Jeder YouTube-, Facebook-, oder Instagram-Nutzer wird früher oder später einmal über die berühmten „10 unglaubliche Fakten über….“ stolpern. Am Anfang fand ich die Beiträge relativ interessant und unterhaltsam, aber habe mich dann doch immer häufiger gefragt - „Kann das denn wirklich so sein?“ und habe begonnen diese angeblichen Fakten zu prüfen. Diese Ergebnisse will ich gerne mit Euch teilen und werde sie hier als „Fakten, die so einfach nicht stimmen“- Reihe präsentieren.
Fakt Nr. 1 Das Hummel-Paradoxon
Hummeln können fliegen, obwohl es physikalisch nicht erklärbar ist. Da die Hummel aber keine Ahnung von Physik hat, fliegt sie einfach.
In den 1930er Jahren errechnete ein Aerodynamiker (man ist sich nicht genau sicher welcher), dass die Hummel mit einem Durchschnittsgewicht von 1,2 Gramm und einer Flügelfläche von 0,7 Quadrat-Zentimetern nicht im Stande sein kann zu fliegen. Fälschlicherweise nahm er an, dass die Flügel der Hummel steif sind und ein Abheben deshalb unmöglich sei.
Inzwischen weiß man allerdings, dass die Flügelbewegungen der Hummel komplexer und effektiver sind, als man bis dahin vermutete. 1996 erbrachte Charles Ellington, von der Universität Cambridge, den experimentellen Nachweis dazu. Ellington fand, durch Zuhilfenahme einer Zeitlupenkamera, heraus, dass die Flügel der Hummel sich bis zu 130 mal pro Sekunde kreisförmig bewegen und dadurch einen tornadoähnlichen Luftwirbel erzeugen. Der dadurch entstehende Unterdruck sorgt dafür, dass die Hummel mit einer Geschwindigkeit von bis zu 20 km/h durch die Lüfte fliegt.
Und wenn wir schon dabei sind: dass Hummeln beißen ist nur ein weiterer Mythos. Hummeln haben ebenso einen Stachel wie Bienen und Wespen. Nur setzt sie ihn nicht so oft ein, da sie eine ziemliche hohe Toleranzgrenze hat. Quelle
Fakt Nr. 2 Die kleptomanische Elster
Elstern stehlen alles was funkelt und glänzt.
In einem Futterexperiment haben Toni Shepard und seine Kollegen vom Centre for Research in Animal Behaviour von der University of Exeter folgende Entdeckung gemacht: Zuerst wurden die Elstern mittels aufgestellten Futterschalen (gefüllt mit Nüsse) an den Ort des Experimentes gewöhnt. Für die Vögel war irgendwann klar, dass es dort immer was zu holen gibt. Im späteren Verlauf wurden zwei weitere Schalen dazu gestellt, eine mit glänzenden Ringen und Schrauben, die andere mit Ringen und Schrauben die matt angestrichen wurden.
Anders als erwartet, reagierten die Vögel eher ängstlich gegenüber den neu aufgestellten Schalen. Am Ende interessierten sie sich wieder nur für ihr Futter. In 64 Versuchen schnappten sich nur zwei Elstern einen funkelnden Gegenstand, die matten wurden von allen Tieren ignoriert. Shepard vermutet, dass der Mythos durch die Wahrnehmung der Menschen entstanden ist. Wenn eine Elster mal zufällig einen glänzenden Gegenstand im Schnabel hat, dann fällt es uns eher auf weil wir denken, dass Elstern ihn schön finden. Quelle
Fakt Nr. 3 Piranha - Der blutrünstige Killerfisch
Piranhas nagen einen Menschen in Sekundenschnelle bis auf die Knochen ab.
Dank Filmen wie „James Bond – Man lebt nur zweimal“ und diversen Horrorstreifen, verdankt der Piranha seinen Ruf als menschenfressende Bestie des Amazonas. Doch dieses Image wird dem Gesundheits-Polizisten nicht gerecht. Bis heute ist nicht ein einziger Fall bekannt, wo sich ein Schwarm Piranhas, auf einen lebenden Menschen gestürzt hat. Menschen, die wirklich von Piranhas gebissen wurden, waren entweder bereits tot, oder sie hatten offene Wunden. Auch mit blutenden Wunden, trugen die Opfer eher kleinere Bisswunden davon, statt von einer blutrünstigen Meute restlos abgenagt zu werden.
