Während Blockchain-Technologie das Vertrauensprinzip systemisch revolutioniert, bleiben dessen Finanzierungsmethoden über ICOs (Initial Coin Offerings) oft verdächtig intransparent.
Sie ist schon verrückt, die Krypto-Welt. Ein bekanntlich wesentliches Merkmal von Blockchain-Technologie ist Transparenz. Auch wenn immer mehr “Anonym”-chains auf den Markt drängen. Jede Transaktion wird in Echtzeit von dezentralen, zufällig ausgewählten Teilnehmern im Netzwerk geprüft und in einem Block unwideruflich gespeichert. Die Wege der Information oder des Geldverlaufs oder zumindest dessen Gültigkeit können so jederzeit nachvollzogen werden. Ein Prinzip, welches unsere Welt von Grund auf verändern kann, ersetzt es doch die Notwendigkeit unserer altbekannten verifizierenden Institutionen, wie beispielsweise Banken, Notare usw., die gegen entsprechendes Entgelt, die Rolle des vertrauensvollen Mittelsmann innehaben, der die Gültigkeit eines Austauschs bestätigt. Ähnliches gilt auch für Vereinbarungen. Intelligente Blockchains, wie z.B. Ethereum, sind in der Lage Verträge (Smart Contracts) zu speichern und selbsterfüllend abzuwicklen. Die meisten ICOs beruhen auf solchen gescripteten Verträgen. Der Investor sendet Geld an eine Adresse und geht damit eine Vereinbarung in Form eines Smart Contracts ein, die zumeist einen Austausch in Unternehmensanteile oder Token beinhaltet. Punkt! War das alles…? Ja, leider!
Findigen Investoren wird an dieser Stelle nun einfallen, welch Möglichkeiten ein Smart Contract im Zusammenhang mit ICOs noch so bieten könnte. Zum Beispiel zur Sicherung des eigenen Investments. So könnten entsprechende Mechanismen dafür sorgen, dass die, durch das ICO gesammelten Geldmittel, sichere und zweckgebundene Verwendung finden, sodass von einer Roadmap und dem Whitepaper am Ende mehr übrig bleibt, als lediglich ein Erfüllungsversprechen. Immerhin fließt oft eine Menge Geld in verschiedene Projekte, eben weil man darauf vertrauen möchte, dass die Initiatoren und Vertragspartner sich als Gegenleistung, an das Versprechen der Umsetzung ihres Konzepts halten werden.
Doch weit gefehlt. Geht es um Initial Coin Offerings, herrschen in dieser hochtechnischen Welt einzigartig neuer Möglichkeiten, noch rudimentärste Zustände. Teils sehr ambitionierte Projekte werden zwar aufwendig und intensiv, in hübscher Aufmachung über diverse Informationskanäle, beworben. Der Investitionsvertrag bleibt jedoch zumeist ein simpler “Du-gibst-mir-Geld-und-ich-geb-Dir-Token”-Vertrag mit oft noch sehr fragwürdiger Verteillogik. Zurück bleibt der Investor oder Spekulant, der danach nichts anderes in der Hand hält als ein paar neue “Münzen”, bunte Konzeptpapiere aus dem Netz und die Hoffnung, dass das Enwicklerteam die Umsetzung ihres komplexen Vorhabens besser hinbekommt, als den einfach gestrickten Token-Vertrag.
Es könnte der Eindruck entstehen, das Interesse und die Priorität so mancher Projekte läge in erster Linie in der Kryptowährungsproduktion und damit verbundener Spekulation, als in der ernsthaften Abwicklung der Entwicklungsvorhaben.
Selbstverständlich benötigt es zur Umsetzung Kapital. Selbstverständlich soll das Entwicklerteam für ihre Aufwände einen ansehnlichen Unternehmensanteil für sich behalten dürfen.
Nichtsdestotrotz bleibt oft die Frage der Angemessenheit des Verhältnisses der zurückbehaltenen Coins, gemessen am Gesamtvolumen. Vor allem aber drängt sich die Frage auf, warum die Ausschüttung der investierten Mittel nicht intelligent, und wie in der “Realwirtschaft” auch durchaus üblich, am Projektfortschritt gemessen, erfolgt. Das PoC-Modell (Percentage of Completition – Bezahlung gemäß Fertigstellungsgrad) ist eines der ältesten Systeme der Wirtschaft, zur Sicherstellung von Vertragserfüllungen. Für Unternehmer, die sich mit ihren Konzepten in entwicklungstechnisches Neuland begeben wollen, sollte es doch ein Leichtes sein, einen entsprechenden Smart-Contract aufzusetzen. Das würde das Vertrauen der Investoren erheblich steigern und die Unternehmer stets motivieren, ihre Entwicklungen termin- und qualitätsgerecht voran zu treiben.
Dies wäre ein wichtiger Schritt zu mehr Transparenz, der letztlich die Spreu vom Weizen trennen würde, Betrug oder ICO Überschwemmungen eindämmen und auf realistische und konkrete Vorhaben reduzieren könnte. Ein Schritt, der den Unternehmungen mehr Investorensicherheit und Seriosität geben würde. Umgesetzt mit smarten, selbsterfüllenden Verträgen, die einer Technologie, wie Blockchain auch würdig wären.
Ein ähnlicher Vorschlag in diese Richtung kam nun vom Ethereum- Erfinder, Vitalik Buterin. Seine Idee soll eine sofortige Geldbeschaffung bei Projekten verhindern, bei denen die Chancen, ein Produkt pünktlich oder überhaupt nicht liefern zu können, gering sind. Empfehlen würde er dabei ein so genanntes DAICO- System (Decentralized Autonomous Initial Coin Offering – System):
“Ein DAICO-Vertrag wird von einem Entwicklungsteam veröffentlicht, das Mittel für ein Projekt sammeln möchte. Der DAICO-Vertrag beginnt im “Contribution-Modus” und spezifiziert einen Mechanismus, mit dem jeder die ETH zum Vertrag beitragen und Token im Austausch erhalten kann.”
“Dies kann ein gedeckelter Verkauf, ein Verkauf ohne Deckel, eine holländische Auktion, ein interaktives Münzangebot, ein KYC-Verkauf mit dynamischen Pro-Kopf-Caps oder auch ein anderer Mechanismus sein, den das Team wählt. Wenn die Teilnahmemöglichkeit endet, und die ersten Token-Salden gesetzt werden, können die Token handelbar werden”
Darüber hinaus würden die DAICOs einen Mechanismus zur Kontrolle der Ausgaben, in den verschiedenen Phasen des Projekts, aus dem ICO-Fund, beinhalten.
Ein wünschenswerter Schritt, der den ICOs in der Kryptowelt wieder ein professionelleres Anlitz verpassen könnte und spekulative Blockchain-Projekte zu seriösen Investitionsprojekten werden ließe.
Nebenbei… Gänzlich anders haben das die Initiatoren des, nicht wenig ambitionierten Projekts, Polkadot, gehandhabt. Deren Token wurde erst gar nicht zur Spekulation freigegeben. Ein “Coin” wird dort erst nach Fertigstellung des Produkts zur Verfügung stehen.
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