„Aus meiner Sicht ist das immer das Erste: Noch tiefer gehen… mit dem, was weh tut. Den Schmerz in dir, in deinem Körper aufzusuchen, hinein zu atmen und dieser Intensität, die weh tut, so grenzenlos wie möglich Raum zu geben.
Das Zweite könnte sein, die Person zu fragen: Bist du bereit zu hören, wie es mir gerade geht, was ich gerade erlebe, was mir weh tut? Erstmal fragen: Bist du bereit? Wenn die Person damit überfordert ist, dann ist das noch nicht der richtige Moment, dann darfst du erstmal noch tiefer gehen.
Wenn ein Boden echter Liebe zwischen euch da ist, wird er/sie bereit sein. Sollte er/sie chronisch nicht dafür bereit sein, ist vielleicht eine Anziehung oder eine Projektion zwischen euch, aber noch keine Liebe. Dann solltest du die Liebe nicht dort suchen, wo du sie nicht finden kannst.
Nachdem wir mit uns tief gegangen sind, könnte ein weiterer Schritt sein, dass wir uns dem anderen in unserer eigenen Verletzlichkeit zeigen. Der andere verletzt uns nie! Er löst nur die Wunden, die wir bereits in uns tragen, aus. Das zu erkennen, ist ebenfalls wichtig. Dann gibt es keine Vorwürfe. Wie kannst du dich nur so verhalten? Wie wenig bist du für mich da? Diese ganzen Vorwürfe und Anklagen fallen weg.
Wir zeigen uns in unserer Verletzlichkeit… ohne den anderen verändern zu wollen, ohne etwas in Beziehung zu bringen, ohne Erwartungen und ohne Ansprüche an den anderen. Das ist wiederum unser Lernen.
Wie immer es sich dann weiterbewegt. Es braucht immer wieder die Zeiten, mit uns zu SEIN. Uns selbst zu fühlen. Uns selbst zu begegnen. Und dann wieder der Impuls: Mit dem, was wir in uns erlebt haben, uns dem geliebten Menschen anzuvertrauen.“
Gerd Bodhi Ziegler, Centro 2023
Aus der Herzsitzarbeit
(geteilt von Timo, Bild: Pixabay/ ulleo)