Kenneth Rogoff: Minuszinsen und Bargeldverbot

in deutsch •  8 years ago 

Kenneth Rogoff, lt. Wikipedia ein "Ökonom mit einer marktfreundlichen Denkrichtung", landete diese Woche wiedermal in den Schlagzeilen. 

In der WELT wird er wie folgt zitiert:

„Eines Tages werden wir eine neue schwere Finanzkrise bekommen, und dann könnten wir negative Zinsen von minus sechs oder minus fünf Prozent brauchen, um schnell aus der Krise zu kommen“ 

https://www.welt.de/wirtschaft/article158217156/Star-Oekonom-fuer-Minuszinsen-von-bis-zu-sechs-Prozent.html

Ich weiss nicht, von welchen Zinsen Rogoff da spricht. Normalerweise müsste es um die sogenannte "Feds Fund Rate" gehen, also den offiziellen "Leitzins" der US-Notenbank FED. Es ist nicht unumstritten, ob die FED da wirklich steuert oder ob sie eher dem Markt folgt, aber die Öffentlichkeit glaubt (!), dass die FED das alles steuern kann und damit tut sie es gewissermaßen auch. In 15 bis 20 Jahren könnte es jedenfalls soweit sein, so Rogoff, dass derart negative Zinsen von Nöten sein werden.

Von Alex1011 - Eigenes Werk, CC-BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=41424221

Zum Thema Bargeld stellt der Starökonom folgendes fest:

"Es bringt nicht viel, nur den 500er abzuschaffen, solange es noch 100er und 200er gibt. Beide Scheine müssen als Nächstes gehen" Der 10er sollte für kleinere Ausgaben beibehalten werden, der 20er möglicherweise auch und Münzen ohnehin. 

Zu diesem Thema empfehle ich eine ausgezeichnete 3Sat Doku mit dem Titel "Bye-bye Bargeld", in der sowohl Herr Rogoff, also auch Bitcoin und die Blockchain-Technologie vorgestellt werden.

Rogoff ist ein sehr sympathischer, höflicher und nachdenklicher "Wissenschaftler" und ich bezweifle, dass er finstere Hintergedanken hat und uns in einen totalitären Überwachungsstaat führen will. Das wird eher ein unerwünschter Kollateralschaden sein, mit dem natürlich niemand nie nicht rechnen konnte. Er ist nämlich der klassische "Gekaufte Ökonom" im Sinne Ludwig von Mises:

Die Entwicklung der Ökonomie zum Beruf ist ein Ergebnis des Interventionismus. Der professionelle Ökonom ist der Experte, der sich die diversen staatlichen Eingriffe in die Wirtschaft ausdenkt. Er ist ein Experte auf dem Gebiet der die Wirtschaft betreffenden Gesetzgebung, die heutzutage unweigerlich zum Ziel hat, den freien Markt einzuschränken. 

http://www.misesde.org/?p=13739

Es ist bezeichnend, dass jemand wie Rogoff schon als "marktfreundlich" gilt. Das Spektrum an erlaubten und diskutablen Meinungen ist in der Ökonomie so eng wie in der Politik. Es geht nur noch um das Ausmaß und die Richtung der Intervention, die selber aber überhaupt nicht mehr hinterfragt wird. Und wenn die ganze Planerei wieder im Desaster endet, wird's wieder der böse Markt und der verfluchte Kapitalismus gewesen sein. 

Und die Lösung wird wie immer lauten: noch mehr Intervention.

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ich habe genau aus diesem Grund vor 3 Jahren angefangen Cyrpto zu kaufen...

Dann hat sein Gebrabbel ja doch etwas Gutes gehabt :D

Ja, die "gekauften" Ökonomen sind leider ziemlicher Irrsinn. Ich hab das damals quasi live miterlebt zum Höhepunkt der Krise.

Börsen/Wirtschaft crasht, Politik ist verzweifelt und hat keinen Plan. Die Expertenteams die in Arbeitsgruppen als Berater für die Politik im Sinne des Interventionismus zuständig sind, bestehen mit Glück zu 50% aus tatsächlichen "Experten" die mit gewöhnlichen Problemen innerhalb ihrer interventionistischen Scheuklappen halbwegs umgehen können, der Rest aus Idioten die aus politischen Gründen und Postenbeschaffung dort drinsitzen. Das ist in "normalen" Marktzeiten vielleicht Geldverschwendung aber machbar. In Krisenzeiten geraten die auch in Panik und rufen halt die "echten Experten", sprich ihre interventionistische Schule vertretenden Doktorväter oder Topmanager von Banken und Co an. Weil "man kennt sich ja und weiß aus seiner Studienzeit, daß die besser sind als man selber und mehr Ahnung vom interventionistischer Theorie haben..."
Die "echten Experten" sind halt auch nur Experten innerhalb ihres Fachgebietes und zittern um ihre Jobs oder hoch dotierten Forschungsaufträge. Die hauptsächlich deswegen vorhanden sind weil Wirtschaft, Forschung und Politik interventionistische Theorien über Jahrzehnte gepusht haben, wodurch sie also auch in denselben Scheuklappen gefangen sind, verstehen aber wenigstens das Fach selber etwas tiefgreifender und besser. Sie geben Rückmeldung im Sinne ihres Fachschwerpunktes an die Arbeitsgruppe die sich bestätigt fühlt in ihrem Denken und an die Politik herantritt die das Gefühl hat nun alles getan zu haben und die perfekte Antwort aus dem Hut gezaubert zu haben... Noch mehr tiefergehender Interventionismus, noch mehr Geld für die Forschung, Wirtschaft und politische Arbeitsgruppen um die Probleme im interventionistischen Sinne noch viel, viel tiefer und genauer zu erforschen.
Und keiner kommt auf die Idee, daß das Problem vielleicht hausgemacht sein könnte.

