My next "Biomechanical" Tattoo. Das Ergebnis - ein Erfahrungsbericht

Heyho liebe Steemians

Ihr erinnert euch vielleicht, mehr oder weniger, an meinen Aufruf vor einiger Zeit eine Vorlage für mein nächstes Tattoo einzureichen und ein paar SBD dafür zu bekommen.

==> Künstler gesucht 19 SBD Reward Artikel

Der Steemian @Luegenbaron stellte dann schließlich den Kontakt zu einer jungen sehr talentierten Künstlerin her die mir eine grandiose Vorlage lieferte und auf meine Wünsche und Vorstellungen konkret einging.

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Was ist nun also daraus geworden? Wie läuft so ein Tattoo Termin eigentlich ab!? Was kost das alles? Tut das wirklich weh? ( ja tut es ! ) und überhaupt... wie muss man sich das vorstellen? Irgendwo Seitenstraße Hinterhof, drittes Klingelschild von oben und dann rein in so eine verruchte Absteige? Fragen über Fragen, ich versuche euch das mal etwas näher zu bringen.

Ich möchte bitte an dieser Stelle AUSDRÜCKLICH darum bitten und darauf hinweisen, hier KEINE Grundsatzdiskussion vom Stapel zu treten OB das Gesund ist und WARUM man sich das überhaupt antut und ÜBERHAUPT Tattoos... das geht ja nie wieder weg!?!? Vielen Dank :-) immer dran denken =>Toleranz fängt vor der eigenen Nasenspitze an!

Zwischenwort

Tätowierungen gehören der Gruppe der Körpermodifikationen an und werden aus den selben Gründen vollzogen wie bei allen anderen Modifikationen auch, sei es Religiös behaftet, aus einer Tradition heraus die es einem vorschreibt oder aus persönlichem Interesse an ästhetischer Veränderung. Eigentlich wie ein Ohrloch nur mit Farbe unter der Haut. An dieser Stelle bringe ich den Vergleich sehr gerne denn er ist so wunderbar Krass. Denn das Ohrloch/Ohrring ist selbst für die Großeltern ein Begriff, der Vergleich zur Tätowierung aber in den meisten Fällen einfach nicht mehr greifbar genug für sie... Aus sicherlich vielerlei Gründen, Generationsbedingt.

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Ich möchte an dieser Stelle nicht weiter auf die Geschichte der Tätowierungen eingehen denn ich glaube dies sprengt hier um ein vielfaches den Rahmen... eine der ältesten Nachweise von Modifikationen mit Farbe/Kohle unter der Haut wurde beim Ötzi gefunden, ca 5300 Jahre alt.
Zwischen dort und heute liegt quasi ein kleiner Kosmos voller Informationen rund um dieses Thema. Ich möchte auch nicht abdriften und es an dieser Stelle wirklich mit einem Statement dabei belassen das Tätowierungen quasi schon viel Älter sind als die meisten es sich vorstellen können, und Gesellschaftlich anerkannter als es vielen vielleicht Lieb ist.

Das Studio

Bei der Auswahl des Tätowierers / des Studios ist es eigentlich ganz einfach, der erste Eindruck zählt! Ist das Studio hell und ordentlich eingerichtet, Sauber und ansprechend? Die Leute im Studio freundlich und auf einer Wellenlänge? Sympathie spielt eine große Rolle und da ist der erste Eindruck eine guter Indikator für.

Fühlt ihr euch dort wohl? Wenn das alles soweit passt und ihr nicht direkt rückwärts wieder raus wollt aus dem Etablissement wird in aller Regel erstmal gequatscht. Je nachdem ob der Tätowierer gerade abkömmlich ist oder an der Arbeit sollte euch jedenfalls irgendwie die Chance gegeben werden Kontakt aufzunehmen und ins Gespräch zu kommen, evtl wird euch auch eine Zeit vorgeschlagen wo mehr Zeit zum quatschen ist. Darauf solltet ihr Rücksicht nehmen. In aller Regel sind Termine bei guten Studios mit langen Wartezeiten verbunden, Viele Studios arbeiten mit 4 Wochen Vorlauf und vergeben die Termine auch entsprechend für den kommenden Monat.

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Dinge wie konkrete Details zu eurem geplanten Tattoo bespricht man dann am Tag des eigentlichen Termines. Das ist ganz einfach der Sache geschuldet das die Studios es sich nicht leisten können für jeden der als "Laufkundschaft" reinkommt 2 Stunden zu opfern um mit ihnen was detailiert auszuarbeiten und die Leute verschwinden dann und sind nie wieder gesehen.

In meinem Fall ist die Tätowiererin eine selbständige junge Frau mit eigenem Studio auf ihrem Grundstück an ihrem Haus etwas weiter auswärts, also dörflich gelegen. Weit weg von Straßenlärm und Großstadttrubel. Das "Studio" ist ein eigener kleiner Anbau nicht viel Größer als ein Wohnzimmer,mit Couch, Liege, einen Speziellen Stuhl mit verschiedenen Lehnen, einem großem Regal mit diversen Büchern rund ums tätowieren, Vorlagen etc..pp sehr sehr persönlich und einladend, man fühlt sich sofort sehr wohl und gut aufgehoben :-)

Okay, Termin ist ran, wie läuft das nun von statten?

Im Idealfall hast du eine konkrete Vorstellung oder Skizze von dem Motiv und der Stelle wo es hinsoll. Dein Tätowierer wird sich mit dir darüber unterhalten, Für und Wieder einzelner Details erläutern und wie ein Puzzle, Stück für Stück, das Motiv auf die Körperstelle der Wahl skizzieren. Wenn es sich um größere Motive auf ebenen Flächen geht kann er auch auf Hilfsmittel wie Matrizen zurückgreifen um so das Motiv zu schablonieren.

