Autoren: Prof. Dr. Aleksander Berentsen & Dr. Fabian Schär
Erstveröffentlichung am 11.12.2017 auf wallstreet-online.de
Während Blockchain-basierte Kryptowährungen wie Bitcoin ihren Höhenflug weiter fortführen und neue Allzeithöchstpreise erreichen, setzen neuartige Kryptoassets zum Siegeszug im Massenmarkt an. Die Rede ist ausnahmsweise nicht von Initial Coin Offerings (ICOs) oder von der Blockchain angeknüpften Zahlungsversprechen - vielmehr sind es virtuelle Kätzchen, die von sich reden machen; Kätzchen, welche auf der Ethereum Blockchain geboren und darüber gehandelt werden. Spielerisch würde sich das neuartige Konzept wohl am ehesten als ein einfacher Ableger von Pokémon beschreiben lassen. Verblüffend an der ganzen Sache ist aber, dass die Katzen für bis zu 115'000 USD den Besitzer wechseln. Die Autoren gehen der Frage nach, was der Reiz hinter diesen Kätzchen ausmacht und wieso diese einen Einblick in die digitale Zukunft geben.
Digitale Kätzchen?
CryptoKitties, so heissen die digitalen Kätzchen, welche die letzten Tage überall im Netz auftauchen. Bei diesen süssen Tierchen handelt es sich um Tokens, die auf der Ethereum Blockchain generiert werden. Ein solcher Token repräsentiert den Besitz eines spezifischen Kätzchens und kann frei gehandelt werden - ganz ähnlich wie dies beispielsweise bei Bitcoin der Fall ist. Im Gegensatz zu den Kryptowährungen, die per Design fungibel sind, unterscheiden sich die verschiedenen Kätzchen aber deutlich voneinander. Abhängig von den Eigenschaften der Kätzchen werden diese unterschiedlich visualisiert. Jedes Kätzchen soll so einzigartig sein wie sein Besitzer, so die Werbebotschaft. Dies weckt offensichtlich den Sammlerinstinkt in vielen Menschen und führt dazu, dass besonders seltene Kombinationen zu exorbitanten Preisen gehandelt werden.
Zusätzlich zum Handel können die Kätzchen miteinander gepaart werden. Das Ergebnis sind neue Kätzchen, die, abhängig von den Eltern und dem Zufall, eine bestimmte Kombination an Eigenschaften aufweisen. Es entsteht eine Pyramide aus unzähligen Generationen von Kätzchen, die jeweils eine ganz bestimmte Position im Kätzchen-Stammbaum einnehmen. Ältere Generationen gelten als wertvoller, da sie wiederum zur Zeugung von jüngeren Generationen verwendet werden können.
Weshalb eine Blockchain?
Der gewiefte Leser wird sich die Frage stellen, weshalb hierfür eine Blockchain benötigt wird. Der Reiz der Blockchain besteht darin, dass die Kätzchen direkt einem Besitzer zugeordnet werden können. Anders als bei bisherigen Online-Spielen wird der Besitz aber nicht durch eine monopolisierte Datenbank des Spielebetreibers besichert. Bei den CryptoKitties kann der Eigentümer seinen Besitz mathematisch nachweisen und selbst dann noch über die Kätzchen verfügen, wenn der ursprüngliche Erfinder des Spiels seine Webseite nicht länger betreiben möchte. So wäre es beispielsweise denkbar, dass die Kätzchen auch in andere Spiele integriert werden und dort nur ebenfalls verwendet werden können, vorausgesetzt, dass ein entsprechender Besitznachweis über die Blockchain erfolgt.
Das Paaren, Verschenken und der Verkauf von Kätzchen wird jeweils über einen Smart Contract abgewickelt. Die Bezahlung erfolgt direkt in der nativen Währung der Ethereum Blockchain: Ether (ETH). Die Webseite cryptokitties.co dient dabei als ein vereinfachter Einstiegspunkt, welcher die Kommunikation mit der Blockchain benutzerfreundlicher gestalten soll. In ihrem White Paper sprechen die Entwickler von CryptoKitties von der Vision, dass die Blockchain, auf spielerische Art und Weise und leicht verständlich, Massenmarkt-tauglich gemacht werden soll. Unsere Tests haben aber gezeigt, dass dies zumindest im Moment noch nicht der Fall ist. Oft gibt es Komplikationen, die nur mit relativ fortgeschrittenem Blockchain-Wissen und speziellen Transaktionen gelöst werden können. Dies sind Kinderkrankheiten, die bei einer neuartigen Technologie dazugehören. Zudem benötigt der Benutzer eine Browserextension, die als Ether Wallet agiert und die Kommunikation mit der Ethereum Blockchain zulässt. Ohne dieses Metamask-Plugin kann das Spiel gar nicht erst gestartet werden.
