Wer mit einem derartigen Titel aufwartet, muss auch eine Antwort auf die Frage parat haben, warum Nationen wohl scheitern könnten. Nun, die beiden Autoren geben sie und sind sich sicher, die wahren Gründe für Auf- und Niedergang von Nationen gefunden zu haben.
Der historische Teil ist uneingeschränkt zu empfehlen. Ich bin selbst historisch interessiert und habe daher diesen Teil verschlungen. Den Autoren geht es darum, zu zeigen, wie sich der wirtschaftliche Erfolg unabhängig von Geographie, Rasse und Kultur oder anderen Dingen entwickelt. Lediglich politische Vorgänge bestimmen die Entwicklungstiefe wirtschaftlicher Strukturen, die mal mehr, mal weniger Wohlstand hervorbringen. Wie fatal, das zeigen die Autoren sehr bildhaft, die Kolonialisierung vieler Regionen der Welt durch einige wenige entwickelte Staaten war, bedarf dabei keiner weiteren Erwähnung. Aber die Rückständigkeit vieler ehemaliger Kolonien kann das nicht erklären, wenn sie doch bereits mehrere Jahrzehnte frei von fremder Herren Gutdünken sind.
Für die Autoren stehen Rechtssicherheit, freier Wettbewerb und die Wahrung der öffentlichen Ordnung zweifelsfrei als Gründe für die ungehinderte Entfaltung wirtschaftlicher Blüte fest.
Dafür führen sie die geteilte amerikanische Stadt Nogales an. Ein Teil liegt in den USA, der andere Teil in Mexiko. Nahezu alle Menschen dort haben die gleichen Wurzeln und teilen die gleiche Kultur, dennoch gibt es gravierende unterschiede im pro Kopf-Einkommen. Die Rechtssysteme unterscheiden sich erheblich, wie beide Autoren glaubhaft machen und sich der Leser auch denken kann. Das geteilte Berlin wäre ebenso ein Beispiel für diese Art der Entwicklung.
Verantwortlich dafür sind inklusive und extraktive Institutionen. Das ist erklärungswürdig. Inklusive Institutionen sind staatliche Einrichtungen, die nach festen regeln (Rechtssicherheit!) und im Einklang mit demokratischen Prozessen die Gewinne Einiger auf die Allgemeinheit versuchen zu verteilen. Extraktive Institutionen sind hingegen Einrichtungen des Staates, die manchmal so und manchmal anders eine Besteuerung bzw. Beraubung durchführen und deren Ertrag zumeist einer wesentlich kleineren Gruppe von Menschen zufließt, die dadurch immer mächtiger wird und die private Motivation zum wirtschaftlichen Aufstieg stark behindert.
So weit so gut.
Was ich allerdings persönlich nicht begreife, warum die Autoren behaupten, dass nur stark zentralisierte Rechtssysteme den Wohlstand fördern und dezentralisierte Systeme angeblich nicht. Vermutlich ist für beide die Einheitlichkeit der durchgesetzten Regeln in einem gegebenen Gebiet existentiell. Aber Einheitlichkeit von Regeln und der Grad der Ausplünderung sind für mich keine zwingenden Voraussetzungen für wirtschaftliche Prosperität. Es ist doch vielmehr die Akzeptanz, Anerkennung und der Respekt vor der Leistung und dem Eigentum anderer Menschen. Sei dies durch staatliche Institutionen oder innerhalb der menschlichen Gemeinschaft selbst.
Sei´s drum, das Buch habe ich mit Gewinn gelesen. Es sei allen interessierten Wissbegierigen ans Herz gelegt.
Zählt zur "Rechtssicherheit" auch der Schutz des Eigentums? Steuern sind ja auch ein Zugriff auf das Eigentum. Wenn nämlich das Eigentum beliebigen Zugriffen ausgesetzt ist, erlahmt die Eigeninitiative zur Wertschöpfung.
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Ja genau, darum geht's. Schutz des Eigentums. Je größer der Schutz ist, desto wohlhabender ist eine Gesellschaft. Und das Steuern eine Eigentumsverletzung sind, wird im Buch nicht thematisiert. Die Steuereinnahmen sollen nur auf die große Allgemeinheit umverteilt werden und nicht zugunsten einer kleinen Clique. Dann läuft es, wenn man den Autoren Glauben schenken will.
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stark zentralisierte Rechtssysteme den Wohlstand fördern und dezentralisierte Systeme
hast du dafür Beispiele aus dem Buch zur Hand wie für die Städte?
Wenn ich es jetzt vermuten würde, USA dezentralisiert, jedes Land und jede Kommune dann noch einmal fahren ihr Ding und die Regeln liegen beständig im Wandel.
Das stört die Basis kalkulierende Überlegungen anstellen zu können.
Dann wiederum Singapur oder Taiwan. Einheitliches, durchaus starres, sich weniger wandelndes Rechtssystem.
Das alles wohlgemerkt hypothetisch, ich kenne mich nicht mit dem Wandel oder Struktur der einzelnen Rechtssysteme aus...
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Für die Autoren sind Zentralstaaten von immenser Bedeutung. Allerdings macht das allein keinen Sinn. Den n Sozialismus ist auch zentralisiert und funktioniert eben nicht. Wissen wir alle. Deshalb muss auch die individuelle Freiheit geschützt werden. Als Gegenbeispiel bringen die Autoren Somalia, wo es keine Zentralregierung gibt. Aber auch dort geht das Leben weiter.
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Okay, Danke für die Erklärung.
Wie du schreibst 'ergibt wenig Sinn' oder ist zu vage.
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Tja, leider findet man in deutschen Buchhandlungen kaum libertäre Betrachtung der Dinge. Das buch ist glaube ich schon etwas "älter", oder?
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2014
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