Die Bibel ist keine vertrauenswürdige Grundlage aufgrund innerer Widersprüche | EINE ANTWORT

in deutsch •  7 years ago  (edited)

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Sebastian:

"Die Bibel ist doch keine vertrauenswürdige Grundlage aufgrund innerer Widersprüche."


Was ist ein Widerspruch?

Hier halte ich es für wichtig, erst einmal fest zu halten, was ein Widerspruch ist:

A und nicht-A

Also eine beliebige Aussage und ihr Gegenteil; z.B. "Die Bibel ist Gottes unfehlbares Wort" und "Die Bibel ist nicht Gottes unfehlbares Wort". Beide Aussagen können nicht wahr sein zur selben Zeit und auf die gleiche Weise.

In den allermeisten Fällen sehen wir bei den Schreibern in ihrer Berichterstattung von gleichen Ereignissen (besonders in den Evangelien) eine unterschiedliche Gewichtung und das Hervorheben bestimmter Details, während sie der eine oder andere weglässt. Das sind keine Widersprüche und können und wurden bereits aufgelöst. Wenn eine zusätzliche Information einen „Widerspruch“ auflösen kann, dann handelt es um keinen Widerspruch. Wer sich ein Bild davon machen möchte, wie sich zunächst schier hoffnungslos unauflösliche "Widersprüche" in Wohlgefallen auflösen, dem empfehle ich diesen Artikel von „Answering Islam“ über die Auferstehungsberichte.

Weltanschauungen und Grundüberzeugungen als Deutungsrahmen

Und damit sind wir auch schon beim entscheidenden Punkt, nämlich den Grundannahmen (Präsuppositionen), die jemand an die Bibel heranträgt und gemäß welchen er sie deutet. Jemand kann z.B. mit der Grundannahme kommen, dass die Bibel entweder das ist, was sie zu sein bezeugt, nämlich absolut wahres Wort Gottes, oder eben nicht. In jedem Fall wird es Folgen haben hinsichtlich der Deutung der Bibel.

Neutralität ist unmöglich, denn wer meint, er könne aus sich selbst, getrennt vom biblischen Gott und seiner Offenbarung, zu Wissen als wahren Überzeugungen kommen, der widerspricht der Bibel von vornherein. In diesem Fall ist Neutralität sofort ausgeschlossen, denn man tritt an die Bibel heran mit der Grundannahme, dass sie in diesem Punkt irrt. Wenn sie in einem Punkt irrt, dann ist sie nicht unfehlbar. Ist sie nicht unfehlbar, ist sie nicht Gottes Offenbarung.

Die historisch-kritische Methode ist alles andere als neutral

Ich zitiere hierzu Dr. Nestvogel:

"An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert ist es dann der Theologe Ernst Troeltsch (1865- 1923), der die neue Haltung zur Bibel, die sich seit dem 17. Jahrhundert Schritt für Schritt wie ein Virus ausgebreitet hatte, noch einmal auf den Punkt bringt. In einem berühmten Aufsatz „Über historische und dogmatische Methode in der Theologie“ (1898) formuliert er drei Säulen, auf denen die sogenannte „historisch-kritische Methode“ der Bibelauslegung beruht: Das erste Prinzip der Kritik erklärt den Menschen zur Gerichtsinstanz, vor der sich die Bibel verantworten muß. Das zweite Prinzip der Analogie erklärt Wunder für unmöglich: Es könne auch damals nur das passiert sein, was sich heute in unserer Alltagserfahrung zuträgt. Und schließlich das Prinzip der Korrelation: Jedes Geschehen muß aus einem innerweltlichen Geschehenszusammenhang heraus erklärbar sein. Es kann also nur das als wahr anerkannt werden, was sich unter natürlichen Bedingungen erklären lässt. Mit anderen Worten: Man schließt von vornherein aus, daß ein handelnder Gott aktiv in den Lauf der wirklichen Geschichte eingreift. Bei diesen drei Kriterien (Maßstäben) handelt es sich nicht um objektive Gegebenheiten, sondern um ein philosophisches Glaubensbekenntnis. Mehr noch: um eine Ideologie.“
Quelle

Was ist eine Weltanschauung?

Die Summe dieser tief gehaltenen und schwer aufgebaren Grundannahmen eines Menschen macht seine Weltanschauung aus. Diese nicht zu beweisenden Grundannahmen über die Realität können sein, dass immaterielle Gesetze der Logik existieren, dass die Sinne mehr oder weniger genau die Realität wiedergeben, dass das Erinnerungsvermögen im Allgemeinen verlässlich ist und Erinnerungen nicht vor kurzem erst entstanden sind oder dass der Mensch Wert und Würde hat usw. Diese Grundannahmen werden vorausgesetzt. Es sind Prä-suppositionen, Vor-aussetzungen. Diese Voraussetzungen können nicht überprüft werden, eben weil sie so grundlegend sind. So würde eine Überprüfung des Erinnerungsvermögens, bereits dessen Zuverlässigkeit voraussetzen. Oder woher wüsste jemand denn, dass der Test seines Erinnerungsvermögens letzte Woche gut ausgefallen ist, ohne dabei sein Erinnerungsvermögen ein- und die Zuverlässigkeit dessen vorauszusetzen? Da wir von Widersprüchen reden: Wie sieht es mit der Logik aus? Kann jemand, ohne Gesetze der Logik vorauszusetzen, argumentieren, dass es Gesetze der Logik gibt? Das ist unmöglich. Und das ist das Besondere an diesen sehr tief gehaltenen Grundannahmen: Es handelt sich um notwendige Überzeugungen, ohne die der Mensch nicht funktionieren könnte. Daher hat jeder denkende Mensch eine Weltanschauung. Eine Weltanschauung ist ein ganzes zusammenhängendes Netzwerk von diesen miteinander verbundenen Grundannahmen über die Realität, die nicht naturwissenschaftlich überprüft werden können. Sie stehen zu jeder gemachten Erfahrung in Beziehung und bestimmen ihre Deutung.