Piranhas sind eigentlich recht friedlich. Vor allem uns Menschen gegenüber, da wir nicht in ihr Beuteschema passen. Allerdings können sie in Stresssituationen auch aggressiv werden und größere Tiere restlos abnagen. Häufig kommt es dabei vor, dass sie sich auch genseitig angreifen.
Piranhas leben im Amazonas und fressen, die im Wasser treibenden Tierkadaver, bevor sich gefährliche Epidemien verbreiten können. Viele indigene Stämme am Ufer des Amazonas haben durch ständige Überschwemmung ihrer Friedhöfe erkannt, dass der aasfressende Schwarmfisch eine große Hilfe ist, wenn sie ihre Verstorbenen dem Amazonas übergeben. Somit stellt der Piranha einen wichtigen Teil des Ökosystems dar. Quelle
Fakt Nr. 4 Der wasserspendende Kamelhöcker
Das Kamel kann tagelang durch die Wüste wandern, weil es in seinen Höckern Wasser speichert.
Nein, der Höcker ist vielmehr ein Fettspeicher und dient als Energiereserve. Wenn das Kamel keine Gelegenheit hat zu fressen, dann kann es aus diesem Fettspeicher zehren. Anzeichen für einen schlechten Ernährungszustand, sind die geschrumpften Höcker.
Der Wasservorrat des Kamels befindet sich in seinen drei Vormägen. In 800 großen Speicherzellen wird das Wasser, zusammen mit Nährstoffen, eingelagert und ist bis zu vier Wochen verfügbar. Kamele leben vorwiegend in trockenen Regionen, also musste sich die Evolution, einige clevere Dinge einfallen lassen, dass das Kamel besser mit seinem Wasservorrat haushalten kann. Ovale statt runde Rote-Blutkörperchen bewirken, dass Kamele sehr viel Wasser in kürzester Zeit (ca. 200L in 15min) aufnehmen können, ohne den Körper zu überwässern (Wasserintoxikation). Die Nieren des Kamels haben eine stark verlängerte Henlesche Schleife, dadurch wird bewirkt, dass der Urin eine höhere Konzentration hat.
Der Zoologe Knut Schmidt-Nielsen, fand heraus, Kamele können Ihre Körpertemperatur um 6 – 8 Grad Celsius regulieren, was eine deutliche Minderung des Schwitzens zur Folge hat. Des Weiteren entdeckte er, dass das Kamel den Wasserdampf seiner Atemluft über die Nasenschleimhäute resorbieren kann.
Fakt Nr.5 Eine Dame verrät nicht ihr Alter – außer beim Marienkäfer
Anhand der Punkte, kann man das Alter eines Marienkäfers ablesen.
Es sind nicht nur Kinder die diesem Irrglauben unterliegen. Viele Erwachsene sind auch heute noch fest davon überzeugt, dass die Punkte des Marienkäfers sein Alter widerspiegeln.
In Deutschland alleine gibt es etwa 80 Arten des Marienkäfers. Diese Arten lassen sich anhand ihrer verschiedenen Färbung und Muster unterscheiden. Jedes Tier, jeder Art hat von Geburt an seine charakteristische Punktzahl, die meist auch der Namensgeber ist für die entsprechende Art.
So gibt es z.B. den 2-, 4-, 5-, 7-, 10-, 11-, 13-, 14-, 16-, 17-, 18-, 19-, 22- und 24-Punkt Marienkäfer. Die Punkte können aber auch innerhalb einer Art variieren. So können beispielsweise gar keine Punkte vorhanden sein, oder die Punkte verschmelzen miteinander. Desweiteren können noch unzählige andere Farb- und Mustervarianten auftreten. Beim Luzerne-Marienkäfer, zählte man um die 4000 verschiedene Varianten.
