "heile Welt" geboren worden zu sein.
Sagen lässt sich aber auch hier das Unglück immer subjektiv ist. Eine Person die niemals Unglück erfahren hat wird das erste was sie erfährt als einen Weltuntergang beschreiben.
Wenn wir uns mal an unsere erste Beziehung erinnern werden wir sicherlich feststellen das, das ende dieser und als Ende der Welt erschienen ist.... Nun wir sind alle noch hier.

Im Gegenzug habe ich festgestellt das die Personen die viel leid erfahren haben hier Abstumpfen aber auch auf Verluste sehr empfindlich reagieren.
Hier lässt sich leider keine Formel erstellen denn die Variablen dieser sind wir selbst.

Wir müssen das Vertrauen und die Liebe und somit auch das glück erst zulassen und somit auch das leid.
Vertrauen geht mit Enttäuschung einher, Glück nur mit Trauer.
Jedes Hoch hat sein eigenes Tief aber wenn wir das eine nicht akzeptieren bekommen wir nichts und fallen einfach nur in ein loch der Emotionslosigkeit.

Das hört sich alles ein wenig düster an. Ich habe dies von vielen so geschildert bekommen die einiges durch gemacht haben.

Was deine Frage angeht kann ich dir nur raten : Bleib auf der suche der Antwort.

Denn wer weiß vielleicht hast du die Antwort irgendwann gefunden.

Dann hast du dein Persönliches glück, dein Persönliches Glücksgefühl.

Ich wünsche dir viel Glück auf der suche nach der Antwort.

MfG Jonas

Na ich habe schon viele Antworten gefunden und erlebe sehr viel Glück und viele Geschenke im Leben.
Ich bin aber gerne auf der Suche, auf dem Weg und gebe mich nicht einfach zufrieden, bin aber sehr dankbar für alles, was ich habe.

Ich denke, du hast das recht gut erfass :)
Danke für den tollen Kommentar mein Lieber.

Deine Worte haben mich sehr berührt und zum Nachdenken angeregt..... Eine wirkliche Antwort gibt es nicht darauf, wobei ich persönlich schon glaube, dass es auch die bedingungslose Liebe bei Nicht-Familienmitgliedern geben kann. Kommt natürlich auch immer darauf an, was man unter "bedingungslos" versteht ;-)
LG Silke

Ja klar, darüber, was bedingungslos bedeutet,müsste man beinahe einen eigenen Arikel schreiben.

Das ist doch sicher einen Artikel wert : )

MfG Jonas

Ich musst mir beim lesen ne träne verdrücken...

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Oh waia, dass war nicht beabsichtig.

Hallo Rachel,
das geht schon, nur mit wenigen guten Freunden ,aber dann hält es vll ewig.
Ein Hund kann auch eine sehr innige Bindung geben ;)

Hehe ja, ich habe auch Freundschaften die sehr lange halten.

Hm ein Hund kann zumindest eine enge Bindung geben, aber er stirbt halt relativ bald, jetzt aufs Leben betrachtet. Er kann höchsten eine Begleitung auf Zeit sein.

Ich habe das Gefühl, dass bedingungslose Liebe von vielen missverstanden wird. Du hast es hier in den Kommentaren perfekt formuliert - und auch im Beitrag durchklingen lassen. Es heiß eben nicht "ständig alles durchgehen lassen" sondern mit zuverlässigen Grenzen und Konsequenz das Urvertrauen so stark wachsen zu lassen, wie es nur eben geht - so dass, egal was im weiteren Verlauf des Lebens passiert die Sicherheit da ist, dass man aufgefangen wird.... Ich habe vor vielen Jahren mal ein Bild zu diesem Thema gemalt - Es hatte den Titel "Home is... what catches you when you fall.... and we all fall"

Ja genau, so ähnlich erlebe ich das auch, es ist auch eine Art Vorschuss den man verschenkt und Liebe die einfach konstanter und gefestigter ist als andere Beziehungen.

Hallo Rachel,
diese innige Beziehung zu dem "Pflegekind" kann ich sehr gut nachvollziehen.
Den ganzen Rest an Erfahrungen kann ja jeder nur aus seinen eigenen Erlebnissen filtern. Mal abgesehen davon, dass ich ja bereits sehr früh die Familie (wohl auch nicht ohne Grund) verließ und nur ganz sporadisch zurückkehrte, widerspreche ich der These mit Blut und Wasser. Bei meinen Eltern war es nicht die Liebe zu dem Nachwuchs, sondern die Erwartung, dass eigene Wünsche von mir und meinen Schwestern erfüllt werden. Manche werden dem gerecht, ich sah dazu keine Veranlassung.
Ob dies starke Auswirkungen auf mein jetziges Verhältnis zu Familie (und was dazu gehört) nach sich zieht, würde ich eher nicht unterschreiben. Denn dicker als das Blut der Familie, ist das Lebenselixier, dass der Partner an deiner Seite in sich trägt, den du nicht nur liebst, sondern in den du auch blindes Vertrauen hast. Der Einfluss dieser Person ist beeinflussender, als der meiner Mutter.
Gruß, Wolfram

Ich seh das auch eher flexibel. Wobei die Prägung in den ersten Jahren schon sehr stark ist. Aber später sind die Menschen die man sich aussucht, definitiv wichiger, erlebe ich für mich genauso.

a great post. I really like always the spirit

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Vielleicht findest du in dem Buch "traumasensible Paartherapie" Antworten darauf, das Buch ist heute erschienen. https://www.junfermann.de/titel-1-1/traumasensible_paartherapie-10958/ Es geht genau um deine Fragen, wie wirkt sich frühes Trauma auf das Bindungsschema einer Person aus, und kann man es später noch heilen, indem man sich eine "Familie" sucht und die Erfahrungen nachholt. Ich habs erfahren, dass es geht.