„Dieses Weinen ist ja wie ein Abstieg oder man kann es wie einen Abstieg in die untersten, tiefsten, dunklen Reiche – in die inneren Höllen – in uns, erleben. Und diesen Abstieg, den braucht es, bevor das wahre Licht – das Licht, das keine Schatten wirft; das Licht, das unvergänglich ist – in uns aufgehen kann.
In der Bibel heißt es an dieser Stelle, als ein Mensch das so erfahren hat: ‚Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?‘ Ich erlebe mich jenseits von Hölle oder Tod. In dem Bewusstsein meines ICH BIN, meiner eigenen Unvergänglichkeit, gibt es weder Anfang noch Ende. Ich erkenne und sehe, dass die gesamte Formenwelt – nicht nur ein geliebter Hund, nicht nur ein uns nahestehender Mensch – diesem Gesetz unterliegt.
Alles, was hier einen Anfang hat, hat früher oder später ein Ende. Meistens wird das von den Menschen verdrängt, die Menschen lenken sich ab, um dieser Tatsache nur nicht zu begegnen. Dann erwischt es Menschen kalt, wenn sie ‚notgedrungen‘ doch mit der Vergänglichkeit der Formen konfrontiert werden.
Wohl denen, die sich – in freiwilliger Intensität und rechtzeitig – dieser Tatsache öffnen und sich davon erschüttern lassen. Denn gerade dadurch – im Bewusstsein der Vergänglichkeit – wird das Jetzt, wird das, was da ist und die Kostbarkeit dieses Momentes umso schöner, umso strahlender, umso wertvoller, umso kostbarer.
Solange das noch verdrängt wird, wird das Vergängliche nur rauschhaft und oberflächlich erlebt. Aber in der Gewissheit der Vergänglichkeit und der Endlichkeit bekommt es eine neue Tiefe und wir vergeuden keine wertvolle Zeit.“
Gerd Bodhi Ziegler, Vision der Freude 2022
aus der Herzsitzarbeit
(geteilt von Timo, Bild: Brigitte Werner)