Ein Menschen, der behauptet, die Überzeugung zu haben, dass Gott nicht existiert und alles in der Welt eine natürliche Ursache hat, der hat eine naturalistische Weltanschauung. Er ist ein Naturalist. Würde der Zeugenbericht eines Wunders - wie etwa der, der Auferstehung Jesu Christi - an ihn herangetragen, so würde er ihn nicht als wahr annehmen. Selbstverständlich könnte ein Christ ihm die bemerkenswerten historischen Fakten vorlegen und historisch-juristisch beweisen, dass Christus von den Toten auferstanden ist. Die naturalistische Weltanschauung würde ihm folgendes diktieren (sofern der Hl. Geist nicht eine Bekehrung bewirkt, indem er die naturalistischen Überzeugungen verwerfen und biblische Überzeugungen annehmen lässt): „Es ist erstaunlich, aber Jesus ist anscheinend wirklich von den Toten auferstanden. Du hast aber keineswegs bewiesen, dass Gott existiert und er der Sohn Gottes ist. Eines Tages werden wir eine natürliche Erklärung dafür finden.“ Darum sagte der Herr Jesus in seinem Bericht vom armen Lazarus und dem Reichen, dass derjenige, der die Offenbarung Gottes ablehnt (zum damaligen Stand waren das „Mose und die Propheten“), auch nicht überzeugt werden würde, wenn einer von den Toten auferstünde (Lk 16,30ff.). Solchen Menschen fehlt der notwendige Rahmen, um so ein Ereignis richtig zu deuten und einzuordnen. Es fehlen die notwendigen Denkvoraussetzungen (biblische Grundannahmen), um zu den richtigen Schlüssen zu kommen.

Wie müssen Weltanschauungen geprüft werden?

Wer die Bibel als absolut wahre Offenbarung Gottes ablehnt, hat eine nicht-christliche Weltanschauung. Und darum geht es in letzter Konsequenz: Welche Weltanschauung ist wahr? Dabei müssen sie einer internen Prüfung auf Widerspruchsfreiheit unterzogen werden und ob sie die notwendigen Voraussetzungen der Verständlichkeit (Intelligibilität) erfüllen; d.h. ob Wissen unter ihrer Voraussetzung möglich ist. Man könnte noch grundlegender ansetzen und fragen, welche Weltanschauung denn vorausgesetzt werden müsste, um überhaupt so eine Prüfung von Weltanschauungen zu ermöglichen?

Die christlich-biblische Position ist, dass Gottes Offenbarung die unerlässliche Grundvoraussetzung ist, um irgendetwas wissen zu können (Spr 1,7; Klo 2,3). Wissen heißt, im Besitz wahrer Überzeugungen über die Realität zu sein. Gott ist somit die Voraussetzung der Verständlichkeit (Intelligibilität). Ohne ihn gäbe es kein Erkennen, Wissen oder Verstehen. Das bedeutet auch, um zum ursprünglichen Thema zurück zu kommen, dass ohne den biblischen Gott keine absoluten Gesetze der Logik möglich wären, wie etwa der Satz vom Widerspruch.

Es muss der biblische Gott sein: Die Gottesebenbildlichkeit spielt eine wichtige Rolle, dass Er nicht lügt und sich selbst nicht verleugnen kann und immateriell, allgegenwärtig und unwandelbar ist. Die Gottesebenbildlichkeit besagt, dass unser (logisches) Denken und unser Fühlen und Wollen dasjenige Gottes widerspiegelt.

Da die Gesetze der Logik

1) immateriell
2) universell gültig
3) unwandelbar

sein müssen, ist der transzendente biblische Gott, welcher entsprechend

  1. Geist
  2. allgegenwärtig
  3. unwandelbar

ist, die unabdingbare Grundlage für absolute Gesetze der Logik.

Kritik atheistischer Weltanschauungen

Was ist die Grundlage für absolute Gesetze der Logik, getrennt von der biblischen Offenbarung Gottes? In einem materialistisch-atheistischen Universum laufen im menschlichen Gehirn lediglich elektrochemische Reaktionen ab. Gedanken sind vor solch einem Hintergrund nichts weiter als zufällig entstanden Nebenprodukte dieser Reaktionen. Sie werden gesteuert und bestimmt von Gesetzen der Chemie. Der Mensch müsste denken und für wahr halten, was er eben denkt und für wahr hält. Ein wirkliches rationales Abwägen und Vergleichen von Positionen und Argumenten wäre nicht gegeben. Wenn sie wahr wäre, so gäbe es keine Gründe, warum sie wahr sein sollte. Es handelt sich um eine Sicht, die sich selbst untergräbt und der Absurdität überführt.


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