Die Welt titelt heute "So teuer war der Bauwahn der katholischen Kirche".
Grund genug einen kurzen Blick darauf zu werfen.
Grundsätzliches: Die Kirche befand sich in guter Gesellschaft, wenn Bauvorhaben herhalten mussten, um Wirtschaftswachstum zu generieren. Das ist eine alte Sichtweise und darum wird sie jedoch nicht richtiger. Jeder lokale Verfügungsmonopolist hat versucht, mit Bauvorhaben die Wirtschaft anzukurbeln. John Maynard Keynes verstieg sich einst zu der wohl scherzhaft geäußerten Behauptung, dass die Menschen wieder mehr Pyramiden bauen sollten.
Von volkswirtschaftlichem Nutzen können selbstverständlich nur Dinge sein, die der Volkswirtschaft tatsächlich einen geldwerten Vorteil einbringen. Das könnte eine Straße sein (verkürzt Transportwege und Transportzeiten usw.) oder eine Fabrik oder oder...
Wo lag jedoch der Nutzen für sakrale Bauten? Es ist natürlich einfach zu behaupten, dass diese nutzlos seien respektive nur die Machtstellung der Kirche stärken sollten. Und die Kirche hat tatsächlich wie ein Monopolist agiert. Sie hat die Ländereien gehabt, sie zog mehr Arbeitskräfte und Ressourcen auf ihre Projekte, wahrscheinlich hat sie auch gut bezahlt.
Allein in der Kathedrale von Notre Dame wurden "Im 13. Jahrhundert [für den Dachstuhl] 24 Hektar Wald gerodet, 1300 Eichen hochgeschafft und verbaut [...], was ihm den Beinamen „der Wald“ gab.
Allerdings waren auch die damaligen Klöster und Kirchen Wirtschaftszentren und auch auf den Kirchplätzen wurde die Märkte abgehalten, die unter der Aufsicht der Marktherren (den Kirchen) standen, um den reibungslosen gewaltfreien Geschäftsgang zu gewährleisten.
Monopolistisches Agieren, das ist weitestgehend Konsens, ist selbstverständlich nicht förderlich für das Aufblühen einer Wirtschaftszone. Und in der Welt wird eine Dame zitiert, die herausgefunden haben will, dass die Kirche im mittelalterlichen Frankreich mehr als 20% der Wirtschaftsleistung auf sich bezog. Das schafft heute kein Unternehmen emrh, allenfalls noch Staaten.
Bei der Beurteilung des volkswirtschaftlichen Nutzen aus heutiger Sicht, wird jedoch allzuleicht die damalige Mentalität übersehen. Die Menschen suchten ihr Seelenheil in der Errichtung derartiger Bauten, womöglich haben viele Handwerker sogar ihre Arbeitskraft an die Kirche verschenkt, um sich Gott gewogen zu machen. Da die Kirche keine Zwangsarbeiter beschäftigt hat (zumindest ist mir das nicht bekannt), müssen wir von großem Nutzen für die Menschen des Mittelalters ausgehen. Sie taten es schlichtweg freiwilig. Die Konsequenzen waren natürlich, und die kann kein einzelner Handwerker überblicken, die Errichtung eines Monopols, das tatsächlich die Volkswirtschaft um viele Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte zurückgeworfen hat.
Aber diese Diskussion führen wir doch immer, wenn wir Opportunitätskosten betrachten. Man kann immer die Ressourcen für andere nutzbringendere renditeträchtigere Dinge aufwenden. Aber was besser war, wissen wir immer erst nachdem wir die Ressourcen verbraucht haben. Also fällt diese Diskussion weg.
Viel schlimmer, und was ebenfalls Konsens sein dürfte, waren die brutalen Methoden der Kirche, die Wissenschaften zu unterdrücken und Menschen umzubringen, die dem geozentrischen Weltbild widersprachen oder sich mit Medizin oder dgl. beschäftigten.
Dieser Aspekt denke ich, hat das Mittelalter zu einem tatsächlichen "dunklen" werden lassen. Hätten sich die Wissenschaften damals ungehindert im Wettbewerb der Ideen durchsetzen dürfen, so wären wir heute um Längen weiter. In der Folge wären die Ressourcen auch anders verteilt worden.