Mit dieser auffälligen Farbe, schützt sich der Marienkäfer vor Fressfeinden. Oftmals kommt es in der Natur vor, dass bunte Pflanzen und Tiere giftig sind. Somit will er signalisieren: „Halt ich bin ungenießbar!“ Dazu setzt er bei Gefahr ein gelbes Sekret (entgegen der langläufigen Meinung, dass es Urin sei)ab. Dieses Sekret ist giftig, aber in dieser geringen Konzentration für Menschen und Haustiere ungefährlich. Quelle
Woher kommen diese angeblichen Fakten?
Es gibt oftmals wissenschaftliche Erkenntnisse, die im Nachhinein aber widerlegt wurden. Doch der Mensch ist oft so gefestigt in seiner Meinung, dass sein „Wissen“ stimmen muss. Viele geben sich mit den Dingen die sie mal gehört haben zufrieden. Leider verbreiten sich auf diesem Wege Fakten, die eigentlich gar keine sind. Wenn ihr Euch für diese Themen interessiert, aber zu beschäftigt seid selbst danach zu suchen, dann folgt mir einfach und lasst Euch überraschen was für Mythen noch so widerlegt wurden.
Vielen Dank fürs Lesen und hier sind noch ein paar Artikel von mir:
https://steemit.com/deutsch/@derbesserwisser/der-wolf-seine-rueckkehr-fluch-oder-segen-teil-1-2
https://steemit.com/deutsch/@derbesserwisser/der-wolf-seine-rueckkehr-fluch-oder-segen-teil-2-2
Bildquellen: Alle Bilder sind Lizenzfrei und auch zur kommerziellen Nutzung frei verfügbar auf Pixabay.com
Being A SteemStem Member
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Thanks for upvoting me
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Sehr cooler Artikel! :)
Solche von dir angesprochenen Seiten sind ja auch lediglich zur Aufmerksamkeitsgewinnung gedacht. Je erstaunlicher die Fakten desto besser. ;)
Trotzdem waren hier auch einige dabei, bei denen ich mir echt nicht sicher war!
Grüße :)
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Vielen Dank, sehr interessante Neuigkeiten, die mein Biowissen teilweise auf den Kopf stellten! P.S.: Ich glaubte auch viele Jahre lang, dass Spinat sehr eisenhaltig sei und ich ihn deswegen essen müsse...
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Ja ich auch, esse ihn trotzdem noch gerne 😉
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Oha, da war echt einiges dabei, das ich nicht wusste! :D
Schon fast beängstigend mit welchem "Faktenwissen" ich seit meiner Kindheit gelebt, und es auch weiter getragen habe...
Gut dass mir das in Zukunft (zumindest bei diesen von dir aufgeklärten Fakten) nicht mehr passieren kann!
Danke, das ist ein echt informativer und spannender Post!
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Die Idee zu dieser Artikel-Reihe kam mir, als ich mitbekommen habe was für einen Schwachsinn ein Bekannter seinen beiden Söhnen (3 und 6) erzählt hatte. Nachdem ich fragte woher er das weiß, bekam ich zur Antwort: "stand auf Facebook..."
Wenn wir schon mit Steemit die Welt verbessern wollen, dann sollten wir auch bei den kleinen Dingen, wie in diesem Fall "unnützes Wissen ", ansetzen.
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Find ich super! :)
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Piranhas sind keine blutrünstigen Shredder mit Flossen? Und dabei habe ich sie noch letztens voller Ehrfurcht im Fossilium betrachtet. :D Informativ! Danke
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Bis vor Kurzem dachte ich das auch noch. ;-)
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lol, waaaas? Piranhas und Elstern ein Mythos? Crazy shit, was man alles für gegeben nimmt. Aber man kann auch nicht persönlch für jedes unwichtige "Fakt" die Datenlage checken. Herzlichen Dank, dass du das übernommen hast.
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Und wenn man bedenkt, dass es inzwischen ne Menge Bücher mit falschen Fakten gibt (dank Amazon kindle-programm) brauchen wir uns über das zukünftige Bildungsniveau nicht wundern.
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Tolelr Post mal wieder. Finde die Faktenauswahl klasse!!!
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