Zeit - Das Karussell dreht sich um und um und um... wann steige ich aus um meine Mitte zu finden?

in deutsch •  7 years ago  (edited)

Im Moment rast mir die Zeit davon. Die Tage fliegen nur so dahin, eigentlich fühlen sich ganze Wochen so an wie früher ein einziger Tag.


Ich erinnere mich noch an die Schulzeit, als ich dachte, die vier Wochen Schule zwischen Weihnachten und den Sportferien seien kaum zu ertragen, ob ihrer Länge. Heute lach ich über 4 Wochen, was ist das schon, nix.

Ich erinnere mich noch ganz genau an diese Stunden in der Schule, Französisch, Mathe, Physik, egal was, die Uhr und diese verdammten Zeiger die einfach nicht schnell genug wandern wollten. Wie oft sass ich da und starrte sie an, Tick, Tack, Tick, Tack und heute? Heute hätte ich gerne einen Entschleuniger. Ich würde so viele Momente gerne anhalten, konservieren und immer wieder erleben würfen. Klar in meinem Kopf kann ich das, kostbare Augenblicke wieder abspulen, aber irgendwie verschwimmen sie jedes Mal etwas mehr.

Ich schwanke, manchmal denke ich, ich hab mit Sicherheit noch 60 Jahre zu Leben, also quasi alle Zeit der Welt, noch doppelt so viel wie ich schon hatte. Alles easy. Und dann denk ich wieder, OMG ich könnte morgen eine Hirnblutung haben, oder morgens einfach nicht mehr aufwachen, habe ich den Tag wirklich sinnvoll genutzt?

Was wenn ich nur noch 2 Jahre habe, tue ich das Richtige?

Zeit. Manchmal erlebe ich Momente, die würde ich gerne anhalten als Erinnerungsdatei abspeichern und jederzeit wieder durchleben können. So lange bis ich mich daran sattgefühlt habe. Aber was wäre dann mit den neuen Momenten, in der Zeit in der ich die Alten erlebe, würde ich keine neuen Erinnerungen schaffen können, das wäre wiederum ein Verlust.

Mir scheint auch das Speichersystem meines Gehirns diesbezüglich einige Probleme zu haben. Gewisse traumatische Momente fühlen sich noch heute an, als wären sie erst gerade passiert obwohl sie 10, 20, 25 Jahre her sind, während mir die Lebensphase von 2017 vorkommt, als wäre sie schon sehr lange vorbei. Wenn ich überlege, was in dem Jahr alles passiert ist, so unfassbar viel und die Zeit war so kurz, dann erschreckt mich das. Geht das Tempo jetzt immer so weiter?

Ich weiß nicht wie das bei euch ist, aber gefühlt fehlen mir in Erinnerungen 20 Jahre meines Lebens, mindestens. Klar habe ich einige Sequenzen aus meiner Kindheit. Augenblicke die eingebrannt sind aber alles dazwischen? Ist weg. Monate und Jahre die mir einfach fehlen, kostbare Lebenszeit an die ich mich nicht erinnere. Wird das in 10 Jahren auch mit dem Hier und Heute so sein? Und will ich das?

Oder gibt es eine Möglichkeit die Zeit bewusster, langsamer, intensiver zu erleben. Kann ich das Tempo, mit dem mir die Tage davon rasen entschleunigen?

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Laut Google haben damit viele andere Menschen auch so ihre Probleme.

Natürlich versuche ich, mir bewusst Zeit zu nehmen um zu erleben und Tage mit Menschen, die ich liebe, sauge ich in mich auf, versuche jede Sekunde zu fühlen und abzuspeichern wie ein Schatz.

Im Moment ist alles so unglaublich viel und ich weiss gar nicht genau, wohin mit mir. Meine Gedanken rasen, drehen sich und ich versuche, mich irgendwie zu definieren, festen Boden unter die Füsse zu bekommen. Gleichzeitig erlebe ich gerade die Zeit meines Lebens, der Prozess, die Veränderungen, dass erleben zu dürfen ist unglaublich bereichernd. Und ich kann einzelne zwischenmenschliche Momente auf eine Art erleben, fühlen und genießen, in einer Qualität wie sie mir neu ist. Das ist alles so viel, so aufregend und irgendwie auch beängstigend.

