"Hylas and the Nymphs" (1896) von John William Waterhouse
Die #metoo Bewegung etabliert das Image vom Mann als dem sexistischen Geschlecht. Angenommen, dies träfe zu: Welche Gegenmaßnahmen ließen sich ergreifen? Bei dieser Frage erhält das sogenannte S.C.U.M.-Manifest (1967) der Radikalfeministin Valerie Solanas unerwartete Aktualität (Scum, engl. = Abschaum)
Dass die #metoo Kampagne vor allem zur Hysterisierung des Gender-Diskurses diente, zeigt schon die Reduktion ihrer Aussage auf zwei Worte: „Ich auch“ – das umfasst brutale Vergewaltigungen mit Todesfolge bis hin zum Nachpfeifen auf der Straße. Grauenhaftes und Harmloses vermischen sich, suggerieren eine Omnipräsenz des totalen Terrors.
Absurde Reaktionen seitens der Politik ließen nicht lange auf sich warten. So will Schwedens Regierung im Sommer 2018 ein meisterhaft durchdachtes Gesetz einführen: Jedem Geschlechtsakt muss ein vertragliches Einverständnis vorausgehen, sonst wird der Beischlaf automatisch als Vergewaltigung gewertet.
Die armen Schweden müssen künftig für jeden Clubbesuch nebst Gummi noch eine Vertragsvorlage in die Tasche stecken, sonst mündet der One-Night-Stand in einer Vergewaltigungsklage. Beim Gruppensex wird’s dann richtig kompliziert…
In den USA wurde bereits 2013 ein sechsjähriger Junge der Schule verwiesen, weil er seiner Freundin einen Handkuss verabreicht hatte. Die Lehrerin wertete den Vorgang als „sexuelle Belästigung“. Ähnliches könnte demnächst auch in Frankreich passieren, dessen Regierung als Reaktion auf #metoo ebenfalls neue Gesetze plant: Danach stehen Geldstrafen auf Nachrufen, allzu dichtem Nahrücken in der U-Bahn und bedrohlich wirkender Verfolgung.
In der Kunst kommt der Giftschrank wieder zu Ehren: Eine Galerie in Manchester hat letzte Woche das präraffaelitische Gemälde „Hylas and the Nymphs“ (1896) von John William Waterhouse entfernen lassen. Das Bild zeigt einen jungen Mann, den eine Gruppe nackter Nymphen ins Verderben lockt. (Wobei die Bezeichnung „nackt“ nur den Oberkörper meint, der Rest ist von Wasser und Pflanzen bedeckt.) Kuratorin Clare Gannaway will mit dem Wegsperren eine Debatte darüber auslösen, wie man „solche Bilder“ heute zeigen solle. #metoo habe sie zu dieser Abhänge-Performance inspiriert.
„Solche Bilder“, das meint: Bilder, die männliches Begehren darstellen. Das und sein Ausdruck in der Kunst sollen jedoch verschwinden. Aus diesem Grund wird auch das Gedicht von Eugen Gomringer – 2011 auf die Außenfassade der Alice Salomon Hochschule geschrieben – bald übermalt werden (COMPACT-TV berichtete). Urteilsbegründung: Sexistischer Subtext. Die spanischen Verse sagen übersetzt: „Alleen / Alleen und Blumen / Blumen / Blumen und Frauen / Alleen / Alleen und Frauen / Alleen und Blumen und Frauen und ein Bewunderer“. – Was ist daran sexistisch?
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