Vermögensverwaltung von morgen?
Das Spiel ist in kürzester Zeit zu einem unglaublichen Phänomen herangereift, wodurch die ohnehin schon mit Performance-Problemen kämpfende Ethereum Blockchain vorübergehend komplett lahmgelegt wurde. Zu Spitzenzeiten mussten rund 10 USD an Transaktionsgebühren bezahlt werden, um mit dem Smart Contract interagieren und neue Kätzchen züchten zu können. Dies hat dazu geführt, dass die Skalierungsthematik der Ethereum Blockchain noch mehr ins Zentrum gerückt ist.
Obwohl wir vermuten, dass es sich bei den Katzen um eine kurzlebige Lehrbuch-Blase handelt, erlaubt uns das Phänomen einen Einblick in die Vermögensverwaltung der Zukunft. Das Spiel ist unserer Meinung nach ein Vorbote der unglaublichen Möglichkeiten, die durch einen eindeutig und dezentral belegbaren Besitz von digitalem Eigentum entsteht und zeigt das zukünftige Potential der Blockchain. Die Vorteile, die durch die digitalen Repräsentation von Vermögenswerten auf der Blockchain entstehen, sind zahlreich. Die Blockchain ist nicht manipulierbar, das heisst es ist nicht möglich, Eigentumsverhältnisse im Nachhinein zu verändern. Zudem wird sie wird dezentral bewirtschaftet, was die Entstehung eines zentralen Angriffspunktes sowie die Manipulation durch Intermediäre oder den Staat verhindert. Digitale Vermögenswerte lassen sich innert kürzester Zeit und weltweit handeln, ohne jegliche Zugangsbeschränkungen.
Zudem können Kryptoassets in unterschiedlichen Applikationen genutzt werden. Sie können somit ihren Wert auch dann behalten, wenn einzelne Softwareprodukte nicht mehr weiterentwickelt werden und vom Markt verschwinden. Die Blockchain erkennt die jeweiligen Tokens, regelt Zugangsberechtigungen und stellt bestimmte Inhalte nur dem Eigentümer zur Verfügung. Die in den Browser integrierte Wallet übernimmt dabei die digitale Identität des Nutzers und ersetzt das angestaubte, auf Benutzernamen und Passwörtern basierende, System der Logins. Unter Berücksichtigung dieser Zukunftsvision und aller Möglichkeiten, die eine derartige Entwicklung mit sich bringen würde, kann zumindest ein Teil des Hypes und der Zahlungsbereitschaft für CryptoKitties erklärt werden. Wie so oft im Internet, beginnt eben einmal mehr alles mit einem Spiel.
Erstveröffentlichung: https://www.wallstreet-online.de/nachricht/10128203-blockchain-bitcoin-ethereum-kryptoassets-smart-contracts-you-gotta-be-kitten-me-virtuelle-blockchain-kaetzchen-vormarsch
Link zu unserem Buch: https://www.amazon.de/dp/3738653929/
Autoren:
- Prof. Dr. Aleksander Berentsen: Prof. Dr. Aleksander Berentsen ist seit 2005 Professor für Wirtschaftstheorie an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Basel, wo er zurzeit das Amt des Dekans innehat. Seine Forschungsinteressen umfassen Geldtheorie, Geldpolitik, Makroökonomie und Finanzwirtschaft. Zurzeit liegen seine Forschungsschwerpunkte auf der Analyse und der praktischen Umsetzung der Distributed Ledger Technologie (Blockchain und Kryptoassets) und auf der Fragestellung wie Zentralbanken geldpolitische Instrumente wie Negativzinsen oder Bilanzverlängerungen einsetzen sollten, um auf makroökonomische Schocks zu reagieren.
- Dr. Fabian Schär ist als Geschäftsführer des Center for Innovative Finance und als Blockchain Dozent an der Universität Basel tätig. Als geladener Referent bei renommierten Institutionen, übermittelt er seit einigen Jahren sein Fachwissen zum Thema Bitcoin und Blockchain. Sein wirtschaftswissenschaftliches Studium an der Universität Basel schloss er mit der Promotion zum Thema Bitcoin, Blockchain und Kryptoassets ab. Er ergänzte seine Studien mit einem Kolloquium an der Georgetown University und einer Summer School in Shanghai und Peking und verfügt über mehrjährige Berufserfahrung im Bankensektor sowie als Unternehmensberater im Bereich Fintech und Blockchain.
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