Zeitgleich freue ich mich unglaublich auf Morgen, werde ich der Mann sein den ich in mir fühle, werde ich endlich bei mir ankommen, diese innere Klarheit und Ruhe finden.

Werde ich endlich wissen, wer ich bin und klar, mit beiden Beinen, gefestigt im Leben stehen?

Ich freue mich so darauf, die Zukunft kennen zu lernen, lebe mit so vielen Instinkten, Ängsten und Gefühlen noch in der Vergangenheit, werde immer wieder von ihnen eingeholt und versuche zeitgleich, den Moment nicht zu verlieren.

Wie geht es euch damit?
Habt ihr auch manchmal das Gefühl, in einem viel zu schnell drehenden Karussell zu sitzen, oder seid ihr schon so angekommen, so dass euer Leben sich kontrolliert und geordnet dreht?

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(Bildquelle Pixabay CC0 Lizenz)

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Ich Meditiere öfters... Einmal waren meine Gedanken super ruhig und nichts ließ mich mehr mitreißen...
Ich finde viel ruhe dort.

Hm ja, Meditation hilft sicher, so ähnliches mache ich auch und dennoch rast die Zeit unaufhaltsam :)

Ich kann definitiv sagen - Nein mein Leben ist weder kontrolliert noch geordnet. 😊
Meisten vergeht mir der Tag vieelll zu schnell und ich versuche bewusst meine Stunden und Minuten zu entschleunigen. Ehrlichweise klappt das meistens so gar nicht. 😨
Trotzdem gebe ich nicht auf und versuche weiter einen Weg zu finden. Es ist so wichtig für mich, mich mehr zurück ziehen zu können um meine Gedanken zu ordnen. Um mich bei mir zu fühlen.

Ich glaube aber wenn man das erkannt hat und sich bewusst ist darüber, das sich ein Weg zeigen wird wie man bewusster damit umgehen kann. 😄

Hehe, na Gott sei dank, dann bin ich nicht der einzige Chaot hier :D

Also wenn du weisst, wie man noch bewusster damit umgeht, sag mir bescheid :D

Wenn ich es herausgefunden habe, lasse ich es sich in jedem Fall wissen. 😊
Ich habe gerade etliches über Meditation gelesen. Das klingt mal sehe spannend. ☺️
Bis ich den Dreh raus habe, wird es wohl noch ein Weilchen dauern. 🙈

  ·  7 years ago (edited)

Das mit der Zeit stimmt auf jeden Fall. In der Schule oder auch später im Studium gab es immer wieder Momente wo man dachte eine Stunde dauert Wochen und heute denke ich meine Güte tatsächlich schon wieder ein Monat um. Hatte ich neulich erst als ich auf den Kalender sah und dachte meine Güte ist Weihnachten schon wieder so lange her wo ist denn die Zeit geblieben?
Ich kann mich auch nicht an so viele Sachen aus meiner Kindheit erinnern. Meist sind das dann besonders tolle oder schlimme Momente.
Ich versuche immer jeden Tag zu genießen und im Hier und Jetzt zu sein.

Liebe Grüße

Enja

Oh ja, versuchen tue ich das auch :D
Bewusst und achtsam den Tag erleben, scheint mir das Einzige, was wir da wirklich tun können.

Ich stehe kurz vor der 6. Null in meinem Leben und ich stelle mir die gleichen Fragen wie du jeden Tag. Es werden immer mehr Jahre und so tritt immer mehr davon in den Hintergrund was so wichtig erschien... Mit 50 nahm ich mir vor keine neuen Vorsätze mehr für das kommende Jahr zu fassen. So reduzierte ich meine Wünsche darauf mir zu überlegen was ich nicht mehr machen wollte im neuen Jahr. Keine Selbstzweifel mehr, öfter Nein sagen wenn ich Nein meine, mich fragen, ob ich das was ich tut auch tun würde wenn ich kein Geld dafür bekäme... und vieles mehr. Jetzt merke ich, dass ich weniger vergesse, weil ich die Essenz des Moments mehr und leichter lebe.... Danke für diesen anregenden Artikel.

Da hast du dir aber tolle Vorsätze gemacht, keine Selbstzweifel und öfters Nein sagen, sehr spannend und toll, wie ich finde. Kann da bei allem nur zustimmen, was du so tust und setze vieles davon selber auch um.
Danke für den wertvollen Kommentar.