Warum nicht immer eine Schablone anfertigen, skalieren und drauf damit? geht doch viel schneller?

Tjaa... das kommt eben wirklich auf die Auswahl des Motives an und vor allem auf die Stelle auf die es soll. Formen gibt der Körper vor, will heißen das anatomisch einfach nicht jedes Motiv an jeder Stelle Sinn macht da der Körper nur recht wenig Flächen bietet die sich quasi fast nie "verziehen".
Aus diesem Grund zeichnen die meisten Tätowierer die Motive händisch auf und nehmen dabei Rücksicht auf Biegungen, Wölbungen etc.pp. Das ist Aufwändig und nicht selten benötigt es bald soviel zeit wie das Stechen ansich. Da hat sicherlich jeder seine eigene Technik und Herangehensweise je nach Auftrag.
Es gibt auch Künstler die sich auf "Freehand" spezialisiert haben und anhährend ohne eine Schablone oder Skizze arbeiten, eben aus dem Kopf herraus und "Freihand"

Mir macht dieser Teil immer viel Spaß weil er A, noch nicht weh tut und B, oft Ideen spontan entstehen und direkt umgesetzt werden können.

Wir haben für das skizzieren und ausarbeiten trotz sehr sehr genauer Vorlage, trotzdem ca eine Stunde gebraucht. :-)

Wenn nicht schon geschehen wird der Tätowierer jetzt seinen Arbeitsplatz einrichten. Meistens passiert das nebenbei beim Gespräch oder ganz beflissene tun das schon bevor der Kunde erscheint. Ich finde es immer ganz spannend und bin jedesmal fasziniert wie viele Handgriffe es doch sind ehh alles so eingepackt, und eingetütet, sterilisiert, hingelegt und bereitgestellt ist. Sollte an dieser Stelle jemand ohne Handschuhe arbeiten würde ich übrigens höflichst aber skeptisch nachfragen. Hygiene sollte ganz oben stehen. Ausnahmslos ! Alle Materialien wie Stäbchen, Nadeln, Tücher usw sind Einweg und werden nie doppelt benutzt.

Das Stechen. Eine Kunst für sich. Unterschiedlichste Techniken mit unterschiedlichsten Nadeln/Maschinen zusammen mit den individuellen Herangehensweisen des Künstlers. So unterschiedlich, aber eins haben sie alle gemein => es tut n bissl weh :-).

Spaß beiseite, die Schmerz-Skala reicht von "angenehm beruhigend" bis "nur 10 Sekunden am Stück auszuhalten".

Abhängig von der eigenen Tagesform ( Ja, die gibt es! An manchen Tagen ist man einfach schmerzempfindlicher als an anderen ) und der Technik des Tätowierers erreicht man früher oder später eine Art Dauerschmerz der sich irgendwo einpegelt bei "Unangenehm aber aushaltbar". An dieser Stelle kann ich euch nur empfehlen die Pausen nicht all zulang und allzu oft anzusetzen, weil ihr jedesmal etwas schmerzhafter wieder einsteigt und es länger dauert bis sich dieser Grundschmerz wieder einpegelt der die ganze Sache wieder etwas betäubt.
Je länger die Sitzung geht desto schmerzhafter wird es, der Sache geschuldet das alles eben anschwillt und oft mit verschiedenen Techniken und Nadeln in die selbe Stelle gestochen wird.

Ablenkung hilft ungemein, viele hören Musik, oder schauen einen Film oder quatschen mit dem Tätowierer... oder streicheln eine Katze wenn es eine gibt :D

Häufig bestehen Projekte aus mehreren Sitzungen, je nach Motiv und Durchhaltevermögen des Kunden und des Tätowierers. Meist verständigt man sich im Vorfeld darauf in der ersten Sitzung nur Outlines zu stechen, in der zweiten dann Schattierungen/Details oder oder oder... Alles Dinge die ihr individuell von Termin zu Termin vereinbart.

Nach 2,5 Stunden war ich mit der Oberseite meines Unterarms dann soweit durch und sehr zufrieden :-) Direkt nach dem Stechen sehen die Tattoos immer total Special aus durch die Starke Rötung und Schwellung.
Als ich das letze mal war ( vor 3 Jahren ) gab es noch klassisch nach dem desinfizieren Frischhaltefolie draufgeklebt. Die Tage darauf wurde dann fleißig eingecremt mit Fett ohne Parfüm um die Grindbildung zu mindern.

Dieses mal gab es tatsächlich etwas neues, eine Art diffusionsoffene Folie die wie eine zweite Haut über der Tätowierung liegt. Ziemlich cool. Cremen soll man auch nicht mehr, 3 Tage Folie drauf lassen und danach runterwaschen. Okay, na schauen wir mal :-)

Tja, viel geschrieben aber eigentlich fast nix gesagt. Das Thema ist so vielschichtig und komplex, ich kann es wirklich nur anreißen :-) Wenn ihr Fragen habt oder eure Erfahrungen teilen wollt, schreibt doch am besten in die Kommentare und wir tauschen und darüber aus :-)

Ach ja... was kost das denn nun alles? tja... das ist wie so oft in dem Artikel abhängig von vielen Faktoren... Größe, Aufwand uvm.. Viele Studios vereinbaren einen Festpreis vornweg, meine Tätowiererin hat einen Stundensatz von 100 Euro.

2,5 Stunden haben wir für dieses Tattoo mit der Maschine in der Hand Gebraucht. Etwas über 4 Stunden war ich bei ihr mit Vorbereitung und einem Mittagspäusschen :-)

Bis die Tage, ~Benny