Ich wußte nicht ob ich lachen oder weinen soll, als ich das damals beobachtet habe. Auf meine Hinweise es gäbe da noch andere Ideen und Experten anderer Richtungen, hat man mich lediglich seltsam angeschaut.
Die Meisten wußten nicht wovon ich überhaupt rede (an der Uni hörst Du halt nur Mainstream an den großen Instituten wo man sich engagiert, natürlich um nen tollen Posten zu bekommen oder sonstwo Karriere zu machen), der Rest war der Meinung: "Wären diese Theorien oder Experten so super, hätten sie ja größere Forschungsinstitute oder renommiertere Posten in Politik und Wirtschaft."

Kopf => Tischplatte

Immerhin, spätestens an dem Punkt war mir klar, daß das Ding in absehbarer Zeit gegen die Wand fahren wird... Wundert mich es, daß sies überhaupt solange irgendwie über Wasser halten können.

Danke für den Post!

Rogoff ist einer der bekanntesten sogenannten Ökonomen, die die Abschaffung des Bargeldes seit längerem thematisieren. Das Vorgehen scheint mir typisch, etwas wird in den Raum gestellt, die Vorzüge der Konformität damit - in diesem Fall das bargeldlose Leben - werden angepriesen, bis der Boden zur Umsetzung bereit ist. Negativzinsen wurden jetzt auch eingeführt, ohne darauf einzugehen, dass ein negativer Zinssatz in traditioneller Logik eigentlich etwas absurdes ist.

Beim Geld gibt es aber ein Paar Probleme, weil die Menschen, die sparen wollen, erstens knallhartes, stabiles Geld wollen. Andererseits ist das Geldsystem mit Rekordschulden und gleichzeitig rekordniedrigen Zinsen eigentlich vollkommen am Ende. Da es sehr viel zu verlieren gibt, wird daran wie es scheint koste es was es wolle festgehalten.

Da das bargeldlose Leben eine erneute Ermächtigung des Kartells aus Banken und Staaten. Die persönliche Freiheit und die Privatsphäre werden massiv eingeschränkt. Die Möglichkeiten, auf dieser Grundlage eine regelrechte Tyrannei aufzubauen, scheinen sehr gross zu sein.

Aus diesem Grund unterstelle ich jedem, der ein bargeldloses Zeitalter fordert oder begrüsst, mindestens latent dazu bereit zu sein, Tyrannei zu akzeptieren. Oder er ist selber gerne Tyrann. Dies sage ich, obwohl im Artikel Rogoff als sympathischer und höflicher Mensch bezeichnet wird, vielleicht ist er ja ein Gutmensch... Rogoff als Professor für Ökonomie an einer sehr renommierten Hochschule könnte sich, falls er eine finstere Seite hat, ausrechnen, in Zukunft selber aufseiten der Tyrannen stehen zu können und nicht auf der Seite der Unterdrückten, respektive der nützlichen idioten, die willfährige Erfüllungsgehilfen waren.

Rogoff als marktnahe zu bezeichnen, sehe ich auch nicht besonders begründet. Seine Biographie enthält nur Positionen bei Staat als Professor und Kartellorganisationen der Finanzindustrie wie dem Board of Governors der Fed und des IWF [1]. Dazu ist er in globalistischen Organisationen, u.a. als Senior Fellow beim CFR, als Member der Trilateralen Kommission usw [2]. Seine Frau, die TV-Serienproduzentin Natasha Lance Rogoff ist auch beim CFR dabei. Kriegführung in eng begrenzten bis geschlossenen Systemen dürfte er als Schach-Grossmeister drauf haben, offene Systeme wie eine Marktwirtschaft sind aber ungleich, sprich um Welten komplexer als ein Schachbrett.

Bei mises.org gibt es einen einigermassen aktuellen Artikel über Rogoff und dessen Kriegserklärung an das Bargeld [3,4], allerdings nur in Englisch.

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Kenneth_S._Rogoff
[2] http://scholar.harvard.edu/files/rogoff/files/cv_rogoff_071216.pdf
[3] https://mises.org/blog/former-imf-economist-declares-war-cash
[4] https://mises.org/search/site/rogoff

Ich bin erst wenige Tage hier auf steemit. Und schon bin ich auf Gleichgesinnte gestoßen, die man im Mailstream und bei denen, die dem Mainstream folgen, meist vergelblich suchen wird. Da kommt echt große Freude bei mir auf.

Diese "Marktexperten" sind genau in die gleiche Kategorie wie Terrorexperten einzuordnen, das einzige was diese Marionetten können ist sich neue Lügen auszudenken und diese in noch Haltlosere Argumente zu verpacken, um uns das letzte Stück Freiheit auch noch zu rauben.

Wenn sie wenigstens "lügen" würden, bestünde ja noch Hoffnung...Leute wie Rogoff glauben das aber alles. Die "lügen" nicht.

Wir zahlen die Zeche für die Bankster und rutschen nebenbei in die totale Kontrolle. Das ist super praktisch für die Sklavenhalter und das wird vermutlich nicht erst in 15- 20 Jahren passieren sondern viel früher wenn wir nicht alle ganz schnell aufwachen. Mann oh mann, haben die uns mit dem Euro und dem EU- Quatsch gefilmt.

Sehr guter Artikel, Danke!