Hier hat die Kirche m.E. mehr als Bremsklotz gewirkt, und weniger als Bauherr großer Kathedralen und Kirchen.
Quelle: https://www.welt.de/vermischtes/article191999907/Brand-der-Notre-Dame-Indem-wir-sie-wiederherrichten-wollten-haben-wir-sie-womoeglich-zerstoert.html
https://www.welt.de/wirtschaft/article192053871/Notre-Dame-So-teuer-war-der-Bauwahn-der-katholischen-Kirche.html?utm_source=pocket-newtab
Du hast ein Upvote von mir erhalten. Ich bin ein automatischer VotingBot und veröffentliche einmal am Tag einen Post in dem alle Votes zu finden sind.
Der @curationvoter wünscht Dir und deinen Lieben eine tolle Zeit.
Vorallem mit viel Sonne.
Passend dazu hab ich für euch wieder ein wenig musikalische Unterstützung.
Euer Curationvoter
Bis denne
Downvoting a post can decrease pending rewards and make it less visible. Common reasons:
Submit
wenigstens wurde zeitlos schön gebaut. Was heute mit billigem Geld hochgezogen wird, ist allenfalls Nutzbau in 30 Jahren.
Downvoting a post can decrease pending rewards and make it less visible. Common reasons:
Submit
Mag sein, aber wenn der Breakeven Jahrhunderte braucht, dann ist "zeitlos" verdammt teuer. Ist aber egal.... Wer es mit seinem eigenen Geld tut...
Posted using Partiko Android
Downvoting a post can decrease pending rewards and make it less visible. Common reasons:
Submit
hat die Kirche damals eigentlich den Staat/Fürst gebraucht um ihre Kollekte einzutreiben?
Downvoting a post can decrease pending rewards and make it less visible. Common reasons:
Submit
Hm... das kann ich nicht mit Sicherheit sagen.... Aber Staat und Kirche waren noch nicht getrennt... Es könnte also sein
Posted using Partiko Android
Downvoting a post can decrease pending rewards and make it less visible. Common reasons:
Submit
die bürgerlichen Bauten in Leipzig oder Fachwerk Städte wie zb in Celle können sich aber auch sehen lassen. Die kleinen Zwiebelkirchen in Bayern haben auch ihren Charme und Gottesfürchtigkeit kann man auch mit einem kleinen hölzernen Kreuz am Wegesrand symbolisieren.
Als durch Luther der direkte Zugang zur heiligen Schrift möglich war, musste die Kirche ohnehin ordentlich an Unique Selling Point einbüßen. (Obwohl danach ja anscheinend eine Enteignungsorgie stattfand. Denke auch ein Grund, warum 500 Jahre Luther von den deutschen Sozialisten abgefeiert wurde.)
Downvoting a post can decrease pending rewards and make it less visible. Common reasons:
Submit
Ich widerspreche der Äußerung, dass die Kirchen die Wissenschaften unterdrückt haben. Die Kirchen und Klöster waren während der "dunklen Zeit" (die Anführungsstriche, weil schon dieser Begriff heute weniger von der seriösen Geschichtsschreibung vermieden wird) die wichtigsten Wissenshüter. Die relative "Rückständigkeit" der allgemeinen Bevölkerung ist eher auf einen Zusammenbruch der generellen Infrastruktur zurückzuführen. Byzanz war ja auch ein sehr christliches Reich, versank jedoch nicht in eine Ära der Barbarei und Wissensvernichtung.
Bestimmte Lehren wurden unterdrückt, jedoch beschäftigte sich der Klerus eingehend mit den Wissenschaften. Selbst Galileo wurde vom Papst ermutigt, über das kopernikanische System zu publizieren, solange es in der Form einer Hypothese geschah. Das Ganze muss differenzierter betrachtet werden.
Das war jetzt viel Gemotze wegen eines kleineren Punktes dieses gelungenen Beitrages.
