ODER:
Wie ehre ich Gott, wenn sein Charakter oder die Wahrheit der Bibel angegriffen wird?
Ein Auszug aus einem Gespräch über Methoden der Glaubensverteidigung.
Wann kann ich Belege bringen, wann soll ich die Weltanschauung angreifen?
//Du hältst mit einer Situation dagegen, wo jemand ein Suchender ist oder von einer Predigt, die im Normalfall an Gläubige gerichtet ist und zu deren Belehrung und Erbauung dient. In solchen Situationen sehe ich überhaupt kein Problem Evidenzen zu liefern, wenn ich dabei die biblische Weltanschauung voraussetze, innerhalb welcher Evidenzen erst Sinn ergeben. Gleich zu beginn seiner "Christliche Apologetik" bringt doch Van Til selbst den Vergleich vom Zusammenwirken von Stoßtruppen und Artillerie. Die Stoßtruppen (Evidenzen) kommen nicht voran ohne die schweren Geschütze (voraussetzungsbewusste/weltanschauliche Argumente). Andererseits bringt die Artillerie nur bedingt etwas ohne Stoßtruppen. Ein gutes Beispiel sehe ich bei William Lane Craig, wenn er gegen das Problem des Bösen argumentiert. Er bringt vernünftige Erklärungen, warum es trotz Voraussetzung Gottes das Böse geben kann, und zeigt dann, dass dieser Einwand gerade ein Argument für die Existenz Gottes ist, weil es ohne Gott nichts Böses geben kann. Das ist ein voraussetzungsbewusstes Argument, wie es von Präsuppositionalisten gelehrt und angewandt wird gemäß Spr 26,4-5:
Antworte dem Toren nicht nach seiner Narrheit, damit nicht auch du ihm gleich wirst!
Das bedeutet laut Ps 14,1 dem Gottesleugner nicht gemäß seiner Gottesleugnung ( = nichtchristlichen Weltsicht) zu antworten. Ich soll seine Präsuppositionen nicht akzeptieren. Das schließt auch jeden neutralen Grund aus, auf den ich mich mit ihm begeben könnte. Craig antwortet von einer christlichen Weltanschauung aus und zeigt, dass sie in sich stimmig ist.
Antworte dem Toren nach seiner Narrheit, damit er nicht weise bleibt in seinen Augen!
(Spr 26,5)
Hier soll ich um des Argumentes Willen den Standpunkt des Gottesleugners einnehmen und der Absurdität überführen. Craig zeigt, dass das Argument von der Existenz des Bösen her die Existenz Gottes voraussetzt und die nichtchristliche Weltanschauung in sich unstimmig ist.
Für mich ist eine apologetische Situation dann gegeben, wenn der Charakter Gottes - und somit seine Ehre auf dem Spiel steht - oder die Wahrheit der Bibel angegriffen wird. In diesem Fall sehe ich Gott ganz klar auf die Anklagebank "gesetzt". Ich spiele in diesem Szenario seinen Anwalt und der Gottesleugner (etwa einer dieser sog. neuen Atheisten) wird zum Richter erhoben. Er verlangt Beweise, Belege und Indizien. Solange ich sie ihm nicht liefere, bleibt Gott auf der Anklagebank und der Gottesleugner entscheidet am Ende, ob Gott verurteilt wird oder nicht.
In einem solchen Fall von feindlicher Haltung gebe ich keine Evidenzen für die Existenz Gottes oder zur Rechtfertigung seines Charakters - letztendlich für die Wahrheit der Bibel. Paulus sagt den Korinthern, dass wir alles - selbst Essen und Trinken - zur Ehre Gottes machen sollen. Das gilt m.M.n. ganz besonders in der Apologetik. Ich ziele in solchen Fällen auf die höchste Autorität des Nichtchristen und überführe sie der Absurdität. Ich versuche zu zeigen, dass der Angriff gegen Gott bereits seine Existenz voraussetzt und der Angreifer ohne Entschuldigung ist für seine feindselige Haltung Gott gegenüber. Mit anderen Worten, ich sehe zu, dass der Gotteshasser auf der Anklagebank bleibt und Gott der Richter über ihm. Ich führe nicht von einem Gott gegenüber vermeintlich neutralen Grund mit Argumenten zur Autorität der Bibel hin, sondern argumentiere von der Autorität der Bibel her. Ich verteidige die Autorität der Bibel nicht, indem ich die Autorität der Bibel von vornherein aufgebe. Mein Ziel ist es dann, zu zeigen, dass Beweise, Belege und Indizien bereits Gott und die biblische Weltanschauung voraussetzen.
Dabei ist es völlig irrelevant, ob so einer das dann als eine semantische Spielerei abtut. Für ihn kann es nichts anderes darstellen, weil seine nichtchristliche Weltanschauung schließlich wahr ist... Im Lauf eines Gespräches hat man sehr schnell raus, ob jemanden will, dass Gott existiert und lediglich intellektuelle Probleme ihm Schwierigkeiten machen, weitergeführt zu werden oder ob es ein eingefleischter Gotteshasser ist.
Abschließend meine ich sagen zu können, dass du in diesem von mir vorausgesetzten Sinne nicht-apologetische Situationen heranziehst, wo Menschen sogar suchend und offen sind, um die rein (!) evidenzbasierte Vorgehensweise zu rechtfertigen. Hier stimme ich gerne zu. Dann ziehst du nach meinem Verständnis wirkliche apologetische Situationen heran, um die voraussetzungsbewusste Methode in Frage zu stellen. In diesen "wirklich apologetischen" Situationen geht es auch nicht unbedingt darum, jemanden zu überzeugen, sondern eher ihm den Mund zu verschließen. Es ist nicht meine Aufgabe, jemanden zu überzeugen, was nicht heißt, dass ich nicht versuche überzeugend zu reden. Das ist aber die Aufgabe des Hl. Geistes und ich hoffe, dass Gott mich und was ich sage gebraucht. Ich weiß schließlich nie, ob ich jemanden vor mir habe, wie etwa die Söhne des Eli:
1Sam 2,25
Wenn jemand gegen einen Menschen sündigt, so entscheidet Gott über ihn; wenn aber jemand gegen den HERRN sündigt, wer wird dann für ihn eintreten? Aber sie hörten nicht auf die Stimme ihres Vaters, denn der HERR war entschlossen, sie zu töten.//