RE: Happy Birthday Friedrich A. Hayek!

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Happy Birthday Friedrich A. Hayek!

in deutsch •  7 years ago  (edited)

Mir ist das glaub' ich tatsächlich ein eigener Post wert, da ich das chilenische Kapitel von Hayek durchaus sehr kritisch sehe. Allerdings sollte die Kritik fair sein. Chiles Pinochet und die UDSSR haben aus meiner Sicht nach ethischen Gesichtspunkten (und einfach nach Body Count und zahlreichen anderen nackten Fakten) in ganz anderen Ligen gespielt. Ferner möchte ich anmerken, dass es keine Kommunisten, Marxisten und eigentlich garkeine sozialistisch motivierten Interventionisten jedweder Couleur geben dürfte, wenn die UDSSR auch nur irgendwem ernsthaft als Mahnmal dienen würde. Siehe den 200. Marx-Geburtstag. Man kann Hayek oder dem Liberalismus z.B. den Putsch, die CIA etc nicht in dem Maße vorwerfen, wie Marx den realexistierenden Sozialismus oder den Stalinismus in der UDSSR. Hayek hat das stocknüchtern und emotionslos betrachet, ausnahmsweise übrigens mit einer kollektivistischen - also auf die Gruppe statt das Individuum fokussierte Brille als Ökonom gesehen. Und er hat - wenn man denn wirklich versteht wie er es meint - ja nicht Unrecht, wenn er sagt, dass ein liberaler Diktator einer illiberalen (Massen-)Demokratie vorzuziehen sei.

Zur Umverteilung: Sind wir uns denn wenigstens einig, dass es fundamental wichtiger ist, dass allergrößte Sorge getragen wird, dass es überhaupt etwas zu verteilen gibt? Also wenn man denn schon diesen kollektivistischen Big Brother, den imaginierten Träger des Gewaltmonopols als ur-notwendig betrachtet, wie Hayek es leider ja getan hat.
Ich glaube nämlich durchaus, dass selbst Nettostaatsprofiteure (ich bezweifle die 90% massiv an) einsehen könnten, dass es deutlich mehr - freiwillig und dezentral - zu verteilen gäbe, wenn der zentrale Verteilungsapparat massiv verschlankt wird (siehe z.B. die Schweiz, für ein sehr moderat liberales Beispiel).

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  ·  7 years ago (edited)

Wenn du tatsächlich body counting betreiben willst, müsstest du natürlich Tote pro Jahr und auf die Bevölkerungszahl bezogen rechnen. Ich will das echt nicht zynisch durchrechnen müssen, aber ich denke schon, dass man auf ähnliche Zahlen für Pinochets Ära und diverse kommunistische Systeme kommt (Stalin und Pol Pot mal ausgenommen, die spielen wohl tatsächlich eher in der Hitler-Liga). Ich denke schon, dass vielen heutigen Sozialisten die UdSSR insofern ein Mahnmal ist, als sie nicht mehr die Abschaffung der demokratischen Kontrolle über ihr Tun fordern, was sie von den Realsozialisten des 20. Jahrhunderts unterscheidet.
Ich finde, dass ein "liberaler Diktator" ein Widerspruch in sich ist, den Hayek wohl erfunden hat, um sich des demokratischen Dilemmas (dem Volk die Macht zugestehen, die liberalen Befugnisse wieder zu wiederrufen) zu entziehen. Hat real (Pinochet) nicht funktioniert, weil Macht einen liberalen Diktator genauso korrumpiert wie einen kommunistischen. Konzentriert man so viel Macht in nur einer Hand, endet das eigentlich immer im Totalitarismus.
Gegen eine Verschlankung des Staates (an Stellen die Sinn machen) habe ich übrigens absolut nichts einzuwenden. ;-)

  ·  7 years ago (edited)

Zum Bodycount: Stalin allein, war - wie Du schon sagst - Hitler-Liga. Die UDSSR ging von 1922 bis 1991.
Die heutigen Sozialisten bzw. Sozialdemokraten kennen aber immernoch keine Grenzen und wählen Dinge, die man früher nur Diktatoren zugetraut hat. Es ist eine Art Kuschelsozialismus (oder nackter Klientelismus, was Du ja auch geschrieben hast, i.S. Nettostaatsprofiteure), weil "das Volk" sich selbst zuliebe unfrei wählt (50 Shades of Kollektivismus und Interventionismus halt...).

Natürlich klingt "liberaler Dikator" erstmal wie ein Widerspruch in sich, aber stell Dir z.B. einfach einen König vor, der wirtschaftlich liberal ist, also eigentlich erstmal nur oberster Polizist und Richter und Verteidiger nach außen. Die Frage wäre, ob der wirklich z.B. sowas wie "Hate Speech" Gesetze gegen Anti-Monarchisten erlassen würde, wie es "das Volk" im Moment ja (angeblich, da wird viel aus Stockholm Syndrom heraus rationalisiert) tut.

  ·  7 years ago (edited)

PS: Anders ausgedrückt: Dadurch, dass sich (leider nicht nur) Sozialdemokraten so sehr auf das Mehrheitsprinzip, statt Prinzipien der Freiheit des Individuums verlassen, lassen wir z.B. Abgabequoten "im Namen des Volkes" zu, die für frühere Alleinherrscher zur Guilotine geführt hätten. Und aus nackten Überlebensgründen - mit der emotionalen Kühle und Rationalität des Ökonomen gesprochen - ist wirtschaftliche Freiheit sehr viel wichtiger als die "politische" (solange z.B. die Meinungsfreiheit, die eng mit der wirschaftlichen verbunden ist), also Abwehrechte, nicht Privilegien auf Kosten anderer), nicht unterbunden wird.

ich bin - wie zu erwarten - schwer anderer Meinung. Egal, war wieder sehr interessant, bis zum nächsten Mal. ;-)

Ich erwarte naiverweise eigentlich, dass ich meine Meinung so begründet habe, dass Du Deine ändern könntest, aber da haben wir vermutlich etwas gemeinsam ;-) Danke für den interessanten Dialog!

Ich glaube wir gehören beide eher zu denen, die sich ihre Meinung durch exzessives Denken gebildet haben. Umso schwerer ist es, sie von außen zu ändern. ;-)

Zum Bodycount: Stalin allein, war - wie Du schon sagst - Hitler-Liga. Die UDSSR ging von 1922 bis 1991.
Die heutigen Sozialisten bzw. Sozialdemokraten kennen aber immernoch keine Grenzen und wählen Dinge, die man früher nur Diktatoren zugetraut hat. Es ist eine Art Kuschelsozialismus (oder nackter Klientelismus, was Du ja auch geschrieben hast, i.S. Nettostaatsprofiteure).

Natürlich klingt "liberaler Dikator" erstmal wie ein Widerspruch in sich, aber stell Dir z.B. einfach einen König vor, der wirtschaftlich liberal ist, also eigentlich erstmal nur oberster Polizist und Richter und Verteidiger nach außen. Die Frage wäre, ob der wirklich z.B. sowas wie "Hate Speech" Gesetze gegen Anti-Monarchisten erlassen würde, wie es "das Volk" im Moment ja (angeblich, da wird viel aus Stockholm Syndrom heraus rationalisiert) tut.

hab den vorherigen Beitrag von dir 'mal kommentiert.