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10/02/2025
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Um 22:30 Uhr beendete ich endlich meinen Tag und ging duschen. Da dieser Tag der stressigste der Woche war, hatte ich mir die beste Erfrischung bis zum Schluss aufgespart. Als ich kurz vor der Vollendung meiner Arbeit war, stellte ich den Wasserhahn auf die niedrigste Temperatur ein und ging unter das kalte Wasser. Die klaren, scharfen Tropfen prallten auf meine Haut und flossen wie geschmolzene Lava über mich hinweg – ein Ritual zum Abschluss des Montags.
Meine Tage am Samstag, Sonntag und Montag sind stets besonders ausgefüllt, weil ich mich an diesen Tagen bewusst außerhalb meiner eigenen kleinen Welt engagieren möchte. Natürlich habe ich den Traum, sie leer zu halten. Wenn jedoch eine Erfahrung wertvoller erscheint als meine friedliche Einsamkeit, bin ich bereit, teilzunehmen, auch wenn es mich an meine Grenzen bringt. So auch am vergangenen Wochenende: eine Lesung auf der Ausstellung einer Freundin, Vorträge im Rahmen der Buchmesse und eine Einführung in Kunstbücher von Noh Seong-il, einem Grafikdesigner bei Sojanggak.
Das Sojanggak, das als „Haus der kleinen Bücher“ fungiert, basiert auf drei Leitprinzipien: Aufmerksamkeit für das Randständige, Originalität und eine elegante Form. Nohs erste Reise ins Ausland führte ihn trotz eines stressigen Zeitplans nach Bangkok. Er entdeckte dort seine kreative Identität, und seither konzentriert sich seine Arbeit auf Südostasien und Typografie. Er erklärte, dass eine klar festgelegte Reihe von Schlüsselwörtern die Grundlage für ein kohärentes Werk sei. Inspirationen können zwar ständig eintreffen, doch sie werden durch diese Begriffe gefiltert.
Als ich vor der einzigartigen Sammlung von Büchern stand, die er auf Kunstbuchmessen aus aller Welt zusammengestellt hatte, überkam mich ein Dopaminschub. Besonders fesselnd waren für mich zwei der Bücher: Rules of Photographing a Scoliotic Patient von The Book Show und Walking as Research Practice von Soapbox Journal. Ihre zeitlose Erscheinung, die dezente Eleganz und die filigranen Details an ihren Seiten berührten mich zutiefst. Beim Austausch mit anderen Kreativen über die Bücher, die uns am meisten angesprochen hatten, nannte ich genau diese beiden. Sie äußerten, dass sie gut zu mir passen würden. Diese Erfahrung schärfte mein Bewusstsein dafür, welche Ästhetik ich aus den unzähligen Designs und Schönheitsformen dieser Welt weiterverfolgen möchte.
Eine Frage fraß sich seit geraumer Zeit an mir zu schaffen – ein Problem, mit dem ich mich immer wieder beschäftigte, ohne eine Lösung zu finden. Als ich jedoch Nohs Herangehensweise an die Markenbildung vernahm, wurde ein Gedanke plötzlich deutlich. Seine Äußerungen bewirkten ein sanftes Kribbeln in mir. Nachdem ich den Vortrag gehalten hatte, begab ich mich in meine Lieblings-Café-Bar, wo ich Beifußtee trank und Sauerteigbrot aß, während ich meine Gedanken sortierte. Und als ich nach Hause kam, setzte ich das Erforderliche sofort in die Tat um.
Der Montag war der Tag mit dem meisten Arbeit, und ich hatte meine ganze Aufmerksamkeit darauf gerichtet. Meine To-Do-Liste war so lang, dass ich nicht mal Zeit für mein gewohntes Training hatte. Doch ab morgen werde ich wieder in meinen Rhythmus zurückfinden. Klarheit ist für die Arbeit, die ich für andere tue, ebenso unerlässlich wie für die Arbeit an mir selbst.
Ich erkannte, dass vieles von meiner Anspannung und Frustration daher rührt, dass Dinge nicht eindeutig definiert sind. Am meisten Erfüllung finde ich in einem Leben, in dem klare Prinzipien sowohl bewusste Planung als auch spontane Möglichkeiten leiten. Die Antwort habe ich noch nicht gefunden, aber endlich habe ich mir die richtigen Werkzeuge an die Hand gegeben. Der Weg mag herausfordernd sein, aber ich habe das Gefühl, dass er auch unglaublich bereichernd sein wird.