Von Boris T. Kaiser
Die ARD widmete sich am gestrigen Montagabend der Frage um die Nachfolge von Angela Merkel als CDU-Vorsitzende. In der Talkshow „hart aber fair“ kam es zu Beginn der Sendung zu einem kleinen Tumult, weil ein Zuschauer lautstark gegen den UN-Migrationspakt protestierte und daraufhin von Sicherheitsleuten aus dem Studie befördert wurde.
Danach wurde die Diskussion deutlich gesetzter. Leider nicht gehaltvoller. Dies lag auch an den Gästen. So hatte die Redaktion aus irgendeinem Grund Klaus Wowereit eingeladen. Der einstige SPD-Chaos-Bürgermeister von Berlin warf der CDU Mittelmäßigkeit bei der Personalsuche vor. Dazu gehört angesichts der politischen Pleiten, Pech und Pannen-Bilanz Wowereits und dem Zustand seiner eigenen Partei schon reichlich Chuzpe.
Überhaupt wirkte die Gästeauswahl etwas willkürlich zusammengewürfelt. Nicht nur, weil der große blaue Elefant im Raum, die AfD, mal wieder mit keinem Gast vertreten war. Dafür war, wie so oft, FDP-Chef Lindner dabei. Aus den Reihen der CDU war der Merz-Fan Christian von Stetten eingeladen. Seine mangelnde Talkshowerfahrung machte ihn merklich gehemmt. Ein Schelm, der Böses dabei denkt, daß die WDR-Redakteure gerade ihn als Vertreter der Merz-Fraktion ausgewählt hatten.
Kaum Angriffe
Auch Politberater und Talkshow-Dauergast, Michael Spreng, war einst glühender Merz-Fan. Ist es jetzt aber nicht mehr so ganz. Was wohl der Hauptgrund war, warum er in die Sendung kommen durfte. Für Annegret Kamp-Karrenbauer durfte die stellvertretende Leiterin des Parlamentsbüros der Rheinischen Post, Kristina Dunz, die Werbetrommel rühren. Sie kritisierte, daß AKK von vielen „Mini-Merkel“ genannt wird. Mit ihrer Kritik hat Dunz recht. Karrenbauer überbietet Merkel in Sachen Wischi-Waschi-Konservativismus und nichtsagender Rhetorik eher, als daß sie eine Mini-Version von ihr wäre.
Die Debatte über die Vor- und Nachteile der einzelnen Kandidaten kam leider so gut wie gar nicht über das Niveau der Frage hinaus, ob jemand eine „Mini-Merkel“ sei oder nicht. Dazu wurde das Ganze noch in einer ziemlich lauwarmen Kaffeeklatsch-Atmosphäre diskutiert. Harsche Kritik oder gar echte Angriffe, gab es so gut wie gar nicht.
Wenn die „hart aber fair“-Redaktion einmal tatsächlich einen der CDU-Kandidaten kritisch anging, dann eigentlich immer dafür, daß er in bestimmten Punkten tatsächlich konservative oder wirtschaftsliberale Positionen vertritt. Insgesamt war die Diskussion so unspektakulär, daß es am Ende nicht einmal Bedarf für den berühmten „Fakten-Check“ der Sendung gab.
Einblicke ins Machtzentrum der CDU
Deutlich interessanter war da schon die Dokumentation „Der Machtkampf“, die vor der „hart aber fair“-Sendung lief. Mit reichlich Hintergrundinformationen und in überraschend sachlichem Ton zeigten die Macher des Films auf, wie sehr Friedrich Merz das Rennen um die Nachfolge Merkels vorangetrieben, ja es in gewisser Weise überhaupt erst ins Rollen gebracht hat.
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