Downvoting a post can decrease pending rewards and make it less visible. Common reasons:
Submit
Danke... Jedoch sehe ich jedoch die heilige Inquisition als dunkel an... Gerade vor dem Hintergrund, das wir hier nicht von einer oder zwei Generationen Verirrung sprechen, sondern von gut 400 Jahren. ich mag mir gar nicht ausmalen wie viele unschuldige Menschen in der Zeit von der Kirche gefoltert und getötet worden sind.und in genau dieser Zeit fallen auch viele Forschungen von Kepler oder Galileo oder auch anderen Wissenschaftlern die der Kirche nicht passten und sie deshalb auch verfolgten. Gleichwohl weiß ich auch dass gerade in vielen Klöstern insbesondere naturheilverfahren gearbeitet worden ist bzw auch daran geforscht worden ist und das auch mit Erfolg. Allerdings wurden für die gleichen Forschungen zehntausende oder gar 100.000de Frauen auf dem scheiterhaufen verbrannt. allein das Potenzial was der Menschheit dadurch verloren gegangen ist, ist quasi unermesslich.
Posted using Partiko Android
Downvoting a post can decrease pending rewards and make it less visible. Common reasons:
Submit
Kannst du konkrete Zahlen nennen? Zum Beispiel die Spanische Inquisition in der Neuzeit hatte weniger Menschen umgebracht als die Anarchisten und Faschisten später. Zumeist ging es dabei um Konvertiten, nicht um die Wissenschaft. Allgemein ist es schwer, konkrete Zahlen darüber hinauszufinden, und vieles ist schlicht Propaganda. Lange Zeit glaubte ich auch, die Kirche hätte Galileo hingerichtet. Letztlich ist das nicht mehr als ein Meme.
Das ist ein schiefes Argument, es so klingen zu lassen, als wären Hexen, über die du wahrscheinlich sprichst, deswegen hingerichtet wurden, weil sie den Klöstern im Bereich der Naturheilverfahren Konkurrenz gemacht haben. Außerdem war die Hexenverfolgung vor allem ein neuzeitliches Phänomen - im Mittelalter ging es zumeist wieder nur um Häretiker - und es gab auch Widerstand aus der Kirche selbst. Die Hexenverfolgung fand auch auf protestantischem Boden statt und ich glaube - konnte allerdings so schnell nichts finden - dass die Protestanten mehr Hexen verbrannten. Wie gesagt, dafür würde ich nicht die Hand ins Feuer legen. Wikipedia sagt jedenfalls, dass die Spanische Inquisition die Hexenverfolgung eher verhindert hat.
Downvoting a post can decrease pending rewards and make it less visible. Common reasons:
Submit
Die Erbauung dieser Kathedralen hat zumindest zu einer gewissen Umverteilung von Kirche zu Handwerkern geführt.
Die Frage ist wo kam das Geld her. Hatte es die Kirche schon, oder wurde es über Kredit finanziert. Wenn über Kredit, dann bekam natürlich die Kirche den Vorzug vor anderen potentiellen Schuldnern, was andere Unternehmungen verhindert haben könnte.
Ich glaube aber, dass es damals nicht viele andere Unternehmungen gegeben hat, die eine Investition wert gewesen wären.
Ich sehe die Kathedralen ungefähr so wie die Luxusyachten heute.
Unnütz, aber sie bewirken einen Trickle-Down-Effekt.
Downvoting a post can decrease pending rewards and make it less visible. Common reasons:
Submit
Ich weiß auch nicht mit Sicherheit zu sagen, ob die Kirche ihre Bauten in bar finanziert hat oder über Kredit. Allerdings ist mir die Geschichte des Mönches Tetzlaff bekannt, der herumzog und Geld einsammelte für den Papst und er rief "sobald die Münze im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt". das hat wohl zu bedeuten dass dort Bares gesammelt worden ist, mit dem später auch der Petersdom errichtet wurde.
Posted using Partiko Android
Downvoting a post can decrease pending rewards and make it less visible. Common reasons:
Submit
Der Ablasshandel war ja auch eine gute Einnahmequelle.
Gibst ja heute auch wieder in Form von CO2 Steuer, EEG-Vergütung, Fair Trade, Dosenpfand, etc.
Downvoting a post can decrease pending rewards and make it less visible. Common reasons:
Submit
Fairerweise müssten wir fairtrade aus der Aufzählung herausnehmen denn der Aufschlag wird freiwillig gezahlt.
Posted using Partiko Android
Downvoting a post can decrease pending rewards and make it less visible. Common reasons:
Submit
Naja, der Ablasshandel war ja auch freiwillig.
Posted using Partiko iOS
Downvoting a post can decrease pending rewards and make it less visible. Common reasons:
Submit